oder GEGEN DIE TRISTESSE DER VERHÄLTNISSE
immer suche ich die schönen bilder zwischen dem abriss – damit es nicht gar zu weh tut – die wolken versuchen ihr bestes – ich rücke sie dahin wo sie sich gut einfügen
noch steht es – das häuschen – das zuletzt brutstätte für falken war – ich nenne es falkenhaus
wände bretter türen – sorgfältig sortiert und aufeinandergestapelt
täglich schaue ich nach – fotografiere und filme damit es ein zeugnis gibt von dem was hier einmal war – ein älterer mann der hier einmal bei der bahn gearbeitet hat sagt – das tut weh – das schmerzt – mir geht es ebenso – erinnerung wird gelöscht – da sind wir empfindlich und verletzbar – so sehr dass mir passende worte nicht einfallen wollen
die beiden oberen fotos zeigen das gestänge über den geleisen die keine mehr sind bevor jan mit seinem zangenbagger alles abräumte
dann ist alles weg und fast kann ich es nicht begreifen so sehr hat mich das tun dieses jungen mannes beeindruckt
und so sieht es nach einer stunde aus – grossartige leistung – bei mir schmerz und wehmut über das verschwunde nichtwiederbringlicheauf der vorderen seite sieht es nun so aus – der blick ist frei bis zum anderen ende – es beginnt wieder stark zu regnen – der regen platscht von dem noch vorhandenn dach – die männer arbeiten weiter – andere nehmen schutz in den abrissruinen
das zerstörerische hat auch schöne bilder die mich wieder und wieder faszinieren
MALEN UND ANDERE TECHNIKEN…
das thema war – von der natur inspiriert – naja – das kann vieles bedeuten und für jeden etwas anderes
die natur mit formenreichtum und unbändiger vitalität als unerschöpfliche inspirationsquelle
60 x 60
es war ein quirliger tag trotz hitze – es lief langsam an doch dann wie explodierend – im baumarkt platten besorgt und schwarzgrundig vorgetastet – von wuchernden gebilden über gewagte neuzüchtungen bis hin zur mohnwiese und zum pflanzenwedel
einzig die scheibe – der kreis – wagte sich über die grenzen – aber das scheint nur so – den zusammenhang erkläre ich an anderer stelle
infos: www.malwerk.de – henning drescher
RUNDGANG MIT NORBERT TEBBE
noch vor ein paar tagen gab diese aufschrift kunde von dem was hier einmal angesiedelt war – die UMLADESTELLE KASSEL HBF
dieses bild ist nun geschichte – die kontainer im hof warten darauf dass sie fein säuberlich getrennt die steine – das holz – das eisen und diverses andere aufnehmen
gestern nun sah es dann so aus – fein säuberlich und sorgfältig nehme ich die bilder auf damit geschichte einmal nachvollziehbar ist – norbert tebbe dipl. biologe führt mich herum und passt auf dass ich nicht zu übermütig werde und mir nichts geschieht – viel hat sich verändert in den vergangenen jahren – vergangene zeit wird getilgt – wehmut und neugier was werden wird sind nebeneinander halten sich nicht immer die waage
drinnen ist nicht mehr viel – es wird hohl und heller bis nichts mehr ist… die arbeiter schuften – geben ihr bestes – knochenarbeit und bei der hitze besonders
ich finde wieder kunstverdächtiges – rundes – schnur – n. t. trägt es für mich lagert es damit ich die hände zum fotografieren frei habe – eine nette geste
– die bilder überlagern sich ich kann sie nicht alle einfangen und immer ist es geduld die mir abverlangt wird
so sah es noch dieser tage aus
ich kann die augen nicht davon wenden wie die baggerführer mit dem riesigen greifer feinste materialien sortieren – wie mit spinnenfinger und zielgenau – es ist von abbruch die rede und nicht von abriss wo man früher mit einer abrissglocke alles niederriss und wahllos entsorgte – dennis schnittger der boss erklärt mir das – ich bin begeistert – nachhaltigkeit – mitgedacht – die arbeit ist diffiziler und dauert – aber es zahlt sich aus so zu denken und zu arbeiten
dieses backsteinhaus war standort für kunstwerke bei der documenta 13 – vergangenheit und erinnerung
rost als vergänglichkeit allen lebens
warum sind die farben des rostes und des ockers so einschmeichelnd
sie strahlen wärme aus – lassen fast die haut erzittern und das herz
rost hat viele nuancen wie das leben – rost zeigt die vergänglichkeit des lebens an
