BIN ICH EIN ROBERT WALSER FAN….

OHNE JEDEN ZWEIFEL…

Ich kam mir überhaupt, je mehr ich vordrang mit Schreiben,
wie behütet und wie beschützt vor von einem gütigen Wesen.
Robert Walser in: Geschwister Tanner

es freut mich sehr für ROBERT WALSER, dass er sich behütet und beschützt vorkam
und sich so sicher war, dass er äußerte:

Ich werde mit mir zu Ende sein, sobald ich mit Dichten fertig bin, und das freut mich.

wenn ich das von mir doch nur auch sagen könnte….

vor jahren, als ich in der schweiz lebte, habe ich mich intensivst mit seinem leben und werk
und seinem aufenthaltsort in herisau beschäftigt. ohne, dass ich etwas von ihm wußte, stolperte ich bei einem gang auf den robert-walser-weg
und meinen erkundungen über den fleck, an dem er zu tode gekommen ist, an einem 25sten dezember, seinem todestag. das hat mich sehr berührt und mich auf seine spur gesetzt.
in der einrichtung in herisau begrüßte mich WILLI und erzählte von ROBERT WALSER so, als wäre er eben grad mal bei einem seiner spaziergänge.
er zeigte mir seine räume, die, wo er gelebt hat. von da aus arbeitete und schrieb er. mit carl seelig war er 20 jahre unterwegs, der die erlebnisse mit ihm in einem buch festgehalten hat.

dass er ein ganz großer war/ist, davon ist auch THOMAS HIRSCHHORN überzeugt. mit seiner ROBERT WALSER SKULPTUR hat er 2019 in biel zeugnis davon gegeben und mit menschen gearbeitet, die auch robert walser ausgesucht hätte für seine begegnungen.
Thomas Hirschhorn, Bataille Monument, Documenta 2002. schon hier beeindruckte mich thomas hirschhorn und dem, dass er keine politische kunst mache, sondern der politik auf die sprünge helfen wolle. bis heute ist das so geblieben.
mit seinem RUINEN projekt in münchen in der villa stuck gab er mir wichtige denkanstöße bei meinem projekt ZUSAMMENBRUCH UND WIEDERAUFBAU, mit dem ich seit der documenta 13 zugange bin und demnächst eine abschlußausstellung plane.
alles ist mit allem verbunden und aus einer ruine kann man den himmel sehen…

JEAN TINGUELY – 3.MÄRZ 2021….

« le Définitif – c’est le Provisoire »
Neue Sammlungspräsentation Museum Tinguely, ab dem 3. März 2021

25 Jahre nach der Eröffnung des Museum Tinguely am Basler Rheinufer legt die neu gestaltete Sammlungspräsentation ab dem 3. März 2021 einen Hauptfokus auf den charismatischen Künstler Jean Tinguely und seine medienwirksamen Auftritte mit kinetischen Skulpturen und Aktionen. Sie schöpft wie nie zuvor aus den einzigartigen Dokumenten und Archivalien, die die wissenschaftliche Arbeit des Museum Tinguely auszeichnet.

Mit lieben Grüssen – begehrte Künstlerbriefe

Seine Kunst versteht Tinguely als Unsinn mit Sinn. In seinen Inszenierungen spielen Lebenslust, aber auch Vergänglichkeit eine wichtige Rolle. Dies spiegelt sich nicht nur in seinen kinetischen Skulpturen wider, sondern auch in seinen Arbeiten auf Papier, in denen er uns als erfindungsreicher Zeichner und Collagekünstler begegnet. Im Laufe seines künstlerischen Schaffens versandte er hunderte Briefe an Freunde und Personen, mit denen er auf der ganzen Welt arbeitete. Diese farbenfrohen Briefzeichnungen und Collagen aus Alltagsmaterialien besitzen eine eigene Sprache und werden zu spannenden visuellen Zeitzeugnissen.

