SALZMANN UND KEIN ENDE…

WARTEN – aber auf was…

wieder einmal nehme ich eine bestandsaufnahme des kulturerbes SALZMANN, das dem untergang geweiht ist – so oder so.
entweder verkommt es und die zeit frißt es auf, oder es wird, wie vorgesehen, verbaut und ist nicht wiederzuerkennen.
einige fenster sind vernagelt mit pressholz, andere stehen weit offen und flattern im wind.

ach, wäre es doch geblieben, was es war. eine kulturstätte, in der gefetet und gefeiert und getanzt wurde, in der künstler ihren platz hatten und räume vermietet waren an werktätige anderer art. so war es wenigstens nicht dem verfall preisgegeben. einer verbesserung der bausubstanzen hätte nichts im wege gestanden und ein für die stadt so wesentliches kulturerbe einen besseren fortgang genommen.

so, wie im moment, hat es weder eine ausstrahlung noch einen hauch von leben. der ruhrpott macht es uns vor, was es heißt, ein ungenutztes industriegelände sinnvoll zu nutzen und wieder lebendig werden zu lassen auf ganz eigene weise.

wie nolda und hilgen sich freuen konnten über eine neue holding, die wohnungen und damit gewinn beabsichtigen, kann ich nicht nachvollziehen.
nun versucht es rossing noch einmal – beim besten willen kann ich ihm einen erfolg nicht wünschen. ich bin kasselänerin und salzmann liegt mir am herzen…

kurze übersicht:
http://regiowiki.hna.de/Salzmann-Gelände

 

BOMBE AUS DEM ZWEITEN WELTKRIEG…

am ständeplatz in kassel…

sammelplatz der hilfskräfte für die sicherheit und evakuierung ist die joseph-beuys-strasse am alten hauptbahnhof.

ab 18 uhr ist hier richtig was los. ich hatte das bahnhofsbiotop fotografiert und gerate dazwischen – zwischen jetzt flott eintrudelnde fahrzeuge und eine meute junger männer. joseph beuys hätte sich über diesen aktivitätenstart sicher gefreut – endlich mal was los. ich mische mich dazwischen, mache mich schlau, was da geplant ist.
von gesprächen über die evakuierung hin bis zu schwelgende erzählungen über die verträglichkeit von katzen und hunden – ich habe einen kater aus sifnos geschmuggelt vor 13 jahren – geht es ganz lebhaft zu. andere sitzen am boden, warten auf ihren einsatz.

die bombe wurde gefunden am ständeplatz, am neuen haus dem Gelände der Evangelischen Bank, früher mal Allianz Lebensversicherung. da hab ich gearbeitet als buchhalterin und bin täglich über die bombe gestiegen, ohne davon zu wissen. ich äußere leichtfertig, dass die nach dem krieg erbauten häuser doch ruhig in die luft gesprengt werden könnten – sie strotzen vor hässlichkeit und sind beileibe kein schmuck für die stadt – naja…
achja, ich kann mich noch an den vorfall erinnern, dass unterhalb der allianz eine alte frau ein grundstück mit haus und garten besaß, das sie nicht frei geben wollte zur weiteren bebauung. da gab es eifrige gespräche und ich bewunderte die alte wegen ihrer hartnäckigkeit.

wo der sammelplatz für die zu evakuierenden ist frage ich – das wissen die männer nicht – noch nicht. dass sie besonders angespannt wären, kann ich nicht sagen. wahrscheinlich sind solche einsätze alltag bei ihnen.
noch ein gespräch hier und eines da – ich sammle eindrücke – wie frederick…

KAZUO KATASE – BLUE DANCER…

Karl Branner-Brücke

2011 kam das Kunstwerk an seinen Platz zurück.

Der Blue Dancer, eine Lichtskulptur von Kazuo Katase (Jahrgang 1947), schwebte seit 2003 über der Fulda neben der Karl-Branner-Brücke. Die Skulptur verband den ältesten Teil Kassels mit der wieder erstandenen Unterneustadt gleichsam als imaginäre Brücke.

ich sitze auf der langen holzbank und mir fallen viele dinge ein zu dem thema wassereimer luftschwebend zwischen wasser und himmel. ein leichter wind weht mir ins gesicht, fast wie eine meeresbrise. aber auch löschen – den brand löschen – feuersbrunst 1943. meine großeltern wohnten in dem teil von kassel.

