DIE DUNKLE SCHÖNE UND IHRE URWALDWESEN
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DIE ALTE DER ZEIT…
DIE FUNKELNDE
sie hat sich ein weisses häubchen aufgesetzt. es weht ein kalter wind.
ihre augen schauen sorgenvoll.
heute trennen wir uns von altem, um neues beginnen zu können. das setzt energie frei, und derer bedarf es, damit das neue gelingen kann.
wir tanzen, um alles überflüssige abzuschütteln, schlagen die trommeln, drehen uns im kreis – im kreis, bis uns schwindelt, oben und unten durcheinander gerät. neuordnen, uns dem lebensrhythmus einquirlen. lebendig soll es werden und voller freude.
die alte wird begeistert sein, wenn sich etwas tut. die guten energien sind angezapft. nichts geht verloren. jede bemühung bringt uns einen schritt weiter, einen schritt hin zum immerwiedergeborenwerden, tag für tag.
jede fantasie ist erlaubt, baut eine neue welt.
aus der alten der zeit wird so die funkelnde. sie begleitet uns auf unseren wegen. sie macht uns mut.
die alte hat sich in einem baum manifestiert. an unserem tanz will sie teilhaben. es juckt sie bis in den hals hinein, so gerne möchte sie mittanzen. doch hat sie diese erscheinung in einem baum selbst gewählt und muss froh sein, dass sie an diesem platz eine so gute sicht hat und alles verfolgen kann.
sie wird uns das jahr über begleiten und schaun, ob die entscheidungen, die wir getroffen haben, in die ordnung passen. der weltenordnung ist sie verpflichtet, das sollten wir wissen und uns an ihr ein beispiel nehmen.
WINTERSONNENWENDE 2011…
in den wald bin ich gegangen, in den urwald, meinen urwald. wo sonst sollte ich diesem kürzesten tag ein paar momente der vollkommenen ruhe abringen, mit wem anders sollte ich diese momente teilen, als mit meinen urwaldbäumen, die mich schon so lange begleiten.
symbolisch entzünde ich das licht, das in dieser nacht – vom 21. auf den 22. dezember neu geboren wird. mir wird warm ums herz. nicht dunkel genug waren mir diese tage, um sich nach der helle zu sehnen. aber sie dauern ja auch noch. in den 10 rauhnächten ändert sich nichts. erst danach wird es wieder heller.
an dieser schwelle vom dunkel ins licht geben wir alles ab, geben es zurück in den weltenkessel, geben es hin zu der ‚alten der zeit’, die auch ‚die funkelnde’ genannte wird, die es neu mischt.
in dem moment, wo sich das licht zeigt, wo die dunkelheit es neu gebiert, dürfen wir der weisen alten beim rühren helfen und ihren tanz tanzen und ein bisschen erfahren von ihrem geheimnis, das sie nie ganz preis gibt. wir bedienen uns der bilder der mythen, weil das ganze so unvorstellbar für uns ist.
es ist schon ein paar jahre her, da ging ich mit marlis in den urwald, um mit einer klangmeditation die längste nacht zu verabschieden. es war nicht nur eine lange nacht, sondern auch eine überalle massen dunkle. nach tanz und meditation bei einem kerzlein waren wir vollkommen blind. ich verlor die orientierung. kein stern am himmel, kein geräusch, das war schon einigermassen spannend und aufregend. als wir uns bis zum auto zurückgetastet hatten, an der strasse ein flackerndes augenpaar. es war so dunkel, dass das tier nicht zu erkennen war. das augenpaar flackerte und mein herz flatterte ein wenig. ich bilde mir immer ein keine angst zu haben.
in der sababurg vollendeten wir unsere kleine feier mit gutem essen und einem vollmundigen tropfen.
VERGISS DIE MÜTZE NICHT…
und mein tierchen
es hat sich warm angezogen
mag der winter nun kommen
im tristen winterbraun
ist es mir eine augenweide
mut strahlt es aus
und sagt zu mir
auch wenns mein letzter winter ist
er wird sich
die zähne an mir ausbeissen
und du
vergiss die mütze nicht
KLEINER BAUM IM GROSSEN WALD…
kleiner baum im grossen wald
die geschichte rührt mich.
sie fiel mir heute nacht wieder ein.
es ist eine weile her, da begegneten mir im urwald sababurg
eine mutter mit ihrem ca. 4 jährigen sohn.
wir kamen ins gespräch.
die mutter erzählte, dass der sohn einen lebensbaum
geschenkt bekommen habe.
da sie aber keinen garten hat fand sie, dass ein platz
im urwald zwischen all den anderen bäumen der rechte
sei.
sie machte sich die mühe, mit bäumchen und kind hier her zu fahren,
ihrem kind einen bleibenden eindruck zu schenken.
sicher werden sie hin und wieder nachschaun, was aus dem
kleinen baum geworden ist.
den platz kann ich nicht verraten. ich weiss ihn nicht.
einzig mutter und kind soll diese begebenheit in erinnerung bleiben.
