die wolken
ob sie einziehen
oder ausziehen
ich schaue ihnen zu
und bin verblendet
sie werden zu schlosswolken
geben eine blendende kulisse ab
in standhaften bildern das lockere
ziehen und gezogenwerden
die wolken
ob sie einziehen
oder ausziehen
ich schaue ihnen zu
und bin verblendet
sie werden zu schlosswolken
geben eine blendende kulisse ab
in standhaften bildern das lockere
ziehen und gezogenwerden
20.JUNI 2013
OKTOBER 2011
APRIL 2011
zu einem der bilder schrieb eine von euch
dass der baum, die rotbuche, das stadtleben vielleicht mag
ich wusste es
er mag es nicht
es tut mir in der seele weh ihn so zu sehn
was aber ist die ursache
das angrenzende grundstück ist bebaut worden
aber eigentlich nicht nah genug um ihm zu schaden
vielleicht hat er wirklich einfach aufgegeben
weil ihm der lärm und der gestank und die hektik
der autos zu viel waren
ich trauere um ihn
der so viel älter ist als ich
und unter naturschutz steht
sehr deutlich zeigen sich bei den päonien die samenstände
jede art hat eine andere kreation
alle finde ich ausnehmend interessant – fast magisch
ausdrucksstark und formvollendet geben sie sich ihrer aufgabe hin
sie lassen mich teilhaben an diesem werdegang
sie gleiten in die samen und in ihre weiterexistenz
die samen tragen die energie für ein nächstes
dass es gleichzeitig passiert – das blühen und das welken –
ist so damit es uns nicht zu sehr erschrickt
dass einmal alles vorbei ist – wieder vorbei ist
wir machen uns nicht so grosse gedanken darüber
ob wir es aushalten und ertragen können
schweifen ab auf das thema wetter
das uns immer wieder enttäuscht
dass damit auch die ganze blühpracht
und die wucht des welkens abhängig ist
lassen wir nicht so oft an uns heran
ich mag sie beide – die blütenpracht
und die samenwucht
alles ist immer da
nur wir müssen vergehn
vielleicht ist das unsere angst
und vielleicht trauer
blühen hat seine zeit
und welken
dem welken aufmerksamkeit zu schenken
ist mühsam und bedarf einer grösseren
aufmerksamkeit als dem blühen zuzuschauen
es ist nicht ganz üblich
das welken zu betrachten
da schaut man lieber weg
und auf das nächste blühfreudige etwas
dabei ist es wichtig das szenario des welkens
zu betrachten um zu verstehen
was da passiert und wie es
zusammen gehört
dem rhododendron in wilhelmshöhe
etwas näher gerückt
ich finde dass beides zusammen
das blühen und das welken
erst einen gesamteindruck geben
rhododendron verliert sich
rosen springen ins beet
der frühling
gleitet in den sommer
das kräftige violett
weicht zartestem rosé
und sommergelb
die farben wechseln
mit den neuen tönen
kommt der rosenduft
dieser alles versprechende
dieser herzverzücker
ich lege mich
gleich neben das blühen
sommer trägt mir zu
rosenduft
rosadora
ulrike petschelt hatte marlon middeke in ihre galerie eingeladen.
marlon, selbsternannter künstler, dokumentierte und erklärte mit seiner installation aus dingen, die ihn 100 tage während der dOCUMENTA 13 umgaben, seine eigene befindlichkeit. er trug vor, was ihn körperlich, seelisch und geistig bewegt hat. aus seinen tagebuchaufzeichnungen las er kurze fragmente, die er in englisch verfasst hat.
diese ausstellung ist ein versuch der verarbeitung des erlebten. auf verschiedene weisen geht marlon damit um, er schreibt, malt und zeichnet, fotografiert und filmt und spricht davon, dass dieses kapitel seines lebens eine fortsetzung finden wird.
langsam ist dieses erleben aus dem „untilled“ in ihm gewachsen. war es zuerst ein job, wie er sagt, um geld zu verdienen, entdeckte marlon bald, dass ihn die dinge um ihn herum innerlich ergriffen und bewegten und auch veränderten. er begann zu beobachten und freundete sich mit dem gedanken an, kunst zu studieren.
