ECKEN UND KANTEN II

ECKEN UND KANTEN _IKEA_II_16.02keine ecke gleicht der anderen. keine kante ist stossbereit. bei beabsichtigter wiederholung des fotografierens dicht beieinander fehlt die spannung des erstenmals.

ECKEN UND KANTEN II_GVZ_16.022
trotzdem haben mir die fotos gestern spass gemacht, insbesondere die der kontainerstrasse. bunt und das treiben nicht allzu hektisch. gemächlich transportierte die – ja wie nennt die sich eigentlich – also, die riesenhebebühne den kontainer in eine für ihn passende lücke. die ecken und kanten sind also entfernter, weil ich das gelände nicht betreten durfte, aber da waren sie doch und gereizt haben sie mich, weil sie so schön bunt waren. den begriff also weiten und alles was reizt mit in das projekt hinein nehmen.
industriegebäude und -maschinen haben auffällige ecken und kanten, nicht nur im gedanklichen und materiellen sinne und verbergen das hinter einer enormen architektonischen ästhetik…

ECKEN UND KANTEN II_BRILLUX_16.021

ECKEN UND KANTEN…

vorweggenommen – ich bin ein mensch mit ecken und kanten …ECKEN UND KANTEN_HNA_14.02eigentlich dachte ich bei meinem projekt an linien oder kanten an gebäuden, an grossen stattlichen, an museen und firmen. ich stellte mir ecken vor, durch farben und formen abgesetzt. dass ich mich an einer kante anlehnen kann und in einer ecke verbergen, fiel mir beim fotografieren auf.

ECKEN UND KANTEN_HÜBNER I_14.021meine festlegung musste ich sprengen durch in ansichtnahme verschiedenster architektonischer gebilde. ich erweiterte blick und begriff. wirklich angeschaut habe ich mir dieses industriegebiet noch nie. so viele unterschiedliche gebäude und noch mehr ungeahnte ecken und kannten. es blieb also nicht bei kleinen wandausschnitten. ich musste den blick dehnen und weiten und damit mich.

ECKEN UND KANTEN_HÜBNER II_14.022begriffe sind oft festgelegt, suchen nicht die weite.
chr. sagte, als waldorfschülerin kenne sie nur „abbe ecken“ und sich 7 stundenlang mit bäumefällen und schneidearbeiten zu beschäftigen benannte sie als „sich die kante geben“.
bei mir sind die ecken noch dran und da, sonst könnte ich sie ja nicht fotografieren und sogar wahrnehmen, was nochmal was anderes ist.
ECKEN UND KANTEN_BLAU_14.023

EIN GEDICHT KANN MEHR…

GEDICHT_P1270588ein gedicht
kann sich nur dort
einnisten
wo man es
aussetzt

eine bombe
kann nur dort
explodieren
wo man sie
zündet

rosadora

12. februar 2015

die schwirrenden
momente
beruhigen
mit hoffnungsvollen
wortgebärden
ihnen eine heimat
einräumen
sie nähren
mit fantasie
aus meinem
mutterwortland
ihnen platz geben
für stunden
tag und jahr
damit
sie bleiben

rosadora

aus:
MEIN SCHAUKELHERZ
rosadora g. trümper tuschick
2010 bei BoD

THEMA F R I E D E N . . .

frieden ist jederzeit gefährdet. man muss sorge tragen und nicht nur das. sich gütlich zu einigen ist eine kunst, menschlichkeit mangelware. und zu meinen, dass liebe das allheilmittel ist, ist mehr als naiv.

EIN GEDICHT...90142als klaus staeck diese postkarte zur documenta vor vielen jahren herausgab, machte das auf mich grossen eindruck. dass sie heute noch so aktuell ist wie seinerzeit, stimmt mich traurig. nichts scheint sich verändert zu haben, oder wenn, dann nur verschoben. die raketen hat man als gefährlich eingestuft, die atomwaffen sind noch immer im gespräch. und friedlich kann man uns nicht betrachten, solange wir mit krieg operieren und eine ministerin den kurden mehr waffen verspricht und mehr kriegerische ausbildung fördert.

mehr denn je ist frieden in gefahr. wir müssen unsere lebens- und denkweisen ändern, sonst geht alles den bach runter.

INNEN und AUSSEN…

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INNEN
das fridericianum ist ein imposantes gebäude, das mich mit seinen artchitektonischen an- und aussichten immer wieder von dem zur schau gestellten und gezeigten ablenkt. selbst bei der documenta, wo hervorragendes die räume füllt, sind schattenwürfe vorwiegend in meinem blick.

