IM KOMPOSTPARADIES…

KOMPOSTLOCH
PIERRE HUYGHE

nachgeschaut
nachgeschaut wie sich die veränderungen in meinem kompostloch unter dem schnee zeigen.
ich muss aufpassen, dass ich nicht im darunterlauernden matsch versinke. ich folge den tierspuren, hunde zumeist, aber auch hasen und vögel, die haben ein sicheres gespür für riskante wege.
der schnee stellt mir hier einen besonderen reiz dar. es schaut aus, als lege er schützend und beruhigend die hand über die schlafende natur. die sonne, die sich nach langem schmuddelwetter mal wieder zeigt, entlockt mir ein lächeln – und ja, so ist es gut. die temperaturen steigen fühlbar, es taut mächtig, und ich schwitze bei meinen herumkrabbeleien – auch ein zeichen von: frühling wird es nun bald.
ich kann nicht fotografieren, wie ich möchte. es ist rutschig und die gefahr zu fallen lauert, und vor allem in den matsch zu gleiten. ich liebe mein matschparadies und beobachte seine zuckungen mit grösstem interesse.

marlon, kunstgärtner und betreuer des kunstwerkes während der d13 sagt, da wirst du immer wieder hingehen. er sagt es so, als sei ich süchtig, als würde die symbiose, die ich mit dem erdloch eingegangen bin, nicht wieder irgendwann enden können.
er schlägt vor, dass ich es das ganze kommende jahr noch fotografieren müsste, damit man den unterschied sehen kann zwischen dem gestalteten werk und dem sich selbst überlassenen kompost. es ist ein guter vorschlag. ich glaube, ich werde ihn verfolgen..

marlon ist mit senior bei mir in meinem hundehaushalt. das allein ist schon spannend. senior ist einer der hunde, die zu pierre huyghes kunstwerk dazu gehörten.

und feodora, kunstgärtnerin und mehr betreuerin des „untilled“ schreibt mir aus new york und paris und von dort, wo sie sich gerade in ihren kunststudien aufhält.

andré, auch einer der kunstgärtner und betreuer während der d13 ist schweigsam. er paukt für sein abbbi, was auch sinnvoll ist.

so sind die verbindungen. verbindungen sind wichtig, damit das erarbeitete nicht einfach weg ist, ein teil von mir bleibt.

ROSMARIE – ODER DANK AUS DEM ALL…

ZU PIERRE HUYGHES
EHRENPREIS FÜR „UNTILLED“ dOCUMENTA 13

ausschnitt aus einem brief von rosmarie schmid einer kunstkennerin
freundin aus der schweiz
vom 27. januar 2013

……

ich kann aber diese mail nicht absenden, ohne eine ganz andere wertvolle & zuversichtliche tatsache zu erwähnen:
der preis von pierre huyghe und die für mich noch schönere tatsache, dass du sein ganz wichtiges kunstwerk an der dOCUMENTA 13 von allem anfang an entdeckt hast !! das erfreut mich und ich bin glücklich, dass ich davon viel, so-so-viel mitbekommen habe durch deine mails und beim gemeinsamen besuch in den auen von kassel. das ist etwas grossartiges!! deine achtsamkeit, deine erlebnismöglichkeiten hast du einfach weiterverschenkt an mich und vermutlich an ungezählt viele besucherinnen und besucher ….  in deiner präsenz ist das kunstwerk lebendig geworden als ganzes phänomen in unserer aktuellen zeit.

ich kann dir nicht genug sagen, wie ich dich „verantwortlich“ mache für ganz viele unbeschreibliche – übertragene freuden. wie oft habe ich den kassel-reisenden mitgegeben können, sie sollen  sich zeit nehmen und sich der lust stellen für das erleben der kompostieranlage von huyghe … und  nach der rückkehr haben sie mir von der überraschung oder vom guten ergebnis des verweilens erzählt. eigentlich solltest du auch etwas vom preis bekommen. das ist kein spass …
aber wie ist es zu machen, dass jemand kundiger davon weiss und dir wenigstens die bekanntschaft mit huyghe schafft? du kannst dich ja nicht selber loben, aber wenn du die adresse von ihm weisst, kannst du ihm gratulieren und ihn daran erinnern, dass du die frau bist, die ihm 2000(?) fotos geschenkt hat. vielleicht auch das buch senden …… wie kann es bloss geschehen, dass er dir dann noch immer keinen dank sagen wird!

vielleicht denkst du jetzt, das ist alles nicht meine sache, in mir geht ganz was anderes vor, als einen meister kennen zu lernen. dabei könnte ich ja sehr enttäuscht sein, obwohl sein kunstwerk mich anzieht. da hast du vermutlich recht, doch von aussen betrachtet, liegt die möglichkeit im raum, dass sich ev. zwei verwandte seelen austauschen oder finden könnten.

