über mir
wölb ich den lichtball
wenn meine stimme leiser wird
wo soll ich hin
mit diesem
ich
das täglich junge wirft
neugeburten
die sonne
kommt nicht wieder
und geht nicht unter
ich
unterwegs
in einer fruchthülle
aus licht
hilde domin
über mir
wölb ich den lichtball
wenn meine stimme leiser wird
wo soll ich hin
mit diesem
ich
das täglich junge wirft
neugeburten
die sonne
kommt nicht wieder
und geht nicht unter
ich
unterwegs
in einer fruchthülle
aus licht
hilde domin
wenn zwei worte
nur einen buchstaben
miteinander gemeinsam haben,
kann niemand mehr behaupten,
sie hätten nichts
miteinander zu tun…
edmond jabès
So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden,die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.
Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;
Verwaschnes, wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.
Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.
Rainer Maria Rilke
Immer
die Mailiebe
die auf den Blütenleim
geht
dem süssduftenden
Geheimniss
des Frühlings
nicht widerstehen
kann
Liebmai Liebmai
lass gut sein
Die Mondin spricht
lässt silberne Schwingen herab
auf denen ich reite
zu meiner Geliebten
in mondheller Nacht
den Sternen gefällts
Den Schlangenbiss
zulassen
weise werden
im giftigen Traum
den Dämmerschlaf beenden
den Schleier der Erkenntnis
lüften
Eva wird Ave
Mein Schaukelherz
schwingt im Jasmin
meine Sommerhaut
zirpt nach deinen Blütenfingern
Hochzeit feiern wir
wie in jedem Jahr
und die Nachtigall
und die Nachtigall
könnt nicht schöner singen
leise erklingt ihr Lied
und immer leiser
den poesiestern
leicht
auf die geöffnete hand legen
ihm schöne augen machen
das losungswort verraten
flüstern
als würden wir ihn
im schlaf stören
den stern
gewiss sein
dass er es hört
behutsam
an seiner seite gehen
wenn er sich langsam
ganz langsam
in den tag bewegt
„Wir müssen das Alltägliche in Poesie verwandeln.“
– Robert Stern –
in den sommer hinein
mit strohhut und flatterkleid
in den bergwiesen
die höhe des himmels bewundern
kein käse kein wein
wasser
das muss genügen
und
die berge uns
und wir ihnen
meine liebe
eingenäht
in meinen traum
da ruht sie
bis zauberworte
sie erlösen
bis zum jüngsten tag