FULDAAUEN IM FEBRUAR…

FULDAAUEN_SEE_P1270323über sieben brücken musst du gehn…
immer mal wieder die richtung wechseln. die westtour bin ich noch nie gegangen, habe also wieder unbekannte wege vor mir. die mittagszeit ist günstig, da essen oder schlafen oder arbeiten die menschen. ich mags so menschenleer, da ist die landschaft intensiver, ich bekomme sie pur.

FULDAAUEN_5.2eine leichte eisdecke hier und da auf dem wasser verändert, gibt mir neue bilder. ich staune, was natur sich einfallen lässt – gewelltes eis – wie geronnen. mit sonne durch die wolken uns spiegeleis sind es dramatische einfälle.

FULDAAUEN_II_5.21es ist kalt – sagt einer, der an mir vorbeigeht – wo denn, frage ich. es ist 1 grad unter null und gut auszuhalten, wenn, ja wenn… immer dieses selbe denken, dass die menschen sich nicht wettergerecht anziehn.
vor allem ihren köpfen schenken sie nicht genug aufmerksamkeit – keine kopfbedeckung und da geht die meiste energie raus. aufhören…
die enten und gänse und schwäne sind da besser ausgestattet, sie tauchen unter und haben ihre freude dran.

NEUSCHNEE AUF DER HÖHE…

als es heute (dienstag) nachmittag schneite und in der stadt gleich wieder wegtaute, blieb mir noch der blick zum herkules. da legte sich ein neuer weisser zauber auf die bäume.
um noch zu ein paar schönen schneefotos zu kommen, fuhr ich in die höhe (650 m über dem meeresspiegel). vielleicht würde es die letzte möglichkeit sein…

SCHNEETANNEN_03.02ich wählte eine waldschneise mit hohen tannen. vom weg, der schwer erkennbar war,  abzukommen war nicht ratsam. da sackte ich ab bis an die kniee, und allein unterwegs kann ich nichts riskieren. drei vier langläufer kamen mir entgegen, eine loipe war nicht zu erkennen, dazu war der schnee zu neu.

SCHNEE UM DEN FUNKTURM_03.022ich war froh mich überwunden zu haben, die frische luft tat gut, und das laufen muss ich ja immer wieder neu trainieren, wenn es um weitere strecken geht – für andere ein klacks…
zauberhaft, einfach zauberhaft, anders konnte ich es nicht benennen – der schnee ein zauberer – wenn auch nicht für alles und jeden.

SCHNEE UM DEN FUNKTURM_03.021das fotografieren hält mich an immer weiter zu laufen. die motive liegen am weg und ich kann mich gar nicht satt sehen. ich gehe wege, die ich kaum kenne und vom schnee verändert, orientiere mich am funkturm und finde sogar mein auto wieder. ein junger mann schiebt mich aus dem dicken schnee heraus. leben so schön und fast sorgenfrei…

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es genügt zu wissen dass der
Schnee viele Namen hat und
ein Rätsel Rätsel bleiben darf

Elsbeth Maag

INNEN und AUSSEN…

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INNEN
das fridericianum ist ein imposantes gebäude, das mich mit seinen artchitektonischen an- und aussichten immer wieder von dem zur schau gestellten und gezeigten ablenkt. selbst bei der documenta, wo hervorragendes die räume füllt, sind schattenwürfe vorwiegend in meinem blick.