…..

allerherzlichst rosmarie

LIEBE ROSMARIE

so viel nur jetzt und kurz
es ist 1 uhr und als ich aufs klo ging
war es mein mac der nicht ruhe gab wie ich ihm befohlen
sondern er strahlte mich an und ich fand deine mail

was du dir immer für eine mühe machst
eben nur zu huyghes preis

es weiss aber niemand der vermitteln könnte von meinem werk
insgesamt sind es über 5 tausend fotos und ich fotografiere noch immer…….

es wäre schön wenn ich bei der preisübergabe dabei sein könnte
am 16. mai im kunsthaus in zürich

da bin ich aber wahrscheinlich gerade mit mirko unterwegs nach bilbao

deine achtung und dein lob sind mir so viel wert
dass ich auf das eventuelle von huyghe verzichten kann

ich weiss ja selbst am besten was ich erfahren habe
durch meine aufmerksamkeit und hingabe

die welt ist nicht wichtig
du bist die welt stellvertretend

liebste grüsse in die nacht
rosadora


und da ist sie doch wieder – die verbindung ins all, der strahl der mich überall umgibt, auch wenn er sich mir mal nicht zeigt….

HOLOCAUST-GEDENKTAG…

Holocaust-Gedenktag in Deutschland
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert an alle Opfer eines beispiellosen totalitären Regimes während der Zeit des Nationalsozialismus:
„Juden,
Christen,
Sinti und Roma,
Menschen mit Behinderung,
Homosexuelle,
politisch Andersdenkende sowie
Männer und Frauen des Widerstandes,
Wissenschaftler,
Künstler,
Journalisten,
Kriegsgefangene und Deserteure,
Greise und Kinder an der Front,
Zwangsarbeiter und an die
Millionen Menschen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden.“[1]

hier stellvertretend für alle anderen
CLARA GRUNWALD

nach dem ersten weltkrieg war CLARA GRUNWALD die erfolgreichste MONTESSORI-PÄDAGIGIN der 20er jahre in berlin.
wegen ihrer jüdischen herkunft wurde sie 1933 aus dem schuldienst entlassen und die montessori-pädagigik verboten.
sie ging in den untergrund und organisierte die ausreise von juden, versteckte sie in ihrer wohnung und bei freunden.
im oktober 1941 kam sie in das landwerk NEUENDORF IM SANDE bei fürstenwalde und unterrichtete heimlich die kinder, die mit ihren eltern dort lebten.

1942 begannen die ersten Deportationen aus dem Landwerk. Clara Grunwald ging freiwillig mit ihren neudorfer kindern auf die lastwagen, die in den tod fahren „durften“.
clara war über 60 und hätte nach theresienstadt gekonnt, von wo aus es einige überlebende gab. sie hielten ausschwitz immer noch für ein „übergangslager“.
genaueres ist nicht bekannt. aus einer karte, die ihre pflegetochter clotilde an den ausgewanderten alfons gerson weiterschickte, ist zu entnehmen, dass clara tot und in weissensee (berliner jüdischer friedhof)sei….

sie hat spektakuläres geleistet und verdient anerkennung über die massen.
heute gibt es in vielen städten CLARA GRUNWALD-SCHULE,
so in HAMBURG neu-allermöhe die hauptschule.

buch
„und doch gefällt mir das leben…“
die briefe der clara grunwald 1941-1943
persona verlag

im antiquariat erstanden…

HIER FLIEGEN KEINE SCHMETTERLINGE…

kinderzeichnungen und gedichte
aus theresienstadt 1942-1944

27. JANUAR
Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

der letzte wars der allerletzte
der satt und bitter blendend grelle
vielleicht wenn eine sonnenträne irgendwo
auf weissem stein erklingt

so war das gelb
und trug sich schwebend in die höhe
er stieg gewiss
gewiss wollt´ küssen er
dort meine letzte welt

und sieben wochen leb ich da
gettoisiert
hier fanden mich die meinen
mich ruft der löwenzahn
und auch der weisse zweig
im hof auf der kastanie
d o c h e i n e n s c h m e t t e r l i n g
h a b i c h h i e r n i c h t g e s e h n
das war gewiss der allerletzte
denn schmetterlinge leben nicht
im getto

