im kompostloch
wo erst gras war
ist nun heu
wo nun heu ist
wird wieder gras
kreisläufe
bewegen das leben
verwandlungen
machen es sichtbar
an der vergänglichkeit
messen wir uns
die gegenwart
die sind wir
noch
rosadora
STEINBRUCH…
gebrochener stein – das wesen des menschen ein gebrochenes…
der steinbruch – scheint mir – wird zu meinem neuen projekt – zwischendurch und immer mal wieder. beobachten was sich verändert – der natur die gunst erweisen und schauen wie sie sich das arreal zurück erobert.
die pflanzen finden die sich in diesem trockenen und steinigen boden hervor wagen. auf der seite des wasserlaufs haben so einige eine chance – aber wie lange. die sonne trocknet aus, schlürft das wasser, macht einigen das garaus. an vielen stellen zeigt sich die luzerne ist kurz vor der blüte. ob sie die kargheit übersteht.
der ort ist zu meinem ruheort geworden. keine geräusche – doch dann da ein mensch mit kamera. wie das. er kennt den ort aus zeiten wo hier noch basalt gebrochen wurde. wir wechseln ein paar worte und dann muss er weiter…
und später noch einer auf der ersten etage mit einem rad und sturzhelm. er kommt von der oberen kante – sehr gewagt. wir schaun in die runde.
die ruhe ist hin. doch so schnell sie erschienen sind verschwinden sie auch wieder auf dem grossen gelände.
immer wieder bin ich verwundert wie ich das gelände gespeichert habe und wie ich dann wenn ich etwas bestimmtes suche es an ganz anderer stelle wiederfinde. z. b. ein holzstück das aussah wie ein fisch und den ich fotografierte.
manchmal gehe ich rückwärts – also mit dem rücken voran. das geht hier schlecht jeder schritt bedarf der aufmerksamkeit in dem unwegsamen und teilweise gefährlichen gelände. ich weiss das und stelle mich drauf ein…
…lichte äste
ich muss sie nicht suchen – sie sind einfach da. sie tauchen auf wie aus dem nichts und sind etwas später auch wieder weg – meine lichtäste. achtsamkeit und aufmerksamkeit kann man in kursen lernen – ich finde sie in der fotografie. ich blende ein und schaue, schaue genau – oder ich blende aus und meditiere – döse.
durch rastloses tun kann man das sehen verlieren, verliert den blick für die keinen dinge. in den kleinen dingen sind geheimnisse verborgen. auf die verzichten zu müssen macht das leben ärmer.
diese lichtäste sind ein geschenk. ich richte den blick nach oben und dann noch höher, dahin woher das licht kommt. lichte momente nenne ich das. mein geist ist wach, zeigt sich neugierig und beginnt aufmerksamer zu schauen.
eine kleine feder – 5,5 zentimeter gross. ich weiss es, weil ich sie mitgenommen und eben gemessen habe. sie erzählt mir eine geschichte, wenn ich zuhören kann.
lichtäste, fern und so viele andere überraschungen – jeden tag – immer neu.
eigentlich wollte ich den fortgang des grimmmuseums beäugen. doch nach mehreren versuchen an verschiedenen tagen gelang es mir nicht mein auto zu parken. wo werden erst die grimmweltbesucher ihre pkws parken können – ist mir schleierhaft. wieder eine fehlplanung – oder. ich bitte um aufklärung. im netz fand ich nichts.
also versuchte ich vom unteren eingang des weinbergs hinauf zu gelangen. doch das ging nicht. an der ruine des gewächshauses war schluss.
