„FRAUEN, DIE NICHTS FORDERN,
WERDEN BEIM WORT GENOMMEN –
SIE BEKOMMEN NICHTS.“
simone de beauvoir
„FRAUEN, DIE NICHTS FORDERN,
WERDEN BEIM WORT GENOMMEN –
SIE BEKOMMEN NICHTS.“
simone de beauvoir
jetzt muss er raus – der winterplunder
alles wird festlich hergerichtet für den neubeginn
wir unterstützen brigid – die keltische weisse göttin –
beim bäumewachrütteln
sie rührt die samen an
um ihr wachsen hervorzulocken
„Noch immer gibt es alte Bauern,
die am Lichtmeßtag ihre Obstbäume wachrütteln und
den Bienen im Stock die frohe Botschaft verkünden.
schreibt wolf-dieter storl
die bienen sind lieblingstiere der frühlingsfrau
den bäumen juckt und juchzt es unter ihrer rinde
wir stimmen ein
die blumen erwachen und die liebe
es ist spannend zu beobachten
wie sich die erde räkelt und neues hervorbringt
unsere aufmerksamkeit ist gefragt
damit uns der neubeginn nicht entgeht
und sich in unserem bewusstsein neues tut
brigid – die lichtgöttin – bringt das eis zum schmelzen
die gewässer geraten in bewegung
sie bewegt auch unsere lebenskräfte
brigid mag die poesie und das feuer
hilft bei der heilung und dabei neues leben hervorzubringen
sie hütet die heilquellen und damit das
was uns zur inspiration wird
sie ist die göttin der künstlerinnen und künstler
wir sind mit ihr unterwegs
Holocaust-Gedenktag in Deutschland
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert an alle Opfer eines beispiellosen totalitären Regimes während der Zeit des Nationalsozialismus:
„Juden,
Christen,
Sinti und Roma,
Menschen mit Behinderung,
Homosexuelle,
politisch Andersdenkende sowie
Männer und Frauen des Widerstandes,
Wissenschaftler,
Künstler,
Journalisten,
Kriegsgefangene und Deserteure,
Greise und Kinder an der Front,
Zwangsarbeiter und an die
Millionen Menschen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden.“[1]
hier stellvertretend für alle anderen
CLARA GRUNWALD
nach dem ersten weltkrieg war CLARA GRUNWALD die erfolgreichste MONTESSORI-PÄDAGIGIN der 20er jahre in berlin.
wegen ihrer jüdischen herkunft wurde sie 1933 aus dem schuldienst entlassen und die montessori-pädagigik verboten.
sie ging in den untergrund und organisierte die ausreise von juden, versteckte sie in ihrer wohnung und bei freunden.
im oktober 1941 kam sie in das landwerk NEUENDORF IM SANDE bei fürstenwalde und unterrichtete heimlich die kinder, die mit ihren eltern dort lebten.
1942 begannen die ersten Deportationen aus dem Landwerk. Clara Grunwald ging freiwillig mit ihren neudorfer kindern auf die lastwagen, die in den tod fahren „durften“.
clara war über 60 und hätte nach theresienstadt gekonnt, von wo aus es einige überlebende gab. sie hielten ausschwitz immer noch für ein „übergangslager“.
genaueres ist nicht bekannt. aus einer karte, die ihre pflegetochter clotilde an den ausgewanderten alfons gerson weiterschickte, ist zu entnehmen, dass clara tot und in weissensee (berliner jüdischer friedhof)sei….
sie hat spektakuläres geleistet und verdient anerkennung über die massen.
heute gibt es in vielen städten CLARA GRUNWALD-SCHULE,
so in HAMBURG neu-allermöhe die hauptschule.
buch
„und doch gefällt mir das leben…“
die briefe der clara grunwald 1941-1943
persona verlag
im antiquariat erstanden…
INGREDIANS
künstlerin
ingride trümper schade
aus der serie „ingredians“
wenn so nichts mehr schreibt
der wortkloss im bauche bleibt
hilft auch kein singen mehr
da kannst du warten sehr
auf das richtige wort
es ist einfach mal fort
wissen die götter wohin
sie haben keinen gewinn
von meiner niederlage
da bleibt nur diese frage
wer denn wer frag ich mich hat da das lachen
auf seiner seite und was will er machen
mit meinem offensichtlichen verlust
der mir so macht wortquellendruckverlust
lass gut sein
mach doch mal ne pause
geh wieder mal
mach auch mal ne sause
und seis mit nem schlitten
den berg hinunter
und seis im café
einen streuselplunder
es wird schon werden glaube mir
sie haben alle geduld mit dir
geduld zählt nicht zu meinen sachen
ich versuchs derweil einmal mit lachen
rosadora
MALWIDA VON MEYSENBURG
lesung im künstlercafè im bahnhof calden-fürstenwald
mit dr. marlis wilde-stockmeyer
„Es würde schwer sein, inmitten einer größeren Stadt ein besser gelegenes Haus zu finden, als das war, in welchem ich geboren wurde und die ersten Tage der Kindheit verlebte. Das Haus lag in der Stadt Cassel und gehörte zu einer Reihe von Häusern, die eine Strasse begrenzten, der man mit Recht den Namen Bellevue gegeben hatte, denn…“
so beginnen Malwida von Meysenbugs „Memoiren einer Idealistin“.
