…so könnte es doch sein…
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GANZE TAGE IM PARK…
bei dem heissen wetter sind die wunderschönen parkanlagen und wälder rings um kassel die rettung vor hitzestaus. unter den hohen bäumen sind die temperaturen auszuhalten. dass ich dabei immer wieder in die nähe meines kompostloches gerate, ist wohl kein zufall. marlon hat einmal gesagt, dass es mich da immer wieder hinziehen wird, ich nicht davon los kommen werde. marlon war hüter des UNTILLED von pierre huighe und hat die hunde mit den pinkenen anmalungen übernommen. auch etwas, von dem er nicht wieder los kommt…
immer wieder wird meine aufmerksamkeit auf etwas gelenkt, das ich so noch nicht wahrgenommen habe. so z.b. die valven des ampfers. dicht heran gehen muss man, um sie zu sehen. sie sind wunderschön wie zauberwerk. das werde ich so nun nicht wieder vergessen. die natur reichert an, reichert mein wissen an – mehr und mehr.
das rotkehlchen ist ein besonderes. es kommt zu mir, wenn ich auf der bank sitze und lese, ohne dass ich es mit irgendetwas füttern würde. muntere augen hat es – wir halten blickkontakt.
die winden im kompostloch haben eine besondere lage zur zeit. da sie sich an nichts emporranken können, bilden sie einen grossen windenteppich. das ist auch sehr schön. sie zeigen sich im sonnenschein. sobald die sonne verschwindet, verschwinden auch sie, schliessen ihren kelch.
KOMPOSTLOCH…
BESUCH AUS MONTREAL…
ich richte meine kamera auf eine entfernte bewegung, zoome die person heran und denke, es könnte eine frau sein mit einem baby im tragetuch vor der brust. ich winke sie zu mir her – es ist ein junger mann mit rucksäcken behängt – vorne und hinten. er stellt sich vor als FELIX aus montreal.
montreal, das ist ja nicht gerade um die ecke. er hat das UNTILLED von pierre huighe gesucht und gefunden – hat es im internet eingegeben und solange vergrössert, bis er den weg zu dieser alten kompostierungsanlage gefunden hat. da ist er nun. zwei tage kassel, zwei tage leipzig, eine woche berlin.
ich kann ihm viel erzählen von der d13 hier und von meinem kompostloch. von pierre von marlon und den hunden – von denen hat er fotos aus dem internet auf sein smartphone gespeichert – von den diversen gift- und heilpflanzen – von den veränderungen in der zwischenzeit.
ich zeige ihm die große pflanze des herzgespanns. da mangelt es an der übersetzung. herz ist klar – beim gespann nehme ich hände und füsse zur hilfe mit einem entsprechenden geräusch dazu. wir lachen uns beide fast kaputt. felix meint, das sei ein sehr poetischer name für eine pflanze. das hatte ich so noch gar nicht gesehen. ab jetzt umgibt sich das herzgespann für mich mit gedicht- und liedstrophen. so ein gewinn. und ich bange fast noch mehr als bisher um sie. der mäher war mal wieder unterwegs und es könnte sein, dass morgen das kompostloch dran kommt und alles ratzeputz abgemäht wird. mein herzgespann steht sehr an der kante eines hügels und wird vielleicht zum opfer der ordnungswütigen gärtner.
ich erzähle auch, dass ich diese pflanze von einem hügel, der seinerzeit entfernt wurde, noch rechtzeitig gerettet und hier an diesen ort verpflanzt habe. felix findet das sehr spannend. ich zeige ihm noch andere pflanzen und die hühnerhirse und sage, dass das gras meinem kater bestens schmeckt. pflanzennamen zu übersetzen ist äussert schwierig. aber aus dieser schwierigkeit ergeben sich die belustigenden momente.
wir tauschen noch persönliche dinge aus und die mailadressen – wir bleiben in kontakt.
das kompostloch heilt sich immer wieder selbst. nach dem grossen kahlschnitt nun wieder so, als wäre nichts passiert. this ist a very nice place – sagt felix und mich erinnert es an die anfänge des untilled und die zwischenzeitlich gemachten erfahrungen mit abräumen, umschichten und neuen erdhaufen. zur zeit also zum niederknien schön. ich sitze im gras und spüre die kühle im schatten.
TRÄUME AUF DEINEM WEG…
STEINBRUCH IM SPÄTSOMMER…
TANKHÜGEL
ich nenne ihn tankhügel. auf ihm wurde ein tank zurückgelassen, ein alter transport lkw und ein defekter bagger. letzterer steht jetzt ganz unten – einfach mittendrin. schrott der üblen sorte.
auf dem tankhügel finde ich wenig sonderheiten. fast alle fand ich schon auf diesem gelände. ein bisschen dem herbst zugeneigt.
BAUCH
im bauch des steinbruchs keine neuheiten. immerhin eine besondere stimmung. die schatten werden schon länger und dieser eigenartige spätsommerflair wo ich mich hineinbetten und nie mehr aufstehn möchte.
