DER BAUM IST EIN BAUM, IST EIN BAUM, IST EIN BAUM…

der baum ist ein baum, ist ein baum, ist ein baum…

dieser hier ist es schon ziemlich lange, an unserem eigenen leben gemessen.
einmal wird er nicht mehr baum sein, so wie wir einmal nicht mehr mensch sein werden.
nicht jeder baum hat so einen ort, von dem er nicht fort muss.
dieser hier steht unter naturschutz.

URALTEICHE_DSC_8072

dieser hier ist schon gereist, was nicht viele bäume von sich sagen können.

DPAG-20060105-Winter-1

2006 hat er die reise angetreten, da hat ihn johannes graf auf einer briefmarke verewigt.
verewigt ist vielleicht übertrieben. ich denke mal, dass die originaluralteiche die briefmarke überleben wird.

verbundenheit, mal mehr, mal weniger, dieses verpflichtende wort, zwischen den dingen, den menschen, den taten. verbunden sein mit allem. verknüpfungen herstellen, damit wir verstehen.
an verschiedenen orten passiert ähnliches, in anderen gegenden wachsen gleiche gestalten, gleiche bäume.

so hat caspar david friedrich bei seinen baumstudien einen ganz ähnlichen baum entdeckt. auch dieser sieht aus wie eine uralteiche. ob er ihr verbunden war, kann ich nicht sagen. imponiert haben wird sie ihm schon, um ihm als objekt zum zeichnen zu dienen.
viele dinge dienen uns, nicht nur zum zeichnen. wir nehmen sie in unsere dienste, ohne zu fragen.

mit meinem baum rede ich, ich begrüsse ihn und frage, ob ihm meine gesellschaft angenehm ist. für seine vielen geschenke bedanke ich mich.
letztens klopfte ich an, als ob ich durch eine tür zu ihm gehen wollte. das klang ganz hohl, was mich verwunderte, sehr verwunderte, weil ich ein florierendes wasserwerk in ihm vermutete, so, wie das im fs oft gezeigt und erklärt wird. aber kein baum war davon so alt.
und nun grübele ich, wie er das schafft, leben immer wieder in sich aufkeimen zu lassen.
es gibt äste an ihm, die sind ganz grün und üppig belaubt. junges und altes so dicht beieinander. ganz bedeutungsvoll ist er mir, wenn ich auf seinen baumwurzeln unter ihm stehe. sobald ich von ihm wegtrete, fällt er ins nichts und erst in meinen bildern und gedanken wird das erlebte wieder lebendig.

EICHE_350_Scannen 7

und, als wäre caspar david friedrich am gleich ort gewesen, eine baumreihe, wie auf den beberbecker huden.

BAUMREIHE C.D.FRIEDRICH_500.jpScannen 11g

BAUMREIHE_DSC_9017_2

BAUMREIHE_DSC_9020_2

weltweit scheinen die bäume die gleiche sprache zu sprechen.
hier ein oelbaum auf der insel mallorca.
den hat sohn mirko bei seinem besuch dort gefunden und fotografiert.

olivenbäume übertreffen die eichen noch an alter, und so einen sah ich bisher noch nicht.
er muss einer der ältesten und eindrucksvollsten oelbäume der welt sein.
er nimmt sich aus wie ein gedenkbaum für alle oelbäume stellvertretend.

OLIVENBAUM MIRKO_P4241150_2

NOTATIONEN EINER URALTEICHE…

BAUMMUSTER_I_P1070325_2

was ist kunst?
das, was die natur hervorbringt, oder das, was wir, durch sie angeregt, nachahmen?
ich neige dazu, ersteres anzunehmen. schliesslich hat die natur die älteren anrechte.
sie war vor uns da.

die zartesten muster hat diese uralteiche in seine rinde gezeichnet.
sie sind für mich wie gedichte aus wind und sonne.
wie noten eines sehr alten liedes.
wie allerfeinste stickereien.
wie notationen eines wesens, das wir nie ergründen werden.

sich einem baum anzunähern, das ist ein ungeheures anliegen, nur in kleinsten nuancen erreichbar.
heute zeigt er mir ein klar erkennbares bild, morgen kann ich es nicht mehr finden.
er lehrt mich, immer neu zu schauen.