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da hat die documenta den bestgewählten zeitpunkt im jahr, den juni bis september, wo durch die fenster mit ihren grazilen rahmen schattenbilder, rahmenbilder, auf fenster und wände fallen. das besondere daran ist, dass sie sich von stunde zu stunde und von tag zu tag verändern. die kunstobjekte – wie seinerzeit beispielsweise iole de freitas installation ohne titel, das grenzen sprengte und mit tänzerischen gebärden neue richtungen andeutete – spielen mit, geben den schattenbildern eine besondere richtung. ich bin dann oft lange in den räumen und sauge die meditative atmosphäre ein. das ist ein zusätzlicher gewinn, der schon deshalb einem besuch eine wertvolle note verleiht.
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AUSSEN
der friedrichsplatz, das aussenfeld einer jeden documenta, gibt mit seiner neugestalteten anlage, ebenfalls immerwieder grund zum genauen hinschauen. die wege geben den anschein einer aufgeteilten riesentorte. oft wird sie aufgefressen von veranstaltern – z. b. zirkus – die deutliche spuren hinterlassen. der blick wird dann in ganz anderer weise angezogen. ich hätte die flächen mit ihrer symbolträchtigen ausstrahlung gern immer frei, ausgenommen die documenta, welcher keine fläche in und um kassel heilig ist und zur nutzung frei stehen. den friedrichsplatz kann man nicht isoliert betrachten. sein pendant, der königsplatz, hat mit seiner sternförmigen platzgestaltung ebenso stark symbolische bedeutung.
die kunst im alltäglichen und vorgefundenen reizt mich immer wieder. die gelben grasmotive, hervorgezaubert durch längeres platzieren von veranstaltungszelten – und nun abbau – bestimmen zur zeit das aussehen des friedrichsplatzes – rufen mich auf es zu vermerken.

STARKE FRAUEN…

skulpturen von EVA MARIA FREY   –   noch bis 7. februar 2015 im dez einkaufszentrum

DAS SCHÖNSTE AN MIR BIN ICH…

STARKE FRAUEN_WEIBER_DEZ1wir treffen uns zwischen den starken frauen und stellen fest – wir gehören dazu und wir lachen uns kaputt. starke frauen sind gemütlicher als hungerhaken – schnell sind wir im gespräch. peter möchte so eine starke frau haben, fragt nach dem preis – na, die stehen doch dran. achso. und wie schwer ist so eine madame. kann man die anheben. ich versuchs mal. ja, das traue ich dir zu. ich versuche sie hochzuheben, doch sie sind zu schwer oder festgemacht. machst du mal ein foto von mir und den schönen…

STARKE FRAUEN_DAGMAR_DEZdie kontakte flutschen nur so. mit anne und otmar aus marburg gibts ein längeres gespräch. die frauen sind längst kein thema mehr. und dagmar verrät, wo noch zwei ganz schöne sitzen – am rosenhof. die damen sind also bekannt im land. und nun kenne ich sie auch…STARKE FRAUEN_MIT MENSCHEN_DEZ2STARKE FRAUEN_DIVERSES_DEZ_3die kinder halten sich nicht an den hinweris – nicht anfassen, nur gucken – knutschen sie ab, setzen sich zu ihnen, möchten auch so einen stern haben – den damen gefällts..

AS FAR WEST AS WE COULD GO…

jules de balincourt
AS FAR WEST AS WE COULD GO
im fridericianum

…eine welt wie sie sein könnte…

,…die werke stellen dabei eine zärtliche wie zugleich kraftvolle auseinandersetzung mit den alltäglichen grossen und kleinen geschichten dar, die dem globalisierten alltag des künstlers entstammen…‘
aus dem flyer des kasseler kunstvereins

FRIDERICIANUM_HÄUSER_die zärtlichen auseinandersetzung zu entdecken fällt mir schwer. die lauten farben und die plakative strichführung erschlagen mich – erst einmal. fast bin ich geneigt, die ausstellung links liegen zu lassen und mich meinem hauptziel – paul sharits – retrospektive – zuzuwenden. doch dann lasse ich mich ein, schaue mir details an und entdecke die erwähnten kleinen geschichten, die sich darin verstecken, die sich mir öffnen und ich sie lese wie unbekannte märchen. der kopf eines kriegers und die militante gruppe machen es mir schwer, in anbetracht der momentanen politischen lage, die zärtlichen anwandlungen zu vernehmen.