MEINE BESCHEIDENE MOMENTKUNST…
blechkunst
sich die frage zu stellen was kunst sei lohnt nicht. die begriffe gehen so absurd auseinander wie die vorstellung von kunst. in dem moment wo ich etwas abstraktes entdecke und ich ihm meine aufmerksamkeit und meine fantasie schenke ist es für mich kunst.
ich würdige etwas vergehendem meinen blick und habe eine idee. mit meinem foto verleihe ich ihm dauer über diesen moment des auffindens hinaus. da ich meine fotos auf einem ´wölkchen´ ablege gewinnt es vielleicht ewigkeit.
meine nun mit patina besetzen fundstücke lassen mich zurückdenken zwicken meinen geist mich zu erinnern.
an diesen – meinen – definitionsbereich von kunst werde ich mich auch noch erinnern – wie lange…
STEINBRUCH – KARGE STRUKTUR…
oben ist es karger. die pflanzen sind der sonne und dem wind mehr ausgesetzt als im unteren teil, und sie sind dem himmel näher. am himmel ein bussard. er flieht auf die andere seite, landet im steinigen, ist farblich nicht mehr zu unterscheiden. ein paar steine poltern nach unten. diesmal zwei rehe im steinhang, fliehen nach oben, richtung wald.
fliegendes landkärtchen
ausruhend am stein
storchenschnabel
errötet und stinkend
sumpfblättriger ampfer
samengekrönt in völle
wilder thymian
einsam in dieser gegend
prachtvolles schilfrohr
im schattenwasser
wildverteilte pestwurz
blütenverheimlicher
zaghafte weidenröschen
wasser- und steingewöhnt
vollentfaltete binse
blütengeneigt zum wasser
einmeterlanger steinklee
regenüberfallen niedergestreckt
aufrechter beifuss
regen und wind strotzend
gelbe hundskamille
sich streckend platznehmend
einsame eselsdistel
in vollerblühter pracht
STEINBRUCH – UND GLEICH IN DIE I. ETAGE…
eine übersicht über die lage des basaltsteinbruchs… FOTOS ANKLICKENhier komme ich rein – das heisst – ich habe schon etwa die gleiche strecke hinter mir, wie diese, die vor mir liegt – die ist fast uninteressant – links bach und wald – rechts steinhalde.
hier gehts hoch – dies in etwa die hälfte der steigung – für mich heute gut zu gehen, weils nicht so heiss war.
ich nenne es für mich die 1. etage. dazwischen geht es noch tiefer hinab – sozusagen in den bauch des steinbruchs.
hier mit verblühtem hasenklee und blick auf die abbruchwand. der starke regen hat tiefe schlieren in dem abhang hinterlassen. wie eine rutschbahn.
hier blick zurück…
hier der blick auf das parterre. fast rechts vorn und unten im bild mein steinkreis. auf den steinen daneben ruhe ich mich aus, wenn ich unten bleibe. das olle ungetüm steht seit kurzen mitten auf dem platz. ich hoffe sie verschrotten es noch. es stört mein bild…
wunderbar hat sich dieser hügel schon regeneriert und selbst begrünt. das wünsche ich mir für den gesamten steinbruch.
meine pflanzenausbeute zeige ich noch. der bewuchs ist hier ein anderer als unten. obwohl es auch einige gleiche pflanzen gibt. allein ich habe mich auf die beschränkt, die hier neu sind. unten ist dieser bachlauf, der mir das grüne grün liefert…
STEINBRUCH – WEITER IM TEXT…
SÜSSWASSERALGEN
die algen machen mir besondere freude durch ihre grünstrahlkraft. mal sind sie leuchtend gift- bis gelbgrün und nach sonneneinstrahlung und regen und sonne schmutzig- bis leuchtendgelbbraun.
sie sind vollgesogen mit sauerstof, also luft, bilden blasen und wenn sie fast ausgetrocknet sind und ich wage auf sie zu treten, um den weg abzukürzen, oder auch nur an dem quatschenden geräusch mich zu erfreuen, habe ich reine glücksgefühle. ein völlig neues empfinden quietscht durch mich hindurch. fast werde ich selbst zur alge, möchte mich hineinlegen und leise mitquietschen…
…Bei langer Sonnenbestrahlung erzeugen die Algen Sauerstoff, der die Kissen an die Wasseroberfläche treibt. …Für Lurchlarven und Insekten ein willkommenes Versteck und Nahrung in Form von Phyto- und Zooplanton in Hülle und Fülle…
kleine schnecken zuhauf. was aus ihnen wohl wird.
schneckenbettchen
im gequollenen grün
blättchenwiege
für gestundete zeit
pflanzenfalle
wasserabhängig
vogelwasserspur
gekonnt durchquert
immer mal wieder
freude und enttäuschung
rosadora
WIEDER MAL IM STEINBRUCH…
ein reh springt vor mit davon, wechselt die hangseite, lässt sein junges zurück. das kitz weint, weint ganz jämmerlich, hat ein stimmchen als wäre es gerade erst geboren. die verständigung zwischen tier und mensch ist ebenfalls jämmerlich. das reh versteht nicht, wenn ich ihm sage, dass ich ihm nichts tue. ich kann es nicht beruhigen. es rennt und stakelt den steinhang empor. ich gehe weiter, damit es sich beruhigen kann und den weg zurück wagt zu seinem jungen.
so schön ich diese begegnund finde und froh bin, dass hier tiere leben, bleibe ich für sie doch ein eindringling.
durch das feuchtwarme wetter hat sich die pflanzenwelt erholt. ich finde zahlreiche exemplare. engelwurz – ganz bescheiden, fuchs´greiskraut – auch berufkraut, wasserampfer, wiesenglockenblume, wilde möhre,wilde wicke, krause distel, braunelle, ufer-wolfstrapp, gewöhnliches hornkraut, kleiner orant und einige mehr.
so reichlich bedacht wurde ich hier noch nie. es ist hochzeit für viele der pflanzen.
heute war es mein anliegen, pflanzen aufzuspüren.
ich bleibe auf der unteren ebene, ruhe nahe bei meinem steinkreis, und weil die sonne stärker hervor kommt als angekündigt, belasse ich es dabei und schleiche wieder davon.
für einige der pflanzen habe ich rat erbeten bei JÜRGEN FEDER, dem extrembotaniker. siehe auch FEDERS FABELHAFTE PFLANZENWELT. taschenbuch bei rororo.
ein danke dafür