ROGER WILLEMSEN…

all one…

allein – nicht allein – allein – nicht allein – wo ist der unterschied…

ALL ONE_P1430449

die herausforderung besteht nicht darin zurechtzukommen, sondern nicht zurechtzukommen, d. h. jeden weg allein zu gehen, jeden massstab selbst zu gewinnen, jeden wert selbst zu erschaffen.

aus 
deutschlandreise 
roger willemsen

ZUM TOD VON ROGER WILLEMSEN…

feuer, feuer – oder roger willemsen…

FEUER_ROGER_400_P1230711_bearbeitet-1

nun starb er an meinem 77. geburtstag………..

Veröffentlicht am von

kaum ist er im saal, da steht er auch schon in flammen. aus erwartungsvollen gesichtern werden verschmitzt lächelnde und bittende, erkenn mich doch wieder. er reicht ihnen die hände, nicht hand – hände, ach, sie sind auch wieder da und schön, dass sie gekommen sind. bei mir die frage, was kann er sich noch alles einprägen. stolpernd beginnt er schon ehe er seinen stuhl auf dem pödchen erreicht, bringt sich ein, vom ersten moment an und das gekonnt.

er erzählt reisserisch. es ist kein erzählen, es ist ein begeistertes zueinanderbiegen von literatur, die sonst nie zueinander finden würde. casanova kommt bei ihm gut weg, sehr gut sogar, und ich frage mich, was fehlt ihm, dass er so ins schwärmen gerät, wiederholend betont. was literatur kann, das ist nach seinen vielschichtigen ausführungen erst einmal ganz klar – beigeistern. und danach so unklar, so vieldeutig zu sehen wie zuvor. dass sie schwachen eine stimme geben kann und soll, ist nur eine seite. unzählige möglichkeiten was sie noch kann und soll hier anzuführen, wäre langweilig und vermessen.

auf das stichwort emanzipation zeigt er auf mich, ja sie, sie meine ich. ich muss aber nur eines nach einem grossen glas bier – pinkeln, pinkeln und nichts wie raus. ja, gehen sie nur. sagt er auch, und ich denke im eilen, ich komme (aber) wieder. als ich wiederkomme, bleibe ich an der tür an einer säule gelehnt. ich bitte sie, kommen sie, kommen sie nur. ich sage auch nichts mehr.
das kann er, einen ganzen saal voller menschen zum lachen, fast zum jaullachen, ja brüllen bringen. ich denke nur, anders könnte ich seinen redefluss nicht aushalten. seine lacher befreien von verkrampftem zuhören und sich überfordert fühlen. und das ist man in jedem fall bei der geschwindigkeit, bei dem umschwung, den er nehmen kann in der auswahl von literatur.

ich frage ihn zum schluss, wie er das macht, all das in seinem kopf zu behalten und sinnvoll aneinanderzureihen. überschwenglich und wie erlöst antwortet er wie ein kleiner junge, dass er erst dachte, er würde das heute abend gar nicht schaffen. völlig ausgelaugt sei er gewesen und fertig, noch kurz vor dem vortrag. aber als er dann anfing, gings einfach so weiter.
er kann schwächen zugeben, das macht ihn mir sympathisch. bleibt zu hoffen, dass er es nicht gänzlich zu seinem programm macht. eigentlich ist er ja schon dabei. das würde ins gegenteil umschlagen (bei mir).
sein hellwacher geist, sein witz und humor – ach wären sie doch verbreiteter auf dieser welt…

ETEL ADNAN IN ZÜRICH…

http://www.swr.de/kunscht/etel-adnan-portraet/-/id=12539036/did=16204246/nid=12539036/y75r5v/index.htmlSY

an eine freundin

Etel Adnan.jp

ETEL ADNAN

eine meiner lieblingskünstlerinnen
(ich mag die alten)

mehr noch als ihre bilder
mit der man sie jetzt hervorholt
(lassen sich besser herzeigen und verkaufen)
liebe ich ihre texte

ihre bücher habe ich nach der d13
wo ich sie kennen lernte
verschlungen

sie ist eine grosse filosofin
und nicht im üblichen sinne
nicht nachgeplappert und übern kopf
bei ihr geht alles übers herz
anfassen – begreifen
sehen – verstehen

sich einlassen – einmischen

dass sie über 30 jahre lang ihren berg TAMALPAIS gemalt hat
wieder und immer wieder
sagt einiges aus

und ich wunderte mich gar nicht mehr
weshalb ich immerzu an meinem kompostloch festhielt
festhalte
weisheiten liegen nicht wie schnee vor der tür
man muss sie erkennen
und das geht nicht einfachsooooo

