BOTANISCHER GARTEN IV…

brüder grimm-festival

in diesem jahr werden die menschen mit ROTKÄPPCHEN in die aufführung gelockt
die erwachsenen sind in der überzahl
märchen erinnern bei vielen an die kindheit
als meine kinder im märchenalter waren waren märchen verpönt
zu krass die bilder zu grausam
man war der meinung dass der weg zum guten nicht über das böse führt


im kleinen schwarzen ins kindermärchen

sie kommen auf jeden fall – die menschen
mögen das ins lächerliche und manchmal vulgäre gezogene mit moderner musik untermalte
super war es – und – wir kommen nächstes jahr wieder
da gibt es dann ein anderes märchen
und die bühne wird eine etage weiter unten angesiedelt werden

die schauspielerinnen und schauspieler geben ihr bestes
bei grosser hitze muss es der horror gewesen sein in den warmen kleidern
und im regen – für die zuschauerinnen und zuschauer gibt es regencapes
ich habe nur von draussen geguckt und gelauscht

die imbissbude wird gut angenommen – wie man so sagt
geselligkeit stellt sich nicht ein
die leut trinken ihre cola und sind schnell wieder weg

ich denke
alles geschäftemacherei
und überlege was die grimms wohl dazu sagen würden

BOTANISCHER GARTEN III …

VIOLETTE WUCHT…
im botanischen garten kassel

wochenlang beglückt er mich nun schon mit seiner blütenwucht
mit seinen aufblühenden und verblühenden blumen und pflanzen

im lauf einer woche hat sich die gartenverbene grosse flächen erobert
begeistert mit seiner violetten pracht die spielerisch mit anderen farben prachtvolle bilder zaubert
im abendlichen gegenlicht ist die zauberei vollkommen
ein ehepaar – sie sagt – wir fahren gar nicht mehr weg
wir sind hier so glücklich
eine andere frau bemerkt
so viele menschen waren sonst nie hier
nein der garten war aber auch noch nie so schön wie in diesem jahr
das spricht sich rum

cosmea und verbene
sie spielen miteinander
führen einen sommertanz auf
sie umschmeicheln sich und mich mit ihren zarten formen
auf galanten beinen wiegen sie sich im wind
inbegriff des sommers
hindenken an den sprotte-garten auf sylt
dessen frau cosmea hiess

karden
ich liebe sie in ihrem aufrechten stand
und fotografiere sie gern im gegenlicht
dann kommt in ihrem stacheligen wesen das
leichte und beschwingte hervor

KLEINE SOMMERFULDA…

anders als im mai 2012
ist jetzt mitte august das frühlingshafte gelb verschwunden
springkräuter machen sich breit – wie in meinem kompostloch
das gras durfte nicht wachsen wie zur documentazeit
alles muss wieder seine ordnung haben
die mir gar nicht liebe
und dabei könnten sich in der aue wunderschöne blumenwiesen auftun für bienen und hummeln und anderes getier
und zur freude der besucher/innen

die ordnung macht mich ganz kirre
nichts mehr wo man rätseln könnte
was sich da wohl tut wie im vergangenen jahr
ob da richtige tiere (gemeint waren die pinkbeinigen hunde
human und senior im kompostloch „untilled“ von pierre huyghe) zu sehen seien
und was der hügel auf dem „bollengrün“ zu bedeuten hat

auch um die kleine fulda herum alles schön gemäht
und es würde hier am wenigsten und keinen stören
so habe ich eben nur nasse füsse und bin nicht nass bis an die hüften wie im mai letzten jahres
über die ufer wagt sie sich hin und wieder nach starken regenfällen
die ablagerungen am ufer machen es sichtbar
welch ein glück

der duft des springkrautes weckt erinnerungen an das „untilled“
wo es mich in diesem jahr gar nicht so recht betören will
dass es hier wachsen darf ist ja schon grosszügig gedacht
bis die samen springen dauert es noch ein paar tage
und ich hoffe dass es nicht vorher noch beseitigt wird

ich kann nicht juchzen wie im mai
die neige des sommers macht melancholisch
und das allzu stumpfe grün leuchtet auch die landschaft nicht aus
grün kann unsäglich eintönig sein
bis dann der herbst wieder schönste farben zaubert
also bis zum herbst

