KLEINE SOMMERFULDA…

anders als im mai 2012
ist jetzt mitte august das frühlingshafte gelb verschwunden
springkräuter machen sich breit – wie in meinem kompostloch
das gras durfte nicht wachsen wie zur documentazeit
alles muss wieder seine ordnung haben
die mir gar nicht liebe
und dabei könnten sich in der aue wunderschöne blumenwiesen auftun für bienen und hummeln und anderes getier
und zur freude der besucher/innen

die ordnung macht mich ganz kirre
nichts mehr wo man rätseln könnte
was sich da wohl tut wie im vergangenen jahr
ob da richtige tiere (gemeint waren die pinkbeinigen hunde
human und senior im kompostloch „untilled“ von pierre huyghe) zu sehen seien
und was der hügel auf dem „bollengrün“ zu bedeuten hat

auch um die kleine fulda herum alles schön gemäht
und es würde hier am wenigsten und keinen stören
so habe ich eben nur nasse füsse und bin nicht nass bis an die hüften wie im mai letzten jahres
über die ufer wagt sie sich hin und wieder nach starken regenfällen
die ablagerungen am ufer machen es sichtbar
welch ein glück

der duft des springkrautes weckt erinnerungen an das „untilled“
wo es mich in diesem jahr gar nicht so recht betören will
dass es hier wachsen darf ist ja schon grosszügig gedacht
bis die samen springen dauert es noch ein paar tage
und ich hoffe dass es nicht vorher noch beseitigt wird

ich kann nicht juchzen wie im mai
die neige des sommers macht melancholisch
und das allzu stumpfe grün leuchtet auch die landschaft nicht aus
grün kann unsäglich eintönig sein
bis dann der herbst wieder schönste farben zaubert
also bis zum herbst

siehe auch
AN DER KLEINEN FULDA
mai 2012

EMPATHIE FÜR CHAOS…

chaotische ordnung

in dem chaos
das die natur veranstaltet
gibt es eine ordnung
die mit menschlichem verstand nicht zu fassen ist
egal was ihr zustösst
sie findet wieder heraus
findet immer wieder einen weg
ihren eigenen weg
wenn man sie lässt

indem die menschen das chaos zu ordnen versuchen
zur ihrem eigenen vorteil
stellen sie sich gegen die natur

die natur braucht die menschen nicht
aber wir brauchen die natur

in diesem jahr haben starke sonnenbestrahlung und unwetter den pflanzen im kompostloch
wo im vergangenen jahr zur gleichen zeit pierre huyghes „untilled“ platziert war
arg zugesetzt
das chaos vom vergangenen jahr war für mich ein ästhetischer augengenuss
wärend ich mich in diesem jahr auf etwas völlig anderes einspielen muss
vergleichen gilt nicht


ordnung im chaos

immer neu gucken ist die devise – besonders beim fotografieren
das verstehen beruft sich gern auf wiedererkanntes
neusehen schleppt immer diesen bestand mit sich herum
fast wollte ich gestern nicht „schon wieder“ nachschauen
was sich verändert hat
sondern nur ein paar fotos von meinem zur zeit verfolgten GRAS machen
aber dann fand ich doch wieder alles verändert vor und liess mich mit hineinziehen

so ein chaos

EINST BAUM JETZT TIER…

BAUMTIER

wenn ein baum
nach einem schlag
versucht
das beste aus sich zu machen
und sich dann entscheidet
tiergestalt anzunehmen
ist das nicht gerade
das leichteste

er muss sich recken
und strecken
in die gliedmassen hinein
muss teile von sich abstossen
die er nicht mehr braucht

das schwierigste jedoch
ist der kopf
hier könnte es ein auge werden
das ist da schon angelegt
und die schnauze
das könnte das vorne sein
wo das hinten schon fehlt
und mit einem tiefen seufzer
ist auch das geschafft

am schwierigsten aber
das ist die miene im gesicht
wie soll er wissen
wie ein tier in die welt schaut
und hat ein tier eine miene
wenn er nun eine miene hätte
so wie ein mensch
würde man ihn dann nicht
auch als mensch
oder tiermensch sehen
das ist alles
sehr schwer zu entscheiden
aber das schlechteste
wäre es nicht

