zeitlebens…

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zeitlebens läuft es neben dir her – dein schicksal. vielleicht auch mal vor oder hinter dir, aber zeitlebens, also, solange du lebst.
es ist unbeeinflussbar, auch wenn du ihm manchmal zurufst, tu dies, tu das.
es hat seinen eigenen, unerklärbaren kopf. sein eigensinn ist unübertreffbar.
seine egozentrik nicht zu verstehen und seinem zickzackkurs ist nicht nachzukommen. und dann…
dann wirft es sich plötzlich und dir vor die füsse, breitet einen teppich aus, so grün wie gras, so rot wie blut, so weiss wie die unbefleckte empfängnis marieens, und du denkst noch, es fehlt das blau und dass nun alles besser wird. du betrittst den teppich, obwohl es keinen grund für sein vorhandensein gibt, willst dich darin einwickeln und im sicheren dünken, da verbrennen dir fast die füsse, so schnell hat das schicksal diesen wunderteppich wieder weggerissen.
da liegst du nun, ohne teppich, auf dem blanken boden, denkst, dass du geträumt hast. aber nein, der boden unter dir ist und bleibt kalt. du möchtest heulen, da rennt es schon wieder vor dir her, dein schicksal und du musst dich sputen, dass du ihm nachkommst.. hast keine zeit zu fragen, was das soll und im längeren hinterherlaufen vergisst du die frage wieder. manchmal hast du das empfinden, dass dein schicksal es gut mit dir meint.. das bist du dann sogar bereit laut zu sagen. es folgt eine reihe von wohlfühltagen, bis dann dein körper etwas anderes wahrnimmt. erst meinst du, das wetter ist umgeschlagen und siehst aus dem fenster, wie der himmel sich zuzieht.. in der tat ist die stimmung bei der einen wetterfühliger als bei der anderen. doch dann scheint die sonne wieder und deine stimmung nicht. bis du auf die idee kommst, dass das schicksal zuständig ist, läuft dieses längst wieder vor dir her.
du siehst es zornig an und fluchst, warum immer ich und nie die anderen. aber es weiss nicht, was du meinst. völlig verständnislos schaut es auf deine verzweiflung. du bist geneigt, es nicht verantwortlich zu machen für das, wie es dir geht, ziehst deine wanderschuhe an und steigst in die berge. das war es doch. und du steigst und steigst auf den wegen. einen moment nur zweifelst du, als du strauchelst und vermutest, es könne dir gefolgt sein, dein schicksal.
du greifst hinter dich, willst es ins tal schleudern, aber da ist nichts. einfach nichts.