DER HALBE BAUM HALB…
was ist ein baum, wenn er halb ist und dazu nur die hälfte eines halben baumes – er ist immer noch baum. mit seiner halben wucht ist er einfach das, was er ist, eine eindrucksvolle erscheinung im zustand des vergehens.
mir fällt nicht ein, ihn mir ganz und heil vorzustellen. das übersteigt mein vermögen. so wie er ist zieht er mich in seinen bann, lädt mich ein in sein inneres geheimes einzutreten. ehrfürchtig wage ich es, bewundere die warmen farben und den duft, den er ausströmt, besonders wenn es etwas feucht vom regen ist. ich betaste ihn. zu jeder zeit ist sein verwesendes innen, das vermodernde holz, warm, so, als wäre sein ganzes leben als energie noch geballt vorhanden.
ich verweile und fühle mich geborgen. er legt einen schutzmantel um mich, er verweist mich auf gedanken, die ich sonst nicht denken würde – die vergänglichkeit in seinen schönsten formen und farben. er ist ein trost für mich, wie er mir zeigt, dass alles in den kreislauf der natur, ja der welt, zurückkehrt. er belehrt mich mit größter sorgfalt und vielen bildgleichnissen. dafür danke ich ihm.