F R I T Z W I N T E R – ART UND ABSTRAKT….

weite horizontalen s. 173

so abstrakt nun auch wieder nicht
fulminant der erste auftritt
in der ersten documenta
fritz winter im sommer
in kassel auch

fallendes – s. 56

und heute

sammlungen allesamt
das erinnern erschwert
durch fotoverbot
nicht festhalten
nur schauen

fulminant
wie ein blitz einschlagend
im heute ausklingend
fast einschmeichelnd
nichts ist wie es war

sonnenwende s. 146

kunst
die es noch nicht gibt
wie josef beuys einst sagte
winter noch aktuell
oder jetzt erst recht

im anschaun
ein zucken in mir
das hatten wir doch
schon einmal
den kunstbegriff

apfelbaum – s. 54

veranschaulichen
das große klein
das keine groß
werden lassen
wieder lassen

wie schon einmal
es lassen noch und nöcher
und wohin geht die kunst
und verstehen
ausgenommen

großer klang – s. 139

verstehen wir nie
und in diesem augenblick
nur ein klick
und wir habens
noch immer nicht

ineinander – s. 127

was ist ECHTE AUTHENTISCHE KUNST
beglaubigt – belegt – dokumentiert – echt
gesichert – glaubwürdig – sicher

nachgedacht ist WINTERS ART alles oder auch nichts dergleichen
sie ist echt dazu geeignet, freigegeben zu werden für den jeweiligen blick, für den blick jeder betrachter/in und sollte es auch weiter sein, damit…
…ja, damit sie sich entwickeln kann.  e n t w i c k e l n   im doppelten sinne – des immerneuentdeckenkönnens und -dürfens und des v e r stehenkönnens – im jeweiligen zeitgeschehen. z e i t spielt eine große rolle bei der einordnung der K U N S T.
in der zeit sein – sich zeitnehmen für – durch zeit geprägt – zeit…
zeit. die es gar nicht gibt, ein konstrukt der menschen, läßt es zu, dass wir herausfallen aus ihr, dass wir uns ihr verpflichtet fühlen. wie mensch nur eine erfindung ist, wo es um begreifen und begrifflichkeit geht. wie  M E N S C H  sich immer wieder neu erfinden muß, muß der mensch K U N S T  i m m e r w i e d e r neu erfinden, ja aufleuchten lassen…
rosadora

fotos aus: fritz winter documenta-künstler der ersten stunde – mhk

schaue auch
d14_FRITZ WINTER – einmal ganz anders…
Posted on 05.08.2017 by Rosadora
NEUE GALERIE…

E L K E E R B – immerhin…

immerhin
fast derselbe jahrgang und auch wassermann – wasserfrau
nicht ich bin es, sondern der text ist es, der etwas will. der unterschied: ich WILL meine texte nicht altersdichtung heißen.
klar schiff machen.
im alter steckt sie wie ich – wir beide noch immer dieser wahnsinns-haarschnitt verdeckte stirn, wo sie doch immer stirn zeigt
….. ich zeige meine stirn – sie zeigt ihre stirn, keine altersmilde – sagt sie…

17./18.09.1999 frauenfelder lyriktage

ich kaufe ein buch bei ihr MENSCHS SEIN, NICHT… beim signieren fragt sie „für wen denn“ ich antworte „für DUSCHENKA“. einen moment des nachdenkens und dann: sie lacht und sagt, dann müßte ich ja ELKCHEN SAGEN. sie ist des russischen mächtig. dusché ist seele – duschenka – kosewort.

nachja, nachdenken ist ihres – nachdenken auch meines. bis zu dem zeitpunkt war ich tanzfrau und schlank, da passte das wort irgendwie. aber nun, da ich nicht mehr tanze, und vor allem nicht mehr zart wie eine elfe, muß etwas anderes her. ich verkürze – der mädchenname meiner großmutter ist rosalie – daher ROSA – der name einer großtante DORA – also zusammengenommen ROSADORA. nachgedacht vieles mehr…  elke erb bracht mir dies in meine denkräume ein. dafür bin ich ihr noch heute dankbar.

für ihr werk sind andere zuständig. ich kenne mich gut, aber nicht sehr gut genug aus, um hier eine gültige aussage machen zu können. ich denke an sie in diesen tagen und irgendwie wird sie mir auch fehlen beim gültigen nachdenken, damit das bild sich rundet…

rosadora

MUTTER – TOCHTER-TALENTE…

kürzlich sagte meine freundin brigitte – ich kenne niemanden, der mit so vielen talenten gesegnet ist wie du – wir kennen uns seit 60 jahren…

dieses geschick und meine talente habe ich einzig meiner mutter ANNA ELISABETH zu verdanken. noch mit 90 wollte sie mir beim wändestreichen helfen. ICH KANN DAS war ein gängiges wort von ihr – und irgendwie habe ich es auch von ihr übernommen.

im krieg, als wir evakuiert waren in einem kleinsten kuhdorf, hat sie trotzalledem versucht, uns das leben mit den ihr zur verfügung stehenden talenten vorstellig und lebenswert werden zu lassen.

