RAUREIFFLÜSTERN…

RAUREIFFELD BEI VELLMAR_III_P1600066im urwald nachschaun, was der raureif dort zaubert. so weit kommt es nicht. gleich hinter vellmar links und rechts felder mit bäumen und alle wie mit puderzucker überstreut.
mein auto lenke ich in einen feldweg und beschließe, mich hier erst einmal umzuschaun.
RAUREIFFELD_VELLMAR_V_04.121 RAUREIFFELD_VELLMAR_VI_04.122zauberhaft und mit jedem schritt schöner. überraschung an überraschung. so ununterbrochen und durchgehend der raureif wie zuckerbäckerei und fast ein bißchen kitschig. jedes bild ein treffer, jedes foto ein hochgenuß.

RAUREIFFELD_VELLMAR_VII_04.123RAUREIFFELD_VELLMAR_IV_04.12der mistelbaum trifft in mein herz. so kugelig, so zusammengerutscht, jede mistel ein eigenes gebilde und doch insgesamt ein ganzes, ein rauhreifkunstwerk und gegen den strahlehimmel ausnehmend perfekt in szene gesetzt.
RAUREIFFELD_VELLMAR_IX_04.124 RAUREIFFELD_VELLMAR_X_04.125aber die überraschungen liegen vor mir, wenn ich nur gehe. erst erregt er meine aufmerksamkeit, obwohl er noch weiter weg ist, der besondere baum. ich zoome ihn heran und er bleibt einfach nur ein baum, der mir ins auge fällt. ich bin von ihm durch einen graben getrennt. und als es dann die möglichkeit gibt, zu ihm hinzugelangen, ist die überraschung groß. das, was mir  an dem stamm so eindruckvoll schien, ist ein herabhängender dicker baumstamm. der baum, wohl mehrstämmig, war einfach umgeknickt und aufgerissen und es sah aus, wie eine große blutige wunde. kopfüber hing er nun fest und baumelte in der luft. er berührte fast die erde, deshalb sah es von weitem aus wie ein farbiger stamm.

RAUREIFFELD_FELDWESEN_P1600076nicht nur der stamm war es, der mich überraschte, sondern ich bekam außerdem noch ein weiteres geschenk. im urwald sammele ich urwaldwesen für mein buch. und hier war ein wesen – also kein wald-, sondern ein feld- oder wiesenwesen, das mir in die augen schaute und ich ihm. freudig begrüßten wir uns und, nasowas, ich darf es fotografieren und in meine sammlung nehmen. ich bedanke mich und beschließe, für heute schluß zu machen mit der fotografiererei, damit ich nicht noch mehr überraschungen erlebe. zu viele überraschungen verderben die freude, gut dosiert sind sie auszuhalten.
RAUREIF_FELD BEI VELLMAR_I_P1600028 RAUREIFFELD BEI VELLMAR_II_P1600063die sonne blendet, meine brille läuft an, und ich fotografiere fast blind und auf verdacht. bin dann überrascht, dass fast jedes stimmt.
es ist mühsames gehen über die gefrorenen holprigen felder. gern würde ich laufen, ja, wenn…
mit urwald wird nichts mehr – die energie ist verpufft. vielleicht gibts morgen noch eine möglichkeit. ich nehme mal an, dass der raureif bleibt bei den temperaturen…

DIE EISKÖNIGIN…

RAUREIF_BÄUME HOCH_III_29.112einen moment fühle ich mich so, als ich vom reinhardswald über die dörfer richtung heimat fahre, und mit eisgeschenken überhäuft werde. obwohl ich erschöpft bin vom waldwesenfang, lenke ich mein auto in einen waldweg. alles vereist, wie am vortag und ich so schlapp war, dass ich das nicht mehr schaffte.
also, eifrig überquerte ich einen graben, um die eisbaumreihe zu erreichen – und ehe ich mich versah, blieb ich im langen eisgras mit dem fuß hängen, fiel und machte eine rolle über die rechte schulter und lag rücklings unter einer eisbirke. ich war erschrocken und die birke lachte sich eins ins fäustchen. um mich von dem schreck zu erholen, blieb ich erstmal liegen und machte von der eisbirke ein zwei fotos.

