ANNA ELISABETH – sie ist meine mutter…

da ich so gut wie nicht unterwegs bin
fällt mir zum FRAUENTAG so garnichts ein
 
so erinnere ich mich an anna elisabeths tag – den 8. märz 2008
da war ich gerade ein jahr aus der schweiz zurück
und das war gut so – so konnten wir noch ein ganzes jahr miteinander
verbringen – vorwiegend in anna elisabeths garten, den sie 
I H R   P A R A D I E S 
nannte in dem wir eine GARTENKANTATE nach der anderen zwitscherten
und wenn jetzt die vögel morgens eifrig singen, halte ich gern einen moment inne,
und erinnere mich an die noch gemeinsam verbrachte zeit
die mir in erinnerung bleibt.

HILDE DOMIN – 22.02.2017

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da ist es gerissen ‚das goldene seil’ – ‚da wird schon der name gerufen’ – ‚hinweg aus der….welt, …unter die alles vermengende erde.’
‚ich komme wieder’, hatte sie noch gesagt, ‚wenn ich hundert bin’. die worte sind noch in meinem ohr. ich habe mir nicht träumen lassen, dass sie das nicht wahr machen würde, diese kleine resolute person mit den grossen worten. da war sie neunzig. kraftvoll formte sie silbe für silbe, ihr sprechen hatte einen harten ton.
der ‚böse löffel’ des ‚vergessens’ fiel nun – fast unerwartet – in die ‚schale aus schatten’. unerwartet, weil fast ein hauch ewigkeit mit der person hilde domin verbunden ist. sie war schon zu lebzeiten eine legende. da will man nicht wahrhaben, dass sie eines tage nur noch legende sein wird.

‚…die pause ist vorbei.’ 
‚stehenbleiben und sich umdrehen hilft nicht. es muss gegangen sein’. dieser letzte weg von den ‚verlierbaren lebenden’ zu den ‚unverlierbaren toten.’
 viele ihrer lebenden hatte sie schon lange verloren auf unterschiedlichste weise, aber letztlich doch die meisten durch das grosse grauen, das in die welt gekommen war. da ist es ein trost, sie bei den toten zu wissen, zu denen sie nun gehen wird, zu den unverlierbaren. 
auch von sich muss sie sich nun trennen. ‚ich muss mich von mir trennen. ich werde weggeführt von mir’. sie hat den weg lange vorher angedacht, obwohl sie hundert werden wollte. die verlängerung der lebenszeit für erfahrenes leid, für ihr genommene möglichkeiten.
 schon lange ‚immer wieder die schwarzen vögel über mich wegfliegend. diese frühaufsteher… und des abends… ein verspäteter, der in meinem haar übernachtet. ’
immer sehen wir sie, diese schwarzen vögel, immer sehen wir sie, wie sie über und um uns kreisen. ‚immer’ ihnen gegenüber ‚die geste der tapferkeit.’ obwohl wir sie, diese schwarzen verkünder, nur angsvoll ertragen und lieber haben, wenn sie andernorts kreisen – trotz der gewissheit ihrer existenz und das gerne vergessend.
 doch einmal werden ‚wir hingelegt und alles für immer erinnern – oder vergessen.’ diese unsicherheit, der wir nicht vorgreifen, der wir uns still ergeben und auf erlösung hoffen in dem erkennen: 
‚dein tod oder meiner – kostbarster unterricht: so hell, so deutlich, dass es gleich dunkel wird.’

‚am ende ist das wort,
immer
am ende
das wort’.
ich war hier. 
ich gehe vorüber
 ohne spur.
 die ulmen am weg 
winken mir zu wie ich komme,
 grün blau goldener gruss,
 und vergessen mich, 
eh ich vorbei bin.
ich gehe vorüber – aber ich lasse vielleicht 
den kleinen ton meiner stimme,
 mein lachen und meine tränen 
und auch den gruss der bäume im abend 
auf einem stückchen papier.

rosadora

KOMPOSTLOCH untergetaucht…

 

 

 

 

 

 

 

das kompostloch ist untergegangen – im wahrsten sinne des wortes. nicht nur der regen hat dafür gesorgt, sondern – es ist auch als wertvoller kompostspender ausrangiert worden. warum das eine sinnvolle variante sein soll, leuchtet mir nicht ein. mit den ständigen überschwemmungen ist es als teil der aue wenig reizvoll.

eine nilganz hat das wassergelände schon entdeckt. auch so allein wird sie das gelände nicht beleben können, da es erlaubt, die wasservögel zu vertreiben.  es ist nicht erwiesen, dass nilgänze größere schäden anrichten. ich finde sie wunderschön und auch human, ihnen im auegelände – und überhaupt – eine daseinsberechtigung zu gewähren.

 

 

 

 

 

 

 

HOFFNUNG FÜR DIE WELT…

 

 

 

 

 

meine Hände

Gefässe

schöpfen Hoffnung

für die Welt

Elsbeth Maag

 

am morgen schon kommt mir die hoffnung auf den tisch

in form von poetischen gedanken aus der schweiz

danke, elsbeth, meine hände schließen sich deinem

bemühen um die hoffnung für die welt – menschen sag ich mal –

an.

rosadora

 

 

L I C H T M E S S – IMBOLC….

