GÖTTERBAUM…

…DEM HIMMEL NAH

KARLSAUE
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götterbaum – den namen habe ich schon gehört, aber ich konnte keinen baum zuordnen.

er hat mich begeistert – mit ausgebreiteten armen empfängt er mich. ich folge seiner einladung und habe sogleich kontakt mit ihm. seine rinde – seinen mantel sozusagen – fasse ich an, streichle ihn. es ist ein angenehmes gefühl. ich lege mein gesicht daran und rieche den göttlichen duft. ich nehme mass sozusagen – ich messe mich mit ihm – da weiss ich noch immer den namen nicht – blindes vertrauen…

AUE_GÖTTERBAUM_I_17.111mit seinen ästen erspürt er die welt, streckt sie quer und hoch in den raum – sehr eigenwilig – er schaut sich um, ehe er sich den himmlischen sphären zuwendet. seinen wurzeln nicht entfremdet, ruft er doch auch den wolken ein ichkomme zu.
er gestattet mir, porträits von ihm zu machen. zum glück hat er kein vorne und hinten, sondern ein rundum, das bietet einige möglichkeiten. ich rücke ihm auch nahe auf die pelle, und er hat nichts dagegen. ich sage ihm, dass ich am liebsten ein teil von ihm wäre, aber solches anliegen hat er sicher noch nicht gehört. aber irgendwie fühlt er sich geschmeichelt.

AUE_GÖTTERBAUM_GEÄST__17.11der blätter hat er sich entledigt und die rasenpuster haben sie weggeweht. an ihnen könnte ich seine art besser bestimmen. ich finde noch zwei sehr dunkle und da habe ich wenigstens die form, die ich im mac nachschauen kann. es ist einer der höhepunkte des tages, als ich tatsächlich die beschreibungen für einen GÖTTERBAUM finde und weiter stöbere, damit ich mir auch ganz sicher bin.

AUE_GÖTTERBAUM_II_17.112die verbindung vom götterbaum zu den göttern liegt nahe und der weg zu seiner abstammung und herkunft ist sicher. er ist eine invasive art und aus china und dem nördlichen vietnam eingewandert. dieser ist wohl mit bedacht gewählt und hier geplanzt worden zur bereicherung der baumarten im park. für mich war es eine bereicherung meines baumwissens.

GRÜNLINGE…

KARLSAUE
AUE_GRÜNLINGE_GESICHT_P1400117…kam es mir spontan, als mich die grüne wucht überfiel. sie zog mich an und zu sich hin. die bäume wetteiferten – einer wollte grüner sein als der andere. heftiger regen hatte die bemoosten stellen an ihren stämmen dazu gebracht, die farben, die der herbst sich bemüht hatte in die vergänglichkeit zu befördern, zu erneuen und aufzufrischen.
AUE_GRÜNLINGE_I_16.11zwischen den zur zeit vorherrschenden brauntönen nahm sich das grün grad königlich hervor und auffallend dazu. grünkraft – fiel es mir ein – die grünkraft ist immer vorhanden – bei bäumen und pflanzen, bei tieren und menschen, nur tritt sie nicht immer so prachtvoll und in gleicher weise hervor. sie ist die lebenskraft – die überlebenskraft in allem.
AUE_GRÜNLINGE_II_16.111nach dem starken regen schauen die bäume aus, als hätten sie sich, mit so üppigem  grün, geschmückt für ein fest. sie haben sich herausgeputzt für die menschen, die sich aus ihrem alltag herauswagen mitten unter sie. auch wenn sie es nicht bemerken, wie sehr sich die bäume mühen, gehen sie in dieser grünkraft einher und ihr körper speichert sie.
und wenn im winter nur ein höckerchen moos zwischen dem schnee oder an einem baumstamm neugierig hervorblinselt, ist dieses kleine grün voller energie und stellvertretend für ein grösseres inerscheinungtreten zuständig und übermittelt sie an mensch und tier.

REINE LUST…

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Warum erfüllen uns Gräser, eine Wiese, ein Baum mit so reiner Lust ?

Weil wir da Lebendiges vor uns sehen, das nur von außen her zerstört werden kann, nicht durch sich selbst.

