EIN BAHNHOF VERSCHWINDET…

rosadora – AUSSTELLUNG im OFFENEN KANAL KASSEL…

H E U T E   18 UHR – die ausstellung wird eröffnet …

ZOLLSCHILD M. ROSA_P1160468_bearbeitet-2foto: gert hausmann

 

BAHNHOF_ZOLL_P1150223

nun gehts los…

BAHNHOF VERSCHWINDET_AUSST._P1590221 BAHNHOF VERSCHWINDET_AUSST._P1590222RÄUMLICHKEITEN des OFFENEN KANALS…

oder EIN WARMES LÄCHELN…

ein warmes lächeln senden sie mir, die BODE-brüder paul, der architekt, und arnold, der ducumenta-begründer, aus ihrem zwischenreich, denn vergangen und vergessen sind sie nicht, besonders jetzt zur documenta nicht. das warme lächeln für mich, weil ich mich in ihren HENKELSCHEN räumen so aufgehoben fühle mit den runden formen – die treppe geschwungen, die lampen rund wie bullaugen und eingelassen, dass sich niemand an den kopf stoßen kann. die zwei vierecketen lichtquellen über den beiden bildschirmen fallen aus dem rahmen, stören mich auch, mein blick eckt an, kann sich nicht runden und fließen.
auch einige der bode-federholz-stühle sind noch in benutzung. sie erinnern mich, dass mein ehemaliger mann bei federholz-bode, in der fiedelerstraße, als möbeltischler gearbeitet hat. wir hatten essstühle, kleine und große sessel und eine liege – alles mit federholz. vier essstühle habe ich erst vor einigen jahren in den sperrmüll gegeben, weil ich in der wohnung keinen platz hatte und sie im keller vergammelten – wahnsinnsverkannte tat…
daher der starke bezug zu diesen räumen.
auch sind wir zum tanzen gegangen und mußten als eintritt eine flasche wein verzehren. da war ausgehn noch ein ereignis, das man sich nicht jeden tag leisten konnte.
nun werden die räumlichkeiten für ausstellungen genutzt. nicht von anfang an war mir mein starker bezug zu ihnen bewußt. nicht gleich wußte ich, was es war, das mich so fesselte – es sind 60 jahre vergangenheit, die da an mir vorbeiziehen – angenehme im großen und ganzen, nachkriegszeit, aufstieg aus dem zerbombten kassel.

HENKEL RESTAURANT mit seinen HENKEL-SÄLEN…
Am 1. August 1948 wurde durch die Brüder Henkel in der Eingangshalle des Bahnhofs die große Konditorei eröffnet und Ende 1949 konnte die Henkelsche Bahnhofsgaststätte wieder in Betrieb genommen werden. Die Ausstattung gestalteten Paul Bode und Arnold Bode. In den 50er Jahren war das Henkel-Restaurant mit seinen „Henkel-Sälen“ bekannt für seine Feiern zu Silvester und Karneval. Als am 29. Juni 1953 Wilhelm Henkel verstarb, musste sein Bruder Herbert den Betrieb alleine weiterführen. Ab 24. Juni 1953 führte er auch das Rasthaus Kassel-Söhre an der Autobahn. Als das Restaurant im Hauptbahnhof geschlossen wurde, ging in Kassel eine große Gastronomen-Ära zu Ende. Heute befindet sich hier der „Offene Kanal“. Von der Inneneinrichtung haben sich die Bar, der Treppenaufgang, Teile der Möblierung und die Türen erhalten.

d14 – FRAUENBLICKE…

LUCAS SAMARAS – holz – spiegel – eisen
d14_SPIEGELWAND_LUCAS SAMARAS_P1650087_bearbeitet-1die menschen im spiegel zu betrachten ist eine äußerst spannende angelegenheit. einige flirten mit sich selbst im spiegel, andere mit mir und wieder andere nehmen die spiegelei gar nicht wahr. zum glück für mich steht da eine bank. ich schaue lange, ich schaue gern.