der aus- und umbau des weinberggeländes dient wohl dazu, der grimmwelt auf die sprünge zu helfen, dem weltkulturerbe wilhelmshöhe noch eins draufzusetzen. alles wohl, um die besucherzahl auszureizen und die kassen klingeln zu lassen. aber wohin nur mit den vielen autos…
ganz abgesehen davon finde ich die bisherigen verbesserungen gelungen. am unteren eingang blumen in leuchtenden farben und rosensträucher mit betörendem duft. ich bin allein im gelände, ausser den arbeitern, die sich hier gerade beraten. ich entdecke wege mit wein bewachsen, die es bisher so nicht gab, jedenfalls nicht für die öffentlichkeit. noch ein bisschen wild, aber das mag ich. jemand hat ein kleines kunstwerk aus steinen gezaubert – ein boot auf einem steinmeer – und – man hat es nicht weggeräumt aus ordnungsgründen.
ich habe es nicht bedauert, den weg nach oben gesucht zu haben, obwohl ich wieder hinunter musste.
ich habe es kommen sehn – vergangene woche – die gräser im kompostloch strahlten ein sommergefühl aus wie selten. so viele verschiedene grasarten. ich ging dazwischen wie verzaubert und beschenkt obendrein. die gräser blühten, waren also auf ihrem höchsten stand. ich fotografierte sie, filmte sie, wie filmstars, wie etwas ganz besonderes. und das waren sie auch. so eine einheitliche grasblühte gab es hier noch nie. bei allen eingriffen, welche die gärtner sich einfallen lassen, sind ihre ideen immer noch grösser, immer noch ausgefallener.
ich frage mich, weshalb muss ein kompostloch gemäht werden. wieso machen sie, immer wenn die pflanzen hier ihren zauber ausstrahlen, ihnen einen strich durch ihre wachskraft.
sie antworten, weil sie es tun müssen. sie bekommen einen auftrag. sie arbeiten im auftrag. eigene kriterien, etwa dass sie einen grasplatz schöner finden als eine gemähte fläche, können sie gar nicht aufkommen lassen. vielleicht haben sie das gespür dafür auch längst verloren. es gäbe andere flächen, die sie mähen könnten. sie könnten das kompostloch einfach wachsen lassen, wie es will.
es tut mir weh, dies zu sehen und auch dass ich einsehen muss, dass ich machtlos dagegen bin, weil die vorschriften nun mal so sind.
ich will aufhören funken zu sprühen. das ist vergeudete energie. es ist wie es ist. ausser mir tut es offensichtlich auch niemandem weh. schade eigentlich…
…fast ganz oben
diese bilder sind vom 4. juni – also schon ein paar tage her. aber nach dem wogenden grün sind die steinfassaden und steinkuhlen besser auszuhalten.
unbedingt wollte ich erkunden, ob es einen verbindungsweg vom tuff- zum basaltsteinbruch gibt. es war heiss, aber ich wollte es so sehr, dass ich mich losmachte.
der weg war für mich mühsam, ich teilte meine kräfte ein so gut es ging.
ich stellte mir vor, an eine kante zu kommen, von wo ich den basaltsteinbruch einsehen könnte.
doch grosse überraschung – der weg führte mich direkt in den basaltsteinbruch. nicht ganz auf die oberste etage, aber fast. den weg am rande des bruchs konnte ich einsehen. und obwohl es heiss war wie hölle, wollte ich ihn bis ans ende gehen – also soweit es ging – ohne kopfbedeckung – ohne wasser – ohne handy – welch ein leichtsinn…
ich teile den steinbruch in etagen ein, um mich besser zurechtzufinden – paterre, erste und zweite etage. es gibt noch eine weitere, vielleicht sogar zwei. ich werde es herausfinden.
ich war also auf der zweiten etage angekommen und genoss die sicht und bestaunte die vegetation, die noch vor wenigen wochen sich so zaghaft zeigte und nun üppig zu wachsen, fast wuchern beginnt.
dass die natur sich diesen ort wieder zurück holt, die aufrisse und grossen wunden sich selbst heilt und regeneriert, das wünsche ich mir.
es liegen andere ideen und vielleicht schon pläne vor. aber ich will sie nicht erwähnen. ausgesprochen gewinnen sie ungeheure macht.
weiterhin wird es der ort sein, den ich mit meiner anwesenheit ehre und die weitere entwicklung in bildern festhalte und begleite.