dass ich diese rostbilder festhalten will leuchtet mir ein – immer wollen wir das was leben ausmacht festhalten
ich finde sie weil ich sie vermute – auf dieser abrissstelle – wo ich letztens einen abgebrochenen eisenträger fand und zur kunst erklärte – dass ich ein weiteres objekt finden würde hatte ich nicht vermutet – es ist ähnlich und doch ganz anders – fast ist es mir peinlich dass ich sie immer finde – diese kunstnobodys ausser mir scheint sie niemand zu erkennen – fast peinlich – aber ich empfinde es als grosses glück
diese eisenträger verbiegen sich beim ab- und umbrechen in graziler weise – mein eindruck liegt zwischen tanz und aufschrei – immerhin vermögen sie mich mit ihren verformungen zu rühren – jahrelang standen sie starr und haben einer sinnvollen aufgabe gedient – nun wären sie imstande – wären sie es denn – einen ganzen skulpturenpark zu gestalten
ich erblicke ausschnitte mache sie zu bildern – aus bahnhof wird kunst – in leben und sterben ist immer kunst – in der kunst finden wir die erklärungen die wir brauchen und jede/r findet eine andere – vielfältig ist das leben vielfältig das sterben – rost ist da nicht ausgenommen – er zeigt es uns in schönsten bildern
wenn ich etwas finde zwischen dem abriss was mir kunsttauglich erscheint DANN IST ES KUNST
diesen eisenpfeiler auf beton der einmal das bahnsteigdach trug ist so elegant herausgerissen – das könnte niemand auch nur annähernd so perfekt dass es zum kunstobjekt würde
ich hätte es gern weiss aber nicht wohin ich es stellen könnte – in seiner jetzigen umgebung hat es einen fantastischen platz
ich mache ein paar fotos denn morgen wird es sicher nicht mehr da sein – alles weg – ist das kunst oder kann das weg fragt nicht mal einer – den blick dafür hat so schnell niemand – es muss ordentlich präsentiert werden möglichst in einem museum womöglich auf einem tablett
ich sehe zuerst diese dinge wenn ich zwischen dem abriss herumklettere und den abriss setze ich auch noch ins bild als wäre es kunst – ist es ja vielleicht auch – oder… so kann ich den niedergang dieses geschichtsträchtigen gebäudes fast besser ertragen – kassel ging und geht zum zweitenmal unter – im krieg und im „wiederaufbau“… mit meiner fotodokumentations will ich das erinnern wachhalten
als bleistiftzeichnungen wirken sie doppelt schön
einen gang mit reseda durch meinen kompostgarten
sieh an die blumen schau die blumen zwischen den stäbenerblüht sind sie von eben auf jetzt dir zur freude – mir fehlen die worte – lass blumen sprechen – in grosser hitze nur du weisst wie das ist
ein kleiner hingucker – gelbes versprechen – den krähenvögeln ist recht sie flattern leicht vorbei heute bekommen sie kein futter von mir – sie nehmens gelassen – sie verstehen dies ist nicht ihr tag
dies ist dein tag wie immer und in jedem tag heissesster aller tage – mag kommen was auch immer sommersonnenblumentag
hi
wo – im kompostloch
ich stäbele
erlange stabsichtigkeit
stabförmig schlängele ich durchs „unkrautbeet“
heilpflanzen allesamt ich schlängele mich heil
heil wird mir zuteil
wer stäbe sticht in ausgemerzte erden
wird zum stachelschwein
ach nein
das hat nur den anschein
ich bin nicht die gärtnerin
ich bin die künstlerin
ich stecke stäbe
achso sagt mir ein fremder mensch
ich dachte sie sammeln etwas ein
ich mache arme kunst
als gegengewicht zu der kommerzkunst
das finde ich gut
das gefällt mir
als er geht ist er jörg …
sein kleiner sohn rutscht mit dem fahrrädchen
durchs kompostloch
geniesst die menschenfreie zone
seine frau wartet mit dem baby im
kinderwagen
wir sehn uns
wir sehn uns
es sind 30 grad
die sonne macht mich kirre
drei anläufe brauche ich zum
schlangenstabstecken
das ist das alter sagt mein arztsohn
es ist die hitze sage ich
es ist was es ist
unaushaltbar heiss
ich mache pausen auf einem stein im schatten
da fressen mich die mücken fast auf
und am morgen war ich beim arzt
eine zecke wollte so tief in mich hinein
dass sie herausgeschnitten werden musste
dieses luder
ein luder nimmt keine rücksicht auf das alter
aber nun haben wirs ja
heute habe ich gestäbelt
und morgen blümele ich
also