BOTANISCHER GARTEN II …

KAKTEENHAUS

frau magdalena hat vom bauerngarten ins kakteenhaus gewechselt
sie betreut hier die kakteen und sukkulenten oder die menschen – ich weiss nicht so recht
freitags und samstags ist sie hier zugange
zur zeit ist hier eine unerträgliche hitze – fast zum umfallen
ich habe angst um die magdalena dass sie zu einer kaktee verbrät
auch den kakteen scheints nicht nur zu gefallen
eine lässt sich einfach umfallen

ich husche durchs langgestreckte glashaus
schaue nach neuen blühwütigen
mache mir ein bild von ihnen und fliehe wieder ins freie
wo es auch nicht viel kühler ist aber wenigstens steht hier die hitze heute nicht
das kleinste windchen ist angenehm und willkommen

ein neues grosses aussenbeet ist noch dazu gekommen
was damit im winter passieren wird werde ich sehen

sehenswert ist das ganze auf jeden fall und nicht nur für kakteenfreund/innen
und wie gerade die unscheinbarsten und kleinsten zur blüte drängen
mit seiner artenvielfalt erstaunt es mich immer wieder

UNGEHEUERLICHKEIT DES TAGES…


4. november 2011


22. juni 2013

——


30. juli 2013

die alte blutbuche in der credéstrasse
auf dem grundstück des dez
die unter naturschutz stand
musste weichen

ich traue meinen augen nicht
die baumschneider der firma …. sind zugange
diesen stattlichen baum zu fällen

auf meine nachfrage
wer das denn angeordnet habe
und was für ein grund bestehe diesen baum
zu fällen
das umwelt und gartenamt kassel
ein pilzbefall mache dies erforderlich
wegen der sicherheit der passanten

ich fotografiere
und kann keinen filzbefall mit blossem auge feststellen
aber ich sehe auch
wie sich der baum bemüht hat
aus seiner misslichen lage herauszukommen
er treibt am 30. juli kleine frische blättchen
es waren keine maroden äste zu verzeichnen
also auch keine herabstürzenden äste zu befürchten

wer nur
wer hat in leichtsinniger weise diese tat veranlasst
und zu verantworten
den baum zu retten wäre sicher kein aussichtloses
unterfangen gewesen
umweltschutz und nachhaltigkeit in aller munde
doch die unwissenheit leichtsinn und die
unvertretbaren taten sprechen dagegen

ich werde nachfragen ob dieser kahlschlag eine
vertretbare grundlage hat

——

ich spreche mit frau SARAZIN vom umwelt- und gartenamt
sie beteuert dass es ihr leid tut den baum fällen zu müssen
es gab keine andere möglichkeit wie sie sagt
die wurzel des baumes sei von einem RIESENPORLING (pilz)
befallen gewesen
und würde die standfestigkeit des baumes gefährden

noch immer denke ich
dass man andere möglichkeiten hätte in betracht ziehen müssen

BOTANISCHER GARTEN KASSEL I …

MAGDALENENGARTEN

gerade jetzt entfaltet er seine grösste blühzeit
die stauden zeigen ihre volle blütenpracht
der duft lockt nicht nur die hummeln und bienen an
sondern auch mich

ich treffe anna
gemeinsam rätseln wir herum wie die einzelnen blumen heissen
wir sitzen auf der bank
schatten hat sich hereingeschlichen
wir warten auf regen und dass ihn der wind hierher tragen möge
es nieselt dann auch und etwas mehr
ich bin so beglückt über das kühlende nass
dass ich im regen fotografiere
ein einziges erlebnis

magdalenen-garten
so nennen ihn die gartenfreunde liebevoll – heisst so
weil magdalena guzowski ihn viele jahre betreut hat
sie sagt
dass wolfgang … die stauden gut platziert hat
mir gefallen einzig die apfelblütchen nicht
sie füllen die lücken nicht und gehören für mich
in keinen bauerngarten
vielleicht irre ich mich

WAS IST DAS DENN…

die gewohnte blickrichtung verlassen
und schon ist die verwirrung gross
ich zeige anna diese neun fotos
sie rät neunmal daneben

also was ist es
das unsere sehgewohnheiten bestimmt und sogar festlegt
das genaue schauen ist es nicht
das sichannähern fehlt
das genaue hinschauen

etwas genauer betrachten heisst für mich auch
es aus nächster nähe zu besehen
um mich dann wieder entfernen zu können
mit nähe und ferne spielen
aus einem detail ein neues bild entstehen zu lassen
nichts ist wie es ist


es ist auch ganz anders

HUMMELFLUGTAG…

hummeln

so samtig weich
so wohlig brummelnd
einstimmen möchte ich
in ihren summton
sie streicheln
die kleinen fliegkugeln
die nektar nascherinnen

heute ist hummelflugtag
so zahlreich sind sie erschienen
die reseden scheinen sie zu mögen
sie zu erkennen
oder gar auseinanderzuhalten
mit ihren gelben roten
oder schwarzen hinterteilchen
ist ein haltloses unterfangen

es gibt
250 arten
davon
36 in deutschland
– das weiss ich erst seit heute –

steinhummeln
ackerhummeln
erdhummeln
gartenhummeln

heide- wald- baumhummeln
ganz wie du willst
wenn du eine siehst
sag
ich lass sie grüssen