Die Besucher*innen können in der Ausstellung die kreative Tätigkeit des Briefschreibens, das in der heutigen digitalen Welt in den Hintergrund getreten ist, wieder für sich entdecken und selbst handschriftlich gestaltete Briefe à la Tinguely an Freunde verschicken.Ich zeichne enorm viel, so wie man zeichnet, wenn man telefoniert. Gleichzeitig transformiere ich diese Art Zeichnung systematisch in Mitteilungen an meine Freunde, in Briefe, oder solche Dinge.Jean Tinguely, 1976
ES GIBT SIE NOCH – DIESE BRIEFSCHREIBERIN
SEIT VIELEN JAHREN ERHALTE ICH BRIEFE VON MEINER FREUNDIN ROSMARIE
IN UNGEAHNTER GEDULD UND MIT GROßER FANTASIE ERSTELLTE BRIEFE
REINE KUNSTWERKE
WÄHREND ICH SCHON EWIG NICHT EINEN EINZIGEN BRIEF MIT DER HAND
GESCHRIEBEN HABE
ICH WERDE EINE AUSSTELLUNG MACHEN
DER ZUR SELTENHEIT VERKOMMENEN BRIEFKULTUR GLAUBE ICH
DAS SCHULDIG ZU SEIN
ROSADORA

E V A A E P P L I ….

E V A    A E P P L I…
retrospektive – ausstellungsbesuch im tinguely-museum basel – 01.03.2006
rosadora g. trümper tuschick

der tod und das leben, das kraftlose und das kraftvolle – es ist alles da. es herauszufinden und es sichtbar machen im bild, das ist meine anstrengung.
dieses herausfiltern zu erlangen – es kommt mir vor, als sei es anstrengender als die figuren entstehen zu lassen. stich für stich, genäht, geformt in pose gesetzt auch und geschmückt – ich rücke nah an sie heran, um die nähte zu studieren, um ihre bedeutung zu erkennen und hervorzuheben.

erst einmal sehe ich nur finger, spindeldürre finger. sie haben einen reiz auf mich – aber ich sehe auch, dass sie nicht nach mir greifen. kraftlos liegen sie im schoss oder hängen am leib herunter. es verwirren die doppelten botschaften. die puppen – sie leben, obwohl sie tot sind – sie sind tot und lebendig.
kraftvoll sind sie in ihrem sosein. sie sprechen ihre eigene sprache, obwohl sie nicht reden. sie verschaffen sich gehör auf ihre weise. der sinn bleibt verborgen, ich behelfe mich mit meinen eigenen auslegungen. sie stimmen und sie stimmen nicht. ich weiss nichts von ihrer herkunft. jede vermutung wäre völlig falsch, also eine zumutung. umsomehr, als ich sie nicht mitteile und sie sich so nicht wehren können. in ihrer anonymität liegt ihre ganze kraft. ich trete wieder zurück und bin voller bewunderung für diese wesen, die so wesenlosen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


zuden‚rosenfrauen’ geselle ich mich einen moment hinzu. ich belausche sie in ihrem schweigen, schaue sie an in ihrem so sicheren minenspiel. ich kann keine unsicherheiten entdecken. sie sind wie sie sind, sie waren so und werden so bleiben. sie werden uns überdauern. wir zerfallen zu staub, sie sind und bleiben eine noch viel längere zeit als wir. sie überdauern mich schon jetzt fast an jahren. sie haben sich erstaunlich gut gehalten.
ich habe respekt vor ihnen. ich sage, dass ich sie erkenne – da lachen sie sich eins ins fäustchen. ich weiss nicht, ob es ihnen etwas bedeutet, wenn ich ihnen gestehe, dass es mir peinlich ist. ich bin ihnen viel zu nahe getreten.
sie sind leicht und locker gekleidet. das gewebe ihrer gewänder in kostbarster, handgewebter seide. ihren müttern und grossmütern war diese handwerkliche tätigkeit noch bekannt. zur kostbarkeit gewordenes durch vernachlässigte handfertigkeiten der modernen menschen.


die fünf schwarzen witwen – sie scheinen zwillinge zu sein – hat alle das gleiche los ereilt. welches, das verbergen sie hinter ihrer hohen stirn, die sie etwas eitel erscheinen lässt. gepflegt sehen sie aus und so, als wollten sie in ihrer trauer aufgehen. zusammensitzend, doch jede in sich verschlossen, ertragen sie ihr schicksal ergeben. nur die mittlere traut sich, ihre
gefühle etwas zu zeigen. als einzige hat sie die linke hand über die rechte gelegt.