er erzählte auch, wie er manchmal genervt war, mal von den besucherinnen und besuchern, mal von den hunden, es regnete tagelang, und dann war es zu heiss. er führte gespräche mit den menschen und wenn es ihm zu viel wurde, zog er sich zurück an einen ort, wo diese nicht hinkamen.
er hätte noch stundenlang erzählen können und wird dies im laufe der ausstellung noch tun. zweimal in der woche wird marlon und 1 mal andré, der sein kollege war während der d13-zeit, in der galerie anwesend sein und zu weiteren gesprächen bereit.
die ausstellung ist gut gelungen und lässig aufgezogen.
die dinge aus dem „untilled“, erinnern an die zeit und berühren mich im nachhinein. fast die gesamten wände der hütte, die marlon, feeodora, andré und den hunden human und senior während der zeit eine unterkunft gaben, sind hier aufgestellt oder aufgehängt, die kleidung, die marlon trug, die utensilien, aufgereiht auf einem brett an der wand, ein eimer mit morbide zerbrechlichen stengeln des springkrautes, marlons aufzeichnungen. nur die videoaufzeichnungen bedienen sich eines fremden mediums, alles andere ist „echt“. das macht den grossen reiz für mich aus.
der stil der jungen künstler setzt sich immer mehr durch, ganz im sinne von caroliyn christov-bakargiev, die die kunst wieder dort hinholen will, wo sie hingehört, zu den menschen, frei von gewinnträchtigen geschäften, eher dem verständnis für mensch, tier und natur zugewandt. mit durchscheinenden gedanken und arbeiten den kunstraum erhellen.
eine grosse chance für die jungen künstler.
also marlon, packs an….
UND GLÜCKWUNSCH…
MARLON
JUNG UND ALT WAREN GEKOMMEN
mal, um eingelassen zu werden,
mal, um sich abzukühlen und ein schwätzchen zu halten
der 1. heisse sommertag
im vergangen jahr der beginn der d13
schon wieder
brennst du mir
mein knie wie im
vergangenen jahr
auf der südseite dein
brennendes maul
waldgrün und wild-
gewordene nessel du
und ich schwesterlich
verbunden die augen
gehen mir über und
im tee grunden wir beide
rosadora
Europas höchstdotierter Kunstpreis, der Roswitha-Haftmann-Preis, geht erstmals an einen Franzosen. Der Stiftungsrat der Roswitha-Haftmann-Stiftung vergibt den mit 150 000 Franken dotierten Preis dieses Jahr an Pierre Huyghe. Die Übergabe findet heute im Kunsthaus Zürich statt.
Der im Jahr 1962 in Paris geborene Pierre Huyghe fand zuletzt mit seiner Installation aus Pflanzen, Objekten und Tieren auf der dOCUMENTA 13 weltweit Beachtung.
nach einem jahr steht der kompostgarten (kompostierungsanlage der stadt kassel) in schönstem grün
nichts erinnert mehr an die d13
die psychodelischen pflanzen wurden entfernt
die bienenfrau abtransportiert und
die bienen in ihren heimatort witzenhausen zurückgeholt
die hunde human und senior wurden von ihrer gastfamilie adoptiert
die grösste fläche wird von brennnesseln bedeckt
sie dominieren und sind die heimlichen siegerinnen
in diesem frühjahr entdeckte ich bis jetzt über 25 pflanzenarten
die gräser nicht eingerechnet
der ort weiss von seiner berühmtheit nichts
er wird weiterhin für seine bestimmung existieren
kompostieren
es braucht nur zwei hände
in die es sich legen kann
und die ohren spitzen
für die wohltat des augentrosts
ich bin rund wie ein ball
sagt das frettchen
kugelt sich zusammen
und lacht insgeheim
dietlind
zwei hände
hätte es gebraucht
damit es sich hätte
hineinlegen können
was ist schief gegangen
ich weiss es nicht
aber
es lacht insgeheim…
rosadora
dietlind kinzelmann
aus:
WILDFÜSSIG NACH NINIVE
christel göttert verlag