RAUREIF_BÄUME_II_29.11 RAUREIF_BLÄTTER_I_29.111dann aber hochgerappelt und unbeirrt über die eiswiese zu meinen fotomotiven.
ich verschlang sie fast,  drückte und drückte auf den auslöser, getrieben von den herabfallenden eisstückchen, die am boden lagen, wie zerbröckelte pommes.

RAUREIF_ÄPDEL AM BODEN_III_29.113an einem apfelbaum kam ich zur ruhe. die restblätter bunt wie angemalt, die äpfel am und unter dem baum hart gefroren. zwei nahm ich mit und denke, so geschockt werden sie voller süße sein. auf einen bin ich getreten und wunderte mich, dass er wie frischer apfelbrei roch.
ein bißchen gras, ein bißchen bäume, ein bißchen acker – und nun muß es gut sein.
ich lobe mich, daß ich mich noch aufrappeln konnte, und durch den sturz bleibt die ganze eisaktion für immer im gedächtnis.

WALDSEHNSUCHT I…

WALDWESEN UND WALD…

herbst ist nicht gleich herbst. die bäume reagieren auf jede wetterveränderung und auf sehr unterschiedliche art. hier sind die kleinen buchenbäume wie ein schmuck. sie haben ihre blätter noch festgehalten, die sind rotbraun und die sonne, die am vorletzten tag des november unbeirrt ihre leise wärme und grelles licht sendet, bringt sie zum leuchten. wie weihnachtlich geschmückt, so dass mir die kleinen grünen tannen erst später auf den bildern auffallen.

REINHARDSWALD_WALD_I__28.11REINHARDSWALD URWALDWESEN_II__28.113für meine waldwesensuche ist sonne nicht sehr geeignet – der kontrast von hell und dunkel zu stark. zwar mache ich immer mal wieder den versuch sie zu fangen, das ein oder andere wesen, aber ich kenne die auswirkungen der zu grellen sonne. im november steht sie noch dazu besonders schräg, und schräg sind dann auch die bilder.
aber der wald als landschaftsbild gefällt mir sehr gut in seinem besonderen leuchten, wie ein gemälde. das bewahrheitet sich auch später beim betrachten der bilder als stimmig, und ich tauche auf einer anderen ebene noch einmal ein in das leuchten.

REINHARDSWALD URWALDWESEN_III_28.112 REINHARDSWALD URWALDWESEN_IV_28.111hier, wo es keine wege gibt, ich durch hochblühendes gras und gestrüpp mich fast zwänge, bleibe ich hängen an brombeerzweigen. mein mantel kennt das schon und weist die dornen, nachdem sie sich festgekrallt haben, wieder ab. heidelbeerbüsche, leichter zu durchqueren, und immer von einem umfallbaum zum anderen, an denen sich die waldwesen besonders gern anlehnen. ich beneide sie um ihren überlebenswillen und den einfallsreichtum zur neugestaltung – die einen in wesen, die anderen in unwesen und als solche nicht zu erkennen. auch die unwesen bemerke ich und schaue sie an. vielleicht mache ich auch mal ein buch über die unwesen des waldes. mag ja angehen. alles, was die fantasie anregt, ist mir willkommen.

heute treibe ich es auf die spitze. da ist wieder ein baum in der waagerechten und er lockt mich und noch einer, bis ich passen muß und mich nicht mehr auf den beinen halten kann. zu viel ist nicht gut – ich stolpere über dicke bemooste und rauhreifbehaftete baumstämme, kann die balance nicht halten, falle und stoße mich an mein schienbein. heute kann ich kaum auftreten, weil mir auch die kniescheibe einen streich spielt.
sehnsüchte, wenn sie erfüllt werden, müssen häufig teuer bezahlt werden…

U R W A L D II . . .

