E E E . . .
oder DAS WESEN DER SPRACHE…
dass sprache in träume eindringt ist selten
aber nicht unbedingt unüblich
heute nacht jedoch war sie so durchdringend fast aufdringlich
dass ich es hier erwähne
es zeigten sich mir bilder
in denen mir die aneinanderreihung von drei e‘s
vor den traumaugen schwirrten
ge-re-de
ge-we-be
ver-schwen-den
ver-wen-den
ge-sen-det
ge-bet-tet
be-geg-nen
be-ge-hen
die worte plätscherten vor mir herum
und kamen doch nicht von der stelle
ich sprach sie ausgedehnt auf jedem e eine betonung

das merkwürdige war dabei
dass sie mir in deutscher schreibschrift erschienen
in der mir das stete aufundab aufundab auffiel
enemeneme
ich versuchte mich zu erinnern und schrieb im schlaf
die worte mit den drei e‘s nach auf und ab
dafür standen die e‘s an erster stelle
dieses langweilige schriftbild wie mir schien

ich habe als kind diese schrift noch erlernt
nach dem 2. weltkrieg – 1947 – wurde sie dann verboten
und die lateinische schrift eingeführt
mit schrift musste ich mich früh auseinandersetzen
dass ich die deutsche schrift nicht ganz verlernte
lag wohl daran dass meine mutter bis zuletzt eine
eigene mischung aus deutscher und lateinischer schrift schrieb
und ich bin bis heute stolz dass ich diese schrift lesen kann
das können nicht mehr viele menschen