RICHARD SERRA

RICHARD SERRA ist davon überzeugt, dass

‚die skulptur die einzigartige fähigkeit besitzt, ihren eigenen ort und ihren eigenen raum zu schaffen.‘

‚bewegung des betrachters hat durch verschiedene erscheinungsformen bewegung der skulptur zur folge. schritt für schritt modifiziert sich die auffassung von der skulptur.‘

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TRUNK
1987 – d 8 – in kassel
2006 – in st. gallen

ANNÄHERUNG UND WIEDERBEGEGNUNG
NACH 19 JAHREN

kein einziges mal kann ich an ihr vorbei, der skulptur ‚trunk‘ von richard serra, am rande des stadtparks in st. gallen. wie ein tor, eine schleuse, ist sie ein durchgang, den ich wie eine chance nutze. ein umgehen mit der plastik eröffnet ungeahnte geistige, meditative und auch lustvolle möglichkeiten. würde ich sie umgehen, wüsste
ich nicht um diese.

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das durchschreiten von ungewohntem, fremdem, erweitert die sicht und die sichtweisen, eröffnet mir kreative, auch kindliche spielarten, aus denen freude springt. ich wage das kunstwerk zu betasten und fühle, wie die befindlichkeit der oberfläche mich berührt. rauh ist sie, aber sie weist mich nicht ab. es entsteht wärme, wenn ich sie schnell, mit den händen hin- und herhuschend, erspüre. ich bin mit der skulptur, im gespräch. ich will, dass sie mir eindringlicher antwortet.

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ich schlage an die wände und bin sicher, dass sie es mir, in anbetracht des kolossalen, nicht übel nehmen. im gegenteil, sie tönen in der sprache der gewaltigkeit des stahls, die mir zum instrument wird. ich ergänze sie durch lautes tönen und bin im einklang, im einklang mit dem so erdachten von richard serra, im einklang mit mir und mit der kleinen welt, die sich im innern der skulptur verbirgt. ich fühle mich geborgen. kein ton dringt nach aussen, wie mir h. versichert. ein schutzraum, ein raum für geborgenes, ganz eigenes, der welt da draussen zu enthaltendes. vielleicht entweichen die töne in richtung himmel, der sich auftut, über mir. so geborgen und mit den füssen die erde berührend, geerdet also, kann ich in meinen fantasien nicht ganz entfliehen, das ist beruhigend.

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wieder heraustretend, ist für mich die aussenwelt grösser geworden. ich spüre weite, freiheit und einen triumpf denen gegenüber, die es nicht wagen, sich in ein geschehen besonderer art einzulassen. es ist mir ein gewinn, mich dingen , die im wege stehen, zu nähern. sie zu umgehen führt zwangsläufig zu verlust. richard serra hat sich etwas dabei gedacht, als er seine skulpturen in dieser kolosshaftigkeit setzt. er will aufmerksam machen, er will, dass die welt sich reibt. wie viele ablehnungen seine werke noch immer hervorrufen, lässt darauf schliessen, dass die menschen wohl anstoss nehmen an diesem und jenem, aber sich nicht mehr daran reiben, um selbst geschmeidiger zu werden und auch im betrachten der kunst einen geläuterten blick zu bekommen und wohl auch serras politisches ansinnen nicht kennen.
möge doch die eine oder der andere in eine serra-skulptur hineinstolpern, egal auf welche weise. vielleicht würden ihr oder ihm, wie vom blitz getroffen, die augen und die ohren und das herz aufspringen.

ich liebe serras skulpturen. serras trunk skulptur, die einst in kassel auf der d 8 stand, hat nun hier in st. gallen ihren standort, obwohl es ‚die grösste kunst ist und bleibt, in st. gallen kunst zu plazieren und in einem pärkli zu parkieren!‘