BETON – WEICH WIE FANGO…

FRAUNHOFER NEUBAU…

beton – das ist eine wissenschaft für sich. jochen erklärt mir, dass hier beton mit sehr feiner steinbeimischung verarbeitet wird, wegen dichte und festigkeit. später ist er, der beton, mit größerer steinbeimischung versehen.

er entlädt seinen fahrmischer und schwungvoll fliegt der beton im orangtopf durch die luft von hier

nach da.
jochen erzählt, dass sie in der firma meinen film EIN BAHNHOF VERSCHWINDET gesehen haben, es ehrt mich.


der fliegende betonkübel reizt mich besonders. der kran gegen den wolkenhimmel macht ein gutes bild – immer wieder – und immer wieder anders. DIE VERKNÜPFUNG MIT DEM HIMMEL wird hier deutlich – der himmel über uns – der himmel in uns und wir in ihm.

der 600 m³ eisspeicher verschwindet fast völlig unter der erde. mit ihm wird in dem neubau ein nachhaltiges energiekonzept verfolgt. so rund sieht er sehr vollkommen aus.

aber auch ecken und kanten erregen meine aufmerksamkeit – ein bisschen gestutzt, ein bisschen geschoben und verzogen. KUNST. bauen ist kunst – hier in jedem fall und in großem maße…

UNTER FREIEM HIMMEL…

UNMITTELBAR NEBEN FRAUNHOFER BAUGRUNDSTÜCK…

hier liegt der hund begraben…

denke ich. doch einen schritt weiter läd mich eine handgezimmerte bank zum sitzen ein. wunderbar, und einen tisch, wie eine ablage so groß oder klein, gibt es auch.

ich nehme platz

und umgeben von robinien und heckenrosen duftet es betörend. ich genieße in vollen zügen – alles ist immer bereitet, du darfst es nur nicht zu oft erwarten.

sogar einen blumenkübel – mitten in der wildwiese – gibt es. dabei muß sich jemand etwas gedacht haben – balkon- oder gartengefühle mit einer eingepflanzten gerbera. ich staune…

als es zu regnen beginnt, stelle ich mich unter einen eisenvierbeiner, von dem ich nicht weiß, was er für einen zweck erfüllt. meinen erfüllt er jetzt – er schützt mich vor dem regen, der vorüber zieht. der ausblick ist phänomenal und einzig, nicht zu toppen. es gibt ihn kein zweites mal. ich weiß ihn zu würdigen und danke dem eisenvierbeiner.

fraunhofer weiß gar nicht, in welch außergewöhnlicher umgebung sie steckt. eine wetterecke – allemal. wenn es windet, dann richtig und wenn die sonne scheint, dann brennt sie.

aber nicht nur wetterecke – auch naturpark mit wunderbar blühender blumenwiese. kamille, die heilende, sorgt für gesundheit und wohlbefinden – klatschmohn – erhellt die seele und erfreut das auge – und pflanzen, deren namen ich nicht kenne und erst nachschlagen müßte. auf jeden fall ist es eine parkwiese und eine durch und durch blühende und so ganz anders als im vergangenen jahr.

sogar einer hummel begegne ich – zwar nur einer einzigen, aber immerhin. sie labt sich an dem nektar der robinien.

FRAUNHOFER NEUBAU…

EINE RUINE HAT PLATZ FÜR HIMMEL…

ZERSTÖRUNG IST KOMPLIZIERT – MINDESTENS SO SCHWIERIG WIE SCHÖPFUNG…KUNST KANN LEUCHTEN…THOMAS HIRSCHHORN   eine ruine hat platz für himmel

ANTONIO GRAMSCI   zerstörung ist kompliziert – mindestens so schwierig wie schöpfung

THOMAS HIRSCHHORN   KUNST kann leuchten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

L E B E N …

 

NUT schluckt die sonne am abend…

…Kannst du die Göttin Nut über uns fühlen, die den Himmel auf Erden hält? Sie sagt „Willkommen zurück.“ Nicht nur willkommen zurück auf der Website, sondern willkommen zurück, wer wir wirklich sind. Wir werden in unseren neuen Körper geboren und sie freut sich, uns wieder zu begrüßen. Sie sagt, dass sie diese Wiedergeburt vor langer Zeit geplant hatte. Ihre Zeitlinie ist viel länger als das, was wir uns heute vorstellen können. Das ist alles in göttlicher Ordnung. Dies war etwas, das vor langer Zeit in den Sternen geschrieben wurde. Es stand geschrieben, dass wir zurück in unsere Körper gehen würden, an diesen Ort zurückkehren und wieder von der großen kosmischen Mutter genährt werden würden. Es gab nie den geringsten Zweifel, dass wir nicht zurückkommen würden. Sie war geduldig und sie wartete auf uns. Alle Hathoren in diesem Gebäude sind auch ihre Kinder. Die Hathoren hatten Kinder, und ihre Kinder hatten Kinder, und ihre Kinder hatten Kinder, und hier sind wir wieder. Aber die Sternältesten kamen herein und sagten: „Bist du nicht froh, dass du ihre Ohren nicht hast.“ (Gelächter) Ich weiß es nicht. . . Ich denke, es wäre irgendwie cool. Du kannst immer darauf zählen, dass die Sternältesten einen Witz machen.

