im REINHARDSWALD…
A A L I Y A H
immer, wenn ich nicht weiß, wohin mit mir, gehe ich in den urwald. im wald vergesse ich all meine bedürfnisse und wehwehchen. der weiche waldboden ist mir wie ein sog, er federt ab, gibt nach, nimmt mich an, hört mir zu und ich ihm.
all die bäume und waldwesen, egal in welcher phase ihres daseins geben mir geborgenheit.
AALIYAH – august 2011
heute will ich waldwesen finden für mein zweites urwaldbuch. AALIYAH die helle hübsche nenne ich es. AALIYAH war eines der hübschesten wesen, das mir in diesem wald begegnet ist. es entsprach einem menschlichen wesen am ehesten. es hatte augen, ohren, einen langen hals und geschminkte lippen. ein waldwesen mit geschminkten lippen! das war es, was mich am meisten erstaunte. das war vor genau 5 jahren.
doch das allererstaunlichste kommt noch, oder kam vorgestern, bei meinem auffinden von neuen waldwesen.
AALIYAH – NOVEMBER 2016
ich bewege mich in einem teil des waldes, der sich in den letzten fünf jahren enorm verändert hat. nichts gleicht mehr meinem erinnern. und dann – stehe ich plötzlich vor ihr – meiner AALIYAH. ich kann es nicht fassen. am meisten erstaunt es mich, dass ich sie fand und wiedererkenne. AALIYAH – meine AALIYAH. ich vergesse sie zu grüßen, aber ich fasse sie an, berühre sie, um mich zu vergewissern, daß sie es auch wirklich ist. ich meine sogar ein – ach du – wahrzunehmen. diese freude aber auch…
sie hat sich sehr verändert, förmlich und auch farblich – einfach blasser, fast ohne ausdruck. so hätte ich sie sicher nicht als waldwesen wahrgenommen.
mich durchzuckt das erkennen, dass auch an mir die zeit nicht spurlos vorübergegangen ist. das gemeinsame verbindet uns. ich werde sie in meinem buch als WEISE ALTE erwähnen. es fällt mir schwer mich von ihr zu trennen. eine weile noch setze ich mich zu ihr und gehe erkenntnisreich, fast traurig und freudig zugleich.

für meine waldwesensuche ist sonne nicht sehr geeignet – der kontrast von hell und dunkel zu stark. zwar mache ich immer mal wieder den versuch sie zu fangen, das ein oder andere wesen, aber ich kenne die auswirkungen der zu grellen sonne. im november steht sie noch dazu besonders schräg, und schräg sind dann auch die bilder.
hier, wo es keine wege gibt, ich durch hochblühendes gras und gestrüpp mich fast zwänge, bleibe ich hängen an brombeerzweigen. mein mantel kennt das schon und weist die dornen, nachdem sie sich festgekrallt haben, wieder ab. heidelbeerbüsche, leichter zu durchqueren, und immer von einem umfallbaum zum anderen, an denen sich die waldwesen besonders gern anlehnen. ich beneide sie um ihren überlebenswillen und den einfallsreichtum zur neugestaltung – die einen in wesen, die anderen in unwesen und als solche nicht zu erkennen. auch die unwesen bemerke ich und schaue sie an. vielleicht mache ich auch mal ein buch über die unwesen des waldes. mag ja angehen. alles, was die fantasie anregt, ist mir willkommen.



dann reden wir – eine lange weile – und till meint dann, sich erinnern zu können, mit mir im UNTILLED von pierre huyghes bei der d 13 schon mal gesprochen zu haben.

nach oben fotografiert… heute habe ich gar keine lust zu fotografieren. einfach nur sein. klettere dann aber zu meiner DUNKLEN SCHÖNEN, die jetzt zu erkennen ist zwischen laublosen staksebäumen. so enttäuscht bin ich, wie sehr sie sich verändert hat. nicht mehr zu erkennen als SCHÖNE. vielleicht als DUNKLES etwas. und – wie die zeit vergeht – oder wir – erkenne ich und muß es hinnehmen.

später noch das erinnern an den satz – …nur nach oben fotografiert.

leise angerührt hat es mich. die zarten farben wie aquarelle. herausragend einzig die goldgelben lärchen. sie hocken in den hängen und leuchten in der sonne. hinzu kam ein süßlicher duft von irgendwelchen blättern. er zog durch den gesamten steinbruch. erlen nehme ich mal an. eines fische ich aus dem wasser – größer als meine ausgestreckte hand. es strahlt mich an und zeigt sich in seiner letzten pracht. dass ich dann nassen fußes weiter muss, macht mir nichts aus. es ist nicht sonderlich kalt.
und wie viele viele verschiedene bäume da wachsen – unglaublich. habe erst jetzt darauf geachtet, wo mir die blätter zu füssen liegen.






