D14_SPIEGELFRAU_ I_07.062dann kommt diese frau mit schwarzem hut – auch sonst ist sie ziemlich schwarz… künstlerinnenmäßig. sie geht an der spiegelwand entlang, fast wie auf einem laufsteg – geht es mir durch den kopf – mehrmals drücke ich auf den auslöser – und – und – winke ihr zu, dass sie noch einmal an den spiegeln vorbeigehen möge – was sie auch tut. es amüsiert uns beide – der dank, wir tauschen ein lächeln, bleiben anonym, aber fremd eigentlich nicht.
kontakten – das ist politisch hoch drei – ich nenne es menschlich. solange menschen noch menschen wahrnehmen, und nicht gänzlich hinter ihren handys verschwinden, ist nichts verloren.
diese politisch aufgesetzte und mit großen absichten unterlegte documenta nervt mich. eine neue kunstrichtung – POLITISCHE KUNST.

image_manager__arp_img_slideshow_lh596_oval_with_points__chris_kozarichfoto: chris kozarich – arp museum
im gegenzug spricht man im ARP-MUSEUM remagen, wo bis zum januar noch henry moore zu sehen sein wird, davon, dass kreativität die lebenskraft stärkt. es stärkt die seele. diese lebenskraft braucht man, um in der lebenseinstellung etwas ändern zu können. die miseren der welt frontal anzugehen bringt meines erachtens nichts. das ist reine sture kopfsache. MOORE – ARP – die bringen in mir etwas zum klingen – waren documenta-künstler der ersten stunde. wir brauchen die künstlerische kreativität, damit es für menschen eine oase der kraftschöpfung gibt – amen…

ALTE BAHNHOFSBILDER…

ROSA JOSEFA in GLEIS 1…
BAHNHOF_GLEIS 1_BELEUCHTET_P1590229_bearbeitet-1sie erzählt mir – sie ist die wirtin des gleis 1 – dass sie lange im stadtarchiv nach den drei fotos suchen mußte und sie auf die jetzige größe gebracht hat.

BAHNHOF_JOSEFA_GLEIS 1_20170609-194102auf einem kann ich fast den zollbahnhof erahnen, von dem es so gut wie keine bildablagen gibt. ich darf sie fotografieren.
sie bekundet reges interesse für meine bahnhofsausstellung und diesen bahnhof, in dem sie seit vier jahren ihr restaurant hält. das interesse  macht sie mir sympathisch – nein, nicht nur das. und als sie mir zusichert, häppchen zu machen für meinen ausstellungsbeginn – kein problem – als spende sozusagen, wächst die sympathie ins unermessliche. auf anhieb sagt sie – kein problem. und als ich sage, dass iwes (fraunhofer) mit 300 leuten kommen will, sagt sie lässig, das läßt sich machen. so viel frauensolidarität und unterstützung…
ich finde es aufschlußreich, diese alten bilder zu zeigen, um einen bogen zu kriegen von heute zu damals. es war ein so schöner bahnhof und viel schöner als der heutige, der keine atmosphäre und stimmung aufkommen lässt.

BAHNHOF_BAND_FÉTE_P1590249wer wollte da schon feiern, wie hier am heutigen abend eine féte steigt für die jungen leute – techno – mit ricardo villalobos und band. und heute feiern sie hier gleich doppelten junggesellenabschied – bahnhofsmäßig, versteht sich…

lange sitze ich mit birgit aus hamburg. sie hat die d14 angeschaut – in teilen – und ist enttäuscht, sagt sogar, daß sie die weltausstellung langweile. und ganz besonders versteht sie nicht, weshalb man in der neuen galerie einen alten liebermann zeigt, kriegt den sinn nicht rund, was das auf dieser weltausstellung soll. aber sie kommt wieder am sonntag mit mann – und am montag kommen sie zu meiner ausstellungseröffnung, so der mann das auch will. und die d14 verändert sich auch noch in ihren augen, wie immer mehr einsicht entsteht, wenn man länger hinschaut, und man traurig ist, wenn man den drehpunkt nicht findet…

BEING SAFE IS SCARY…

… auf deutsch „Sicher zu sein, macht Angst“.