Der Baum wird nie an gebrochenem Herzen sterben und das Gras nie seinen Verstand verlieren.

Von außen droht ihnen jede mögliche Gefahr, von innen her aber sind sie gefeit.

Sie fallen sich nicht selbst in den Rücken wie der Mensch mit seinem Geist und ersparen uns damit 
das wiederholte Schauspiel unseres eigenen zweideutigen Lebens.

Christian Morgenstern –

LAUBSCHWIMMEN AUF DEM SEE…

AUE_VON EICHEN BIS KOMPO_II_09.115wie sie selbst das wasser schmücken – die blätter –
wie sie dem see eine so andere ausstrahlung geben.
wie sie am ufer segeln und sich wiegen.
das schwingen am baum war ähnlich.
luft wasser erde – mit allen in begegnung –
mit allen in kontakt – alle stufen durchlaufend,
die verwandlung macht sie reich,
lässt sie leben ewiglich…
AUE_VON EICHEN BIS KOMPO_I_09.116gestern noch dieses bild – heute alles weg.
erst blähen sich die laubpuster auf, dann ein nicht endenwollendes
geräusch von den booten im seeufer, welche die blätter aufsaugen.
aus – bald auch der letzten farbtupfer beraubt.
das laub, das sich so anstrengte, mit farenfrohem gebärden zu erfreuen,
verschwindet – werweisswohin…

KOMM IN DEN PARK…

AUEPARK

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komm in den totgesagten park
komm in den totgesagten park und schau:
der schimmer ferner lächelnder gestade.
der reinen wolken unverhofftes blau
erhellt die weiher und die bunten pfade,
dort nimm das tiefe gelb, das weiche grau
von birken und von buchs, der wind ist lau.

die späten rosen welkten noch nicht ganz.
erlese küsse sie und flicht den kranz.
vergiss auch diese letzten astern nicht.
den purpur um die ranken wilder reben
und auch was übrig blieb von grünem leben
verwinde leicht im herbstlichen gesicht.

stefan george

UND DANN DER URWALD…

…URWALD SABABURG IM REINHARDSWALD…

URWALD_HERBST_LAUB_07.112_bearbeitet-1den zeitpunkt abpassen, wo der urwald sich herbstlich schmückt… in den letzten wochen bin ich mehrmals hingefahren, um ihn zu treffen. nun leuchtet es – von oben und unten, nun raschelt es unter den füssen – und – so habe ich es noch nie erlebt. herbst ja, doch dieser herbst ist besonders. die buchen im goldrausch, die eichen kriegen die farbe wieder nicht hin, wenige birken, die das goldgelbe laub noch festhalten und kahllinge gibt es auch schon grosse mengen. das moos ist herbstlich gestimmt und begrünt üppig die stämme und äste, besonders die vergehenden am boden liegenden. das grün sticht ins auge und motzt die herbstfarben auf.

 

URWALD_HERBST_URALTEICHE_07.114die wappeneiche ist belagert von fotografen – es sind 20, die aus gudensberg angereist sind. sie verstopfen förmlich die sichtachse und waldwege. 20 – das musst du dir mal vorstellen. sie haben die unart, mit stativen die gegend unsicher zu machen und die rucksäcke vollgestopft mit zeugs, dass du denkst, sie wandern nach amerika aus…
die wappeneiche hat ein besonders schönes und mildes licht – einmalig. aber ich gehe weiter und komme später wieder, wenn die horde abgereist ist. nur – dann ist das licht auch weg…
URWALD_HERBST_KAMINEICHE_07.115die kamineiche ist nicht umzingelt. die haben sie wohl nicht gefunden. ich schaue sie mir mal von hinten an – das habe ich bisher noch nicht gemacht und gehe um sie herum, als sähe ich sie zum erstenmal. achja, und da ist sie gerissen – von unten bis oben. von vorn zeigt sie sich einladend und stark…
URWALD_HERBST_HERZBAUM_07.116mein herzbaum hat wohl keinen offiziellen namen. so regennass zeigt er sich in besonders kräftigen und eindrücklichen farben. das herz ist auch noch da – fast schöner als bisher. herzen können auch mit zunehmendem alter noch bezaubernd sein…

URWALD_HERBST_I_07.113die kurve geht heute nicht sehr weit. ich nehme das ganze  mit video auf und kann auch das fotpgrafieren nicht lassen. das nimmt doppelte zeit in anspruch und ermüdet.