BAUMMUSTER_1_P1070180_2

BAUMMUSTER_2_P1070168_2

BAUMMUSTER_3_P1070157

BAUMMUSTER_4_P1070153

BAUMMUSTER_II_P1070344

BAUMMUSTER_IV_P1070330

BAUMMUSTER_III_P1070332

ANDERE SPHÄREN…

mehrhundertjährige eiche

UNTER DER EICHE_V_P1070192

gebettet
in deinem wurzelnest
lausche ich
deinen alten baumklängen
sie nehmen mich mit
in andere sphären
die so friedvollen
sie erzählen
von einem mai
der auch für dich
einmal ganz anders war
den du
nicht weniger liebtest
als deinen jetztgesang
den so weisen
den so starken
der um das verklingen weiss
dein dasein
überwältigt alles
auch mich

UNTERDER EICHE_II_P1070130

UNTER DER EICHE_III_P1070133

UNTER DER EICHE_IV_P1070131

UNTER DER EICHE_I_P1070132

UNTER DER EICHE_VI_P1070189_2

UNTER DER EICHE_VII_P1070134

UNTER DER EICHE_VII_P1070136

´wiege mich
maiwind
wiege mich
mache mich leicht
dann fliege ich´

von der energie des baumes ins gras geworfen
nahm ich die lage für meine bilder
baumwurzelelfenfrau

MIT DEM HIMMEL VERMÄHLT…

mit dem himmel vermählt…

mitnichten ist der baum zuerst same,
dann spross, dann biegsamer stamm, dann dürres holz.
man darf ihn nicht zerlegen, wenn man ihn kennen lernen will.

DER BAUM IST JENE MACHT,
DIE SICH LANGSAM MIT DEM HIMMEL VERMÄHLT.

antoine de saint-exupéry

EICHE_DSC_9355_2

oft war ich schon hier.
wurde empfangen von diesen wunderbaren eichen.
doch heute ist eine stimmung, wie ich sie noch nie erlebte.
heilig, heilig ist – nein, nicht der herr zebaoth –
jede eiche ist ein heiliger baum.
und jeder andere ist es mir auch.
feierlich war mir die stimmung.
und die nichtgemähte wiese mit den frühlingsblumen,
das war wie ein festlich gedeckter tisch.
ich kniete nieder – aus ehrfurcht – das wäre angemessen.
nein, ich kniete nieder, um zu fotografieren.
man sollte es wieder kultivieren, dieses wort ehrfurcht.
ehrfurcht haben vor der ganzen schöpfung,
die sich hier und in diesem moment mir offenbart,
sich zeigt bis auf den punkt des werdens.
stärke oder schwäche.
wohl beides, und wir sind verantwortlich dafür,
in welche richtung die offenbarung geht.

EICHE II_DSC_9359_2

EICHE IV_P1060146_2

BAUMKÖNIG…

BAUMKÖNIG_DSC_9053

als würde ein baumkönig aus einer baumspalte heraus mit aufgerissenem mund rufen und warnen.
er beschwert sich über die erwärmung der erde, die die poren der bäume weit öffnet und sie damit anfälliger macht für abgase und künstliche düngung und kerosin. sie können tief eindringen und zerstören den baum in seiner entwicklung. sie nehmen ihm kraft von der wurzel her und irritieren ihn in grossem umfang.
scheinbar macht es diesen baumriesen nichts aus und in einer menschenzeit sind die schäden nicht zu ermessen. doch spätere menschengenerationen werden den schaden verkraften müssen, wenn überhaupt. denn, zuerst stirbt der mensch und dann der baum.