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da hat die documenta den bestgewählten zeitpunkt im jahr, den juni bis september, wo durch die fenster mit ihren grazilen rahmen schattenbilder, rahmenbilder, auf fenster und wände fallen. das besondere daran ist, dass sie sich von stunde zu stunde und von tag zu tag verändern. die kunstobjekte – wie seinerzeit beispielsweise iole de freitas installation ohne titel, das grenzen sprengte und mit tänzerischen gebärden neue richtungen andeutete – spielen mit, geben den schattenbildern eine besondere richtung. ich bin dann oft lange in den räumen und sauge die meditative atmosphäre ein. das ist ein zusätzlicher gewinn, der schon deshalb einem besuch eine wertvolle note verleiht.
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AUSSEN
der friedrichsplatz, das aussenfeld einer jeden documenta, gibt mit seiner neugestalteten anlage, ebenfalls immerwieder grund zum genauen hinschauen. die wege geben den anschein einer aufgeteilten riesentorte. oft wird sie aufgefressen von veranstaltern – z. b. zirkus – die deutliche spuren hinterlassen. der blick wird dann in ganz anderer weise angezogen. ich hätte die flächen mit ihrer symbolträchtigen ausstrahlung gern immer frei, ausgenommen die documenta, welcher keine fläche in und um kassel heilig ist und zur nutzung frei stehen. den friedrichsplatz kann man nicht isoliert betrachten. sein pendant, der königsplatz, hat mit seiner sternförmigen platzgestaltung ebenso stark symbolische bedeutung.
die kunst im alltäglichen und vorgefundenen reizt mich immer wieder. die gelben grasmotive, hervorgezaubert durch längeres platzieren von veranstaltungszelten – und nun abbau – bestimmen zur zeit das aussehen des friedrichsplatzes – rufen mich auf es zu vermerken.

TEICHENTEN…

es ist nicht meine art, um jeden preis enten zu füttern. doch bei dem schnee – und ich hatte gerade reichlich brot über. ich werfe es nicht in den teich, damit er nicht übersäuert wir, die enten kommen raus zu mir. es macht mir freude, wie sie sich um mich scharen.WILHELMSHÖHE SCHLOSS RODELN_ENTEN_31.013die mandarinenten geben ein besonders farbenprächtiges bild ab. der männliche vogel ist der bunte, das weibliche tier eher farblos und unscheinbar.

FREUDENSTÜRZE..

SCHLOSSHANG VEREINNAHMT…

kinder und erwachsene sausen den hang hinunter, stürzen freudvoll – mit reifen gehts am schnellsten und gefährlichsten – man kann ihn nicht steuern. aber bei den geschwindigkeiten fallen auch die besten schlitten aus der spur. kein jammern, kein weinen, die schneestürze werden als etwas aussergewöhnliches hingenommen. gute laune und freude über den schnee.

WILHELMSHÖHE SCHLOSS RODELN_I_31.01WILHELMSHÖHE SCHLOSS RODELN_STÜRTZE_31.012WILHELMSHÖHE SCHLOSS RODELN_II_31.011

 

JEDER ATEMZUG EIN TALER…

 

STEINESPIEGELUNG_PARK_P1260933im park wilhelmshöhe ist jeder atemzug einen taler wert, deshalb ist er nie verwaist. bei jedem wetter machen die kasseläner und kasseler ihren pflichtgesundheitsgang. und kommt die sonne heraus, ist ein gedränge wie auf der königstrasse.

WILHELMSHÖHE UND LAC_25.28. 01das fotografieren könnte langweilig werden, denkt vielleicht mancheiner, aber ein bisschen schnee drauf und ein wenig eis drunter – und alles ist verändert – immer wieder alles neu. und gar die, die sagen, wenn man fotografiert, sieht man ja nichts, vonwegen die kamera vor den augen, ist kurz gedacht. du siehst ja zuerst und filterst dann heraus, entscheidest dich für einen ausschnitt aus dem, was du siehst.

WILHELMSHÖHE UND LAC_II_25.28. 011und daheim hast du den ganzen spass nochmal am pc, da war noch etwas, das du selbst mit der kamera nicht wahrgenommen hast. bei diesem gang war es ein reiher, den ich mit blossem auge nicht gesehen habe.

STARKE FRAUEN…

skulpturen von EVA MARIA FREY   –   noch bis 7. februar 2015 im dez einkaufszentrum

DAS SCHÖNSTE AN MIR BIN ICH…

STARKE FRAUEN_WEIBER_DEZ1wir treffen uns zwischen den starken frauen und stellen fest – wir gehören dazu und wir lachen uns kaputt. starke frauen sind gemütlicher als hungerhaken – schnell sind wir im gespräch. peter möchte so eine starke frau haben, fragt nach dem preis – na, die stehen doch dran. achso. und wie schwer ist so eine madame. kann man die anheben. ich versuchs mal. ja, das traue ich dir zu. ich versuche sie hochzuheben, doch sie sind zu schwer oder festgemacht. machst du mal ein foto von mir und den schönen…