FRIDERICIANUM – 2 tage vor d14 eröffnung

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adam szymczyk:
„Die große Lektion ist, dass es keine Lektion gibt.“
ganz wie carolyn christov-bakargiev mit ihrer behauptung – kein  festes konzept zu verfolgen – der documenta 13 jedoch ein wunderbares gesamtkunstgebilde gegeben hat, läßt adam szymczyk uns im unsicheren.
dass sein konzept aufgehen möge, wünsche ich ihm und uns. daß er …misstrauisch ist gegen Interpretationen und Erläuterungen… gefällt mir. dass wir lernen sollen von athen, heißt wohl in erster linie, dass wir neu schauen und denken lernen – alles von ganz vorn, obwohl alles offenbar vor uns liegt.

so habe ich mich …in der Ausstellung ohne Stereotype zunächst „in die Dunkelheit des Nichtwissens“ … bewegt, geschaut, wo ich bin, was mich umgibt, und was es mir sagen will. vieles ist bekannt, schon dagewesen – serra läßt grüßen. auch die jutesegel sind in ansätzen dort augehängt, wo de freytag ihre wunderbare innen/außenkonstruktion angebracht hatte – nur kleiner und bedeutungsträchtiger – weiß ich noch nicht…
D14_GONG_FRIDER.P1650131die documenta beginnt mit einem donnerschlag
achwo – es sind gleich viele… entschuldigung – es soll ein gong sein, den sich TAKIS 1925 ausgedacht hat. ist das politik – so rückwärtsgewandt – achja, er soll wachrütteln – das ist immer aktuell.

d14_WEBSTUHL_P1640996_bearbeitet-1an anderer stelle ein webstuhl – weibliches attribut – weiß ich nicht. es fehlt das schild.einer frau, die das bemerkt, spricht mich darauf an und ich sage ihr zu, dass ich es ihr verraten – per mail – wer die künstler/in ist, sobald ich es in erfahrung bringen kann.
er imponiert mir, der webstuhl. uraltes frauenhandwerk – den drei nornen abgeschaut, die den faden spannen, maßen und zuteilten… assoziation – das alte denken vergessen – geht das denn…
documenta 14_AKKREDITIERUNG I_MENSCHEN I_07.061es sind die menschen, denen ich ins garn gehe. mit drei künstlerinnen, aus den nederlanden, bochum und ??? komme ich ins gerede, tausche adressen – und – was soll das eigentlich.

nachdem ich fix und fertig bin, sitze ich noch lange im schatten unter einer büchersäule des parthenons. was sich da alles so zusammenschwätzt, will ich hier gar nicht erwähnen. aber es geht von persönlichen erfahrungen mit malerei bis zu joseph beuys und seinem – lass dich fallen – von bis zu….. so will es szymszyk, das würde er loben.
die menschen sind es immer, die mir erweiterung bringen, die mich nachdenklich machen, die ein wir-gefühl schaffen.

d14_deutschlandfunkt_P1650188bei einem der interviews des deutschlandfunkt kultur lerne ich Prof. Dr. Nora Sternfeld, neue documenta-Professorin an der Kunsthochschule Kassel, persönlich kennen. die ausführungen aller befragten gehen über die sehr politischen auftritte aller d14-beiträge. dass kunst in jedem fall politisch sein muß – auch hier der einwand, dass die ästhetik auf der strecke bleibt. eine neue eigene kunstrichtung – finde ich – politische kunst…

HIMMEL UND ERDE…

SÁNDOR MÁRAI – ABENTEUER…

du lebst, plötzlich springt dich das abenteuer an. was ist dieses abenteuer? niemand kennengelernt, billige, belanglose freude hat dich nicht angelacht, bist allein. und dennoch geschieht in diesen stunden etwas um dich herum. das leben wird, nachmittags um vier, plötzlich aufregend und gefährlich. allerlei zeichen weisen darauf hin, das alltägliche bekommt seinen sinn. eine tür öffnet sich, als hätte der bote des schicksals die klinke niedergedrückt. wie die klinge des meuchelmörders trifft dich der sonnenstrahl ins herz. du lauschst, witterst. was ist das für ein abenteuer, das da herinbrach ins schläfrige, bleierne dasein? dann, plötzlich, verstehst du und wirst blaß.
verstehst, daß du lebst. dies ist das einzige abenteuer.