schau dir die etel mal an
aber erst nach dem lesen ihrer bücher
wirst du begreifen
warum ich sie so mag

liebe grüsse
rosadora

ausstellung
Etel Adnan – La joie de vivre
Museum Haus Konstruktiv zürich
29. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016

sie hat eine homepage
das sind auch ihre werke verzeichnet

DAS LIED VOM HONIG…

DIE BIENEN IM BOTANISCHEN GARTEN IN KASSEL…
DUTLI RALPH_400_DAS LIED VOM HONIG_IMG_20151002_0001_bearbeitet-2immer muss ich es erwähnen – das buch von ralph dutli – DAS LIED VOM HONIG – eine kulturgeschichte der biene.
darin heisst es u. a.: die symbolkraft der honigbiene ist eine menschheitskonstante. das kleinste aller nutztiere schenkt dem menschen nicht nur sein bestäubendes mitwirken bei der entstehung von früchten und gemüsen, sondern auch nahrung, süßstoffe und kerzenlicht in honig und wachs, wirksame heilmittel in vielfältiger form, reiche symbole und tiefgründige gedanken. die biene gab anlass zu religiösen riten, aberglauben und wundergeschichten. sie stand für gemeinschaftssinn, selbstaufopferung, zukunftsvorsorge, durchdachte ordnung, reinheit, fleiss und fülle. aber auch: für magie und prophetie, seele und inspiration. ralph dutli erzählt davon mit kenntnisreicher gewitztheit und poesie…
BOT. GARTEN_SVEN_BIENEN_01.10ich traf sven den bienenzüchter ganz unerwartet. dass wir uns so ins bienenthema verstrickten hing auch damit zusammen dass er sich für dutli und sein werk interessierte. wir unterhielten uns lange und angeregt. unser interesse am erhalt der bienenvölker war ungeteilt – obwohl sven die bienen züchtet und ich den honig nur esse. er war dabei sie zu füttern – zwei drittel honig – ein drittel zucker – oder umgekehrt… die bienen tragen emsig die letzte ernte ein – tragen dicke gelbe höschen – um dann irgendwann nicht mehr zu ihrem stock zurück zu kommen.

BIENEN AUF NASE_SVEN_P1360682bienen sind für unser überleben wichtiger als wir für das überleben der bienen – so viel ist klar. mir widerstrebt das ständige rasenmähen und die überlegung wovon die bienen denn leben sollen wenn wir ihnen die nahrungsquellen rauben. jede woche ein mal wird hier gemäht. firmen kommen – überfallartig – mir blutet das herz.
früher mähte man 2 mal im jahr – ende mai und im oktober. nun greift der ordnungswahn um sich und niemand bedenkt dass ordnung auch untergang bedeuten kann.
das buch von dutli als pflichtlektüre in den schulen. es liest sich spannend und erweitert die sicht auf das von mir so bewunderte bienenvolk.

ZEICHEN AM WEG…

TITEL_ZEICHEN AM WEG_UA_0011295171_Cover_U1bei Bod  132 seiten – schwarzweiss

zeichen, hinweise, verbote, erklärungen und einiges mehr … sie sind mir ins bild gerutscht, als ich den abriss des hauptbahnhofs nordseite in kassel dokumentierte. irgendwie gehören sie dazu und nehmen in der erinnerung einen wichtigen platz ein. einige sind originell und bleiben dadurch immer eindrucksvoll in meinem gedächtnis – wie zum beispiel dieses klumpfüssige kamel – wie ich es nenne. es hat ausdauer und begegnet mir in den monaten meines fotografierens immer wieder.
oder dieses
– BITTE TÜR IMMER GESCHLOSSEN HALTEN – die durch das durchkreuzte T in ein F wechselt und zum omen wird für das FÜR IMMER. nun ist sie zu – für immer – und sogar weg  – für immer –

BAHNHOF ZEICHEN AM WEG_5.08BAHNHOF ZEICHEN AM WEG_5.081

SCHLOSS-GINKGO IM HERBST…

Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut,

Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?
WILHELMSHÖHE HERBST_GINKGO_9.11
Solche Frage zu erwiedern,
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?