ALINA UND TILL…

ich bin allein im urwald – wunderbare stille – fast zu helle sonne, die sich am mittag schon wieder wendet – zum glück. knallesonne bekommt den fotos nicht.
aber da ich heute ja nicht fotografieren will – nicht wirklich – nur mal hier und da – den wildapfelteppich z. b. – im urwald wirklich eine seltenheit – ist das so in ordnung.
URWALD_TILL-ALINA_I_25.117an der kamineiche treffe ich alina und till – noch nie vorher gesehen – oder doch… als wir ins gespräch kommen- und das passiert, weil ich alina frage, ob sie noch ein paar fotos im kamin machen könne mit meiner kamera. na klar – und es werden ganz schön viele. till sagt, sie versteht was davon, sie ist fotografin und filmerin. alina krabbelt noch einmal in den baum. da käme ich vielleicht noch hinein, aber sicher nicht wieder raus…
URWALD_TILL-ALINA_II_HOHLER BAUM_25.114 URWALD_TILL-ALINA_III_HOHLER BAUM_25.1110dann reden wir – eine lange weile – und till meint dann, sich erinnern zu können, mit mir im UNTILLED von pierre huyghes bei der d 13  schon mal gesprochen zu haben.
es wird eine lustige begegnung und eine lebendige. wir erkennen uns und fallen uns um den hals oder die hälse besser gesagt.
beide sind künstler/innen – alina aus berlin in der kasseler uni. und till aus kassel in berlin in der berliner uni. sie haben sich in kassel getroffen und sind zusammen in den urwald.
alina ist performences-künstlerin und zur documenta 14 in athen zur eröffnung und auch in kassel zugange. mit stoffen hat sie zu tun und teppichen. till schwärmt von ihren fähigkeiten der verwandlung. ich bin neugierig und – komm doch mal in die uni… na klar
und zur documenta.

es wird ein langes gespräch und till hat kalte füße bekommen in seinen surfschuhen. sie kennen beide auch marlon m., den mit yumi, dem podenco von der d13. alina kennt ihn auch vom studium.  wir reden ein ganze weile von dem gemeinsamen bekannten marlon, dem langen kerl. und till kennt auch laura aus hamburg, die tochter meines ex. na sowas.
URWALD_TILL-ALINA_IV_ MARGARETE_25.116
es geht noch lange und vom widersinn der umzäunung der bäume, welche die menschen ja doch durchbrechen – bis hin zum gemeinsamen joint unter der margarete, die ich den beiden noch zeige.  da hocke ich mitten im urwald und paffe – sowas aber auch…
am abend wollen wir noch gemeinsam essen – irgendwo. das wird dann aber nichts.
wir werden uns sehen, in der uni, in der aue, bei mir oder anderswo auf einen kaffee und weitere lange gespräche. spannend…

SEHNSUCHTSORT…

U R W A L D . . .
URWALD_WALD_P1590413das wetter ist so unsagbar schön für november, dass es mich in den urwald zieht – schon wieder…
am parkplatz ein knabe aus göttingen – hobbyfotograf. ich frage, wies war im urwald. naja, das hat sich alles stark verändert, sagt er. die umzäunungen. die stinken mir auch, sage ich. er –  die müssen wohl sein bei den vielen menschen, die sie nun daher locken. für den tierpark ist das ja sehr schön. das gespräch geht noch über göttingen, wo ich 15 jahre eine tanzgruppe hatte. am ende sagt er noch – heute habe ich nur nach oben fotografiert.

URWALD_DUNKLE SCHÖNE HEUTE_25.115nach oben fotografiert… heute habe ich gar keine lust zu fotografieren. einfach nur sein. klettere dann aber zu meiner DUNKLEN SCHÖNEN, die jetzt zu erkennen ist zwischen laublosen staksebäumen. so enttäuscht bin ich, wie sehr sie sich verändert hat. nicht mehr zu erkennen als SCHÖNE. vielleicht als DUNKLES etwas. und – wie die zeit vergeht – oder wir – erkenne ich und muß es hinnehmen.