FRIDERICIANUM_MENSCHEN_zuhause – beim bearbeiten und betrachten meiner fotos – entdecke ich auch das kraftvolle und die starke farbigkeit und erlebe so eine weitere annäherung.
FRIDERICIANUM_JULES DE BALINCOURT_JULES DE BALINCOURT
in frankreich geboren – lebt in brooklyn (NY)

 

PAUL SHARITS – EINE RETROSPEKTIVE…

… IM FRIDERICIANUM KASSEL

FRIDERICIANUM_PAUL SHARITS_FILMSTREIFENFrozen Film Frame: N:O:T:H:I:N:G, 1968 – 16-MM-Farbfilmstreifen zwischen Plexiglasscheiben – 3-teilig, je 155 x 216 cm

das ganze werk von paul sharits, dem so früh verstorbenen künstler, zu erfassen oder sogar zu begreifen ist unmöglich. da er selbst seine arbeiten als gelegenheiten für meditativ-visionäre erfahrungen benennt, lasse ich es – erstmal – bei meinen begehungen zwischen seinen welten und geniesse die farbigkeit und dass evtl. hier und da mir ein kreativer gedanke aufblitzt.

seine erklärungen von 1967 zu seinen arbeiten füge ich hier an, um einen tieferen blick in das farbenspiel zu bekommen:

FRIDERICIANUM_FILME_Ich bin versucht, diese Gelegenheit zu nutzen, um überhaupt nichts zu sagen und meine Filme einfach sich selbst transportieren zu lassen. Doch das wäre womöglich zu arrogant, zuma – was noch wichtiger ist – ein großer Teil meiner Kunst „sich nicht selbst beinhaltet”. Es ist schwierig für mich, über „meine Intentionen” zu sprechen, nicht nur weil die Filme großteils Erfahrungen ohne Worte sind, sondern weil sie so strukturiert sind, dass sie mehr von ihren Betrachtenden fordern als Aufmerksamkeit und Anerkennung; das heißt, diese Arbeiten bedürfen einer bestimmten Fusion aus „meinen Intentionen”, den „Intentionen der Filme” und den „Intentionen der Betrachtenden”.
Dies hat nichts damit zu tun, „einem Publikum gefällig zu sein”. Damit will ich sagen, dass in meinen Filmen das Aufblitzen projizierten Lichts ebenso neuronale Übermittlungen auslöst wie es ein Gegenstück zu solchen Übermittlungssystemen ist, und dass die menschliche Netzhaut ebenso sehr eine „Filmleinwand” ist wie die Leinwand selbst.

Auf die Gefahr hin, unbescheiden zu klingen, habe ich das Gefühl, auf eine völlig neue Konzeption von Kino hinzuarbeiten, indem ich die grundlegenden Mechanismen bewegter Bilder neu untersuche und indem ich diese Grundlagen ausdrücklich konkret mache. Weil „abstrakte Filme” Erweiterungen der Ästhetik und Bildprinzipien der Malerei oder einfach Demonstrationen von optik sind, sind sie traditionell genauso wenig filmisch wie es erzählend-dramaturgische Filme sind, die Literatur und Theater auf eine zweidimensionale Leinwand zwingen. Ich möchte mich von Imitation und Illusion abwen den und mich in das höhere Drama des Zelluloids begeben, der zweidimensionalen Filmstreifen; der rechteckigen Einzelbilder; der Beschaffenheit von Transportlöchern und Emulsionen; des
Betriebs von Projektoren; des dreidimensionalen Lichtstrahls; der Umgebungs-beleuchtung; der zweidimensionalen reflektierenden Leinwandoberfläche; der Leinwand der Netzhaut, des Sehnervs und individueller psychophysischer Subjektivitäten des Bewusstseins. In diesem filmischen Schauspiel ist Licht vielmehr Energie denn ein Werkzeug für die Darstellung nicht-filmischer Objekte. Licht, als Energie, wird freigesetzt, um seine eigenen Objekte, Formen und Gewebe zu erschaffen. Angesichts der Trägheit
der Netzhaut und der flackernden Verschlussmechanismen der Filmprojektion, kann man virtuelle Formen erzeugen, tatsächliche Bewegung kreieren (anstatt sie zu illustrieren), tatsächliche Farbräume schaffen (anstatt sie abzubilden) und sich in tatsächlicher Zeit bewegen (unmittelbare Präsenz).
Obwohl meine Filme thematische Strukturen haben (wie etwa eine Form des
Strebens, die zu mentalem Suizid und Tod führt, und dann die Rhythmen der Wieder-geburt in Ray Gun Virus oder das Potential sexueller Dynamiken als Alternative zur destruktiven Gewalt in Piece Mandala/End War), sind sie keineswegs Geschichten. Ich
betrachte meine gegenwärtigen Arbeiten als Gelegenheiten für meditativ-visionäre Erfahrungen.