NUT gebiert die sonne jeden morgen neu…

 

Göttin Nut ist die Schöpferin aller Himmel und Erde. . . von allem Leben. Von der Sonne in ihr hat sie die Menschheit geboren und tut es immer noch. Also fragte ich sie: „Was hast du heute für uns? Welche Weisheit würdest du uns gerne anbieten? „Und ihre Antwort ist nur ein Wort. . . „Leben. Ich biete dir LEBEN. „Ihre Definition von Leben ist viel anders als unsere Definition von Leben. Leben bedeutet wach! Wir haben geschlafen. Das ist kein Leben. Wir waren nicht den ganzen Weg hier. Das ist kein Leben. Das Leben ist hier den ganzen Weg. Das Leben ist total wach. Sie bietet uns also LEBEN an. Sie fragt uns: „Bist du bereit, jetzt in dein Leben zu treten?“ Sobald sie dies zu deinem wahren inneren Selbst gesagt hatte, antworteten alle: „Absolut!“ Wir sind bereit, in unser LEBEN einzusteigen. Sie lädt uns ein, voll in unser Leben zu treten. Allerdings zeigt sie mir nicht so recht, wie ich das machen soll.

textauszug aus: Aluna Joy Yaxk’in. .

mein besuch im jahre 1996

BAHNHOF LADESTRASSE…

DEM ENDE ENTGEGEN…

es schreit zum steinerweichen – hält die ohren steif – und dotzt mit aller kraft die großen brocken klein. die werden verladen und weggeschafft zum recycling. der wegschlepper hat eine nummer aus dem kasseler raum.

der kasseler hauptbahnhof, der längst nur noch die nähere umgebung bedient, ist noch immer als hauptbahnhof beschildert. die unterkellerung muß noch dran glauben, dann ists gut – für was auch immer.
immer wieder reizvoll die freigelegten zerreiß- und abbruchbrocken vor dem nun freiwerdenden blick. ich halte jede kleine veränderung fest. das erinnern ist jetzt schon nicht ganz leicht.

ein einziger arbeiter baggert sich durch den bruch, lädt schaufel für schaufel alles auf einen riesigen lastwagen, eigens für solche transporte vorgesehen.
mir geht es noch nicht wieder so gut, als dass ich ihm oder ihnen, es sind zwei riesenteile, nachfahren könnte, um zu sehen, wo alles receycelt wird. frage demnächst einfach, wo sie abbleiben mit dem zeugs…
was mit dem freigeräumten platz passiert, weiß ich auch noch nicht.

BAHNHOF LADESTRASSE II…

achja: DIE BUDE IST WEG…

habe ich ja auch noch nicht – also, die bude ist weg. gelauert habe ich eine ganze lange weile und zum schluß noch am boden gesessen und gefilmt, wollte zeugin sein für das, was war und das, was nun nicht mehr ist. ich nenne sie buden an der ladestraße.
2014 wurde die andere seite abgerissen – also der zoll- und verladebahnhof – nun der rest.
lange standen sie leer – die buden – lange liegt es brach – das abgerissene land, auf dem fraunhofer bauen will. gut ding will ja weile haben – aber da ist sicher nicht die wartezeit – also die leere zeit – gemeint.

der vordere, weiß angestrichene, teil der buden soll stehen bleiben. wozu denn das – ich bin neugierig. niemand weiß von was, auch die bahnhleute nicht. der abgerissene teil war wie ein schutzwall – schall- und sichtmäßig. waren es seinerzeit die autos, die waren brachten und holten, sind es jetzt die kvg-busse, die am ende der ladestraße ihren rast- und wendeplatz haben. mit einem höllentempo fahren sie ein und wieder aus und teilweise im minutentakt. gar nicht so fraunhofer-like und mir gefällt das auch nicht.
am freitag ist die abrissfirma nicht da – da könnte ich… aber ich liege schmerzgeplagt auf meinem sofa – ischias hat mich im griff. laufen war nicht und sitzen war nicht und somit schreiben war auch nicht und erst heute…
wenigstens habe ich das letzte mäuerchen, das letzte fenster, den letzten stein noch im bild festhalten können. wenn sie wüßten, diese dinge, dass ich sie gebannt habe für immer, wären sie vielleicht nicht so traurig und eher neugierig auf das, was nun kommt, zwar voneinander gegtrennt, aber wer weiß…

BAHNHOF LADESTRASSE II…

WEG VOM FENSTER…

hier müßte es eher heißen: die fenster sind weg. als ich die bilder machte, waren sie noch da – nun sind nicht nur die fenster weg, die ganze bude ist weg…

etwas festhalten, wie es war – die erinnerungen unterstützen. und ich sage mir – das ist kunst. im bild sind sie schöner als in wirklichkeit – die fenster. die erinnerung sagt noch einmal etwas anderes – die verblasst eher. nicht unbedingt – sie kann auch schönreden. was ist schon erinnerung – und warum sollen wir uns an so etwas erinnern – fenster in den hallen der ladestraße… bleibt – warum sollen wir uns überhaupt erinnern – sollen wir das?