Goethe, 1819 (1815)

KOMPOSTLOCH IM APRIL…

SO GEHT DAS…
KOMPOST SCHÖNER ORT_P1060359
die situation im kompostloch – für das ich einen neuen namen suche – ist eine völlig andere als zu beginn
anderthalb jahre war ich neugierige beobachterin habe nichts verändert oder beeinflusst
einfach nur still gelassen und verfolgt was aus restkompost wird
die natur nimmt sich alles zurück in dem sinne dass sie aus den vorhandenen recoursen ihr bestes macht und sie macht viel  mehr als zu erwarten ist – gestalterin in allen lebenslagen und immer voller überraschungen

in der 4. phase bringe ich meine moment(a)-kunst ein – moment weil sie nicht von dauer ist, oft nur stunden wie das rote band – manchmal tage aber eben nicht sehr viel länger weil es die parkverwaltung nicht  gestattet auch nicht gerne sieht wenn hier menschen herumturnen

sie kommen aber zum ersten zweiten oder dritten mal – sie entdecken den ort finden ihn besonders bis zauberhaft – wenn ich erzähle dass er ausgeräumt wird – dem park angeglichen wird – haben sie einwände

dass es so aber ein besonderer ort sei sagt auch st. 12 jahre aus der ukraine und a. 15 jahre aus russland die jetzt hier in die schule gehen beklagen dass der kunstunterricht gestrichen ist – die zwölfjährige sagt dass sie von kunst nicht so viel ahnung hat und als ich dann ein bisschen von meiner kunst hier an diesem ort berichte hören sie aufmerksam zu und st. hat plötzlich die eingebung dass hier ja auch die fantasie gelockt wird und zählt auf was ihr alles dazu einfällt – ihr kleiner bruder 4 jahre alt hat eine blaue katze gemalt und als ich erzähle dass ich bilder ohne pinsel male nur mit den fingern und händen – ja das wäre klasse
in klassenräumen ist die fantasie eingesperrt hier kann sie fliegen

zwei knaben vielleicht 14 erklettern den gr. hügel – sie wollen für den kunstunterricht fotografieren – staunen das ist ja ein geiler ort – sieht aus wie stonehenge – auch mit ihnen rede ich eine weile – sie müssen ja weiter – für den kunstunterricht auf motivsuche gehen

da kommt einer der schaut genau – er fasst die bilder sogar einzeln an und beguckt sie und macht fotos – er kommt oft mal hier vorbei und schaut was es neues gibt
wir reden lange, ich fotografiere ihn – er braucht fotos für… – und schade wäre wenn der ort verschwände – wann ich denn wieder hier sei – zuhause dann eine mail
liebe rosadora,
das war ein wunderbares treffen mit dir, deinen fotografien und gedichten im naturgarten heute nachmittag. der zufall schreibt doch immer wieder die schönsten geschichten. ich habe gerade etwas auf deinen internetseiten rumgestöbert und bin sehr beeindruckt, es gibt noch viel bei dir zu entdecken.
ich würde mich sehr freuen, wenn du mir die fotos von mir und uns schickst.
wann bist du denn das nächste mal in der aue? ich möchte dir etwas vorbeibringen.
bis dahin herzliche grüße
georg

manfred 71 bleibt gleich 4 stunden will alles genau wissen hat ideen – man könnte man sollte man müsste … hilft mir meine schnüre für das viereck festzuzurren – sein sohn bildet mit noch zwei menschen eine kommission – sage ich mal – die in kassel besonderes aufspürt – diese hat er auf mein tun aufmerksam gemacht – ob sie es sich schon angeschaut haben weiss ich nicht

LYRIKWAND_FRONTAL_P1060365LYRIKWAND_SEITL._P1060375
den i love-hügel habe ich nochmal mit neuen kärtchen bespickt und an der abrisswand des grossen ackersenfhügels meine lyrik angebracht – auf dem alten hügel haben die pflanzen die fähnchen überwuchert und sturm und regen die kärtchen durchweicht  – natur ist überwältigend

norbert 51 der mit seinem rad immer mal wieder vorbei kommt liebt diesen ort – für seinen balkon sucht er eine ausgefallene bepflanzung und denkt dass er hier was finden wird – ich bin gespannt

kurt 75 kommt hin und wieder hier vorbei – in dem grossen holzabfallhaufen hat er schon so manches hölzchen gefunden für seine schnitzereien – ich sags ja kreativort

das geht doch nicht – diesen ort zu beseitigen finden alle die hier durchgehen – bleibt zu überlegen
was ich anstellen und wen ich dazu bewegen könnte anzuweisen dass der ort bleibt und zwar so wie er ist
unabgeräumt war er natürlich um ein vielfaches interessanter und fantasieanregender als jetzt – aber ,war‘ gilt nicht – erhalten wäre es

phase 1
100 tage documenta 13

BUCH
endlos – unaufhörlich I

phase 2
1 jahr fotografische dokumentation
des werdens und vergehens der pflanzen im kompost