STARKE FRAUEN_DAGMAR_DEZdie kontakte flutschen nur so. mit anne und otmar aus marburg gibts ein längeres gespräch. die frauen sind längst kein thema mehr. und dagmar verrät, wo noch zwei ganz schöne sitzen – am rosenhof. die damen sind also bekannt im land. und nun kenne ich sie auch…STARKE FRAUEN_MIT MENSCHEN_DEZ2STARKE FRAUEN_DIVERSES_DEZ_3die kinder halten sich nicht an den hinweris – nicht anfassen, nur gucken – knutschen sie ab, setzen sich zu ihnen, möchten auch so einen stern haben – den damen gefällts..

AS FAR WEST AS WE COULD GO…

jules de balincourt
AS FAR WEST AS WE COULD GO
im fridericianum

…eine welt wie sie sein könnte…

,…die werke stellen dabei eine zärtliche wie zugleich kraftvolle auseinandersetzung mit den alltäglichen grossen und kleinen geschichten dar, die dem globalisierten alltag des künstlers entstammen…‘
aus dem flyer des kasseler kunstvereins

FRIDERICIANUM_HÄUSER_die zärtlichen auseinandersetzung zu entdecken fällt mir schwer. die lauten farben und die plakative strichführung erschlagen mich – erst einmal. fast bin ich geneigt, die ausstellung links liegen zu lassen und mich meinem hauptziel – paul sharits – retrospektive – zuzuwenden. doch dann lasse ich mich ein, schaue mir details an und entdecke die erwähnten kleinen geschichten, die sich darin verstecken, die sich mir öffnen und ich sie lese wie unbekannte märchen. der kopf eines kriegers und die militante gruppe machen es mir schwer, in anbetracht der momentanen politischen lage, die zärtlichen anwandlungen zu vernehmen.

FRIDERICIANUM_MENSCHEN_zuhause – beim bearbeiten und betrachten meiner fotos – entdecke ich auch das kraftvolle und die starke farbigkeit und erlebe so eine weitere annäherung.
FRIDERICIANUM_JULES DE BALINCOURT_JULES DE BALINCOURT
in frankreich geboren – lebt in brooklyn (NY)

 

PAUL SHARITS – EINE RETROSPEKTIVE…

… IM FRIDERICIANUM KASSEL

FRIDERICIANUM_PAUL SHARITS_FILMSTREIFENFrozen Film Frame: N:O:T:H:I:N:G, 1968 – 16-MM-Farbfilmstreifen zwischen Plexiglasscheiben – 3-teilig, je 155 x 216 cm

das ganze werk von paul sharits, dem so früh verstorbenen künstler, zu erfassen oder sogar zu begreifen ist unmöglich. da er selbst seine arbeiten als gelegenheiten für meditativ-visionäre erfahrungen benennt, lasse ich es – erstmal – bei meinen begehungen zwischen seinen welten und geniesse die farbigkeit und dass evtl. hier und da mir ein kreativer gedanke aufblitzt.

seine erklärungen von 1967 zu seinen arbeiten füge ich hier an, um einen tieferen blick in das farbenspiel zu bekommen:

FRIDERICIANUM_FILME_Ich bin versucht, diese Gelegenheit zu nutzen, um überhaupt nichts zu sagen und meine Filme einfach sich selbst transportieren zu lassen. Doch das wäre womöglich zu arrogant, zuma – was noch wichtiger ist – ein großer Teil meiner Kunst „sich nicht selbst beinhaltet”. Es ist schwierig für mich, über „meine Intentionen” zu sprechen, nicht nur weil die Filme großteils Erfahrungen ohne Worte sind, sondern weil sie so strukturiert sind, dass sie mehr von ihren Betrachtenden fordern als Aufmerksamkeit und Anerkennung; das heißt, diese Arbeiten bedürfen einer bestimmten Fusion aus „meinen Intentionen”, den „Intentionen der Filme” und den „Intentionen der Betrachtenden”.
Dies hat nichts damit zu tun, „einem Publikum gefällig zu sein”. Damit will ich sagen, dass in meinen Filmen das Aufblitzen projizierten Lichts ebenso neuronale Übermittlungen auslöst wie es ein Gegenstück zu solchen Übermittlungssystemen ist, und dass die menschliche Netzhaut ebenso sehr eine „Filmleinwand” ist wie die Leinwand selbst.