4. juni 1942
paul friedmann

die bilder,sonja, habe ich mir schon vor jahren immer mal von irgendwoher ausgedruckt.
doch nun habe ich sie als buch bekommen von einem menschen, den ich nicht kenne, der umzieht.
ich bin auch heulend zusammengebrochen als ich es in händen hielt.
auch noch in einem wertvollen leinen gebunden.
der titel hat mich ein lebenlang nicht losgelassen und die vorstellung die ich damit verbinde und das eigentlich gar nicht vorzustellen ist, wenn man es nicht erlebt hat.
rosadora

PIERRE HUYGHE – ROSWITHA HAFTMANN-PREIS 2013…

Roswitha Haftmann-Preis 2013 für Pierre Huyghe

Donnerstag, den 24. Januar 2013 um 16:16 Uhr
Europas höchstdotierter Kunstpreis geht erstmals an einen Franzosen. Der Stiftungsrat der Roswitha Haftmann-Stiftung vergibt den mit CHF 150’000.- dotierten Roswitha Haftmann- Preis an Pierre Huyghe (*1962). Die Übergabe findet am 16. Mai 2013 im Kunsthaus Zürich statt.

wie ich richtig lag mit meiner wahl
meinem empfinden für das, was auf der d13
den höhepunkt darstellte
da müssen erst die schweizer kommen…

nichts geht zuende alles geht weiter
das kunstwerk verfolge ich noch bis april 2013
dann ist es ein ganzes jahr und der kreislauf geschlossen

pierre huyghe gab ich über 2000 fotos aus meinen beobachtungen über die zeit der dOCUMENTA

es ist ein 20 minütiges interview mit rosadora, also mit mir, entstanden von den gebrüdern karl und johannes BRUNNENGRÄBER in ihrer MOMENTA100

mein buch LICHTE MOMENTE ist ab heute im buchhandel zu bekommen

den artikel zum huyghe-preis zu finden unter…
www.kultur-port.de/index.php/kunst-kultur-news/6395-roswitha-haftmann-preis-2013-fuer-pierre-huyghe.html&ct=ga&

fotos vom 14. januar 2013

GEFALLENER ENGEL…

kein stern
der nicht die augen
niederschlüge
wenn du aufstehst
und den tag
glattstreichst
mit feuriger gebärde
den kopf zurückwirfst
und lachst da wir
unwissend
was uns anficht
in diesem
sternvollen all
flügellos einhergehen

brigitte fuchs
aus
suchbild mit garten


singender engel
eva aeppli

den tag beginnen
friedvoller absicht
nicht wissend
was uns erwartet
den kopf
erhoben noch
geradeausgehend
ehe wir vergessen
die füsse zu heben
und über den ersten stein
stolpern

rosadora

DER HOHE KLANG…

der hohe klang ist mir im ohr
wenn ich das glas nur sehe
es ist der oskar der da schreit
nicht aufhört und ach wehe

wer den ton nicht hört der ist gestört
von anfang bis zum ende
weil so in dem was kopf genannt
sich nie vollziehn kann die wende

den hohen klang in meinem ohr
hör ich in jedem und allem
auch wenn er mir von zeit zu zeit
selbst bereitet missgefallen

ich nehme mein glas und sage prost
auf alles was leibt und lebt
wir trösten uns mit unsrem trost
solange die erde nicht bebt

WORTQUELLENDRUCKVERLUST…

INGREDIANS

künstlerin
ingride trümper schade
aus der serie „ingredians“

wenn so nichts mehr schreibt
der wortkloss im bauche bleibt
hilft auch kein singen mehr
da kannst du warten sehr
auf das richtige wort
es ist einfach mal fort
wissen die götter wohin
sie haben keinen gewinn
von meiner niederlage
da bleibt nur diese frage
wer denn wer frag ich mich hat da das lachen
auf seiner seite und was will er machen
mit meinem offensichtlichen verlust
der mir so macht wortquellendruckverlust

lass gut sein
mach doch mal ne pause
geh wieder mal
mach auch mal ne sause
und seis mit nem schlitten
den berg hinunter
und seis im café
einen streuselplunder
es wird schon werden glaube mir
sie haben alle geduld mit dir
geduld zählt nicht zu meinen sachen
ich versuchs derweil einmal mit lachen

rosadora

OSTERN IM JANUAR…

ausgedient

die osterhasen sind im anmarsch

immer heftiger und früher werden die käuferinnen und käufer umgarnt mit kitschigstem gebammel zu den kalenderfesten. nach ostern würden die geschäfte am liebsten gleich wieder weihnachtsschmuck heraushängen. aber es gibt ja wohl so läden, wo immer weihnachten ist. immer ostern hab ich noch nicht gehört. und warum nicht gleich alle zusammen…