DER SOMMERFADEN…

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Da fliegt, als wir im Felde gehen,
Ein Sommerfaden über Land,
Ein leicht und licht Gespinst der Feen,
Und knüpft von mir zu ihr ein Band.
Ich nehm‘ ihn für ein günstig Zeichen,
Ein Zeichen, wie die Lieb‘ es braucht.
O Hoffnungen der Hoffnungsreichen,
Aus Duft gewebt, von Luft zerhaucht!

Uhland, Ludwig (1787-1847)

W A S S E R . . .

DSC_7614_fontäne

WASSER
WASSSER WASSSER
WASSSSER WASSSSER WASSSSER
WASSSSSER WASSSSER WASSSSSER WASSSSSER
WASSSSER WASSSSER WASSSSER
WASSSER WASSSER
WASSER

ein gedicht über eine wasserfontaine fand ich nicht
so lasse ich es einfach plätschern
taucht ein, taucht unter
geht baden auch – ausnahmsweise

…DIE TIEFE DER DAUER…

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WENN ERST DIE ROSEN VERRINNEN
AUS VASEN ODER VOM STRAUCH
UND IHRE BLÄTTER BEGINNEN,
FALLEN DIE TRÄNEN AUCH.

TRAUM VON DER STUNDEN DAUER,
WECHSEL UND WIEDERBEGINN,
TRAUM – VON DER TIEFE DER TRAUER:
BLÄTTERN DIE ROSEN HIN.

WAHN VON DER STUNDEN STEIGEN
ALLER INS AUFERSTEHN,
WAHN – VOR DEM FALLEN, DEM SCHWEIGEN:
WENN DIE ROSEN VERGEHN

gottfried benn

…IN DEN SAND…

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FOTO: SABINE KÖTTELWESCH

Wenn ich dereinst ganz alt und schwach,
Und’s ist mal ein milder Sommertag,
So hink ich wohl aus dem kleinen Haus
Bis unter den Lindenbaum hinaus.
Da setz ich mich denn im Sonnenschein
Einsam und still auf die Bank von Stein,
Denk an vergangene Zeiten zurücke
Und schreibe mit meiner alten Krücke
Und mit der alten zitternden Hand
So vor mir in den Sand.

Wilhelm Busch

TIEFES DUNKEL…

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WIE MAN SICH
IM DUNKEL NACH DEM HELLEN SEHNT
SEHNT MAN SICH
IM HELLEN NACH DEM DUNKEL

DUNKLE TIEFEN ERZÄHLEN
VON DEM UNGESEHENEN
VON DEM NICHTERWARTETEN
VON HEIMLICHEN GESCHICHTEN
NACH DENEN WIR UNS SEHNEN

IMMER DANN
WENN ES DRAUSSEN
ZU ÜPPIG WIRD
ZU LAUT
ZU SEHR INS PARADIES VERWEISEND

DAS UNS ZWEIFELN MACHT
AN DEM
WAS IST
AN DEM
WAS SEIN KÖNNTE