der kraft der bäume vertrauen
mich anschmiegen
mich anlehnen
die umarmung versuchen
platanenleise lieder singen
nicht aufhören können
aber leiser werden
und immer leiser
rosadora
der kraft der bäume vertrauen
mich anschmiegen
mich anlehnen
die umarmung versuchen
platanenleise lieder singen
nicht aufhören können
aber leiser werden
und immer leiser
rosadora
leiser die welt
und kürzer die tage
die menschen
sonnenhungrig
wie immer
die felder
flachgeebnet
decke aus ruhe und stille
rosadora
TRITTE DES HERBSTES
marie luise kschnitz
du lieber herbst
das laub
noch heiss vom sommer
und leuchtet feurig
dann im wind
die feinen
knöchernen tritte
zweigauf
zweigab
herbstsonne
atemlose stille
in nebel gehüllt
gehe ich im park
über die steine
über das gras
weht linde
der geruch modernden laubes
wie welkende haut
nicht geruchlos
dein gesicht spricht
von schöneren tagen
nebel umhüllt dich
schützend
fällt ein licht
auf dein haar
rosadora
aus:
und fand mich selbst…
nebel
matte spuren zeichnend
mit gewaltiger sanftheit
meinem herzen näher noch
als frühling oder sommer gar
alle grobheit verhüllend
wie schützende hände
in kindertagen
nicht das ferne und weite zeichnend
nur das jetzt und hier
angekommen
oder lauter letzte tage
rosadora
aus:
und fand mich selbst…
ca. 30 jahre alt
perlen aus tau
springen mir ins auge
ins herz
der herbst hat
unsagbar zärtliche seiten
der sonne glanz
hebt sie ins licht
trinkt sie
im nachundnach
trocknen die perlen
wie nie gewesen
rosadora
am 14. OKTOBER 2011
17 uhr 15
über kassel-wilhelmshöhe
mehr als 250 kraniche überflogen gestern kassel.
leider hatte ich nur eine kleine kamera dabei und konnte die vögel nur erahnen.
so sind sie nur als punkte zu sehen.
aber die höhe war immens.
sie fliegen und holen den frühling zurück.
das ist eine schöne vorstellung.
der flug und ruf der kraniche bewegt mich jedesmal aufs neue.
wie farben sich zeigen
im herbst
sie fallen vom himmel
steigen aus der erde
machen herzen bunt
regen meinen geist an
dass ich hüpfen muss
vor freude
rosadora
SCHÄNDUNGEN IM URWALD SABABURG…
´sanfter tourismus´
ist nicht das, was er sein sollte – sanft.
er lockt grössere besuchergruppen in den urwald und damit auch solche, die nur aus attraktionslust und langerweile in diesem wald mal gewesen sein müssen.
raudis nicht ausgeschlossen.
solche haben nämlich kürzlich grössere schäden angerichtet, indem sie bäume beschädigt und an ihnen herumgehackt haben.
dieser ´dunklen schönen´, nach der ich mein buch benannt habe, sind sie tüchtig zu leibe gerückt. in bein, schulter und hinterkopf ist mächtig hineingehackt worden. kinder oder tiere können es nicht gewesen sein, sie ist ca. zweimeterfünfzig gross.
jetzt
ein paar wochen vorher
nicht nur meiner ´dunklen schönen´ wurde gewalt angetan – mir blutet das herz – sondern auch anderen bäumen.
meinen urwaldwesen habe ich versprochen, dass ihnen hier nichts geschehen würde. weit gefehlt. der unter naturschutz stehende urwald ist nicht so geschützt, wie es sein sollte. den menschen den zutritt zu verwehren wäre die einzige massnahme, die solche schändungen vermeiden könnte.
der urwald sollte ein
FRIEDWALD FÜR BÄUME
sein.
an dieser eiche haben sie besonders gewütet. solange daran herumgeschlagen, bis der baum sein innerstes zeigte. nun rieselt das, was er bisher noch halten konnte, nach aussen. das lässt ihn schneller morsch werden und beschleunigt seinen verfall. auch aussen sind teile abgeschlagen und zerstört. sie haben ihm seinen fuss weggeschlagen…
heute
foto peter bräutigam
meinem moosengel haben sie den ganzen kopf abgeschlagen. ein pilz versucht die wunde zu verschliessen. die gestalt eines kopfes wird sich nun nicht mehr herausbilden, nicht mehr herauswagen…
heute
vorher
dem entenküken haben sie das maul abgeschlagen und den nacken weggekratzt.
an den gegenüber liegenden baumstämmen sind grosse pilze herausgerissen.
auch das können kinder kaum getan haben. die sitzen so fest und diese waren bis zu 25 zentimeter durchmesser gross, dass einige gewalt dazu nötig gewesen ist.
jetzt
vorher
ich kenne meinen urwald gut und bin besonders aufmerksam für veränderungen jeglicher art. wenn den bäumen ein leid geschieht, geschieht es auch mir. bäume haben eine seele. sie sind weiser als wir denken. aber gegen rohe gewalt können sie sich nicht wehren. dass wir uns umbringen, wenn wir sie vernichten, ist aber klar.
dass besucherinnen und -besucher des urwaldes den nötigen respekt aufbringen mögen den bäumen, den pflanzen und den tieren gegenüber und achtsamkeit walten lassen – das wünsche ich mir.
strohblumen
ein farbenrausch
den sommer haltend
worte
an den herbst
der ist irritiert
legt farbe nach
eilt
durch gärten und felder
die lieder
schwillen an
werden leiser und leiser
rosadora