das ICH KANN DAS hat sie da wohl auch erst für sich entdeckt – entdecken müssen. und alles, das ist nicht übertrieben – es war noch viel viel mehr – sie hat genäht gehäkelt schuhe erstellt aus autoreifen und ähnlichem und vieles mehr – einfach alles konnte sie. das hinterläßt eindrücke und spuren.  zwei gärten hatten wir mindestens immer gleichzeitig. anna elisabeth half den bauern bei der feldarbeit, wo ich mich ebenfalls einklinkte.

es ergäbe mindestens ein ganzes buch, würde ich über die kriegsjahre berichten. aber – und das prägt mein leben heute noch – ES WAREN DIE SCHÖNSTEN JAHRE MEINES LEBENS – wenn ich davon erzähle, gerade ich in begeisterung – leuchten meine augen. und ……..was meine KUNST beflügelt hat und das, was ich heute lebe (und erlebe) ist das aufscheinen meiner kindheitserlebnisse und -erfahrungen – das leben – über 7 jahre hin -in dem kleinen dorf DORLA mit ANNA ELISABETH. DANKE…

rosadora

DIE JAHRESSPIRALE…

die jahresspirale
an ihrem tiefsten punkt…

die spirale des jahres erfährt seine engste enge, seine tiefste tiefe und verdichtet in den nächsten 12 nächten, den rauhnächten, seine verwandlung in den gegenschwung in ein neues, ein weiteres jahr. in der dunkelheit dieser besonderen zeit bereitet sich das licht vor. nie waren die ängste der menschen ausgeprägter, die hoffnung, dass eine wendung erfolge, grösser, als in den tagen der wintersonnenwende.

in der heutigen zeit versuchen wir, die dunkelheit zu überlisten mit lichterketten, geglitzer und geklimmer, das von aussen kommt. die tiefe in der dunkelheit, in der neues sich vorbereitet, wird nicht mehr wahrgenommen. der jahreszeitenrhythmus, an dem wir uns für unsere inneren regungen orientieren könnten, wird ignoriert. das kaufangebot kennt schon lange keine jahreszeiten mehr. wir können erdbeeren im winter kaufen und wintergemüse im sommer. aus allen erdteilen der welt können wir beziehen, was und wann immer wir wollen.

rituale, die diese übergänge einst begleiteten, sind weitgehend vergessen. die irritation durch das dauernde habenkönnen und doch nicht wirklich wesentliches zu bekommen, schafft eine grosse orientierungslosigkeit. rituale wieder aufleben zu lassen hiesse, sie neu zu kreieren, mit neuen inhalten sich an dem immerwährenden wieder anzuschliessen.

in den rauhnächten, in denen die natur den atem anzuhalten scheint, geschieht in der tiefe die verwandlung, das wenden zum neuen hin. wir haben daraus die närrische zeit entwickelt, wo wir mit lärm und gelächter das alte jahr vertreiben, das unterste nach oben drehen können und dürfen – alles ist jetzt erlaubt, als wären es die letzten tage, nicht nur im jahr , sondern die uns noch verbleibenden.

mit der stille still zu sein, fällt uns schwer, auf das neue zu warten, noch schwerer. es deutet sich ja auch nur zaghaft an. aber in winzigen ansätzen bereitet es sich schon vor. wir müssen nur leise und bereit sein, uns überraschen zu lassen. dass aus einem kleinen samenkorn ein ganzer baum erwachsen kann – das müssen wir uns nur einmal vergegenwärtigen – wäre genug grund zu staunen und zu hoffen.

text von 2006

dies ist nicht blüte
nicht frucht
dies ist nicht frühling
nicht sommer
nicht herbst
dies ist nur der winter
mit seiner innigsten
grössten wärme
der hoffnung

duschenka
21.12.99

 

L U F T W U R Z E L N …

deine vermutung
was du sein wirst
wenn du nicht mehr bist

luftwurzeln
oder
eine spur im lehm

elsbeth maag
aus: unter der steinhaut
verlag nimrod

Lange vernachlässigt, werden besondere Kräfte von Wurzeln jetzt in der Wissenschaft erforscht: Sie helfen, Probleme des Klimawandels, der Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung und des Umweltschutzes zu bewältigen. Sogar seltene Erden können sie aus der Tiefe fördern. Ein Wunderwerk der Natur.

siehe auch blog: vom würzelchen zur wurzel zum wurzelwunder

EIN NEUES JAHR…

 

ein neues buch, ein neues jahr
was werden die tage bringen?
wird’s werden, wie es immer war,
halb scheitern, halb gelingen?
ich möchte leben, bis all dies glüh’n
rückläßt einen leuchtenden funken,
und nicht vergeht, wie die flamm‘ im kamin,
die eben zu asche gesunken.