siehe auch
AN DER KLEINEN FULDA
mai 2012

EMPATHIE FÜR CHAOS…

chaotische ordnung

in dem chaos
das die natur veranstaltet
gibt es eine ordnung
die mit menschlichem verstand nicht zu fassen ist
egal was ihr zustösst
sie findet wieder heraus
findet immer wieder einen weg
ihren eigenen weg
wenn man sie lässt

indem die menschen das chaos zu ordnen versuchen
zur ihrem eigenen vorteil
stellen sie sich gegen die natur

die natur braucht die menschen nicht
aber wir brauchen die natur

in diesem jahr haben starke sonnenbestrahlung und unwetter den pflanzen im kompostloch
wo im vergangenen jahr zur gleichen zeit pierre huyghes „untilled“ platziert war
arg zugesetzt
das chaos vom vergangenen jahr war für mich ein ästhetischer augengenuss
wärend ich mich in diesem jahr auf etwas völlig anderes einspielen muss
vergleichen gilt nicht


ordnung im chaos

immer neu gucken ist die devise – besonders beim fotografieren
das verstehen beruft sich gern auf wiedererkanntes
neusehen schleppt immer diesen bestand mit sich herum
fast wollte ich gestern nicht „schon wieder“ nachschauen
was sich verändert hat
sondern nur ein paar fotos von meinem zur zeit verfolgten GRAS machen
aber dann fand ich doch wieder alles verändert vor und liess mich mit hineinziehen

so ein chaos

AUS DER TRAUM…

ALTER GÜTERBAHNHOF


hier war ein café der d13

schon mehrere male habe ich auf dem brachliegenden gelände hinter dem alten güterbahnhof – fast 60 000 quadratmeter gross – fotografiert
die verschiedensten pflanzen haben sich dort angesiedelt und eine grosse anzahl dazu

immer habe ich gedacht
dass sich dort künstlerinnen und künstler verschiedenster richtungen einrichten könnten
mitten in der stadt und entfernt von wohngebieten und dass niemand von irgendwelchen geräuschen gestört würde


anna die auf dem endgleis des alten güterbahnhofs an ihrem kunstwerk schleift sagt
hier kann ich auch abends und wochenends schleifen ohne jemanden zu stören
sie fand meine idee ideal
ausserdem gibt es ein beispiel in berlin
wo aus solch einem areal ein park angelegt wurde – auch eine möglichkeit


hier waren kendtridge und andere künstler/innen zur d13

ich wusste nicht was mit dem gelände los ist
nun weiss ich es
das frauenhofer institut wird dort bis 2017 30.000 qm in beschlag nehmen
das zollamt und die übrigen gebäude werden abgerissen
„Der Neubau soll nicht nur Platz für mehr Mitarbeiter schaffen, sondern auch ein architektonisches Symbol sein. Mir schwebt eine Art Kontrollzentrum vor, ähnlich einem Flughafentower, von dem aus sich die Energiewende beobachten lässt“, sagt Hoffmann von der iwes
der wirtschaftlichkeitsaspekt – die immensen kosten werden in 30 jahren wieder eingefahren sein
ob wir dann noch leben…

dass der alte bahnhof als kulturdenkmal überleben sollte – natürlich etwas verbessert und aufgemotzt und nicht ungenutzt – denke ich auch
altes hat einen wert – hat seinen wert – erzählt geschichten – stellt verbindungen her im denken und zum andenken

vorsichtshalber fotografiere ich auch noch die gebäude
dass er wenigstens auf die weise überlebt

gut oder schlecht mag dahin gestellt sein – mein traum ist dahin

EINST BAUM JETZT TIER…

BAUMTIER

wenn ein baum
nach einem schlag
versucht
das beste aus sich zu machen
und sich dann entscheidet
tiergestalt anzunehmen
ist das nicht gerade
das leichteste

er muss sich recken
und strecken
in die gliedmassen hinein
muss teile von sich abstossen
die er nicht mehr braucht

das schwierigste jedoch
ist der kopf
hier könnte es ein auge werden
das ist da schon angelegt
und die schnauze
das könnte das vorne sein
wo das hinten schon fehlt
und mit einem tiefen seufzer
ist auch das geschafft