ICH SENDE DAS   L I C H T   IN DEN HEUTIGEN TAG

 

 

 

 

 

 

 

 

L I C H T M E S S  – imbolc

ab da beginnen wir das  LICHT zu messen

wir zählen die minuten in den nun längerwerdenden tagen

halten ausschau nach brigit – welche die ist, die die BÄUME

WACH-RÜTTELT. das bild gefällt mir.

wiedereinmal gehen uns die augen über, wenn der frühling

(spring) die knospen wachsen und die blüten „springen“ läßt

es beginnt eine LEUCHTENDE ZEIT – die uns  in unserem herzen

tief berührt und glücklich sein läßt.

und immer wieder ist es ein neues erleben und macht uns staunen

brigit mag ich besonders weil gesagt wird, dass sie

und ich kenne keine göttin aus heutiger zeit, die diese

fähigkeit und die kraft  besäße.

und ich denke – wo kämen wir ohne sie denn hin –

ohne feuer – ohne licht in der welt

erneuerung – ist es nicht dies – was unserem leben

einen sinn gibt.

ohne unser inneres feuer würden wir nicht leuchten

wie nelson mandela gesagt hat:

JEDER MENSCH IST DAZU BESTIMMT ZU LEUCHTEN

rosadora

F R I T Z W I N T E R – ART UND ABSTRAKT….

weite horizontalen s. 173

so abstrakt nun auch wieder nicht
fulminant der erste auftritt
in der ersten documenta
fritz winter im sommer
in kassel auch

fallendes – s. 56

und heute

sammlungen allesamt
das erinnern erschwert
durch fotoverbot
nicht festhalten
nur schauen

fulminant
wie ein blitz einschlagend
im heute ausklingend
fast einschmeichelnd
nichts ist wie es war

sonnenwende s. 146

kunst
die es noch nicht gibt
wie josef beuys einst sagte
winter noch aktuell
oder jetzt erst recht

im anschaun
ein zucken in mir
das hatten wir doch
schon einmal
den kunstbegriff

apfelbaum – s. 54

veranschaulichen
das große klein
das keine groß
werden lassen
wieder lassen

wie schon einmal
es lassen noch und nöcher
und wohin geht die kunst
und verstehen
ausgenommen

großer klang – s. 139

verstehen wir nie
und in diesem augenblick
nur ein klick
und wir habens
noch immer nicht

ineinander – s. 127

was ist ECHTE AUTHENTISCHE KUNST
beglaubigt – belegt – dokumentiert – echt
gesichert – glaubwürdig – sicher

nachgedacht ist WINTERS ART alles oder auch nichts dergleichen
sie ist echt dazu geeignet, freigegeben zu werden für den jeweiligen blick, für den blick jeder betrachter/in und sollte es auch weiter sein, damit…
…ja, damit sie sich entwickeln kann.  e n t w i c k e l n   im doppelten sinne – des immerneuentdeckenkönnens und -dürfens und des v e r stehenkönnens – im jeweiligen zeitgeschehen. z e i t spielt eine große rolle bei der einordnung der K U N S T.
in der zeit sein – sich zeitnehmen für – durch zeit geprägt – zeit…
zeit. die es gar nicht gibt, ein konstrukt der menschen, läßt es zu, dass wir herausfallen aus ihr, dass wir uns ihr verpflichtet fühlen. wie mensch nur eine erfindung ist, wo es um begreifen und begrifflichkeit geht. wie  M E N S C H  sich immer wieder neu erfinden muß, muß der mensch K U N S T  i m m e r w i e d e r neu erfinden, ja aufleuchten lassen…
rosadora

fotos aus: fritz winter documenta-künstler der ersten stunde – mhk

schaue auch
d14_FRITZ WINTER – einmal ganz anders…
Posted on 05.08.2017 by Rosadora
NEUE GALERIE…

E L K E E R B – immerhin…

immerhin
fast derselbe jahrgang und auch wassermann – wasserfrau
nicht ich bin es, sondern der text ist es, der etwas will. der unterschied: ich WILL meine texte nicht altersdichtung heißen.
klar schiff machen.
im alter steckt sie wie ich – wir beide noch immer dieser wahnsinns-haarschnitt verdeckte stirn, wo sie doch immer stirn zeigt
….. ich zeige meine stirn – sie zeigt ihre stirn, keine altersmilde – sagt sie…

17./18.09.1999 frauenfelder lyriktage

ich kaufe ein buch bei ihr MENSCHS SEIN, NICHT… beim signieren fragt sie „für wen denn“ ich antworte „für DUSCHENKA“. einen moment des nachdenkens und dann: sie lacht und sagt, dann müßte ich ja ELKCHEN SAGEN. sie ist des russischen mächtig. dusché ist seele – duschenka – kosewort.