ich war drei jahre alt und kann mich dunkel erinnern. es ist nichts wiederzuerkennen – alles neu und bombastisch – mit damals verglichen.
kazuo, er ist jünger als ich – hat das nicht erlebt. wir haben gemeinsam studiert – kunst fotografie und einiges mehr – er bei neusüss – ich bei rambow.
die eimer haben bei ihm sicher noch eine andere bedeutung. über dem wasser schweben – einfach nur schweben – das ists…

SOPHIE HENSCHEL – 1841-1915…

11. november 1841 – 2017 also heute…
SOPHIE HENSCHEL_PORTRAIT_ROTES KREUZ_P1690965
ich stelle mir vor, eine frau wie ich – 100 jahre vor meiner zeit – und was sie da zu stemmen gehabt haben muß.
unternehmerin, reichste frau im kaiserreich, und 18 jahre allein die geschicke der firma, der familie und der damaligen gesellschaft geleitet.
ihre direktoren ließ sie zu sich nach hause kommen zu den besprechungen. nie stellte sie sich als frau in der damaligen männergesellschaft in den vordergrund. das war taktik – sie wußte warum sie das tat. so ließ mann sie gewähren. respekt hatten zwar alle für sie, aber die rechte bedeutung ihres tuns und wirkens konnte doch niemand ermessen.

um mir das alles zu verdeutlichen, habe ich ihre wirkstätten genauer betrachtet und fotografiert und finde, dass sie noch heute eine ausnahmeerscheinung unter den frauen (und erst der männerwelt) sein würde, oder besser ist.
es gab und gibt keine so große weltfirma, die von einer frau geleitet und zum erfolg gebracht wird und schon gar keine, die so fürsorglich und sozial mit ihren arbeitern und angestellten umgegangen wäre.
viele soziale einrichtungen, die sie gefördert und in die wege geleitet hat, gäbe es ohne sie heute gar nicht. sie hat die ausbildung von mädchen und frauen gefördert und hat das in ihrer zeit noch nicht mögliche frauenstudium befürwortet, mittel für die ersten gymnasialkurse für mädchen in kassel gespendet, gute bedingungen für die rotkreuzschwestern, eine schwestern-pensionskasse, neben gravierenden strukturveränderungen der firma, vorsitz des vaterländischen frauenvereins zu cassel – nein, ich kann es gar nicht alles aufzeigen, was sie bewirkt hat in ihrem frauenleben, in einer zeit, in der frauen im allgemeinen noch keine große beachtung fanden.
also, ein hindenken, ein zurückdenken und  – HEUTE IST IHR 176. – einhundertsechsundsiebziger – GEBURTSTAG.
und – meine bewunderung…
ROTES KREUZ_HAUS_P1690959das rote kreuz steht heute vor mir in seiner ganzen größe und bedeutung, der park, die wohnanlage.

ROTE KREUZ_PARK MIT SIEDLUNG_LI_RE._01.11_bearbeitet-1 ROTE KREUZ_PARK VORWÄRTS UND RÜCKWÄRTS__01.111 ROTES KREUZ_MIT BRUNNEN IN DEN PARK_P1690968

das sophie henschel haus auf dem unigelände

SOPHIE HENSCHEL HAUS UNI_15.10 SOPHIE HENSCHEL HAUS UNI_HOCHKANT_GANG_15.101

der sophie henschel-brunnen vor dem rauthaus

SOPHIE BRUNNEN GANZ_P1690155SOPHIE BRUNNEN AM RATHAUS_LI-P1690157 SOPHIE BRUNNEN AM RATHAUS_12.10

 

LADESTRASSE II_ABBRUCH 2017…

ALTER HAUPTBAHNHOF NORD…

BAHNHOF LADESTRASSE II_vorwärts mitte rückwärts_07.11nicht so spektakulär wie der abbruch des ersten teiles der ladestraße 2014 – zoll- und verladebahnhof – ist der übriggebliebene. die besitzverhältnisse erschwerten und erschweren das vorankommen und  das nichtvorhandene geld – stadt, bahn, fraunhofer – teilen sich diese verwegene gegend.

BAHNHOF LADESTRASSE II_BACKER_07.112 BAHNHOF LADESTRASSE II_ROTER BACKSTEIN_07.111erledigte die abräumarbeiten 2014 eine hiesige firma – denis schnittger – ist die vergabe diesmal an eine auswärtige firma gefallen – stock, hünfeld.
vier wochen soll das ganze dauern – erzählte mir der bauleiter der firma. ganz schön schnell vorangekommen ist der abreissbagger. nicht so aufreisserisch wie bei schnittger auf dem doch viel größeren gelände, mit den vielen tätigkeitsfeldern, ist dieser teil.

