EIN TAG MIT ROSAVITA IM MALATELIER…
eine rose – ich schaue sie an, fotografiere, beschreibe, besinge sie und vieles mehr – achja, und ich male sie. das ist neu – ganz neu und eine ganz neue erfahrung. es ist, als müsse ich sie in meinem inneren gebären, bevor ich auch nur ein zipfelchen eines blüten-blattes aufs malpapier hauchen kann – hinhauchen mit kreide. nein, ich lasse es unter meinen fingern entstehen. das gespür dafür muss ich erst noch entwickeln. kreide – in die poren des blattes hineinreiben, zart verreiben und sehr langsam, mit engelsgeduld. das ist nur der grund.
der grund einer rose. ob er hell ist oder dunkel, ob er sich mir öffnet oder verschlossen bleibt. fingerspitzengefühl brauche ich und ein ganz tiefes gefühl in mir, das sich zu der rose hinneigt, sich beinahe in eine rose verwandelt, um so viel von der rose zu verstehen, dass ich sie malen kann.
was sich mir öffnet – ich weiss es noch nicht… es ist anstrengend, wie verrückt anstrengend. schweissgebadet beuge ich mich über mein blatt, verteile verschiedene rottöne, die in die seele der rose sich einschleichen und wieder herausschauen sollen. die hellen stellen den dunklen gegenüber, damit tiefe entsteht. das leuchtende in den vordergrund.
ich trete zurück, schaue, prüfe, nichts sieht einer rose auch nur annähernd ähnlich, eher einem teppichmuster. geduld, rosadora. rosavita (auch eine rose…) haucht es mir immer wieder zu. dranbleiben – es wird schon.
ich fliesse dahin mit dem rot, und mit dem röterwerden der rose beginne ich zu brennen. es ist, als sässe ich mitten drin im feuer und es hört und hört nicht auf zu lodern.
abkühlen und mittagessen. emilio und monika tauen auf beim gespräch, rosavita und ich sind in gutem einvernehmen. noch ein käffele und dann geht’s weiter.
mich aufs neue ins feuer oder die nochnichtrose begeben. rosavita zeigt, hier heller, da dunkler, damit das helle leuchtet und das dunkle in die tiefe geht (’…da gehts abbe’ zeigt sie mit der hand), damit die rose zur rose wird, damit sie lebendig wird. ohne ihre hilfe hätte ich längst aufgegeben.
es ist mein erstes werk und ich komme an meine grenzen, die grenzen meiner geduld. ich möchte das bild möglichst aus dem ärmel schütteln. ‘nichts da’, sagt rosavita. ‘jetzt geht’s erst richtig los. zeigs mir mal’. ich bleibe dran. es beginnt spass zu machen. ich gehe noch einmal ganz willig zu meiner rose und beschwöre sie, sie möge doch nun endlich ihr rosenhaftes zeigen. inzwischen verwechsele ich die kreidestifte, krapplack und blutrot und hellrot und grundierrot. die stifte sind nicht mehr stifte, sondern bestenfalls stummelchen oder bröseln ganz dahin. vor lauter rot bin ich ganz blind.
es ist eine knochenarbeit. 8 stunden an einem stück (nur diesen tag – der nächste kommt ja noch…) übers bild gebückt und auf den beinen stehend.
in der zwischenzeit brenne ich nicht nur, sondern sehe auch aus wie eine indianerin – rot überall verteilt, hände, arme, gesicht und haar, das t-shirt ungeachtet, und füsse. auf dem laminatboden spuren von mir, wohin auch immer ich gegangen bin. auch das sofa zeigt rotes. leicht hatte ich meine füsse an mich und damit auf die sitzfläche gezogen. naja.
rosadora