URWALD_BRANDBAUM_III_NACH OBEN FOTOGR._25.111am brandbaum vorbei zur margarite, der noch ganz schön dicken. aber ihr LAMUNGO, den ich so nannte in meinem buch, hat auch ganz sehr gelitten.
dann höre ich stimmen an und in der kamineiche – denke, es sind vater und kind – das kind in der eiche. fast freut es mich, dass die menschen zu ihr noch finden, obwohl – obwohl dieser hässliche zaun sie davon abhalten soll.
es sind zwei junge menschen, alina und till, wie sich später herausstellt.
die geschichte geht dann anders.

URWALD_I_ NACH OBEN FOTOGR._25.113 URWALD_II_ NACH OBEN FOTOGR._25.112später noch das erinnern an den satz – …nur nach oben fotografiert.
das sehe ich als aufforderung und möglichkeit. die dunklen äste nehmen sich gegen die blätterdächer und den blauen himmel vorzüglich aus. zwar habe ich an der kamin- und der wappeneiche und dem brandbaum schon oft nach oben fotografiert – aber eben nicht so ausschließlich. das gibt ein anderes gefühl, zieht den blick in den himmel.

WILHELMSTHAL…

bei calden

AMALIENTHAL…

WILHELMSTHAL_SCHLOSS VON AUßEN_IV__21.1111643 kaufte die hessische Landgräfin Amalie Elisabeth, Witwe von Wilhelm V., das Gut Amelgotzen. Das Gut war ursprünglich im Besitz des Klosters Helmarshausen. Unter dem Namen Amalienthal diente es ihr als bescheidener Landsitz. Das heutige Schloss wurde von 1743 bis 1761 als Lustschloss für den hessischen Landgrafen Wilhelm VIII. erbaut.

WILHELMSTHAL_BAUMSCHATTEN IM WASSER_I_P1590074WILHELMSTHAL_BAUMSCHATTEN IM TEICH_V_21.112eigentlich wollte ich baumschattenwasserbilder fangen. dass es nicht so recht gelang lang daran, dass wegen renovierungsarbeiten der gesamten wasserleitungen der kanal hin bis zum zugewachsenen wasserreservoir für die wasserspiele das wasser abgelassen wurde.

WILHELMSTHAL_KANAL_OHNE WASSER_III_21.11

WILHELMSTHAL_FIRMA ROHDE_IX_21.116herr a. von der firma rohde erklärte mir, wie schwierig das unterfangen sei, weil niemand mehr die alten aufzeichnungen lesen, geschweige denn verstehen könne. na, dann aber…  wenn die rohre freigelegt sind, wird eine kamera eingeführt, um die lage zu orten und die schäden zu finden, und um sie beseitigen zu können. das ganze soll nach den alten plänen wieder hergerichtet werden.

WILHELMSTHAL_AUSSEN_BRÜCKEN RENOVIERT_VI_21.113 WILHELMSTHAL_PARKIMPRESSIONEN_VIII_21.115

zuvor hatte ich herrn gr. mit seinen beiden dackeln getroffen, der erzählte mir von dem vorhaben, die den park umgebende mauer zu erneuern. kostenspielig sei es und das reiche bis in die millionen – mehrere – betonte er. ob da wohl die kosten für die renovierungsarbeiten der wasserspiele enthalten sind…
ich fliehe vor einem blätterpuster in den hinteren teil des parks. bis dahin ist er noch nicht gekommen. die baumblattherbstallee ist mit einem blattteppich ausgelegt, wie zum empfang einer königin. ich fühle mich willkommen.

WILHELMSTHAL_BLICKACHSE AUSSICHTSTURM_II_P1590137der freie blick zum aussichtturm erinnert mich an die pfaueninsel – berlin wannsee – wo die blickachsen zu den sehenswürdigkeiten geschickt freigehalten werden.  ein verdienst von Peter Joseph Lenné, einer der bedeutendsten Garten- und Landschaftsgestalter Europas. daher habe ich auch hier einen freien blick zum turm – einen herbstlich schönumrahmten und geschmückten.

