eichhörnchen um halb neun

es kam um halb neun – mein schwarzes eichhorn.
das war vor vier wochen.
jetzt kommt es um halb acht.
es scheint eine innere uhr zu haben,
die ihm die nun längerwerdenden tage anzeigt.
so hell wie jetzt um halb acht
war es vor ungefähr vier wochen erst um halb neun.
ihr habt es sicher auch schon festgestellt,
dass es jetzt heller ist, wenn ihr in die schule geht.

also, mein eichhörnchen, das schwarze,
entdecke ich aus meinem küchenfenster.
alles ist tief verschneit. die bäume tragen eine
schwere last mit dem vielen schnee.
mein eichhorn schwingt sich – hüpfen kann ich nicht sagen,
es ist viel eleganter – also es schwingt sich von ast zu ast.
ich habe angst, dass es mit einem grossen schneeballen
herunterrutschen könnte. aber es ist so geschickt,
dass das nicht passiert. jedenfalls habe ich das noch nicht beobachten können.
was es da wohl findet auf den bäumen. vielleicht frisst es die jungen triebe des hasel. vielleicht hat es im herbst einen vorrat angelegt.
wenn es sich auf der erde bewegt, läuft es im schnee eine spur.
es scheint jeden tag dieselbe spur abzusuchen.
ich hoffe, dass es etwas findet.
ich habe einen sack mit hasel- und wallnüssen,
die werde ich ihm in die spur legen, damit es nicht
umsonst suchen muss.
jeden morgen warte ich auf mein eichhörnchen.
da es aber pünktlicher ist als ich, verpassen wir uns schon mal.
wenn ich es sehe, bleibe ich ganz ruhig, damit es sich
nicht erschrickt und davonläuft. meistens verschwindet es
auf einer dicken kiefer. manchmal äugt es aber auch noch
einmal um den baum herum, so, als wollte es schauen,
ob ich verschwunden bin. vielleicht will es mir aber auch
sagen: ‚ich komme wieder’.
jeden tag machen wir das gleiche spiel. es versteckt sich und
ich erstarre ganz. einen blick werfen wir uns zu, wenn wir uns
begegnen. ein blick von einem eichhörnchen – das ist für
mich etwas ganz besonderes. dieser blick, so scheint mir, wird immer vertrauter.