den mund zusammengekniffen, die augen geschlossen und geschwollen vom weinen in der nacht, getragen von einem energischen kinn, versucht sie aus der grossen kraft der trauer neues leben zu gewinnen.


honorè
er scheint die ganze szene zu bedauern, oder schaut er teilnahmslos und lässt alles, wie es ist? erhaben schaut er und sitzt fest an seinem platz. seine gewänder verleihen ihm etwas weibisches, was ihn mir sympathisch macht.
lange schleiche ich um ihn herum und versuche zu ergründen, was er denn erblickt, worauf er so konzentriert schaut. das konzentrierte enthält etwas eingeschränktes. ob seine position seine blicke umherschweifen lässt, trotzalledem? ich werde ihn befragen, wenn er es zulässt. auf seine antworten bin ich sehr gespannt.
in ‚la table’ erkennen die menschen eindeutig das abendmahl. die verwirrungen halten an. abendmahl mit frauen, oder ist auch das eine täuschung? die 13 ist eine kraftzahl. das rätsel ist komplett.
rücke ich näher, wird aus der annonymen szene etwas sehr individuelles. jede figur ein starker ausdruck. ich nehme die vielheit in der einheit wahr. schaue in jedes einzelne gesicht mit grosser neugier.


an der tafel des todes zu sitzen – was muss das für ein gefühl sein. die anwesenden scheinen darüber keine auskunft zu geben. sie brauchen nichts zu sagen. ihre gesichter sprechen bände. von angst bis gelassenheit – die ganze palette. der rote lebensfluss fliesst noch vorbei. es kann nicht mehr dauern, bis er die farbe wechselt. einer scheint schon die verfärbungen wahrzunehmen. er ist nicht der nächste, der vorüberwandelt, aber das weiss er noch nicht.
ich spürte wirklich keine anwandlungen, an der tafel platz zu nehmen.


dieweltenrichter – sie sitzen nicht mit den intelligentesten gesichtern zu rate.
was ihnen wohl einfällt? es scheint ihnen die entschlusskraft zu fehlen, die energie, den verlauf zu ändern. geduldig sitzen sie da, ohne geduld zu haben.
die beine zusammengekniffen – also, nicht auf dem sprunge. das geduldige sitzen täuscht etwas vor, das nicht vorhanden ist. keine grösseren veränderungen zu erwarten in nächster zeit. vielleicht sollen sie ja nicht ändern, sondern urteilen und weiter nichts. zu sagen, was recht ist und was nicht, ist immer einfacher als es auch zu tun.
lassen wir sie ihren gedanken nachhängen, oder so tun als ob…


group 48
sie sind in der überzahl – der chor der toten. sie singen. ich kann den ton fast vernehmen, aber nicht aufnehmen. es ist, als läge ihre ganze kraft in dem gemeinsamen dastehen. einem tut sein rotes füsschen seine dienste nicht mehr und er schwenkt um auf den rechten. ein anderer hat sich abgewendet, schaut in die entgegengesetzte richtung. oder ist er der massgebende und alle anderen wissen nicht. wohin es gehen soll? wenn alle in eine richtung gehen, heisst das ja nicht, dass sie in die richtige gehen.
gedrängt worden – in die falsche richtung – sind sie schon einmal, in die sie nicht wollten. daher nun die geschlossenheit, die streng nach unten weisenden hände, die erhobenen häupter zeigen ihre entschlossenheit.
es wird ihnen nicht wieder vorkommen…


Lippe wusste. Lippe weiss.
Lippe schweigt es zu Ende.
celan

bella,
sie sitzt im rollstuhl. die hände spastisch verkrampft oder fast geschlungen zum gebet? ihre augen – zur erde – gen himmel – den mund leicht geöffnet. sie sammelt kraft, oder hat sie alle kraft verloren? im rollstuhl sinniert – hier oder dort? ich gehe wieder und wieder zu ihr hin, aber nicht im ansinnen ihr zu helfen. vielleicht hilft sie mir. sie hat eine enorme ausstrahlung und anziehungskraft. in ihrem morbiden sosein fasziniert sie mich fast.

LA LUPA: VOLO E MI RICORDO….

Im Flug erinnere ich mich….