als erste vorsitzende der MALWIDA VON MEYSENBUG-GESELLSCHAFT e. V.
hatte dr. marlis wilde-stockmeyer zu einer kleinen adventsfeier mit lesung in das künstler/innencafé im bahnhof calden-fürstenwald eingeladen.
sie bemüht sich seit jahren, diese vorkämpferin der frauenbewegung ins gedächtnis der menschen in kassel zu rufen und ihr geistiges erbe lebendig zu halten.
malwida war eine bewunderswert intelligente frau, deren ansichten heute noch gültigkeit haben, besonders was die geistige erziehung angeht.
„ In unserem Familienleben waren die Kinder nicht so von dem Leben der Erwachsenen ausgeschlossen, wie dies z.B. in England der Fall ist. Meine Mutter war der Ansicht, daß die Berührung mit ausgezeichneten Menschen nur einen guten Einfluß auf die geistige Entwicklung der Kinder haben könne und allmählich ihr Urteil und ihren Geschmack entwickeln müsse. Ich glaube, daß sie ganz recht hatte und daß diese Bemühungen, so weit sie möglich sind, eins der wichtigsten Elemente der Erziehung sein müßten. Die Griechen wußten es wohl, und die Lyzeen, wo ihre Philosophen und Weisen sich mit den Kindern unterhielten, trugen wahrscheinlich nicht wenig dazu bei…“
Heide Soltau:
„Malwida von Meysenbug, 28. oktober 1816 in kassel – 26. april 1903 in rom, war eine geistreiche, vielseitig begabte, charismatische Frau. Eine überzeugte Demokratin und Befürworterin der 1848er Revolution, Vorkämpferin der Frauenbewegung und Freundin berühmter Männer. Sie arbeitete als Journalistin, Übersetzerin und Erzieherin und feierte Erfolge als Schriftstellerin. Viele Künstler und Intellektuelle suchten ihre Nähe, darunter der russische Anarchist Alexander Herzen, Richard Wagner, Friedrich Nietzsche und Romain Rolland.
Geboren als zweitjüngstes Kind eines Hofbeamten in Kassel, verliebte sie sich als junge Frau in den Theologen und Schriftsteller Theodor Althaus. Das prägte sie politisch. Nach dem Scheitern der Revolution emigrierte sie nach London. Dort schlug sie sich als Hauslehrerin durch und fand ihre Erfüllung als Ersatzmutter für die Töchter Alexander Herzens.
Malwida von Meysenbug lebte später in Rom, wo sie bis zuletzt umworben und verehrt von ihren Freunden 1903 starb.“
seit 1984 gibt es die MALWIDA VON MEYSENBUG-GESELLSCHAFT in kassel
Sie pflegt das Andenken an Malwida von Meysenbug und hat sich die Aufgabe gestellt, die Erforschung ihres Lebens und Wirkens zu fördern und anzuregen. Zu diesem Zwecke initiiert sie Vorträge, Ausstellungen und Publikationen (Jahrbücher). Sie verfügt über eine Bibliothek, die kontinuierlich erweitert wird. Im Sinne dieser wichtigen Europäerin pflegt die Gesellschaft wissenschaftliche und persönliche Kontakte zu interessierten Personen im In- und Ausland (Frankreich, Italien, England, USA).
W U N D E R . . .
eva strittmatter
…
mir geschehen
ist heut früh der kranichschrei.
all so lernte ich zu sehen,
dass das leben gnädig sei.
und das ist nur eins von vielen
wundern, die mir warn und werden,
von geheimnissen, die spielen
über, unter, auf der erden.
ja, ich danke einer holden
frau mein gütiges geschick.
innen bin ich schon ganz golden
von gewissheit und von glück.
die herausforderung besteht nicht darin zurechtzukommen, sondern nicht zurechtzukommen, d. h. jeden weg allein zu gehen, jeden massstab selbst zu gewinnen, jeden wert selbst zu erschaffen.
aus
deutschlandreise
roger willemsen
MARGARETE MITSCHERLICH
starb im alter von 94 jahren in frankfurt
aus FAZ
„Sich zu erinnern, die Ursachen für die eigenen Unzulänglichkeiten aufzudecken, so war stets ihr Credo, helfe dem Menschen, den psychischen Schmerz zu lindern.
1977 bekannte sich Margarete Mitscherlich offen zum Feminismus. Sie war die erste Psychoanalytikerin, die sich in dieser Weise äußerte.