IBRAHIM MAHAMA – documenta 14…

TORWACHE NR. II…

IBRAHIM MAHAMA_TORWACHE LI._P1640745

IBRAHIM MAHAMA_TORWACHE_05.06verkleidet ist sie nun ganz – die torwache. als feinheiten tauchen noch plomben auf in gemäßigten massen. irgendwie schaun sie aus wie verzierung. sie schmücken, lenken den blick auf sich, ob ich das schön finde, weiß ich noch nicht. aber darum geht es ja nicht – ums schönfinden. sie gehören zu den säcken, die damit verplombt waren. ein blickfang also.

IBRAHIM MAHAMA_TORWACHE_05.062ganz schön viel menschen sind zu dem kunstwerk unterwegs – pfingsspaziergang einmal anders. h. und f. führen ihren erwachsenen sohn, der aus berlin hergekommen ist – zum 80. seiner mutter, an verschiedene orte, schauen, was documentamäßig schon alles los ist. danach gehts zum speisen zu lohmann im kötor – auch eine sehenswürdigkeit…
mit kind und kegel, mit und ohne rad – alle sind neugierig, was die d14 so im sack hat.
für mich sind das nur säcke, sagt eine – eine andere – für mich ist das einfach nur schön. na also, jeder das ihre, jedem das seine – im sack sind viele überraschungen, wie an weihnachten.
IBRAHIM MAHAMA, der sackkünstler, ist auch da. für fragen der besucherinnen und besucher ist er offen – das gefällt mir. meinen blogartikel hat er auch gelesen – bürgerinnennähe…

IBRAHIM MAHAMA_TORWACHE_05.061einer paßt auf, dass die leute keine plomben klauen – na sowas aber auch. eine andere gibt wieder zu bedenken, was alles passieren kann mit den säcken. ich muß immer denken an die worte von christa wolff in ihrer kasandra, dass das, was wir befürchten, eintritt. also, lasst das. legt euch ein anderes denken zu.
ich hab vergessen zu fragen, ob mein kleid zur d14 schon fertig ist…

IBRAHIM MAHAMA_TORWACHE_05.063

BAHNHOFSBIOTOP…

…ehemals ZOLL- UND VERLADEBAHNHOF…

BAHNHOF BIOTOP II_WOLKEN ÜBER BIOTOP_319die wolken haben es mir mal wieder angetan – sie begleiten mich – oder begleite ich sie…

mein auto stelle ich am rande des frauenhofer baugrundstücks ab. mir ist schon aufgefallen, dass sich hier seit 2014 ein neues biotop gebildet hat – in sehr eigener weise.
so sehe ich heute, dass sich die kamille anschickt, großflächig platz zu nehmen, und mir kommt der gedanke, dass es einen grund hat, dass sie hier als eine der ersten sich manifestiert und ich folgere, wie seinerzeit nach der d13 im untilled, besonders der weg, auf dem die besucherinnen und besucher gingen, eine regelrechte kamillenstraße entstand, es findet eine heilung stand der geschundenen erde, die hier so rabiat umgeschichtet und verschleppt wurde.
seinerzeit – während des abbaus – habe ich verschiedene erden gesammelt und in gläsern geborgen. sie werden teil meiner zollbahnhofsausstellung im offenen kanal sein. sie sind wie eingemachtes obst, fern jeglicher einwirkungen während der 3 jahre, absorbiert und noch gut in dem alten zustand zu erkennen.BAHNHOF BIOTOP II_KAMILLE_313_bearbeitet-1an anderer stelle, dort wo mit flüssigboden die kanäle für das abwasser verborgen liegen, ein dichter teppich mit kamille. der duft bezirct mich, lässt mich frühling nicht nur im kopf, sondern auch in bauch, herz und seele fühlen. ich denke, auch hier heilung für die erde, die umwälzerisch bearbeitet wurde und wieder ruhe finden will.
keine pflanze, die nicht von von Carl von Linné in seiner Species Plantarum 1753 veröffentlicht wurde.
BAHNHOF BIOTOP II_ROBINIENBLÜTEN_311 BAHNHOF BIOTOP II_ROBINIENSAMEN_31ROBINIE
oder falsche akazie
dass sie in so jungen jahren blühen würde, habe ich nicht vermutet. nun hier eine ganze hecke mit strahlend weißen blütentrauben und gut erreichbar für mich. 2014 vor dem totalen abbau, als ich dieses biotop entdeckte und zu fotografieren begann, war der platz  mit austrieben von robinien übersät. oft mußte ich mir einen weg an ihnen vorbei suchen und wurde nicht selten gestochen, denn sie sind reich bestachelt. und sie besitzen samenschoten in großer menge. dass sie sich im neuen biotop wieder ansiedeln, ist fast logisch bei dem samenüberschuss.
sie haben sich zusammengetan mit heckenrose und weißdorn, der gehöret zur familie der rosengewächse, von denen es 200 bis 300 arten gibt.
BAHNHOF BIOTOP II_WILDROSEN_312WILDE HECKENROSEN
ihr duft ist unverkennbar. tief atme ich ein, um ihn auch später noch abrufen zu können. sie sind von bizarrer schönheit. und oft stehen zwei so dicht beieinander, dass mir der gedanke kommt, sie sind ein liebespaar – so aneinandergeschmiegt.

