liebe RosaDora – geehrte fee
sie sind wahrlich eine zauberin,
immer und immer wieder haben
sie ihre heilenden dienste in kassel
ausprobiert ohne je genau zu erfahren
ob ihre wirkkräfte überhaupt wahrgenom-
men werden von den menschen ihrer freund-
schaft. in der jüngsten zeit aber begegnen sie in
vielfacher weise jenen menschen, welche die unsicht-
bare seelisch-geistige treppe zu ihnen hochsteigen, besser
gesagt zu ihnen in die tiefe kommen und glückliche froh sind,
mit ihnen sprechen zu können. manche geben ihnen klare fragen
zum beantworten, andere verschlucken diese noch ein wenig, denn
letztlich sind noch immer die meisten leute etwas scheu und möchten
sie ja nicht falsch verstehen. ich habe vernommen, wie fein sie diese angst
auflösen zugunsten eines echten gesprächs für die neuentdeckung von kunst und
natur. darum wünsche ich ihnen einen österlicher spaziergang der ganz besondern ART, wie es sich die kulturwelt in der AUE seit langer – langer zeit erträumt.ihre züri-rose-maria
ES GIBT SCHLUCHTEN, IN DIE WIR ENTWEDER FALLEN, UM ZU STERBEN,
ODER MIT DEM LEBEN ZU BEGINNEN.
Etel Adnan
in: Jahreszeiten
DAS KLETTENLABKRAUT…
überwuchert alles und vieles. es wird die oberhand gewinnen im kompostloch. an die angegebenen wachs- und blühzeiten hält es sich nicht im geringsten. es ist gleich november und seine frühlingsgefühle überdauern und treiben das frühjahr in den winter.
auch andere pflanzen sind irritiert, treiben ihre körper ans licht, das irritierende. frühling im winter. und wenn der winter nicht noch einzug halten würde, begänne jetzt der zweite frühling. das sagt man auch von den menschen, dass sie ihren zweiten frühling erleben. natur bricht gern die regeln, oder kennt sie gar keine…
gras wächst immer – so scheint es…
und brennnesseln hält es nicht lange unter der erde, sie wollen ans licht…
und weil es hier immer wächst und grünt und blüht, bin ich immer wieder hier – nicht nur um zu fotografieren…
…MAN KANN IHN VON ÜBERALL SEHEN
den ahornbaum
ÜBERALLBAUM – mirko macht ihn zum BAUM DES TAGES. irgendwie schmückt er das ganze kompostloch, stimmt heiter, macht fröhlich. überallbaum meint, dass man ihn von jeder stelle im kompostloch sehen kann. es sei denn…
das kompostloch feiert, macht den höhepunkt des jahres sichtbar. und während die einen pflanzen den schlafmodus einläuten, machen andere so, als gäbe es keine jahreszeiten – spriesen hervor, wie z. b. das gras und das klettenlabkraut der ampfer und einige mehr. auch der japanische staudenknöterich versucht es – überall verteilt.
der fast identische blick – rosadora
…ENDE OKTOBER
wunderbar zartes, wo ich es nicht erwartet habe – HAARHIRSE. marlon hat davon genascht. ob er jetzt GANZ HIRSE wird???
ich mußte das unerwartete erst im internet nachschaun, und rätselhaft ist mir, wie es hierher gekommen ist.
und in der vase hält es schon die dritte woche. so zart und so widerstandsfähig. die natur ist die allergrößte künstlerin. staunen allein reicht da nicht aus…
K O M P O S T K E R L
marlon entdeckt, dass dem kompostkerl ein arm fehlt. er stand an andere bilder angelehnt hinter der tür. jemand war unvorsichtig, hat mit der tür den arm erwischt.
das gerippe des kerlchens ist aus springkraut, das 2012 zu „untilled“ herangewachsen war. es hatte also einen für springkraut verhältnismäßig langes leben – oder soll ich überleben sagen. es erweckte – und damit hat es eine ungeheure geschichte – marlons interesse – erweckte sie so sehr, dass er dem KOMPKE (abkürzung von kompostkerl) den arm wieder ersetzte, er war ja noch da und nicht neu.
aber zuvor stellte er noch fest, dass das WERK – und das wurde es durch marlons umsichtiges tun – also, dass das werk sehr schmutzig war.