aber die flügel
die muss er sich abschminken
für eine vogelgestalt
ist der kopf viel zu schwer
er beschliesst also
am boden zu bleiben
es riecht ein bisschen
nach teer und altem holz
nach öl und naja
nach alter eisenbahn eben

so hält es
einst baum jetzt tier
das eine weile aus

MEIN ZUCKERSÜSSES SCHÖNES…

es hat so schöne augen
einen zuckersüssen mund
eine schnickeschnacke locke
und ist auch ganz gesund

es schaut´ mich an und lächelt
ich habs grad noch gesehn
hätt ich es nicht beachtet
es wär um mich geschehn

ein namenloses tier
das kann doch gar nicht sein
ich nenn´ es für mich bano
am bahnhof wurd´ es mein

du zuckersüsses schönes
mein schnickeschnacke tier
schön dass ich dich gefunden
in diesem bahnquartier

rosadora

WAS LEBT – IST SICH NAH…

josef guggenmos

wegwarte

da stehst du am weg,
stehst immerzu.
wegwarte am weg,
auf wen wartest du?

mit blauen augen
schaust du mich an.
was weiss ich,
was ich dir sagen kann?

wegwarte, raue,
du bist schön, du bist da.
du bist du, ich bin ich.
was lebt, ist sich nah.

wie schön er das sagt: was lebt ist sich nah
wenns doch immer so wäre

meine wegwarte ist eine aus der erinnerung
meiner kindheit
ich erinnere dass es viele gab
auf dem weg zum sommerhölzchen
dem kleinen für mich geheimnisvollen wäldchen

die sterne waren wie verlockungen
das blau schöner als das blau des himmels
bei aller lieblichkeit der blüten
war die pflanze störrisch
und liess sich schlecht pflücken
ich pflückte gerne blumen als kind
heute lasse ich sie lieber

eine einzige finde ich in meinem kompostgarten
wenn wir uns begrüssen
scheint sie mir zuzunicken
wenn wir uns verabschieden
singt sie mir noch das chicory-lied
und wir beginnen zu tanzen
und immer bange ich
dass sie beim nächsten mal
nicht mehr da sein könnte

CHICORY-bachblüte
bachblütentanz
von anastasia geng

ENERGIEMONSTER…

energiemonster gegen natur und mensch und tier

sie erzeugen alternative energie
das ist lobenswert
aber müssen diese windmonster
denn gleich solche ausmasse vorweisen
ich lobe den erfindungsreichtum der männer
aber reicht ihre intelligenz nicht aus
sich unauffällige energiewesen einfallen zu lassen
ich habe da nicht so schnell eine idee
sie sollten nicht so landgreifend sein
die landschaft nicht so verschandeln
und die vögel nicht umbringen
sie sollten auch geräuschlos daher kommen
die menschen beschweren sich über
schlaflosigkeit und kopfschmerz und andere
körperliche symtome

man weiss ja immer erst im nachhinein
was erfindungen so anrichten
(siehe atombombe)
und was die menschen sich damit alles
einfallen lassen
die landschaft reicht ihnen nicht
sie wollen auch das meer
und was bitte wollen sie noch an M(E)EHR

das schlimme ist
sie sind auch noch fotogen
und in schönen farben gehalten
so dass sie mich in besitz nahmen
portraits forderten
und dass ich eines dieser monster
fast erklommen hätte

man müsste die erfinder ans windrad binden
und sie solange schleudern
bis ihnen ihre erfindung geläutert
und neu hervorschimmern würde
(läutern = reinigen, klären, von Verunreinigungen befreien
erklärung des wortes, wortbedeutung im duden)
und ihn
(von charakterlichen Schwächen, Fehlern befreien – duden)
sich nicht anmassen
die lösung gefunden zu haben

im tierpark sababurg traf sich gestern ein komitee
mal sehen was für einsichten es errungen hat