der WEIßDORN
befindet sich in einem zwischenzustand – nicht blüte, nicht frucht. aber ich weiß, dass er sich vom klaren weiß ins zinoberrot, also in ein sattes rot, auswächst. die blüten mit ihren früchten in verbindung zu bringen ist spannend. wie können sie sich farblich so verwandeln in kurzer zeit, wo wir nicht einmal aus eigenem antrieb die farbe unserer haare ändern können.
BAHNHOF BIOTOP II_KLEE_315_bearbeitet-1und dann der
K L E E
der süße duft des klees. er nimmt sich reichlich platz. viele verschiedene arten haben sich hier breitgemacht. breitgemacht, weil sie immer im verbund stehen. sie lieben die gesellschaft. der weißklee duftet am stärksten, dagegen der schöne hornklee so gut wie gar nicht, das ist bei schönheiten oft so… der klee ist an vielen stellen zu finden.
BAHNHOF BIOTOP II_KÖNIGSKERZE_314_bearbeitet-1KÖNIGSKERZE
300 arten
wollblumen – wollkraut
Hildegard von Bingen erwähnt die Königskerze als wullena als Heilmittel für ein „traurig Herz“.
wohl eher gegen ein trauriges herz…
allein die königskerze mit ihren vielen arten hält mich an und auf, mich schlau zu machen. sie haben wundervolle namen und zum teil verraten sie damit ihre erscheinungsart. hier vermute ich die kleinblütige königskerze. genau kann ich es nicht sagen – sie blüht ja noch nicht – aber bald. bis zum september – baubeginn des frauenhofer instituts – so der chef von iwes in kassel, clemens hoffman – wird sie vielleicht ihre blütezeit noch erreichen. clemens hoffmann war mit einem mitarbeiter auf dem brachen gelände und ich traf die beiden zufällig – aber es gibt ja keine zufälle…
auf wikipedia sind namen der königskerzen genannte und hier nur die, die in deutscher sprache aufgeführt sind: großblütige – mehlige – schwarze – windblumen – violette – pracht und kleinblütige königskerze. ich nenne diese hier wollblumen königskerze, denn ihre blätter sind wunderbar behaart und stellen ihre kleine weichen haar auf, um sonne zu tanken und – ich nehme an – auch als sonnenschutz. sie stehen meistens an halden und straßenrändern, wo die sonne schutzlos brennt – so in den sommer hinein, wie sie wächst.
einige stehen hier wie auf einem feld ordentlich ausgesäht, ich sage aber in diesem falle mal, dass sie bei der aussaat selbst so viel rücksicht aufeinander nehmen, dass jede pflanze ihren platz hat und nicht von einer anderen bedrängt wird – bestenfalls von fremden pflanzen, die ein bißchen schmarotzen.
BAHNHOF BIOTOP II_DIV. GRÜN ?_318viel pflanzen sind hier, die ich kennen, aber ihre namen nicht – hauptsache ich beachte sie…