WILHELMSTHAL_SCHLOSS MIT TEICH VON OBEN_VII_21.114der blick von dem nun belaubten hügel herab auf das rokoko schloß mit vorgelagertem teich hat märchenhafte züge – wie schlösser heutzutage oft und aus unwissenheit auf die damaligen zeiten. fürs auge ist es bezaubernd schön.
das schloß – es hat mich empfangen – es hat mich verabschiedet – das wetter nicht sehr fotogerecht, aber immerhin nicht regnerisch. obwohl mich die bauarbeiten anfangs störten, bin ich froh, die hintergründe erfahren zu haben – und – unser park soll schöner werden… geduld ist angesagt.

hr Peter Joseph Lenné und die Insel Potsdam Film von Rainer Hoffmann | tagesschau24

Fünfzig schöpferische Jahre verbrachte Peter Joseph Lenné, einer der bedeutendsten Garten- und Landschaftsgestalter Europas, im Dienste dreier preußischer Könige. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stand seit 1825 ‚die Verschönerung der Insel Potsdam‘, ein Vorhaben, das Lenné, wie er selbst voraussah, zu seinen Lebzeiten nicht würde abschließen können. Er hatte die Vision einer Zusamenführung von Volks- und Schloßgärten, von Landschaft und Feldflur. Diese großartige Herausforderung eines riesigen Gartens mit den berühmtesten preußischen Schlössern ist endlich nach dem Fall der Mauer wieder hergestellt und der Öffentlichkeit zugänglich.
Jubilläumsjahr „Peter Joseph Lenné 2016

Das Lenné-Jahr endet mit der Verleihung der Peter-Joseph-Lenné-Preise des Landes Berlin am 25. November 2016.

FRÜHLINGSWIND IM NOVEMBER…

KARLSAUE ZUM BASSIN…

AU_VOM NORDTOR ZUM BASSIN_TOR_III_20.111ein vogel singt frühlinslieder schon am frühen morgen. das wetter ist irritierend – nicht nur für menschen. schön ists im sturmwind zu laufen. die menschen sind aus den häusern gepurzelt, als wäre baumblattausverkauf.

AUE_HERBSTBLATT_I_P1580925
sie rascheln unter den füßen – noch – bis sie von den gärtnern weggepustet werden. weich, wie auf einem teppich gehe ich. so ein tag ist ein geschenk.

AU_VOM NORDTOR ZUM BASSIN_TANSENDE WASSERBLÄTTER_II_20.11
der wind peitscht das wasser im see auf. die blätter tanzen den wasserblatttanz – schön anzusehen. ach wäre ich doch ein blatt – nur für eine kleine weile.
noch vor wenigen tagen war das landschaftsbild ein so ganz anderes. jetzt ist die tönung beig-braun – ein bißchen gelb – unvermutet ein kleines rot – so genügsam und doch üppig in seiner art.

AU_VOM NORDTOR ZUM BASSIN_DREI BÄUME HOCH_VI_20.114 AU_VOM NORDTOR ZUM BASSIN_STEFFI UND TEDDY_V_20.113

die menschen führen freudig ihre hunde aus – so viele hunde. ich setze mich auf eine bank. ein hund kommt zu mir gleaufen, leckt mir die hände, schnüffelt ausgiebig. die besitzerin kommt auch – steffi – eine kunststudentin. na das paßt ja – steffi und teddy. wir reden lange – es ist redewetter – und die luft fast lau bis bissig.
frühling im november – das wars doch…

AU_VOM NORDTOR ZUM BASSIN_NÜSSE BAUMHASEL_IV_20.112

URWALD IM HERBST…

URWALD SABABURG REINHARDSWALD…

URWALD HERBST_I_P1580543

was sind das für zeiten,wo ein gespräch über bäume fast ein verbrechen ist, weil es ein schweigen über so viele untaten einschliesst.

