LEBEN GEHT…

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am kummer sollst du wachsen
den tiefen gefühlen nicht widerstehn
du kennst den urgrund der brunnen
du weisst
dort müssen wir hin
tief tief liegt verborgen
was uns trägt
tief ist alles
was leben ausmacht
wer in den höhen sich bewegt
wird von der sonne verbrannt
wird zur aschewolke
fliegt fliegt fliegt

rosadora

STILLES BILD I_DSC_8571

ein boot
es fährt in leichter sonne
es ist gut ausgestattet
es wird gut getragen
es nimmt sich alle zeit
es grundet tief
dort
wo alles leben endet
wo alles leben beginnt
wo ein kleines licht
für uns aufgespart ist
für heute und morgen
für allezeit
das
ist unser trost

OKTOBERPILZE IM KOMPOSTLOCH…

PILZE IM KOMPOSTLOCH II_

ich weiss dass alles immer wieder neu ist
aber dann überrascht es mich eben doch
ich will nicht sagen dass ich meine runde ohne erwartung mache
aber ich erwarte eben nichts bestimmtes

PILZE IM KOMPOSTLOCH III_

diesmal sind es pilze in grosser verschiedenheit
ich weiss nicht welche man verspeisen kann und welche nicht
ich lasse sie sowieso allesamt stehen und erfreue mich an ihrer schönheit
die form die farbe die oft seltsam gewählte lage der ort
und allesamt am 13. oktober wo andernorts schon schnee gefallen ist

PILZE IM KOMPOSTLOCH_

PILZANSAMMLUNG_DSC_8518_bearbeitet-1

PILZE EN MAS_DSC_8512_bearbeitet-2

der tag ist heute ausgesprochen mild und damit angenehm zum fotoschlendern
regentage gingen voraus und im kompostloch sammelt sich das wasser in riesigen pfützen ja fast seen – ganz zu meiner freude
das licht verändert sich auffallend von tag zu tag

TANNENSPIEGELUNG_DSC_8476

die tannenspiegelung von meinem letzten besuch schaut heute ganz anders aus
eindrucksvoller plastischer und was sollte mich abhalten dasselbe also das was nicht mehr dasselbe ist noch einmal zu fotografieren – ein bisschen anders geguckt ein wenig anderer standort
mit meinen trittsicheren stiefeln kann ich durch flache wasser und den matsch waten – das macht spass – ganz wie in kindertagen

DAS NEUE GRÜN_DSC_8489

neues grün macht sich breit schafft neuer bilder in meinem gedächtnis
hoffnung auf immer neues

ASTERN IM REGEN…

Gottfried Benn

Astern – schwälende Tage,
alte Beschwörung, Bann,
die Götter halten die Waage
eine zögernde Stunde an.

REGENASTER WEISS_DSC_8194

Noch einmal die goldenen Herden,
der Himmel, das Licht, der Flor,
was brütet das alte Werden
unter den sterbenden Flügeln vor?

REGENASTER WEISS_DSC_8204

Noch einmal das Ersehnte,
den Rausch, der Rosen Du –
der Sommer stand und lehnte
und sah den Schwalben zu,

REGENASTER WEISS_DSC_8207

Noch einmal ein Vermuten,
wo längst Gewissheit wacht:
Die Schwalben streifen die Fluten
und trinken Fahrt und Nacht.

REGENASTER ZART BLAU_DSC_8193

W E L K E N . . .

KAPUZINERKRESSE…

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immer ist in der natur das wachsen blühen und vergehen das thema
das blühen wird bewundert das vergehen weniger

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die kapuzinerkresse ist vom frost gebeutelt und ist in die kniee gegangen die blätter hängen herunter wie wäsche von der leine
die regentropfen liefern die trauer und fangen reste des lichtes dadurch ergeben sich wunderbare bilder
was sieht sie denn da
drei ältere frauen kommen ins heilpflanzenhexagramm und meinen mich eine jedenfalls die diese frage stellt
als sie näher kommt erkläre ich dass die welken blätter der kapuzinerkresse wunderschöne kunstwerke abgeben und dass ich als fotografin diese morbiden bilder liebe und ich nicht nur das blühen sondern jeden ausdruck der pflanze anschaue
und dass es doch ein sichtbarer vergleich ist mit unserem eigenen leben

KAPUZINERKRESSE_DSC_8259

schnell schwingt die frau sich ein – davon spricht man ja nicht gern
und sie spricht dann doch davon und wissen sie mein mann ist dement er ist 84 und sie klingt weinerlich und achgottachgott das ist so furchtbar heute hat er telefoniert und mich ans telefon gerufen er hielt eine serviette an sein ohr

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und da ist doch die verbindung von den pflanzen zu den menschen und es geht ums hinschauen um zu verstehen
ich fotografiere wie angestochen kniee auf der erde und verändere meine sicht durch standortwechsel als müsse ich mich beeilen
dass ich richtig geahnt habe zeigen mir heute einen tag später die pflanzen die auf dem boden liegen eben wie wäsche aber diesmal als seien sie von der leine gefallen
kapuzinerkresse ist sehr frostempfindlich

alles kann man wiederholen ober nichts ist wiederholbar

EXPLOSION AUF DEM ESSTISCH…

SEIDENBLUME_geschlossenindex

SEIDENBLUME_blühend_index

ich sammele samen wo immer ich gehe aber explodiert sind mir noch keine
von der seidenblume habe ich berichtet und wie ihr name so gar nicht zu ihrem auftreten passt
die samenhüllen sind bis zu 10 cm lang und lassen erstmal von den samen nichts erkennen sie schaut eher aus wie die frucht einer essbaren pflanze
eine hatte ich aus neugier entwendet auf jedenfall war sie in meiner jackentasche gelandet
ihren platz hatte sie wochenlang auf dem esstisch weil ich sie fotografieren wollte