„hast du mal nen lappen?“ klar, hab ich doch. und so machte er sich daran,
die leinwand zu säubern. marlon war gründlich und ehe er mir sagte, was er dachte und damit vor hatte, wunderte ich mich über seine gründlichkeit und wollte ihn ausbremsen. „ist doch gut so“.
ich sagte noch, dass wir im oder mit dem kompostloch mal gemeinsam was veranstalten könnten. und dann gab er kund, dass er in seinem gärtchen einen 5 x 5 großen schuppen hat und ihn als kunstraum herrichten möchte. und da soll u. a. mein kompostkerlchen eine bleibe finden.
ob er das staunen der besucher erlangen wird ob seiner herkunft, kann ich nicht erahnen. auf jeden fall wäre er der beweis dafür, dass alles kunst ist, wenn man es in die richtige richtung schiebt.
KOMPKE kompostloch…
WURZELWERK IM KOMPOSTLOCH…
Lange vernachlässigt, werden besondere Kräfte von Wurzeln jetzt in der Wissenschaft erforscht: Sie helfen, Probleme des Klimawandels, der Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung und des Umweltschutzes zu bewältigen. Sogar seltene Erden können sie aus der Tiefe fördern. Ein Wunderwerk der Natur.
Pflanzen müssen Dürre- und Hitzeperioden aushalten und Überschwemmungen überstehen. Wurzeln sind dabei von entscheidender Bedeutung. Sie suchen im Boden aktiv nach Nährstoffen und wehren Gefahren wie Krankheitserreger und Gifte ab. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Forschungszentrum des Helmholtz-Instituts in Jülich untersuchen das Wurzelwachstum mit Hightech-Verfahren – und schauen ihnen so erstmals direkt beim Wachsen zu. Das Ziel: stressresistente Samen für Pflanzen mit robusten Wurzeln zu züchten. In Schweden wird an einer mehrjährigen Weizensorte geforscht, die bodenschonend für höhere Erträge sorgen soll. Und an den Küsten Hollands sind Wurzeln Retter in der Not. Küstenökologen pflanzen spezielle Gräser vor den Deichen: Es entstehen Salzwiesen, die wie ein natürlicher Wellenbrecher wirken. Und mit dem sogenannten «Phyto Mining» will man nutzen, dass Pflanzen auch Metalle wie Germanium oder Seltene Erden aus dem Boden fördern können. Kann daraus gar ein neuer, umweltfreundlicher Industriezweig entstehen, der Importabhängigkeiten lösen könnte?
beim herausreissen der eingebrachten kunstteile – auch fremde pflanzen – nach der documenta 15 passierte, dass eine große wurzelwand hängen blieb. das war und ist für mich der eigentliche kunstteil – ein wunderwerk der natur.
menschen orientieren sich schon lange an den gegebenheiten der natur – und menschen haben durch falsche sichtweisen und behauptungen verhindert, die pflanzenwelt als das zu sehen, was sie ist und dass sie in der schöpfungsgeschichte die erste stelle einnimmt. wir kommen erst ganz hinten an…
dass die pflanzen uns weisheiten vermitteln (medizin u. a.) wissen wir eigentlich schon lange. nur unser verhalten danach auszurichten fällt uns nicht ein. unser größenwahnsinn läßt das nicht zu. doch nun scheint der punkt gekommen, wo menschen ohne die hilfe der pflanzen nicht weiterkommen – nicht weiterleben können. und wenn sie sich nicht sputen und nicht über die grenzen springen, sehen sie ganz blass aus – und dann erst das ende…
ZWEI NEUE BÜCHER…
beobachtet und fotografiert – das folgende jahr nach der „untilled“ 2012 – 2013
KOMPOSTLOCH I
rosadora
bei: ifolor
KOMPOSTLOCH II
pflanzen
rosadora
bei: ifolor
KOMPOSTLOCH I und KOMPOSTLOCH II sind reine fotobücher und zeigen die veränderungen im jahr nach der documenta 13, also 2013. es war ein sehr regenreiches jahr. es kamen pflanzen ans licht, die im erdreich auf ihren auftritt gewartet haben.
nach der documenta 15 eine ähnliche situation. überbleibsel sind weggeräumt, für die d15 eingebrachte pflanzen (hirse – sonnenblumen und andere) ausgerissen und die frage, warum das alles. die pflanzen hätten doch mitgespielt und den bauwagen hätte ich gern übernommen und eine situation wie 2014 entstehen lassen. auch die menschen würden weiterhin den weg durch das kompostloch suchen. und ich hätte (leider in sitzposition) in dem bauwägelchen gespräche anbändeln können. ist aber nicht…