BUCH
endlos – unaufhörlich II

phase 3
abgesang
räumung der anlage bis auf 6 resthaufen

BUCH
abgesang

phase 4
moment(a)kunst
einbringen von kleinen kunstwerken
die den ort weder verändern
noch einbringen von fremdem material

BUCH
endlos – unaufhörlich III
in arbeit

die meisten der kunstwerke sind nicht mehr an diesem ort zu besichtigen weil ich sie ja immer wieder wegräume(n muss) – doch in meinem blog sind sie zu finden www.rosadora.de
der moment(a)-kunst dauer verleihen…

LIEBE MALWIDA…

Malwida von Meysenbug (1816 – 1903)

MALWIDA_P1040374„Noch sah ich meinen Weg nicht klar, wusste noch nicht, wie ich verwirklichen sollte, was sich in meinen Gedanken bewegte, aber ich fühlte, dass das Ziel meines Lebens hinfort sein werde, an der Emanzipation der Frauen von den engen Grenzen, welche die Gesellschaft ihrer Entwicklung gesteckt hat, und von den Kleinlichkeiten und der Unwissenheit, welche die Folgen davon waren, arbeiten zu helfen.“ Malwida von Meysenbug, 1905

MALWIDA_ANBAU_P1040371
liebe malwida

die kasseler Heinrich-Schütz-Schule trug zwischen 1930 und 1940 deinen namen
dann benannten die nationalsozialisten sie um
du warst ihnen zu emanzipiert – ob man das wort damals schon kannte – zu demokratisch gesinnt
aus malwida-von-meysnebug-schule wurde die heinrich-schütz-schule
sie heisst auch heute noch so
dir hat man einen anbau gewidmet der nun seit über zwei jahren deinen namen trägt

ich überlege ob dir das recht gewesen wäre mit dieser einschränkung
vielleicht ist diese daheraus entstanden dass du ja   n u r   die ersten 15 jahre deines lebens in kassel verbracht  – deine berühmtheit erst in späteren jahren erlangt hast – wenn überhaupt
zu deiner zeit war es ja sehr ungewöhnlich dass eine frau einen eigenen willen entwickelte und pädagogische und politische fähigkeiten zu ihrem lebensinhalt machte
die eine oder andere weiss das heute zu schätzen – und ich sage das absichtlich so – weil es wirklich nur die eine oder andere ist die deinen lebenslauf und dein lebenswerk kennt
am heutigen weltfrauentag – der für die meisten frauen keine bedeutung hat – leider – gebe ich dir die ehre – meine persönliche – und wünschte du kämst heute auf den opernplatz einfach so dahergeschneit und würdest deine meinung zur weltfrauenlage deutlich machen
deine weitsicht – schon damals – weit über kassel hinaus – hätte tragweite und überzeugungskraft genug um klarzumachen dass es nicht nur um das eigene wohl sondern auch um das derer die in unterdrückung und armut und anderen heute noch herrrrschenden machenschaften leben und leiden geht
ich nähme dir dein beklemmendes kopftuch ab mit dem man dich allzugern zeigt öffnte dir dein haar und mit flatterhosen machtest du eindruck fähig mit deinem innen und aussen eine vorbildfunktion zu erfüllen – achja vorbilder die fehlen gänzlich
vielleicht überzeugen die frauen von heute deshalb nicht

wir schauten uns das heutige kassel an – du wärest enttäuscht denke ich mir – wie zum einen ein krieg die stadt zerstörte und zum anderen der wiederaufbau zum zweitenmal  und keine wirklich städtebaulich eindrucksvolle stadt hinterlassen hat
von dem haus in dem du gewohnt hast kann man auch heute noch über die karlsaue schauen
– wagt man sich nur in die oberen stockwerke
das leben hat sich auch da sehr verändert – abgesehen von den documentas die immer wieder stattfinden – die einen besonderen kunstflair entfaltet – man spaziert nicht mehr gemächlichen schrittes man rennt und joggt in eile durch das grüne juwel der stadt rennt vor sich selbst weg und vor vielem anderen auch – in hektik hetzt man den neuen idolen geld und erfolg hinterher – und der schönheit frönend
ich spazierte gerne mit dir am küchengraben entlang bis zum aueteich und drumherum und am hirschgraben wieder herunter – vor der orangerie verweilend von wo aus du dich ohne dass ich es merkte davon machst wie ein flügelwesen durch die lüfte…

MALWIDA VON MEYSENBUG-ANBAU