BAHNHOF LADESTRASSE II_HAUSREST MIT HALBEM DACH_07.113BAHNHOF LADESTRASSE II_DEFEKTES BAGGERMAUL_07.115das ganze zu dokumentieren und mein eigener anspruch, meine kunst auch noch zu bedienen, ist ganz schön verwegen. genauer gucken, geduldiger gucken, fantasievolles blicken – naja, irgendwie ist das zu machen und mit jedem besuch wird es spezieller. die ästhetik ist ja immer vorhanden, aber sie aufzuspüren ist jeweils wieder eine neue herausforderung. auch der geringste abfall hat noch seinen reiz und auch seine ästhetik, wenn ich ihn ins rechte licht rücke. ich schenke ihm meine aufmerksamkeit und registriere die veränderungen, das ist eine enorme anstrengung.

BAHNHOF LADESTRASSE II_RÜCKSEITE_07.114BAHNHOF LADESTRASSE II_KUNST_STEINRESTE_07.116die veränderungen erzählen spannende geschichten und mein geist hüpft hin und her, um sie zu finden.
die liebe zum detail und die überzeugung, dass es nichts geringfügiges gibt, dass alles seinen stellenwert hat, vermag das. das ist eine innere einstellung – meine.

MEMORIAL ASCHROTTBRUNNEN KASSEL…

KÜNSTLER: HORST HOHEISEL…ASCHROTTBRUNNEN VON OBEN_RATHAUSTREPPE_P1690254

Sinkt jeder Tag hinab in jeder Nacht,
so gibt’s einen Brunnen,
der drunten die Helligkeit hält.
Man muß an den Rand
des Brunnendunkels hocken,
entsunkenes Licht zu angeln
mit Geduld.

Pablo Neruda

hinabgesunken ist der brunnen
sein rauschen
läßt vergangenes
wieder auflauschen
er zieht mich in bann
ruft ins erinnern
was den judenhass
tilgt auf ganz eigene weise

reingewaschen die schmach
stunde für stunde
gefangen das entsunkene licht
in den stunden des tages
in den herzen der menschen
denen die trauer
niemals abhanden gekommen ist
brunnendunkles schweigen

rosadora

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Negative Memorial Aschrottbrunnen (Kassel 1986/87);

ich stehe auf dem brunnenrost als es zu rauschen beginnt. es reißt mich mit, augen und gedanken können sich nicht beruhigen. im schlaf finde ich keine ruhe. die vorkommnisse der vergangenheit halten mich wach. erst jetzt schafft das vergangene durchbruch zu mir.
als junge frau kenn ich den brunnen als blumenschüssel, dann wieder als brunnen und später als diese umgekehrte form von horst hoheisel. so viele erinnerungen habe ich, dass ich sie gar nicht bündeln kann. und die zerstörung von kasseler bürgern, die ihn einen judenbrunnen nannten, weil der mensch, der ihn erbauen ließ, ein jude war, habe ich lange nicht gewußt. er wurde 1939 von nationalsozialistische Aktivisten demoliert – 1939 wurde ich grade mal geboren.
heute springen kinder darauf herum, schäkern mit dem rauschewasser und können nicht ermessen, was es wirklich ist. auch für die erwachsenen ist es nicht leicht. rings um den brunnenrand stehen jahreszahlen, aber ohne erklärung ists nicht zu knacken. das könnte vielleicht einen denkanstoß geben – eine tafel auf der steht, was los ist…

ACHROTTBRUNNEN_EINZIGER LAUF_P1690236 ASCHROTTBRUNNEN_4 WASSERRINNEN_13.101 ASCHROTTBRUNNEN_8 BESCHRIFTUNGEN_12.10 ASCHROTTBRUNNEN_8 RICHTUNGEN_13.10