LINDE AM PARK…

morgens im park
der duft der winterlinde zu meiner ganzen freude
hoch und stattlich steht sie da
wie zur begrüssung
und singen tut sie auch
viele bienen umschwirren sie
ein wunderbarer summton

die winter- oder steinlinde
blüht ca. zwei bis drei wochen später als die sommerlinde
das ist gut eingerichtet
so verteilt sich für die bienen
die viele arbeit
denn die linden geben reichlich nektar
und in den strassenzügen sind sie
zahlreich zu finden
zum leidwesen der autofahrer
denen sie die dächer vollklexsen

die sommerlinde trägt schon reichlich früchte
ihre blühzeit ist vorbei
sie wird nicht so hoch wie die winterlinde

lindentees sind bekannt und beliebt bei erkältungen
treiben den schweiss und bringen LINDErung

HAGEL IM KOMPOSTLOCH…

gestern hat es gehagelt gekracht und gedonnert
mit sorge dachte ich an die springkräuter und anderen pflanzen
in meinem kompostgarten
es liess mir keine ruhe und ich schaute heute nach
was der hagel angerichtet hat

schlimm sieht es aus
ganze bündel springkraut liegen am boden
einfach umgefallen und abgeknickt
im vergleich mit vergangenem jahr ist es arg
da alles verwildert und zuwächst scheint es umso schlimmer

auch wenn ich schon übung habe
auch das vergehende zu fotografieren
insbesondere und ganz gezielt hier
gibt es meinem herzen einen stich

ich verstehe alles
und verstehe nichts

STRAUCHKASTANIENPRACHT…

die grösste und schönste strauchkastanie europas dürfte die in kassel wilhelmshöhe sein und der in reinharz konkurrenz machen
kassel ist weltkulturerbe
da darf ich schon mal prahlen – obwohl mir das prahlen und das herausheben nicht liegen
sie schaut zum herkules
und zur zeit ist sie wie eine einladung in den park

es ist fast ende juli und nun entfaltet diese strauchkastanie ihre wunderschönen kerzenblüten in reinstem weiss
es erinnert mich an blütenkränze und zarte weisse kleidchen der mädchen
zu welcher gelegenheit diese sie auch immer tragen
an südlichere gegenden

mit den rosskastanienbäumen hat die strauchkastanie diese kerzenpracht gemeinsam
sie sind für das bienen und wespenvolk eine reichliche gabe in diesen heissen sommertagen

und während ich mir eine blüte heranzoome stelle ich mir vor
wie es für diese kleinen lebewesen sein muss
als würden sie in einen honigwald eintauchen
ganz umgeben von duft den sie sicher noch intensiver wahrnehmen als ich

es war eine freude diese bilder von der strauchkastanie einzufangen
die kleinen früchte werden mich dann auch wieder anlocken
und bienenfleissig werde ich sie – nicht einsammeln – fotografieren
und eine oder zwei kastanien in meinen taschen verschwinden lassen
um sie probeweise in einem blumentopf zu beobachten

dOCUMENTA ERINNERUNGEN…

vor einem jahr befand sich hier während der 13. dOCUMENTA
am ende der zollamts-ladestrasse beim kulturbahnhof
lara favarettos kunstwerk
es begeisterte und beeindruckte mich sehr
liess mir freien lauf für meine fantasie

nun ist der platz geräumt
ein busch steht da wie zum gedenken

schon vor einem jahr packte mich die neugier auf das angrenzende gelände
ich schaue nach

zwischen alten geleisen und bohlen tut sich eine sagenhafte pflanzenwelt auf

das kleine häuschen das ich zur d13 so gerne als atelier gehabt hätte
macht mich neugierig
ich kraxele durch gebüsch und blumen und balken
es hat einen ungeheuren reiz auf mich

ich erinnere mich an das trümmerkraxeln nach dem krieg in kassel
wo mir noch immer die weidenröschen vorstellig werden
ich mag sie besonders
auch heute haben sie sich hier angesiedelt

unbewegtes und -bewirtschaftetes gelände birgt mir schätze
doch dann menschen – vater und tochter mit hund –
der scheucht einen riesenhasen auf
doch er entkommt mit zickzackhakenschlag

die sonne brennt heiss
und ich werde an einem schattentag nochmal herkommen
um die blumenartenvielfalt einzufangen
es ist wie die erweiterung meines kompostgartens in der aue

siehe auch
VOM SCHROTT ZUR KUNST…
Samstag, 2. Juni 2012
am ende der zollamts-ladestraße beim kulturbahnhof – Jede menge altmetall
Lara Favaretto baut hier das grösste kunstwerk der dOCUMENTA (13)