bertold brecht

URWALD_HERBST_MIT MIRKO_III_17.11 URWALD_HERBST_MIT MIRKO_IV_17.111
das wunderbare herbsterleben im urwald kann ich kaum beschreiben – ich kann nicht vermitteln, wie der duft der erlen mich umschwelgt, wie er in mich hineinkriecht, so dass ich ihn nie mehr vergessen werde. der üppige blätterteppich unter meinen füßen – zum hineinwerfen schön. hineinwerfen möchte ich mich – ganz blatt – ganz baum werden. als ich mich bücke, um pilze zu fotografieren, passiert es: ich kippe nach hinten um und kullere wie ein äpfelchen durchs laub. das aufstehen ist etwas beschwerlich, so über die seite abrollen, aber es zählt zu den unvergesslichen ereignissen des tages. und es passiert mir gleich noch einige male. dazu sind die blätter ausgelegt – denke ich – fallen können ohne schrammen.
erlen, eichen, buchen – die bäume sind nie stolzer und recken sich in den himmel. die erlen sind großzügig mit ihren blattabwürfen, eichen zögern eher und die buchen, naja, die liegen so dazwischen.

URWALD_HERBST_II_P1580544 URWALD_HERBST_MIT MIRKO_V_17.112 URWALD_HERBST_MIT MIRKO_VI_17.113
ich atme tief ein, dass mir fast die lunge platzt – so gierig bin ich nach dem becircenden duft. alles atmet aus und ich atme ein…
zum schluß noch ein apfelbäumchen – eher in richtung baum – das verzweifelt seine sämtlichen äpfelchen abgeworfen hat, damit endlich ruhe einkehren kann. die äpfelchen sind süß und saftig. einen ausgefallenen urwaldapfelgelee würde es geben. doch ich überlasse sie dann doch dem urwald und seinen bewohnern. die wildschweine sind rege – tagsüber verkriechen sie sich im unterholz. sie bevorzugen die ungekochten früchte.
ein urwaldtag – unvergleichlich schön – auch die sonne, die sich leicht zurückhält, spielt mit – bestes fotolicht. ich fotografiere wild drauf los – die ganze herbstschönheit des waldes möchte ich einfangen – reserven für den winter.

NATURHOLZWUNDER…

AUE_HOLZ MACHT KUNST_FLEDERMAUS_VII_P1570737was ist wo und was ist was – finden – schauen – da ist alles – nichts ist da. ja was denn nun – wenn etwas zum wunder werden soll, mußt du es finden. offenenauges schlure ich durchs herbstlaub – das so bunte und vielfarbige – schlunze vom nordtor bis zum großen bassin – mache ein foto nach dem anderen – so schön ist die welt im herbst – und lande – über thomaseiche und baumhasel im ablageplatz der mhk.
das ist froppevoll mit pflanzenabfall jeglicher art und einem berg zersplitterten holzstämmen. der erlangt meine aufmerksamkeit.

AUE_KUNSTKLOTZ_KOMPO IV_03.113
das viertel eines stammes steht allein und aufrecht im weg. kunst – denke ich –  die offene fläche ins schwarze fallend mit nuancen von hell bis dunkel. absichtslos. es verleitet mich dazu, die schnittflächen des holzabfallhaufens genauer zu betrachten.

AUE_HOLZ MACHT KUNST_ II_03.111 AUE_HOLZ MACHT KUNST_ III_03.112 AUE_HOLZ MACHT KUNST_FROSCHFRAU AUF THRON_V_KOMPO II_03.114 AUE_HOLZ MACHT KUNST_KOMPO_VI_03.115

sie werden – mir zur freude – ebenfalls mit kunstblick betrachtet – kunst – die nichtgemachte – wie nur natur es verbirgt.

AUE_HOLZ MACHT KUNST_I_FLEDERMAUS_03.11menschen haben den bäumen die schläge beigebracht – es war nicht einmal ein schlagabtausch. bäume schlagen zwar aus – im besten alter – aber sie schlagen nicht auf menschen los. die maßen sich an, die lebenszeit eines baumes zu bestimmen – machen ihn dann nieder – alles zur sicherheit der menschen – versteht sich – als ob sie so wehrlos wären – die menschen – und wenn schon…
zuhause bewegen mich die wunderbilder noch immer – ich schiebe sie herum – ordne sie mit- und untereinander – finde namen und entdecke schließlich die froschfrau auf ihrem thron. na sowas… das höchstmaß der synergie ist erreicht, was kunstmacher sicher nicht verstehen können – die ist ja auch natürlich – nicht gemacht. also – auf den zufall – auf das finden – auf das allerwichtigste auf der welt die natur…