Mit „Vogelliedern“ lockt sie uns diesmal so echt und wahrhaftig wie sie ist. Wiederum ent- deckt La Lupa das Thema zu ihrem Theaterabend in ihren persönlichen Erfahrungen und wieder packt sie uns damit, weil sie ahnt dass das, was sie uns mitteilt, auch uns betrifft. Ihre persönlichen „Erinnerungen“ drückt sie mit Texten, alten Liedern und Gedichten aus, unter anderem von Federico Garcia Lorca, Fritjof Capra, Pablo Neruda, Fernando Pessoa, Hildegard von Bingen und Dante. In diesen künden die verschiedensten „Vögel“ von der Sehnsucht nach Liebe, vom Aufstieg zum Geliebten, vom bezirzen der Angehimmelten, von Leidenschaft und Eifersucht und immer wieder -wie wir alle- von der Suche nach dem verlorenen Paradies.

La Lupa steht ganze allein und ohne musikalische Begleitung auf der Bühne und sagt: „Im Flug erinnere ich mich!“ Geht es um den alten Menschentraum vom Fliegen? La Lupa bleibt auf der Erde, lässt statt dessen die Vögel aufsteigen. Auf der Reise durchs Leben sei letztlich jeder allein, erklärt sie. „Ich verlasse mich auf die Vögel, die sich frei und unbe- schwert in die Lüfte schwingen,“ und dabei fordert sie uns alle zum Fliegen auf, mit alten Mustern zu brechen und leichten Herzens Abschied zu nehmen.

Packend und wahr öffnet sie uns wiederum ihre Welt, die auch die unsrige ist, fremd viel- leicht im Moment und uns doch so vertraut mit der Zeit. Bloss hinhören müssen wir. Jetzt begleitet der Ruf des Zaubervogels die Künstlerin durch ihr Soloprogramm. Dort breitet sie Ihre Flügel für uns aus, verzaubert und umfängt uns und lässt uns mit ihr fliegen.

und noch ein wunderbarer beitrag

unbedingt ansehen

SPIELE DAS SPIEL…

PETER HANDKE – aus „über die dörfer“….

“Spiele das Spiel. Gefährde die Arbeit noch mehr. Sei nicht die Hauptperson. Such die Gegenüberstellung. Aber sei absichtslos. Vermeide die Hintergedanken. Verschweige nichts. Sei weich und stark. Sei schlau, lass dich ein und verachte den Sieg. Das stimmt. Beobachte nicht, prüfe nicht, sondern bleib geistesgegenwärtig bereit für die Zeichen. Sei erschütterbar, zeig deine Augen, wink die anderen ins Tiefe, sorge für den Raum und betrachte einen jeden in seinem Bild. Entscheide nur begeistert. Scheitere ruhig. Vor allem hab Zeit und nimm Umwege. Lass dich ablenken. Mach sozusagen Urlaub. Überhör keinen Baum und kein Wasser. Geh ein, wo du Lust hast, und gönn‘ dir die Sonne. Vergiss die Angehörigen, bestärke die Unbekannten, bück dich nach Nebensachen, weich aus in die Menschenleere, pfeif auf das Schicksalsdrama, missachte das Unglück, zerlach‘ den Konflikt, beweg dich in deinen Eigenfarben, bis du im recht bist und das Rauschen der Blätter süß wird. Geh über die Dörfer. Ich komme dir nach.”

und vor allem – BEWEG DICH IN DEINEN EIGENFARBEN… rosadora

TERZETTE von ELSBETH MAAG…

Dreizeiler von ELSBETH MAAG, die ein guter Bekannter romanischer Herkunft ins romanische Idiom Sursilvan übersetzt hat…

 

Wasserglöcklein im Ohr
unter meinen Füssen
muss eine Quelle sein

bransins d’aua ell’ureglia
sut mes peis
sto ei esser ina fontauna

ich bin deine Sonne
sagte der Mond zum
Nachtwanderkäfer

jeu sun tiu sulegl
ha la glina detg
al bau da notg migront

Silhouette
unterm gestirnten Himmel wandern Bäume
von Hügel zu Hügel

siluettassut
il tschiel stelliu caminan plontas
da collina tier collina

 

und rosadora

das wasserglöcklein im ohr
es wird mir zum tinnitus
zum rauschenden fall

der mond
das bin ich
du wandelst in meinem licht

mit den bäumen
schreite ich des nachts
am tag bin ich blind

 

TIM – DENKANSTÖßE – D14….

