Die Sprache ist das Licht der Welt

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hans georg gadamer

„Immer geht ein Meinen, ein Intendieren über das hinaus, an dem vorbei, was wirklich in Sprache, in Worte gefaßt den anderen erreicht. Ein ungestilltes Verlangen nach dem treffenden Wort – das ist es wohl, was das eigentliche Leben und Wesen der Sprache ausmacht.“

‚…Ein ungestilltes Verlangen nach dem treffenden Wort – das ist es wohl, was das eigentliche Leben und Wesen der Sprache ausmacht.’
immer geht mit diesem verlangen einher, das, was ich meine, möge die/den anderen mit meinen worten erreichen. erreichen in dem sinne, dass man mich versteht im tiefsten grund. dass das nicht geht, im ansatz unmöglich ist, ist gegenwärtig. die ‚gründe’, auf die es fällt, sind verschieden tief oder auch flach, so dass es sich nur über etwas legen oder eben in die tiefe sinken kann. die bemühungen und das hoffen, ein gespräch solle etwas bewirken, bleibt dennoch nicht aus. es ist schon selten genug, dass diese mühen des verstehens gemacht werden. aneinander vorbei reden ist das allgemein übliche, wo reflektierendes sprechen eine chance der annäherung bringen könnte.

vilem flusser sieht es klar und deutlich, vielleicht für manche zu krass:
‚die menschliche kommunikation ist ein kunstgriff, dessen absicht es ist,uns die brutale sinnlosigkeit eines zum tode verurteilten lebens vergessen zu lassen.’
zu kunstgriffen greifen wir nicht nur in der sprache, um zu vergessen, dass wir ‚zum tode verurteilt’ sind, wie er es nennt. anders benannt könnte es auch der griff zu kreativen mitteln sein, das eigene leben mit sprache zu gestalten, um verständlich zu machen und um diese nicht wegzuleugnende tatsache nicht ständig vor augen zu haben, und dadurch andauernd der endstimmung zu verfallen.
es liesse sich stundenlang über die ‚brutale sinnlosigkeit eines zum tode verurteilten lebens’ diskutieren, darüber, ob das leben schon deshalb ‚sinnlos’ ist, weil wir unserem ende entgegen leben. da fällt mir ein – vielleicht ist leben tod und sterben leben. wer weiss das?! diese tatsache vergessen zu lassen durch reden ist ein trügerisches verfahren und bringt nicht wirklichen gewinn.
reden ist gut, reden ist wichtig. ich rede selten, aber wenn, dann gerne. manchmal, wie mir der schnabel gewachsen ist und oft mit dem versuch, etwas bedeutungsvolles hineinzugeben. aber was ist schon bedeutungsvoll und für wen? ich kann nur von mir aus gehen. der ausgangspunkt ist klar….