schöne tage…

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Alles in der Welt lässt sich ertragen, nur nicht eine Reihe von schönen Tagen.’ goethe

heute morgen wars, als zum xtenmal pünktlich um 8 uhr 40 die sonne aufging und der himmel sich anschickte, sein strahleblau zu entfalten. helena sagte, man bekommt dann so einen druck, hinausgehen zu müssen. ihr wird der druck genommen, sie muss arbeiten gehen. ich dagegen sitze hier an meinem pc mit diesem ‚druck’ auf meinen schultern und kater ist auch unruhig, als wolle er sagen, nun mach mir aber die tür auf. dabei ist er ein stubenkater. ich leiste ihm gesellschaft.
hinausgehen können und es nicht tun hat schon etwas drückendes. es vermischt sich mit schlechtem gewissen, so, als wenn ich die tage nicht nutze – die tage, die gezählt sein könnten, mit zunehmendem alter habe ich immer häufiger diesen gedanken und male mir aus, was ich tun würde, wenn ich wüsste, dass ich nur noch eine begrenzte zeit zur verfügung habe. das reicht dann vom ‚umdieweltreisen’, wozu ich gar kein geld habe, bis zum hier hocken und es geschehen lassen. nichts meiner taten würde mein leben noch bereichern. es ist die summe der eindrücke und der reisen, die ich nie gemacht habe. ich bilde mir ein, ich muss nirgends hin. es ist alles in mir. reisen ist ablenken, meistens für eine kurze zeit. es ist sicher mehr – ich will es nur nicht hervorheben…
mir ist es ein hochgenuss, wenn an solchen ‚schönen tagen’ die gedanken fliegen. das heisst, dass ich an den pc und nicht hinaus gehe. also, schlechtes gewissen. ich versuche mich zu beruhigen, dass das schreiben gleichwertig ist, ebenso seine berechtigung hat, wie putzen z. B. in der wohnung über mir wird geräumt und geputzt und das in regelmässigen abständen. mit dem putzen hatte ich es noch nie. die zeit scheint mir sinnvoller nutzbar, und wenn ich einfach nur sitze und garnichts tue. fauler pelz – naja, ein fauler pelz ist mir lieber als geschundene hände, obwohl ja heute kaum noch jemand mit den händen wischt. apparate, überalll apparate, die das erledigen. schon der staubsauger macht geräusche, die meine nerven unaushaltbar attakieren. und auf meine nerven muss ich aufpassen, die ersetzt mir so schnell niemand. die sind ja nicht wie ein putzmittel im migros zu kaufen. selbst die apotheke hat keine neuen, nur aufbaumittelchen, die teuer sind. die rechnung geht nicht auf. mit dem nichtputzen spare ich nerven und geld für die apotheke.
aber eigentlich waren es die ‚schönen tage’ die anlass gaben. ich könnte die menschen fragen, wie sie sie aushalten, was sie mit den ‚schönen tagen’ machen? ob sie sie gebührend füllen, oder ob sie den druck ebenso verspüren wie ich und fast ohnmächtig reagieren und unfähig sind, etwas sinnvolles hineinzugeben.
solange es schreibt, habe ich nichts einzuwenden gegen die ‚schönen tage’.