Paul Sharits, Allgemeine Erklärung für das 4. Internationale
Experimentalfilmfestival in Knokke-le-Zoute, Belgien, 1967
FRIDERICIANUM_sharits STREIFEN_die arbeiten erinnern an die flickenteppiche der 60ger/70ger jahre – doch sie sind höchst diffizile strichführungen von acryl, marker, filzstift, u. Mixed Media auf Papier oder Mylarfolie auf schaumstoffkern
FRIDERICIANUM_HINTER GLAS_hinterglasarbeiten und mathematisch berechneter schattenwurf auf papier.

die meditativ-visionären erfahrungen bedürfen zeit und noch mehr geduld…

DER AKROPOLISGEDANKE…

BAZON BROCK

AKROPOLIS IN KASSEL

der vortrag von BAZON BROCK in der kunstuni war umfangreich und ist nicht in kurzen sätzen wiederzugeben. er war abgewandelt ob der aktuellen politischen lage und implizierte so weitschweifige gedankengänge in ebensolangen sätzen, die ich wunderbar lebendig fand und auch akzeptieren konnte, aber eben zu weitgegriffen, als dass sie in vollem umfang zusammenzufassen wären.
vielleicht hat das documenta archiv den vortrag aufgezeichnet und stellt ihn zum nachlesen zur verfügung.

es war übrigens eine veranstaltung vom documenta archiv und der hochschule – organisiert von angela landgrebe.
BAZON BROCK_UNI KS_15.011hier gedanken von BAZON BROCK zur nächsten documenta

der akropolisgedanke

…von 380 bis alexander dem grossen – aristoteles hat sein wirken abgeschlossen…
wir stellen uns vor…

…man landet in kassel am grossen parkplatz hier an der uni und zieht auf dem heiligen weg bis zu den propyläen, das ist da, wo man die treppe links rum hochschwenken muss. re. sieht man das theater, wo man in athen den heiligen weg entlangprozediert, und dann links rum durch die propyläen…….das heisst durch den ausgewiesenen raum der transition, des übertretens der grenzen zwischen profan und heilig, wo man auf ein propylon, d. h. auf die thematisierte eingagssituation trifft.
hier haben wir die pinakothek,  samt der documentabauten, re. haben wir das theater ja schon stehen. wenn man das ganze jetzt  sieht wie das hanggefälle aus der plaka, ….
dann könnten sie ja sagen, was da steht am fridericianum ist ja nichts anderes als die nach europa getragene plastizistische tradition, natürlich im sinne des neoklassizismus.

aber es ist im grunde ja ein transformationsprojekt, das jetzt die frage aufwirft, wenn wir mit einer solchen blickperspektive kassel als akropolis sehen, akr. heisst ja nichts anderes als die oberstadt, da. h. von hier aus den hang schönen aussicht, das ist ungefähr die höhe die die akropolis hat, entlangmarschieren, dann haben wir die möglichkeit, uns tatsächlich zurückzuarbeiten von dem aus die griechen, römer und christl. theologen bis ende des 5. jahrhunderts die gesamte westl. entstehungsgeschichte bestimmt haben…

BAZON BROCK_UNI KS_15.01kassel wird also 100 tage akropolis und bazon brock fantasiert, dass die bürgerinnen und bürger der stadt sich dementsprechend kleiden. er wird es selbst in die hand nehmen und einen workshop initiieren und 100 schneider engagieren, die da tätig werden.
auf den prozess bin ich neugierig und gespannt, und ob die transformation auch auf dieser ebene gelingen wird – kassel ge – wande(l)t sich…

siehe auch: documenta archiv bei facebook

ZEICHEN AM WEG…

TITEL_ZEICHEN AM WEG_UA_0011295171_Cover_U1bei Bod  132 seiten – schwarzweiss

zeichen, hinweise, verbote, erklärungen und einiges mehr … sie sind mir ins bild gerutscht, als ich den abriss des hauptbahnhofs nordseite in kassel dokumentierte. irgendwie gehören sie dazu und nehmen in der erinnerung einen wichtigen platz ein. einige sind originell und bleiben dadurch immer eindrucksvoll in meinem gedächtnis – wie zum beispiel dieses klumpfüssige kamel – wie ich es nenne. es hat ausdauer und begegnet mir in den monaten meines fotografierens immer wieder.
oder dieses
– BITTE TÜR IMMER GESCHLOSSEN HALTEN – die durch das durchkreuzte T in ein F wechselt und zum omen wird für das FÜR IMMER. nun ist sie zu – für immer – und sogar weg  – für immer –

BAHNHOF ZEICHEN AM WEG_5.08BAHNHOF ZEICHEN AM WEG_5.081