einen strich ziehen…

das penetrant misslungene würde mir meine grenzen zeigen. das reich der schönheit zu betreten, ist oft von grossen enttäuschungen begleitet. der strich ist zu lang, zu wuchtig, zu dunkel, entstellt das gesicht, macht es zur fratze. also, lieber ein blasses gesicht als ein verunstaltetes. du gehst zu einer spezialistin und stellst fest, sie ist alles andere als das. zwar kann sie dir einen permanenten strich verpassen, auch sachgemäss, aber sie hat kein gespür für dein gesicht. selten nur schaut ein mensch einen anderen wirklich an. kennst du die augenfarbe deiner freundin? sei ehrlich. und sich in ein gesicht einfühlen können, damit der strich dieses einmalige nicht durchkreuzt, das ist eine kunst.

der mittelstreifen ist eine klare sache. er hat zu sein und das nach vorschrift.
breite, länge, unterbrechung – alles ist festgelegt. er begrenzt deine fahrbahn, er zeigt dir, wos lang geht. du könntest ja auch die strasse nach lust und laune befahren wollen, so, wie du das auf strassen ohne begrenzungen gern tust. du schneidest die kurven, fährst in der mitte, auch mal zu weit links und hast das gefühl der freiheit. ich weiss nicht, ob eine begrenzte oder eine strasse ohne diese mehr gefahren birgt. die eine schaut gern selbst, wos lang geht, was die strecke interessant werden lässt, aber enorm viel mehr aufmerksamkeit braucht. der andere fühlt sich sicherer durch die begrenzung und nimmt die langeweile inkauf und hat gern, wenn man ihm den weg weist. das erfordert weniger mühe und ist bequemer.

die sache soll ruhen – aus, fertig! lass es, wo es ist. hols nie wieder hervor.
oder das thema ist beendet. es gibt nichts mehr zu sagen.
gib endlich ruhe – alles ist gesagt.
einen strich unter eine sache zu ziehen, ist oft nicht leicht. es erfordert den wunsch von allen, die etwas mit der sache zu tun haben. die einen wollen noch streiten, den anderen geht die sache längst auf den keks, und die nächsten finden, sie wäre at acta zu legen, weil sie überhaupt nicht von bedeutung ist.
die striche können beruhigen, verletzen, ignoriert werden. jeder strich muss hervorgebracht werden. striche in der natur gibt es nicht…