BOTANISCHER GARTEN II …

KAKTEENHAUS

frau magdalena hat vom bauerngarten ins kakteenhaus gewechselt
sie betreut hier die kakteen und sukkulenten oder die menschen – ich weiss nicht so recht
freitags und samstags ist sie hier zugange
zur zeit ist hier eine unerträgliche hitze – fast zum umfallen
ich habe angst um die magdalena dass sie zu einer kaktee verbrät
auch den kakteen scheints nicht nur zu gefallen
eine lässt sich einfach umfallen

ich husche durchs langgestreckte glashaus
schaue nach neuen blühwütigen
mache mir ein bild von ihnen und fliehe wieder ins freie
wo es auch nicht viel kühler ist aber wenigstens steht hier die hitze heute nicht
das kleinste windchen ist angenehm und willkommen

ein neues grosses aussenbeet ist noch dazu gekommen
was damit im winter passieren wird werde ich sehen

sehenswert ist das ganze auf jeden fall und nicht nur für kakteenfreund/innen
und wie gerade die unscheinbarsten und kleinsten zur blüte drängen
mit seiner artenvielfalt erstaunt es mich immer wieder

UNGEHEUERLICHKEIT DES TAGES…


4. november 2011


22. juni 2013

——


30. juli 2013

die alte blutbuche in der credéstrasse
auf dem grundstück des dez
die unter naturschutz stand
musste weichen

ich traue meinen augen nicht
die baumschneider der firma …. sind zugange
diesen stattlichen baum zu fällen

auf meine nachfrage
wer das denn angeordnet habe
und was für ein grund bestehe diesen baum
zu fällen
das umwelt und gartenamt kassel
ein pilzbefall mache dies erforderlich
wegen der sicherheit der passanten

ich fotografiere
und kann keinen filzbefall mit blossem auge feststellen
aber ich sehe auch
wie sich der baum bemüht hat
aus seiner misslichen lage herauszukommen
er treibt am 30. juli kleine frische blättchen
es waren keine maroden äste zu verzeichnen
also auch keine herabstürzenden äste zu befürchten

wer nur
wer hat in leichtsinniger weise diese tat veranlasst
und zu verantworten
den baum zu retten wäre sicher kein aussichtloses
unterfangen gewesen
umweltschutz und nachhaltigkeit in aller munde
doch die unwissenheit leichtsinn und die
unvertretbaren taten sprechen dagegen

ich werde nachfragen ob dieser kahlschlag eine
vertretbare grundlage hat

——

ich spreche mit frau SARAZIN vom umwelt- und gartenamt
sie beteuert dass es ihr leid tut den baum fällen zu müssen
es gab keine andere möglichkeit wie sie sagt
die wurzel des baumes sei von einem RIESENPORLING (pilz)
befallen gewesen
und würde die standfestigkeit des baumes gefährden

noch immer denke ich
dass man andere möglichkeiten hätte in betracht ziehen müssen

BOTANISCHER GARTEN KASSEL I …

MAGDALENENGARTEN

gerade jetzt entfaltet er seine grösste blühzeit
die stauden zeigen ihre volle blütenpracht
der duft lockt nicht nur die hummeln und bienen an
sondern auch mich

ich treffe anna
gemeinsam rätseln wir herum wie die einzelnen blumen heissen
wir sitzen auf der bank
schatten hat sich hereingeschlichen
wir warten auf regen und dass ihn der wind hierher tragen möge
es nieselt dann auch und etwas mehr
ich bin so beglückt über das kühlende nass
dass ich im regen fotografiere
ein einziges erlebnis

magdalenen-garten
so nennen ihn die gartenfreunde liebevoll – heisst so
weil magdalena guzowski ihn viele jahre betreut hat
sie sagt
dass wolfgang … die stauden gut platziert hat
mir gefallen einzig die apfelblütchen nicht
sie füllen die lücken nicht und gehören für mich
in keinen bauerngarten
vielleicht irre ich mich

WAS IST DAS DENN…

die gewohnte blickrichtung verlassen
und schon ist die verwirrung gross
ich zeige anna diese neun fotos
sie rät neunmal daneben

also was ist es
das unsere sehgewohnheiten bestimmt und sogar festlegt
das genaue schauen ist es nicht
das sichannähern fehlt
das genaue hinschauen

etwas genauer betrachten heisst für mich auch
es aus nächster nähe zu besehen
um mich dann wieder entfernen zu können
mit nähe und ferne spielen
aus einem detail ein neues bild entstehen zu lassen
nichts ist wie es ist


es ist auch ganz anders