PERLEN AUS TAU…
perlen aus tau
springen mir ins auge
ins herz
der herbst hat
unsagbar zärtliche seiten
der sonne glanz
hebt sie ins licht
trinkt sie
im nachundnach
trocknen die perlen
wie nie gewesen
rosadora
HÜPFEN VOR FREUDE…
wie farben sich zeigen
im herbst
sie fallen vom himmel
steigen aus der erde
machen herzen bunt
regen meinen geist an
dass ich hüpfen muss
vor freude
rosadora
SCHÄNDUNGEN IM URWALD SABABURG…
SCHÄNDUNGEN IM URWALD SABABURG…
´sanfter tourismus´
ist nicht das, was er sein sollte – sanft.
er lockt grössere besuchergruppen in den urwald und damit auch solche, die nur aus attraktionslust und langerweile in diesem wald mal gewesen sein müssen.
raudis nicht ausgeschlossen.
solche haben nämlich kürzlich grössere schäden angerichtet, indem sie bäume beschädigt und an ihnen herumgehackt haben.
dieser ´dunklen schönen´, nach der ich mein buch benannt habe, sind sie tüchtig zu leibe gerückt. in bein, schulter und hinterkopf ist mächtig hineingehackt worden. kinder oder tiere können es nicht gewesen sein, sie ist ca. zweimeterfünfzig gross.
jetzt
ein paar wochen vorher
nicht nur meiner ´dunklen schönen´ wurde gewalt angetan – mir blutet das herz – sondern auch anderen bäumen.
meinen urwaldwesen habe ich versprochen, dass ihnen hier nichts geschehen würde. weit gefehlt. der unter naturschutz stehende urwald ist nicht so geschützt, wie es sein sollte. den menschen den zutritt zu verwehren wäre die einzige massnahme, die solche schändungen vermeiden könnte.
der urwald sollte ein
FRIEDWALD FÜR BÄUME
sein.
an dieser eiche haben sie besonders gewütet. solange daran herumgeschlagen, bis der baum sein innerstes zeigte. nun rieselt das, was er bisher noch halten konnte, nach aussen. das lässt ihn schneller morsch werden und beschleunigt seinen verfall. auch aussen sind teile abgeschlagen und zerstört. sie haben ihm seinen fuss weggeschlagen…
heute
foto peter bräutigam
meinem moosengel haben sie den ganzen kopf abgeschlagen. ein pilz versucht die wunde zu verschliessen. die gestalt eines kopfes wird sich nun nicht mehr herausbilden, nicht mehr herauswagen…
heute
vorher
dem entenküken haben sie das maul abgeschlagen und den nacken weggekratzt.
an den gegenüber liegenden baumstämmen sind grosse pilze herausgerissen.
auch das können kinder kaum getan haben. die sitzen so fest und diese waren bis zu 25 zentimeter durchmesser gross, dass einige gewalt dazu nötig gewesen ist.
jetzt
vorher
ich kenne meinen urwald gut und bin besonders aufmerksam für veränderungen jeglicher art. wenn den bäumen ein leid geschieht, geschieht es auch mir. bäume haben eine seele. sie sind weiser als wir denken. aber gegen rohe gewalt können sie sich nicht wehren. dass wir uns umbringen, wenn wir sie vernichten, ist aber klar.
dass besucherinnen und -besucher des urwaldes den nötigen respekt aufbringen mögen den bäumen, den pflanzen und den tieren gegenüber und achtsamkeit walten lassen – das wünsche ich mir.
IHRER TRAUER RAUM…
pilze weinen
wenn die nacht vergeht
und die sonne beisst
pilze weinen
berühre sie nicht
lass ihrer trauer raum
pilze träumen
wenn sie weinen
in den tag hinein
pilze haben
wunderbare tränen
ganz glühend von leben
rosadora
DIE DUNKLE SCHÖNE…
DIE DUNKLE SCHÖNE UND IHRE URWALDWESEN
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MEIN NEUES BUCH IST DA
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orphne,
die dunkle schöne mit ihrem tier.
wie eine göttin bewacht sie den urwald und ihre wesen.
sie weicht nicht von der stelle.
ihre aufgabe ist heilig.
ihren platz hat sie inmitten des waldes.
in ihrem tier, SINACH, verkörpert ORPHNE die wachsamkeit und alle damit verbundenen tugenden.
allem widersteht sie, dem frühling, dem sommer, dem herbst und dem winter – den damit verbundenen wettern.
klar bleibt sie und aufrecht.
mit geneigtem kopf wehrt sie die äusseren anfechtungen ab, hört ihren herztönen nach, welche widerstände sie entwickeln muss, um ihren schützlingen geborgenheit gewähren zu können.
sie selbst geniesst den schutz ihres tieres und dem des herzens auf ihrem rücken.
tier und herz tragen aufmerksame mienen.
sinach und orphne sind nicht auseinander zu denken.
sie gehören zusammen, im leben, wie im sterben.
sie scheint mir wie die mutter des waldes,
die ewig fruchtbringende quelle von allem.