Theodor Fontane

 

 

foto: paul tuschick 2014

‚ich möchte leben, bis all dies glüh’n
rückläßt einen leuchtenden funken…’

wie schön ausgedrückt, wie gross das hoffen ins leben. doch zuerst bedarf es des GLÜHENS. manchmal ein bisschen zu wenig, manchmals etwas zu viel. aber hauptsache ist, dass es diesen funken in uns gibt, diesen funken zum leben, der es leuchten lässt und warm macht und hell und die menschen in unserer nähe erwärmt und sie gern um uns sein lässt.

wieder ein jahr – in unserem alter ist das ganz anders empfunden als in jungen jahren, in denen ein enden nicht mitgedacht ist. ‚halb scheitern – halb gelingen’ – so war es und wird es sein. die hoffnung auf ein ‚müheloses’ liegt nicht (mehr) drin. die schmerzen, die pein – von ihnen setzt sich das schöne und gute erst ab. vielleicht nicht mehr gierig sein aufs leben, aber neugierig bleiben, um dem ‚kleinen glück’ zu begegnen, das in jedem tag liegt, etwas träumen, damit das geschehen kann. rose ausländer sagt: ‚der traum hat offene augen’, also, mit etwas zugekniffenen augen dem sehen eine andere dimension entlocken. so ist das grosse nicht mehr zu gross und das kleine nicht zu klein, das schauen relativieren und das hinschauen nicht lassen.

rosadora

 

WINTERSONNENWENDE 2023…

UND DAS ERINNERN AN EINEN GUTEN FREUND – FERDINAND VON REITZENSTEIN…

da ich nicht mehr in den urwald komme und MEIN BAUM die letzten stufen seines dahingehens bewältigt – bleibt mir das erinnern. zur sonnenwende bin ich in den urwald gegangen und habe eine kerze angezündet und in eine niesche meines baumes gestellt.alles dahin – mein baum – und ich auch beinahe..

DIE BESONDERE TEESTUNDE BEI FERDINAND

28. november 2007

271107_ferdinand_die-besonderen-teestunden-124_400pix.jpg

ferdinand, dieser ganz besondere mensch ferdinand.
wir trinken tee. das gespräch geht über das leben und das sterben, über das glauben und das nichtglauben, den weihnachtsbaum, den er jedes jahr ganz besonders schmückt und für den die menschen bewundernd danken.

ferdinand beschreibt, dass er sich jetzt schon auf das besondere grün der tanne freut, wo doch draussen alles so dunkel und triste ist. er sagt, dass der baum ja eine blume im winter ist, der mit seinem grün nach oben leuchtet, das licht bringt – das weihnachtslicht. er schildert, wie er ihn mit farben schmückt, die ein besonderes licht ausstrahlen und wie er sich dann lange vor den baum setzt und mit den augen diesen farben nachgeht, an den zweigen rauf und runter und in sich hineinnimmt. immer wieder erwähnt er das licht. der baum in der kirche sei ihm viel zu sehr geschückt, man sähe das eigentliche nicht mehr.

ich empfinde seine begeisterung und wie sich das weihnachtsthema für ihn verdichtet in diesem in allen farben leuchtenden baum. es verdichtet sich auch das empfinden von geborgen- und aufgehobensein, dass ihn jemand behütet, an diesem tag für ihn. Ganz besonders an diesem tag. ostern, sagt er, hat ja immer ein anderes datum. aber weihnachten – darauf kann ich mich verlassen.
seine augen leuchten als er davon spricht, wie immer, wenn er die gelegenheit dazu bekommt und niemand dazwischenfährt mit fragen und wenn und aber. ferdinand ist im ansatz authistisch. ich entdecke in ihm gedanken und gefühle, die so niemand hegt und äussert…

…vieles kommt nicht an, wenn wir etwas erzählen. ferdinand erinnert dinge, die ich erzählte, die weit zurückliegen, obwohl es nicht den anschein hatte, dass er alles verstanden und gehört hat. ‚mit den augen hören und mit den ohren sehen’ ist schon eine kunst. ferdinand hat da sicher noch ganz andere ressourcen der aufnahme.

als ich mich für das gespräch bedanke und sage, dass ich so glücklich bin, dass er mich an seinen tiefen empfindungen hat teilnehmen lassen, sagt er ‚das freut mich’ und er kichert dabei mit dem ganzen körper. er senkt den kopf und zieht sich in sich selbst hinein. die freude ist auf beiden seiten.

….

271107_ferdinand_die-besonderen-teestunden-140_400pix.jpg

im atelier hat er bilder gehängt – ein teil mit sommerblumen. so nimmt er in den winter das helle, leuchtende. ich komme mir vor, wie in einem blumenladen. im winter ein bisschen sommer. er gleicht das für sich immer gut aus, damit er das, was ihn umgibt, aushalten kann. er geht unter menschen und in die welt hinein. doch er muss dann immer wieder zurück in sein selbsterschaffenes refugium, sein kleines paradies. alles fremde, laute, und gewalttätige schreckt ihn ab. er braucht das schöne um sich herum, sein zuhause, die kunst. da fühlt er sich wohl.

….. s. blog DIE BESONDERE TEESTUNDE BEI FERDINAND

eigentlich müßte es heißen: MIT Ferdinand

  1. ja so war er: besonders und wunderbar zugleich. er hat sich etwas kindliches bewahrt und lebte vollkommen in seiner eigenen welt.
    es waren auch für mich immer außergewöhnliche und bereichernde stunden in seinem haus.
    alex