Auf die Gefahr hin, unbescheiden zu klingen, habe ich das Gefühl, auf eine völlig neue Konzeption von Kino hinzuarbeiten, indem ich die grundlegenden Mechanismen bewegter Bilder neu untersuche und indem ich diese Grundlagen ausdrücklich konkret mache. Weil „abstrakte Filme” Erweiterungen der Ästhetik und Bildprinzipien der Malerei oder einfach Demonstrationen von optik sind, sind sie traditionell genauso wenig filmisch wie es erzählend-dramaturgische Filme sind, die Literatur und Theater auf eine zweidimensionale Leinwand zwingen. Ich möchte mich von Imitation und Illusion abwen den und mich in das höhere Drama des Zelluloids begeben, der zweidimensionalen Filmstreifen; der rechteckigen Einzelbilder; der Beschaffenheit von Transportlöchern und Emulsionen; des
Betriebs von Projektoren; des dreidimensionalen Lichtstrahls; der Umgebungs-beleuchtung; der zweidimensionalen reflektierenden Leinwandoberfläche; der Leinwand der Netzhaut, des Sehnervs und individueller psychophysischer Subjektivitäten des Bewusstseins. In diesem filmischen Schauspiel ist Licht vielmehr Energie denn ein Werkzeug für die Darstellung nicht-filmischer Objekte. Licht, als Energie, wird freigesetzt, um seine eigenen Objekte, Formen und Gewebe zu erschaffen. Angesichts der Trägheit
der Netzhaut und der flackernden Verschlussmechanismen der Filmprojektion, kann man virtuelle Formen erzeugen, tatsächliche Bewegung kreieren (anstatt sie zu illustrieren), tatsächliche Farbräume schaffen (anstatt sie abzubilden) und sich in tatsächlicher Zeit bewegen (unmittelbare Präsenz).
Obwohl meine Filme thematische Strukturen haben (wie etwa eine Form des
Strebens, die zu mentalem Suizid und Tod führt, und dann die Rhythmen der Wieder-geburt in Ray Gun Virus oder das Potential sexueller Dynamiken als Alternative zur destruktiven Gewalt in Piece Mandala/End War), sind sie keineswegs Geschichten. Ich
betrachte meine gegenwärtigen Arbeiten als Gelegenheiten für meditativ-visionäre Erfahrungen.

Paul Sharits, Allgemeine Erklärung für das 4. Internationale
Experimentalfilmfestival in Knokke-le-Zoute, Belgien, 1967
FRIDERICIANUM_sharits STREIFEN_die arbeiten erinnern an die flickenteppiche der 60ger/70ger jahre – doch sie sind höchst diffizile strichführungen von acryl, marker, filzstift, u. Mixed Media auf Papier oder Mylarfolie auf schaumstoffkern
FRIDERICIANUM_HINTER GLAS_hinterglasarbeiten und mathematisch berechneter schattenwurf auf papier.

die meditativ-visionären erfahrungen bedürfen zeit und noch mehr geduld…

HELLER SCHEIN…

EHLENER LANDSCHAFT_21.012bei mir war noch so viel rauhreif. den wollte ich hinterm herkules fotografieren. war aber nix. da schien die sonne. naja, hätte ja schlimmer kommen können. ein sonnenspaziergang – nichtgeplant – kann auch ganz schön sein. die leut hats hinausgetrieben – nicht gerade eine völkerwanderung, aber ein lauf mit begegnungen. und ich jammere noch dem reif hinterher, den hats ja nicht so häufig. aber ich bin einfach zu spät losgekommen – wie so oft…EHLENER LANDSCHAFT_BAUMTORE_21.01EHLENER LANDSCHAFT_BÄUME_21.011