Aschrottbrunnen [Kassel 1985]
1908 stiftete der Kasseler Unternehmer Sigmund Aschrott zum Neubau des Rathauses einen Brunnen und beauftragte den Rathausarchitekten Karl Roth, diesen zu entwerfen. Es entstand eine 12 Meter hohe zwölfstufige Pyramidenskulptur auf einer Sandsteinfassung. Über dreißig Jahre lang prägte der Brunnen das Kasseler Stadtbild und wurde zum Symbol des Bürgerstolzes. Am 9. April 1939, vor dem Reichskriegertag, demolierten nationalsozialistische Aktivisten den »Judenbrunnen«. Sigmund Aschrott, der Stifter, war Jude. Das Brunnenbecken blieb zurück, wurde als Blumenbeet genutzt, bis man es 1963 durch einen Springbrunnen ersetzte. Nichts erinnerte mehr an den Obelisken, den Aschrott seiner Heimatstadt gestiftet hatte. Der so unschuldig anmutende Springbrunnen war zum Zeichen des Vergessens geworden. In den frühen 80er Jahren nahm der Erinnerungsdiskurs eine neue Wende, einige begannen hinzuschauen auf das vom eigenen Land verursachte Grauen, und so kam es zu dem Ideenwettbewerb zur Neugestaltung des Brunnens. Es entspann sich eine heftige Diskussion. Am liebsten hätten viele Bürgerinnen und Bürger es gesehen, wenn der alte Brunnen in seiner ganzen Pracht wieder errichtet worden wäre. Unbeschädigt auferstanden wie der Phönix aus der Asche. Horst Hoheisels Idee dagegen war eine ganz andere. Sein Entwurf sah vor, den Brunnen als verlorene Form spiegelbildlich in den Rathausplatz abzusenken. So wurde die Pyramide zum Trichter, in den das Brunnenwasser sich geräuschvoll hinabstürzt. Das bis ins Grundwasser reichende Spiegelbild des einstigen Brunnens wurde somit zum Zeichen des Bruchs, der Leere, die entstanden war und die nicht mehr zu füllen ist. Als offene, nicht heilende Wunde ist der Brunnen heute ein Ort der negativen Präsenz, mitten in der Stadt vor dem Rathaus. Es ist nichts zu sehen, das Denkmal fehlt. Und wie Hoheisel selbst schreibt: »Das eigentliche Denkmal ist der Passant, der darauf steht und darüber nachdenkt, weshalb hier etwas verlorenging.« 
[Aus: Eva Schulz-Jander Erinnerung hat keine Gestalt – Katalog Zermahlene Geschichte]

SALZMANN IN KASSEL…

LESERBRIEF AN DIE HNA…
jetzt sollen doch wohnungen in bettenhausen gebaut werden

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HNA vom 14.09.10
Eine klare Aussage zur Zukunft der geplanten Multihalle auf dem Salzmanngelände gibt es von Investor Dennis Rossing gut eine Woche nach dem Aus für die Huskies noch immer nicht. Wir haben nachgehakt, wie die Rosco-Gruppe andernorts Geld verdient.

Kassel. Einkaufszentren entwickeln, hochziehen, die Geschäftsflächen vermieten und dann das ganze Projekt möglichst schnell wieder mit Gewinn verkaufen – so sieht das Geschäftsprinzip der Rosco-Gruppe aus, hinter der die Bad Hersfelder Brüder Dennis und Walter Rossing stecken.
flörsheim
gießen
frankenberg

mißglückte beispiele aus der vergangenheit – seit 1910…

HNA vom 28.10.17

nicht zu glauben ist einfach, dass rossing nun aus anderen motiven handeln wird.
wenigstens die pläne müßten mal auf den tisch, bevor verhandelt wird – und die bitte für die öffentlichkeit zur besichtigung frei geben – wohlgesagt – die pläne – nicht das fertige bauvorhaben. bezahlbarer wohnraum – klingt nach allzu billiger lösung sozialer wohnungsbau gerne, aber nicht auf dem salzmanngelände. die soll als ruine und industriedenkmal erhalten werden.
und – sie ist nicht so verfallen, dass nicht einige räume zu nutzungszwecken kultureller art  zur verfügung gestellt werden könnten. die stadt kassel, die ja immer klagt, dass sie kein geld hat, muß investoren aufspüren, damit das unterfangen, die gebäude zu sarnieren, gelingen kann.

kasseler rathaus
Im Kasseler Rathaus sieht man die Bewegung in Sachen Salzmann positiv. „Ich bin da ganz guter Dinge“, sagt Kassels Stadtbaurat Christof Nolda (Grüne).
einem NICHTKASSELÄNER scheint das anliegen vollkommen am hut vorbeizugehn. hauptsache, das ding ist vom tisch. dass es auch vielen kasseler|innen und kasselänerInnen ebenso geht, tut mir sehr leid.
kassel wurde vom krieg fast völlig zerstört, da sollten wenigstens die wenigen industrie- und kulturdenkmäler erhalten werden, allein schon wegen der geschichte, die immer mehr verloren geht.