EINMAL UM DIE INSEL…

SIEBENBERGEN ist eine insel – eine kleine – mit exotischen pflanzen und bäumen. von mai bis oktober kann man sie betreten – gegen entgeld versteht sich. doch von oktober bis mai ist sie zugesperrt. warum, ist mir völlig unklar. die bäume und planzen im herbst- und wintermodus wären eine schau für sich.

DRUMHERUM_I_INSEL SIEBENBERGEN_AUE_02.111 also gehe ich aussenherum – schleichweg – sozusagen. die inselherbstbäume aus diesem abstand zu sehen ist besonders. ich kann sie ja ein bisschen heranzoomen… den weg, der keiner ist, gehe ich zum erstenmal. immer mal wieder sah ich menschen dort von der insel aus. und nun sehe ich, dass da gar kein weg ist – wie eine streuobstwiese – nur, dass da keine obstbäume stehen, sondern wunderbare birken – weiden – ahörner – und einige mehr.DRUMHERUM_III_INSEL SIEBENBERGEN_AUE_02.113

DRUMHERUM_IV_BRÜCKE_INSEL SIEBENBERGEN_AUE_02.114ungefähr kann ich mir denken, wo ich da rauskomme – an der weißen brücke, die so schmutzig ist, dass sie schon nicht mehr weiß ist. ich überquere sie, um meine inselrunde zu vervollkommnen.
AUEGEIST_DRUMHERUM_INSEL SIEBENBERGEN_AUE_02.11und wie sollte es anders sein, in der aue ist man niemals alleine. ich werde beobachtet.
an einem dicken baumstamm schaut sie heraus wie aus einem fenster – die baumjule.
eindrucksvoll wie sie da so klebt und alles beobachtet. lange geschichten müßte sie erzählen können, wenn, ja wenn….

DRUMHERUM_INSEL SIEBENBERGEN_LICHT_P1570462

DRUMHERUM_V_HINTER_INSEL SIEBENBERGEN_AUE_02.116plötzlich verändert sich das licht wie auf einer bühne. in der ferne dunkle wolken, oder besser gesagt, eine dunkle regenwand. und ehe sie ganz heranzieht, verändert sich das licht, wie man es selten nur zu sehen bekommt. das sind die momente, die mich beglücken und wo ich denke, dass ich vielmehr bei doppeldeutigem wetter draußen sein müßte. ein schauspiel seltener art und sondergleichen.
DRUMHERUM_IVI_VOR DER INSEL_NSEL SIEBENBERGEN_AUE_02.118 DRUMHERUM_VI_HÄNGEBUCHE_INSEL SIEBENBERGEN_AUE_02.117
die parkarbeiter räumen die bänke weg – und – zum schluß meiner runde will ich mich niederlassen auf einer bank, die gestern noch da stand. was diese parkarbeiter für ein verhältnis haben zu den menschen in dem park. alte menschen müssen auch im winter eine möglichkeit zum draufsitzen haben. sie gehen ihre runden sommers wie winters.
und bänke, die dem winter standhalten, gibt es doch. falls sie ein bißchen teurer sind als die grüngestrichenen, die immer abgebaut und nachgebessert werden müssen, blieben doch die mühen des ab- und wiederaufbauens und die kosten dafür erspart. achso, das sind arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, sorry, wie so vieles andere im park. ich wette, der rasen wird nochmal gemäht.

DRUMHERUM_II_BÄUME_INSEL SIEBENBERGEN_AUE_02.112 DRUMHERUM_V_BLÄTTER UND PILZE_INSEL SIEBENBERGEN_AUE_02.115

mein rundgang war besonders, weil erstmalig, und der bunte herbst hat mir viele bunte bunte bilder geschenkt. anna sagt, das ist jetzt das ende mit bunt, und ich denke – nicht ganz – danach kommt auch noch was…