BAHNHOF_LADESTRASSE II…

ZWISCHENBERICHT…

dass es der zweite teil des BAHNHOFS der VERSCHWUNDEN IST und den anschluß von 2014 ist, macht es mir wichtig, dass ich auch diesen teil fotografisch festhalte. LADESTRASSE II heißt, dass es der gegenüberliegende gebäudezug war vom ZOLL- UND VERLADEBAHNHOF.

BAHNHOF_LADESTR5ASSEII_BAGGEREI_ABRISS_13.111BAHNHOF_LADESTR5ASSEII_BAGGER II IM GEGENLICHT_13.113war kann ich nun sagen, fast ist er ganz verschwunden bis auf einen rest der heute nicht mehr entsorgt werden kann, weil die telekom den strom noch nicht abgeschaltet hat, wie mir der aufsichtsmensch von der firma bock erzählt. auch wissen sie noch nicht, wo sie den bauschutt endlagern können.
na, das sind ja keine kleinen probleme. ich erwische grad noch kurz vor 12 uhr ein paar fotos, denn glockenschlag zwölf, nein fünf minuten vor zwölf, macht sich der baggermensch auf in die mittagspause.

BAHNHOF LADESTR. II_GÖTTIN IN STEIN_P1700220 BAHNHOF_LADESTR5ASSEII_STEINKUNST_13.11 BAHNHOF_LADESTR5ASSEII_STEINRESTE MIT HINTERGRUND_13.112ich fahre später noch mal vorbei, schlage mich auf die kunstseite – STEINBROCKEN könnte ichs nennen – traue mich mal wieder nicht auf die rückseite der abrissstelle, denn da darf ich ja auch nicht hin. vielleicht kommt meine zeit noch, wenn die gefahr der herabstürzenden hausteile gebannt ist.
weil ich ja eigentlich nur mal vorbeischauen wollte und nun doch ein paar passable fotos gefangen habe, bin ich ganz zufrieden.
BAHNHOF_LADESTR. II_FENSTERREST_P1700291 BAHNHOF_LADESTR. II_GITTERGLASFENSTER_P1700289

LADESTRASSE II_ABBRUCH 2017…

ALTER HAUPTBAHNHOF NORD…

BAHNHOF LADESTRASSE II_vorwärts mitte rückwärts_07.11nicht so spektakulär wie der abbruch des ersten teiles der ladestraße 2014 – zoll- und verladebahnhof – ist der übriggebliebene. die besitzverhältnisse erschwerten und erschweren das vorankommen und  das nichtvorhandene geld – stadt, bahn, fraunhofer – teilen sich diese verwegene gegend.

BAHNHOF LADESTRASSE II_BACKER_07.112 BAHNHOF LADESTRASSE II_ROTER BACKSTEIN_07.111erledigte die abräumarbeiten 2014 eine hiesige firma – denis schnittger – ist die vergabe diesmal an eine auswärtige firma gefallen – stock, hünfeld.
vier wochen soll das ganze dauern – erzählte mir der bauleiter der firma. ganz schön schnell vorangekommen ist der abreissbagger. nicht so aufreisserisch wie bei schnittger auf dem doch viel größeren gelände, mit den vielen tätigkeitsfeldern, ist dieser teil.

BAHNHOF LADESTRASSE II_HAUSREST MIT HALBEM DACH_07.113BAHNHOF LADESTRASSE II_DEFEKTES BAGGERMAUL_07.115das ganze zu dokumentieren und mein eigener anspruch, meine kunst auch noch zu bedienen, ist ganz schön verwegen. genauer gucken, geduldiger gucken, fantasievolles blicken – naja, irgendwie ist das zu machen und mit jedem besuch wird es spezieller. die ästhetik ist ja immer vorhanden, aber sie aufzuspüren ist jeweils wieder eine neue herausforderung. auch der geringste abfall hat noch seinen reiz und auch seine ästhetik, wenn ich ihn ins rechte licht rücke. ich schenke ihm meine aufmerksamkeit und registriere die veränderungen, das ist eine enorme anstrengung.

BAHNHOF LADESTRASSE II_RÜCKSEITE_07.114BAHNHOF LADESTRASSE II_KUNST_STEINRESTE_07.116die veränderungen erzählen spannende geschichten und mein geist hüpft hin und her, um sie zu finden.
die liebe zum detail und die überzeugung, dass es nichts geringfügiges gibt, dass alles seinen stellenwert hat, vermag das. das ist eine innere einstellung – meine.