in palmyra baut man aus trümmern ganze kulturdenkmäler wieder auf – wieso sollte dann hier aus einem ziemlich kontakten gebäude so etwas nicht auch gelingen. ich weiß – das geld…

SALZMANN STATT OBELISK…

SPENDEN FÜR DEN ERHALT DES SALZMANN KULTURERBES…
SALZMANN_NORDSEITE_15.10wären die kasseläner echte kasseläner und an ihrer stadtgeschichte auch nur einen hauch interessiert, sie würden spendengelder für den erhalt des kultur- und industriegebäudes SALZMANN sammeln und nicht für einen obelisken, der zu kassel nicht auch nur einen hauch von verbindung herstellt. die letzte documenta kann der aufhänger ja nicht sein – die war ja wohl ein flopp. was ist es dann, das menschen immer wieder an neuerworbenem festhalten läßt. der trieb scheint mir dort gelagert, wie der alljährliche kauf  von weihnachtsplunder, den man nicht einmal braucht, doch unbedingt haben muß.

SALZMANN_SCHORNSTEIN_15.101SALZMANN_DURCHGEKLETTERT_TURM_15.10 SALZMANN_TURM GANZ_P1690410
die stadt kassel hat in der zeit von 2012 – dem beginn des abbruchs – drei  inverstoren gefunden und wieder verloren. die begonnenen arbeiten gerieten immer wieder ins stoppen, wegen vorliegender altlastprobleme. keiner will sie entsorgen, und so blieben die neuen baufantasien eben nur fantasie.
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immer wieder gibt es versuche, – den kasten – in brand zu setzen, und die vergehende zeit in die länge zu ziehen, damit der kulturschutz nicht mehr wirksam werden und das gebäude dem erdboden gleich gemacht werden kann.

jedesmal wenn ich mich daran mache, das industrieerbe zu besuchen, um es zu fotografieren, weint etwas in mir, ob des fortschreitenden verfalls. aber auch sehe ich die bemühungen der stadt, die verfallschäden in grenzen zu halten, indem sie fenster erneuert und dachabdeckungen dichtet.
SALZMANN_VORDERSEITE_15.102
ein rest stolz ist dem gebäudekomplex noch anzumerken, so, als würde er sich recken und strecken und so sonnenbeschienen einen glanz erzeugen, als könne ihn nicht wirklich jemand ausradieren. und ich werde immer wieder fotografieren, was sie ihm antun werden – auf- oder abbau. heute hat er mich sogar auf sein gelände eingeladen – sowas aber auch.
er wird lebendig bleiben in der erinnerung und die damit verbundene salzmann geschichte auch.

NEORENAISSANCEJUGENDSTIL…

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dieses museum – 1913 erbaut – hat zwei weltkriege fast unbeschädigt überdauert. das haben wir gemeinsam – überdauert. den zweiten weltkrieg überdauert. es wurde überarbeitet und 2016 wieder eröffnet.

eine frau aus den niederlanden bedauert – die schönen tapeten. ja es war einmal tapetenmuseum und hat bei der letzten documenta als solches eindruck hinterlassen.
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und dieser handlauf – wie er scheinbar die energie von oben nach unten leitet, sich bündelt und zusammenrollt. ich bin ganz vernarrt in ihn.

d14_LANDESMUSEUM_TREPPEN_07.091auf dem treppenabsatz zwei gegenüberliegender treppen kommen wir uns beim fotografieren in die quere. er stört mein bild – ich seines. ich bin gleich weg, sage ich.
der treppenaufgang begeistert noch lange. später begegnen wir uns auf derselben seite. begeistert sagt er, der baustil ist interessanter als die ganzen documenta objekte. das bestätige ich und wir kommen ins gespräch. wir rätseln welcher baustil. mit baustilen kenne ich mich nicht so gut aus, aber einen hauch jugendstil glaube ich zu erkennen. naja, es ist dann – nachgeguckt – neorenaissance mit ein wenig jugendstil.
die treppenabgänge – da wäre ich als kind gern heruntergerutscht – und – er sagt – hier, zeigt mit der hand den pfeiler – mit dem kopf aufgeschlagen. und der vater hätte ihnen den hintern verbläut. – der war nicht da, der war im krieg. und, frage ich, ist das marmor. – nein travertin. fühlen sie mal hier die vertiefungen – kalk und muschelreste. das verwendete man für… unser gespräch geht noch eine weile. schön, wie die d14 die menschen ins gespräch bringt.
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