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ich gehe in richtung parkplatz und kann meine augen doch nicht ganz geschlossen halten. diese dicke eiche noch – und ich gehe um sie herum und – ich erkenne meinen LIMANGO wieder (ein bärenartiger kopf), der in meinem buch von der DUNKLEN SCHÖNEN UND IHREN URWALDWESEN eine rolle spielt. erkennen ist freude – ist reine reinste freude.
an der wappeneiche habe ich dann keine lust mehr. das licht ist weg und ich dann auch…

eine woche vorher sah es so aus

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URWALDLIEBLINGSBAUM…

URWALD SABABURG IM REINHARDSWALD…

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november 211

was lieblingsbäume so an sich haben – sie bereiten freude – sie bereiten schmerz. diesen hier kenne ich schon seit jahren. er zog mich an als er noch aufrecht stand, und zieht mich an, jetzt da er in verwandlung begriffen, für mich in besonderem masse seine haltung bewahrt. seine ausstrahlung ist einmalig. er gibt einblick in sein tiefes inneres und ich bewundere dies. sein innen verschwindet, bevor seine äussere hülle sich zersetzt. pflanzen und moose dürfen auf ihm wachsen. sie geben ihm ein schönes frisches aussehn. er täuscht mir vor, dass er noch ewig so da sein wird.
URWALD_MEIN BAUM_07.11_bearbeitet-1den sommer über konnte ich durch den hohen adlerfarn nicht zu dem baum – ich nenne ihn auch jetzt, da er niederliegt, noch baum,  durchdringen. aber jetzt hat der herbst den farn bezwungen. er liegt flach am boden. mit seinen geknickten stielen bildet er schlingen und ich muss aufpassen, dass er mich nicht fängt und niederreisst. aber ich habe es geschafft…
URWALD_MEIN BAUM INNEN_07.111_bearbeitet-1zur wintersonnenwende wandere ich mit einer dicken kerze zu ihm, begrüsse ihn und bedanke mich dafür, dass er mich in seiner nähe duldet. kein wesen auf der welt ist über die dauer der jahre so den jahreszeiten ausgesetzt, keines speichert die zeit so sehr in für mich unvorstellbarer weise. seine weisheiten kann er uns nicht vermitteln, was an unserem nichtverstehen liegt, doch er lässt uns unsere erfahrungen machen, wenn wir mit ihm in eine beziehung treten und mit ihm reden.

LÄRCHENTANZ…

AM RANDE DER AUE…
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unterdes nimmt die weisheit des tages
die gestalt eines schönen baumes an,
und der baum, sich wiegend,
der eine prise vögel verliert,
schuppt in den lagunen des himmels
ein grün ab, so schön –

saint-john perse

AUE_TANZLÄRCHE_P1380913bäume tanzen – oft tun sie es so intensiv, dass sie eine tanzgestalt annehmen auf dauer. dieser hier – nein, bei genauem hinsehen waren es drei, die zu einem bild verschmolzen – forderte mich auf mitzutanzen. diese geste verstand ich erst nach tagen, nachdem er mir immerwieder zuwinkte. er wurde gelb und gelber und sein tanzen war nun nicht mehr zu übersehen. ich teilte ihm mit, dass ich verstanden habe, was er mir sagen will. das leben ist tanz, auch an orten, wo man es nicht vermutet.

AUE_TREPPE_TANZLÄRCHE_I_04.112es muss eine ganz besondere lärche sein, die ihre tanzgesten in formen der äste und zweige und haltung zeigt. golden stehn sie da und tanzen – die drei. ich werde schaun, wie und wohin sie sich drehn und wenden und wie sie sich dem winter gegenüber gebärden.
das was wir in den bäumen vorfinden, ist das, was wir in unseren träumen wiederfinden.
AUE_TREPPE_TANZLÄRCHE_II_04.113lyrik von elsbeth maag aus der schweiz…

ein Freudentanz
ein Trauermarsch
am selben Tag am selben Ort

ich kann das eine vom anderen
nicht unterscheiden manchmal