MITEINANDER…

das muß jetzt mal sei – ERINNERN an wertvolle begegnungen auf der d14…

hi rosadora, ich bins tim. wir hatten heute ein schönes gespräch auf dem friedrichsplatz. ich wollte dir noch ein paar zeilen zu meinem projekt schicken. dabei habe ich bisher immer die folgenden vier zeilen verwendet:

WIR LEBEN ZWISCHEN DEN DINGEN.

WIR SIND ALLE VERBUNDEN DURCH DEN RAUM.

EINE MASSE, DURCH DIE WIR UNS ALLE BERÜHREN, DURCH DIE WIR EINS SIND.

MITEINANDER

von Tim Rudolph
Ich freue mich sehr über unsere begegnung. lieben gruß tim

hi tim
ja, auch ich freue mich, dir begegnet zu sein und darüber, dass du dich so früh schon für die kunst entschieden hast und gleich tüchtig mitmischst. ich habe eine schwäche für leere räume und du trägst ihn sogar auf deinem rücken – einen teil davon. unter den beuys bäumen erhält das gleich eine noch stärkere bedetung. der leere raum unter den bäumen hält uns ganz schön lang gefangen – eben – alles ist mit allem verbunden und weitergedacht – noch über den tod hinaus… danke für deine denkanstöße. rosadora

STEINKAMMERGRAB ZÜSCHEN…

IN ALTE ZEIT VERSETZT…

Das Steinkammergrab von Züschen, auch Steinkiste genannt, ist eine vorgeschichtliche Megalithanlage, die im Feld zwischen den Fritzlarer Ortsteilen Züschen und Lohne in Nordhessen liegt. Es ist ein Galeriegrab, eines der bedeutendsten Exemplare seiner Art, und stammt aus dem 4. bis 3. Jahrtausend v. Chr. Wegen seiner eingeritzten Bildzeichen nimmt es eine Sonderstellung unter den Megalithanlagen vom Typ Züschen der Wartberg-Kultur ein.
wikipedia

 

von ackergeräten über lange zeit verletzt und unbeachtet. in der nähe ein basaltsteinbruch. das gestein nicht sehr hart und widerstandsfähig.

INDUSTRIEKUNST….

es fügt sich gut ein in die landschaft – dieses gebäude. für eine weile nimmt es die wolken auf, wie auf ein bett. flüstert harmonie und schönheit. klare linien – ein bisschen erinnert es an bauhaus – schlicht und zweckgebunden. idustriekunst eben. der turm in seiner wucht blendet besonders…

ich zoome es heran und der zauber ist dahin.
wie alles schöne nicht nur schön ist, so ist auch dieser zauber schnell verflogen.
verblendung auf der ganzen linie. der turm ist ein silo, also ist das ganze ein stall oder eine geflügelmastanlage. zwei güllestreuer stehn in ständiger bereitschaft.
diese totale stille verblüfft mich – dazu noch völlig geruchlos – getragen von den geräuschen der b 49. vor enttäuschung vergesse ich, weitere bilder zu nehmen.

am nächsten tag mache ich mich schlau und erfahre, dass es sich
„um einen Geflügelmaststall eines ortsansässigen Landwirts“ handelt.
„die zuständige Genehmigungsbehörde ist das Regierungspräsidium Kassel.                  Der Betreiber ist ein Landwirt.

Sicher wird Ihnen klar sein, dass wir aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht befugt sind, Ihnen den Namen des Betreibers zu nennen.“

und von anderer stelle:
„Der „Turm“ ist ein Futtermittelsilo, die Abluftanlage links ist sehr modern.“

mit a. rede ich noch stundenlang über die ungerechtigkeit, wie mit unseren tieren umgegangen wird und dass einsicht geredet, aber nicht umgesetzt wird.

so wird aus der ästhetik der kunst
eine ÄSTHETIK DES GRAUENS….

eine schöne landschaft ist noch immer schön – aber eben nicht nur. hinschauen und nachdenken und handeln ist notwendig und zwingend.
dorla, wehren, werkel, lohne
sind des hessenlandes krone
aber aus der krone ist ein zacken herausgebrochen – oder auch zwei. ist das dann noch eine krone….