Wo Freud bei der Frau den Penisneid vermutete, attestierte sie dem Mann eine Urangst vor dem Weiblichen, die unter anderem von der Allmacht der Mutter herrühre.
Dass die männliche Aggressivität für den Nationalsozialismus wie für alle anderen totalitären Einstellungen und natürlich für sämtliche Kriege hauptverantwortlich sei, gehörte zu Margarete Mitscherlichs Interpretationsrepertoire.
lieber gewagt als langweilig.
Bis ins hohe Alter bezwang sie durch unakademische Redeweise, Frechheit und Verstand sowie den Unwillen, hinterm Berg zu halten, wenn ihr etwas auf die Nerven ging.“
lieber gewagt als langweilig,
das ist ein motto, das ich gern akzeptiere und übernehme.
eine ansicht ist die eines menschen, die eines menschen in einer bestimmten zeit.
irgendwann überholt sie sich, wird abgelöst, verbessert oder erneuert.
margarete mitscherlich war beharrlich und von ihren meinungen überzeugt. das dauerte seine zeit und überdauert sie.
für die frauen war sie ein leuchtendes beispiel dafür, wie frau sich durchsetzen kann in unserer gesellschaft und auch bei den männern. mich hat sie begleitet mein leben lang. sie war der jahrgang meiner mutter.
die ehe anzuzweifeln, weil darin die „sklaverei von fünfzig prozent der gesellschaft“ lagen, überlegte schon manche der frauen in den 60ger jahren. ich heiratete dann aber doch…
sie warf den karrierelosen müttern vor, ihre defizite in der ehe über kinder als ersatzobjekte zu befriedigen.
vieles hat sie geradegerückt, auch, dass die frauen, wie schon freud feststellte, eine sexualität haben.
auch, dass sie ebenso aggressiv sein können, ehrgeizig, triebgeleitet wie männer, aber auch ebenso ethisch im denken und handeln.
„Die Unfähigkeit zu trauern“, die vom umgang mit den kriegserlebnissen, der ermordung der juden sprach, wirkte sich auch aus auf den umgang mit trauer im allgemeinen.
in „Die Radikalität des Alters“ kann sie von ihren eigenen erlebnissen ausgehen. obwohl, jede art älterzuwerden ist irgendwie anders.
sie sagte
ich war nicht mutig genug
habe immer versucht, das richtige und vernünftige zu tun
wäre lieber auch eine sophie scholl gewesen
fotografiert von
gert hausmann
CHRISTA WOLF
Sie war mir immer die Kassandra, die ich gleichstellte mit ihrer Titelfigur aus ihrem wohl eindrücklichsten Romans KASSANDRA. Sie sagt die Wahrheit und will das Gute, aber sie erntet Verfolgung und Hohn. Das, was du befürchtest, tritt mit Sicherheit ein…
Sie schrieb an gegen das Vergessen, dass sich nicht wiederhole, was Schreckliches geschah,
schrieb, um infrage zu stellen, um zu reflektieren, um deutlich zu machen.
Aus ihrer Stasi-Vergangenheit versuchte man ihr nach der Maueröffnung einen Strick zu drehen. Nichts ist mehr zu verzeihen, wie wenn das Vergangene durch gemachte Erfahrungen überwunden wird.
Das Tagebuch
ICH HOFFE, DASS WICHTIGSTE DINGE TROTZDEM UNAUSGESPROCHEN SIND.
Sie hat die Erfahrung gemacht, dass sie alles vergisst,
deshalb schreibt sie täglich Notizen in ihren Kalender,
was es zu Essen gab, wie das Wetter war und wer zu Besuch kam.
Für die Öffentlichkeit bleiben Tagebücher für 10 – 15 jahre gesperrt.
Sie, die die Vervollkommnung des Menschen anstrebte, litt im Sozialismus, machte sich Luft in ihren Büchern auf ihre penible Weise. Dass sie sich im Kapitalismus erst recht überall verletzt fühlte, war nicht verwunderlich.
Der Schriftsteller Hermann Kant (85, Die Aula) hat sich erschüttert über die Nachricht vom Tod seiner Kollegin Christa Wolf gezeigt. „Es ist ein trauriger Tag für die deutsche Literatur, die Literatur überhaupt und für alle, die an dieser deutschen Literatur mitgewirkt haben“, sagte er. „Mich erfüllt auch eine große Traurigkeit darüber, dass wir in einem Gespräch nicht mehr manches klären konnten. Ich hätte mich gerne mit ihr nochmal verständigt.“
hermann kant lag nicht auf ihrer wellenlänge…
Auch mich hat der Tod von CHRISTA WOLF erschüttert.
Sie wird in ihren Werken weiterleben. Ihre Gedanken werden hin und her geschoben werden, und das ist gut so. Nichts ist so lebendig, wie das, was Gemüter bewegt und zur Diskussion anregt.
http://www.zeitzeugen-tv.com
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