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gestern dann gab es einen wirklichen anlass dies zu tun ohne jegliches geräusch war die samenhülle explodiert und weil der wind fehlte waren die samen nicht weggeflogen sondern hockten wie seidenblasen nebeneinander

SEIDENBLUME_EXPLOSION_DSC_8180

es war ein wunderschöner anblick und die seidigen fasern an denen kleine samenblättchen hingen hielten fest aneinander als wäre diese nun bequemere lage ihr innigster wunsch oder war es nur meiner sicher war ihr auftrag ja in die welt hinein zu fliegen um sich zu mehren dies habe ich nun verhindert sei denn ich trüge sie wieder hinaus ins freie

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in kleinen dingen ist oft grosses verborgen in meiner neugier wage ich mich oft nah heran und die überraschungen sind oft frappierend

seidenblume – der name ist treffend wenn es auch über monate nicht ersichtlich ist weshalb diese ziemlich grob und plump daherkommende pflanze so heisst und das geheimnis in ihren samensäckchen versteckt ist

oder DAS WESEN DER SPRACHE…

E E E . . .
oder DAS WESEN DER SPRACHE…

dass sprache in träume eindringt ist selten
aber nicht unbedingt unüblich

heute nacht jedoch war sie so durchdringend fast aufdringlich
dass ich es hier erwähne

es zeigten sich mir bilder
in denen mir die aneinanderreihung von drei e‘s
vor den traumaugen schwirrten

ge-re-de
ge-we-be
ver-schwen-den
ver-wen-den
ge-sen-det
ge-bet-tet
be-geg-nen
be-ge-hen

die worte plätscherten vor mir herum
und kamen doch nicht von der stelle
ich sprach sie ausgedehnt auf jedem e eine betonung

deutsche schrift_BEISPIEL_images

das merkwürdige war dabei
dass sie mir in deutscher schreibschrift erschienen
in der mir das stete aufundab aufundab auffiel
enemeneme
ich versuchte mich zu erinnern und schrieb im schlaf
die worte mit den drei e‘s nach auf und ab
dafür standen die e‘s an erster stelle
dieses langweilige schriftbild wie mir schien

UND MEINE SEELE SPANNTE__index

ich habe als kind diese schrift noch erlernt
nach dem 2. weltkrieg – 1947 – wurde sie dann verboten
und die lateinische schrift eingeführt

mit schrift musste ich mich früh auseinandersetzen
dass ich die deutsche schrift nicht ganz verlernte
lag wohl daran dass meine mutter bis zuletzt eine
eigene mischung aus deutscher und lateinischer schrift schrieb
und ich bin bis heute stolz dass ich diese schrift lesen kann
das können nicht mehr viele menschen

ROTE DAHLIEN…

DAHLIEN_ROT_DSC_8156

der ansporn sie zu fotografieren
die nochroten dahlien
entsprang mir aus einer zeile des gedichtes von rainer maria rilke
BLAUE HORTENSIE

‚Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze‘.

ROTE DAHLIEN_DSC_8155

wenn es in dem gedicht auch das blaue ist das so verwaschen sich zeigt
so schien es mir auf das rote ebenso zu passen
das rote – es geht – wie das blaue
der herbst bringt farben und nimmt sie auch wieder

DAHLIEN ROT_DSC_8152

ICH LIEBE…

IN MEMORIAM

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handgeschrieben für mich
gefunden im
BIS AN DEN RAND DER ROSEN UND DER DORNEN…
rosemarie stüdemann
fläming verlag

widmung
– duschenka –
…und bis an das ende aller tage…
rosmarie 20.7.93
am 28.3.1999 waren unsere gemeinsamen tage zuende
rosemarie lebte in hamburg
sie war meine freundin in der ferne

ROSEMARIE ZEICHUNG_IMG_20131001_0002
bild rosemarie stüdemann

original des gedichtes

ich liebe diese zerbrochenen und gesprungenen töne
die in zwischenräumen ausserhalb von linien sich bewegen
ich liebe diese zarten süssen traurigkeiten
die sich um schrille dissonanzen schützend legen
ich liebe diese perlend klaren töne
die losgelöst nach fester form sich sehnen
ich liebe diesen mächtigen akkord
ich liebe dich

sie liebte die liebe
und ging daran zugrunde

KRANICHE AM SONNTAG…

KRANICHE_DSC_7858

kraniche ziehen durchs land
die glücksvögel machen sich vom acker
suchen unter anderen himmeln ihr glück

sonntagskraniche
erst hör ich sie schreien
eine frau sagt KRANICHE – da sind sie –
ich schaue – richte meine kamera –
sie fliegen sehr hoch
sonnenschein und blauester himmel
so viele kraniche auf einmal – ich zähle an die 200 vögel
und das sooo früh im herbst
der mann sagt – das gibt einen frühen kalten winter
jemand sagt noch GLÜCKSVÖGEL

sie sind unterwegs – meine lieblingsvögel
sie sammeln den frühling ein und bringen ihn uns zurück
ich denke an den langen weg den sie zurücklegen
und an die leistung die sie immerwieder vollbringen
etwas wehmütig schaue ich ihnen hinterher

kassel botanischer garten so gegen 16 uhr