nachja, nachdenken ist ihres – nachdenken auch meines. bis zu dem zeitpunkt war ich tanzfrau und schlank, da passte das wort irgendwie. aber nun, da ich nicht mehr tanze, und vor allem nicht mehr zart wie eine elfe, muß etwas anderes her. ich verkürze – der mädchenname meiner großmutter ist rosalie – daher ROSA – der name einer großtante DORA – also zusammengenommen ROSADORA. nachgedacht vieles mehr…  elke erb bracht mir dies in meine denkräume ein. dafür bin ich ihr noch heute dankbar.

für ihr werk sind andere zuständig. ich kenne mich gut, aber nicht sehr gut genug aus, um hier eine gültige aussage machen zu können. ich denke an sie in diesen tagen und irgendwie wird sie mir auch fehlen beim gültigen nachdenken, damit das bild sich rundet…

rosadora

MUTTER – TOCHTER-TALENTE…

kürzlich sagte meine freundin brigitte – ich kenne niemanden, der mit so vielen talenten gesegnet ist wie du – wir kennen uns seit 60 jahren…

dieses geschick und meine talente habe ich einzig meiner mutter ANNA ELISABETH zu verdanken. noch mit 90 wollte sie mir beim wändestreichen helfen. ICH KANN DAS war ein gängiges wort von ihr – und irgendwie habe ich es auch von ihr übernommen.

im krieg, als wir evakuiert waren in einem kleinsten kuhdorf, hat sie trotzalledem versucht, uns das leben mit den ihr zur verfügung stehenden talenten vorstellig und lebenswert werden zu lassen.

das ICH KANN DAS hat sie da wohl auch erst für sich entdeckt – entdecken müssen. und alles, das ist nicht übertrieben – es war noch viel viel mehr – sie hat genäht gehäkelt schuhe erstellt aus autoreifen und ähnlichem und vieles mehr – einfach alles konnte sie. das hinterläßt eindrücke und spuren.  zwei gärten hatten wir mindestens immer gleichzeitig. anna elisabeth half den bauern bei der feldarbeit, wo ich mich ebenfalls einklinkte.

es ergäbe mindestens ein ganzes buch, würde ich über die kriegsjahre berichten. aber – und das prägt mein leben heute noch – ES WAREN DIE SCHÖNSTEN JAHRE MEINES LEBENS – wenn ich davon erzähle, gerade ich in begeisterung – leuchten meine augen. und ……..was meine KUNST beflügelt hat und das, was ich heute lebe (und erlebe) ist das aufscheinen meiner kindheitserlebnisse und -erfahrungen – das leben – über 7 jahre hin -in dem kleinen dorf DORLA mit ANNA ELISABETH. DANKE…

rosadora

DIE JAHRESSPIRALE…

die jahresspirale
an ihrem tiefsten punkt…

die spirale des jahres erfährt seine engste enge, seine tiefste tiefe und verdichtet in den nächsten 12 nächten, den rauhnächten, seine verwandlung in den gegenschwung in ein neues, ein weiteres jahr. in der dunkelheit dieser besonderen zeit bereitet sich das licht vor. nie waren die ängste der menschen ausgeprägter, die hoffnung, dass eine wendung erfolge, grösser, als in den tagen der wintersonnenwende.

in der heutigen zeit versuchen wir, die dunkelheit zu überlisten mit lichterketten, geglitzer und geklimmer, das von aussen kommt. die tiefe in der dunkelheit, in der neues sich vorbereitet, wird nicht mehr wahrgenommen. der jahreszeitenrhythmus, an dem wir uns für unsere inneren regungen orientieren könnten, wird ignoriert. das kaufangebot kennt schon lange keine jahreszeiten mehr. wir können erdbeeren im winter kaufen und wintergemüse im sommer. aus allen erdteilen der welt können wir beziehen, was und wann immer wir wollen.

rituale, die diese übergänge einst begleiteten, sind weitgehend vergessen. die irritation durch das dauernde habenkönnen und doch nicht wirklich wesentliches zu bekommen, schafft eine grosse orientierungslosigkeit. rituale wieder aufleben zu lassen hiesse, sie neu zu kreieren, mit neuen inhalten sich an dem immerwährenden wieder anzuschliessen.

in den rauhnächten, in denen die natur den atem anzuhalten scheint, geschieht in der tiefe die verwandlung, das wenden zum neuen hin. wir haben daraus die närrische zeit entwickelt, wo wir mit lärm und gelächter das alte jahr vertreiben, das unterste nach oben drehen können und dürfen – alles ist jetzt erlaubt, als wären es die letzten tage, nicht nur im jahr , sondern die uns noch verbleibenden.

mit der stille still zu sein, fällt uns schwer, auf das neue zu warten, noch schwerer. es deutet sich ja auch nur zaghaft an. aber in winzigen ansätzen bereitet es sich schon vor. wir müssen nur leise und bereit sein, uns überraschen zu lassen. dass aus einem kleinen samenkorn ein ganzer baum erwachsen kann – das müssen wir uns nur einmal vergegenwärtigen – wäre genug grund zu staunen und zu hoffen.

text von 2006

dies ist nicht blüte
nicht frucht
dies ist nicht frühling
nicht sommer
nicht herbst
dies ist nur der winter
mit seiner innigsten
grössten wärme
der hoffnung

duschenka
21.12.99