am schwierigsten aber
das ist die miene im gesicht
wie soll er wissen
wie ein tier in die welt schaut
und hat ein tier eine miene
wenn er nun eine miene hätte
so wie ein mensch
würde man ihn dann nicht
auch als mensch
oder tiermensch sehen
das ist alles
sehr schwer zu entscheiden
aber das schlechteste
wäre es nicht

aber die flügel
die muss er sich abschminken
für eine vogelgestalt
ist der kopf viel zu schwer
er beschliesst also
am boden zu bleiben
es riecht ein bisschen
nach teer und altem holz
nach öl und naja
nach alter eisenbahn eben

so hält es
einst baum jetzt tier
das eine weile aus

MEIN ZUCKERSÜSSES SCHÖNES…

es hat so schöne augen
einen zuckersüssen mund
eine schnickeschnacke locke
und ist auch ganz gesund

es schaut´ mich an und lächelt
ich habs grad noch gesehn
hätt ich es nicht beachtet
es wär um mich geschehn

ein namenloses tier
das kann doch gar nicht sein
ich nenn´ es für mich bano
am bahnhof wurd´ es mein

du zuckersüsses schönes
mein schnickeschnacke tier
schön dass ich dich gefunden
in diesem bahnquartier

rosadora

WAS LEBT – IST SICH NAH…

josef guggenmos

wegwarte

da stehst du am weg,
stehst immerzu.
wegwarte am weg,
auf wen wartest du?

mit blauen augen
schaust du mich an.
was weiss ich,
was ich dir sagen kann?

wegwarte, raue,
du bist schön, du bist da.
du bist du, ich bin ich.
was lebt, ist sich nah.

wie schön er das sagt: was lebt ist sich nah
wenns doch immer so wäre

meine wegwarte ist eine aus der erinnerung
meiner kindheit
ich erinnere dass es viele gab
auf dem weg zum sommerhölzchen
dem kleinen für mich geheimnisvollen wäldchen

die sterne waren wie verlockungen
das blau schöner als das blau des himmels
bei aller lieblichkeit der blüten
war die pflanze störrisch
und liess sich schlecht pflücken
ich pflückte gerne blumen als kind
heute lasse ich sie lieber

eine einzige finde ich in meinem kompostgarten
wenn wir uns begrüssen
scheint sie mir zuzunicken
wenn wir uns verabschieden
singt sie mir noch das chicory-lied
und wir beginnen zu tanzen
und immer bange ich
dass sie beim nächsten mal
nicht mehr da sein könnte

CHICORY-bachblüte
bachblütentanz
von anastasia geng

ENERGIEMONSTER…

energiemonster gegen natur und mensch und tier

sie erzeugen alternative energie
das ist lobenswert
aber müssen diese windmonster
denn gleich solche ausmasse vorweisen
ich lobe den erfindungsreichtum der männer
aber reicht ihre intelligenz nicht aus
sich unauffällige energiewesen einfallen zu lassen
ich habe da nicht so schnell eine idee
sie sollten nicht so landgreifend sein
die landschaft nicht so verschandeln
und die vögel nicht umbringen
sie sollten auch geräuschlos daher kommen
die menschen beschweren sich über
schlaflosigkeit und kopfschmerz und andere
körperliche symtome

man weiss ja immer erst im nachhinein
was erfindungen so anrichten
(siehe atombombe)
und was die menschen sich damit alles
einfallen lassen
die landschaft reicht ihnen nicht
sie wollen auch das meer
und was bitte wollen sie noch an M(E)EHR

das schlimme ist
sie sind auch noch fotogen
und in schönen farben gehalten
so dass sie mich in besitz nahmen
portraits forderten
und dass ich eines dieser monster
fast erklommen hätte

man müsste die erfinder ans windrad binden
und sie solange schleudern
bis ihnen ihre erfindung geläutert
und neu hervorschimmern würde
(läutern = reinigen, klären, von Verunreinigungen befreien
erklärung des wortes, wortbedeutung im duden)
und ihn
(von charakterlichen Schwächen, Fehlern befreien – duden)
sich nicht anmassen
die lösung gefunden zu haben

im tierpark sababurg traf sich gestern ein komitee
mal sehen was für einsichten es errungen hat