OKTOBERSONNENTAG IN DER AUE…

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ein sonnentag, wie man ihn sich im oktober nur wünschen kann. da wäre anzunehmen, dass das aue-restaurant überfüllt wäre mit sonnenhungrigen kaffeegästen.
in anbetracht der leeren stühle kommen mir fast die tränen. vermochte doch die documenta diesen mangel der kasseläner an kontaktfreudigkeit für 100 tage vergessen zu machen.
die ‚leere’ hat ja auch seinen wert. aber als ein ehepaar daher läuft und meckert: dass dieser ‚schrott’ auch schon längst hätte weg sein sollen und damit die hallen des auepavillions meint, kann ich’s mir nicht verkneifen und rufe hinterher, dass es doch eine ganz wunderbare documenta gewesen sei. der mann dreht sich zurück, unterlässt aber eine weitere bemerkung.
ich gebe zu, dass ich leicht zu reizen war in meiner abschiedsstimmung und kaum aushalten kann, wie all dies, was die welt nach kassel reisen liess, nun verschwindet. vielleicht sind abschiede im alter schlechter zu verwinden, stimmen trauriger, machen nachdenklicher als in jungen jahren.

TEMPLATE…

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mein lieblings-kunstwerk – die chinesischen schreiner und studenten
gehen behutsam mit den einzelteilen des template um. sie schrauben und hämmern sie auseinander und tragen sie in eine der hallen. in berlin werden sie zwischengelagert, getrocknet und konserviert, und danach nach peking weitertransportiert. im atelier ai weiweis sollen sie wieder zusammengebaut werden. weltweites interesse besteht an dem kunstwerk. kassel ist nicht dabei.

ich sollte mir diesen abbau nicht anschauen, weil ich weiss, dass es schmerzen wird. doch ist das abschiednehmen eine wichtige phase des erlebens.
es gibt verbindungen zwischen dem template und den menschen. in wilhelmshöhe treffe ich frau preuss. ich kannte sie bisher nicht. sie erzählte, dass sie fast täglich mit ihrem fahrrad an dem kunstwerk vorbeigefahren ist. sie hat jedes kapitel festgehalten und fotografiert. sie hat mich oft gesehen. sie hat ein foto von mir gemacht vor dem mohnfeld. das will sie mir schicken. darauf freue ich mich schon und auf jedes angesprochenwerden im rückblick auf die documenta 12. frau preuss ist 78. eine spritzige, interessierte alte dame.

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