BAHNHOF BIOTOP II_MOHN_KORN_UND...317_bearbeitet-1
der
KLATSCHMOHN
ist nicht zu übersehen, wenn auch nicht gleich in ganzen feldern, sondern mal eine hier, mal zweie da und der wind zaust ihn auch noch obendrein. rot ist einfach nicht zu übersehen und das auge freut sich – warum bloß.

passend dazu die
KORNBLUME
noch vereinzelter als der mohn, aber ich sehe ihn, erkenne ihn, erinnerung an kindertage, wo die ährenfelder voll davon waren – kornblumen, mohn, margeriten, rittersporn. ganze sträuße habe ich davon heimgetragen.

MARGERITE
auch nur hier und da eine. die artenvielfalt auf dem prachland ist verwunderlich. nein, wir haben nichts gesät, sagt h. vom stadtgartenamt, das kommt alles ganz von selbst.
ich hatte ihn angesprochen, als er eine noch junge eiche – vor 2 jahren gepflanzt – betrachtete und er erzählte mir, dass sie die frostschäden wohl überstanden hätte und sich berappelt. langes interessantes gespräch folgt…

TORWACHE IN JUTE…

d14 – IBRAHIM JAMAHA…
TORWACHE_IBRAHIM MAHAMA_P1640283es ist schon die halbe einweihung des kunstwerkes des künstlers aus ghana ibrahim mahama. bei mir bricht begeisterung aus vom ersten moment an. es schlägt mir eine energie entgegen, die ich mir nicht gleich erklären kann. erstmal sind es die wahnsinnigen farbnuancen der jutesäcke und die falten und das abgenutzte und benutzte material, die nähte und die vorstellung, durch wieviele menschenhände sie gewandert sind.

d14_TORWACHE_Ibrahim Mahama_FALTENWURF_24.051

d14_TORWACHE_Ibrahim Mahama_MARIANNE SCHOPAN_24.05_bearbeitet-1
marianne steht und schaut, ob die nähte einem sturm standhalten würden. sie hat mitgenäht und – hier die bunten nähte, das sind meine. und ich kann ermessen, wie sie sich als teil des kunstwerkes fühlt.
Mahama erhält die säcke von händlern im tausch gegen neue. sie werden in asien hergestellt und in ghana für den empfindlichen kakao, später für den export von kaffee, reis und bohnen und zuletzt für kohle verwendet.
im d14-katalog wird erwähnt, dass es (für mahama) forensische beweismittel sind – was immer das auch zu bedeuten hat…

d14_TORWACHE_Ibrahim Mahama_24.053
ibrahim sitzt auf der gegenüberliegenden seite der in arbeit befindlichen torwachenseite. er ist vergnügt, freut sich über die entstehung seines kunstwerkes. in aller gänze hat er es ja auch noch nicht gesehen, so ist die überraschung groß – auf seiten des künstlers und der vielen schaulustigen – fotograf/innen – filmer – radio und zeitungsmenschen. auch alte kasseläner – einer schüttelt den kopf. ich sitze neben ibrahim und wir schauen gespannt auf die verkleidete torwachenseite. für ihn muß die energie um ein vielfaches größer sein als bei mir. einen moment macht sie uns sprachlos.
die eigentliche währung, sagt ibrahim mahama, ist erinnerung.
ich schäkere mit ibrahim, sage, dass die farben und strukturen eine fundgrube für disigner/innen sein könnten und bestelle ein jutesackgewand für die ducumenta. er lacht und ich freue mich über seine heiterkeit. vielleicht, vielleicht.

d14_TORWACHE_Ibrahim Mahama_24.052michael p. von hr info fragt mich nach meiner meinung zu dem sackprojekt – wie finden sie es. ich schäume über vor begeisterung, kann gar nicht an mich halten – das sagt doch alles…

ein bisschen schaut sie aus, wie eine geheimnisvolle trutzburg aus einem beginnenden märchen – die tor(nacht)wache, durchaus einprägsam und beeindruckend.