… IM STEINBRUCH – EINE GROSSE VERHEISSUNG zum vergrössern anklickennoch nicht ausgetrocknet der wasserlauf, der mich mit seinem grün, den pflanzen, dem gras und den blumen erquickt. erquickung ist in einem steinbruch sehr wichtig zwischen den mächtigen steinmassen. vielleicht hält er sich ja auch, der wasserlauf, übers jahr, weil er von dem basalt geschlürft und wieder ausgespiehen wird. das hoffe ich, das wäre besonders schön.
ein reh springt von mir aufgescheucht davon und lässt sich auch nicht mehr blicken. einen abdruck von seinen hufen habe ich einfangen können.
wirklich betörend das summen der bienen und hummeln, das ist neu. die waren bei meinem letzten besuch am 3. juni noch nicht in aktion.
ich besuche meinen steinkreis und wollte eigentlich nicht weiter und in die höhe steigen. doch nach einer rast auf einem stein und einem kühlen wind packt es mich dann doch noch. ein rüttelfalke zieht seine kreise, kreischt durch die luft. ich fühle mich nicht allein.
diesmal gehe ich einen für mich noch nicht erforschten weg. ich entdecke neue pflanzen. luzerne und wicken – beide noch nicht blühend. eine wilde rose in weiss. zahlreiche lupinen in verschiedenen wachstumsperioden. in den schattenzonen halten sie sich noch eine weile. die mit sonnenstand sind schon verblüht.
die margeriten leuchten vor dunklem hintergrund. hornklee – ein leuchtendes rund. aber am allerbeeindruckendsten sind die kleinen walderdbeeren. ich nasche zwei, drei und geniesse die süsse.
die zahlreichen spinnentiere haben sich verzogen.
ein rüttelfalke zieht seine kreise, kreischt durch die luft. ich fühle mich nicht allein.
im kompostloch wächst das gras – es ist zur zeit ein grasrundes. fragt sich nur wie lange – es wird gemäht, wie im vergangenen jahr auch, als ich beobachten wollte, wo das gras denn hingeht – also von natur aus.
schnell noch ein graslied singen, ehe wieder alles vorbei ist…
als streichelte
mich gras
als flüsterte es
geheimnisse
als wälzte es
ein lied über die erde
graslieder
mir an den kopf
ins herz
schwirrende hitze
am boden
die sonnenmuster
die angst
dass es
vorbeigehen könnte
gras
fliehend
wie ein wasserfall
fliessend
wie ein meer
kommend und gehend
niedergestreckt
im fall
wogendes
energiebündel
wo einst ein teich war
ist jetzt erde
aufgesprungen
kein samen
aufgegangen
auch nicht
das giftige springkraut
das hier einmal
sich breit machte
text rosadora
noch nie habe ich die zeit im botanischen garten genutzt, um zu lesen. es gibt zu viel zu sehen, zu fotografieren. das thema habe ich eigentlich schon immer vorher im kopf. natürlich kommt noch viel unerwartetes hinzu.
im lesehaus findet man bücher zum gleichlesen bei gemütlichem sitzen, zum austauschen und mitnehmen, oder einfach hinzutun. gestern schien mir, es haben zu viele menschen entdeckt, ihre bücher dort zu entsorgen. naja, das erweitert die auswahl.
ein gemütlicher schattenplatz unter der rosenpergola
gestern hatte ich mit einer anderen kamera noch einmal die päonien im blick. vom aufblühn bis zum verblühn bieten sie ausgefallene einblicke.
auf weitere veränderungen bin ich schon jetzt gespannt. der herbst hat sicher noch einige überraschungen bereit.
PÄONIEN
zuweilen Duftschwärme.
als wüssten die Päonien von der
Sehnsucht der Gärten.
Elsbeth Maag
lieber als alle rosen sind mir die pfingstrosen. dass sie duften, könnte ich nicht sagen. mit ihren grossen blütenblättern haben sie eine beschwingtheit, die ansteckend ist. freude schwingt mit, wie besonders an den blüten der strauchpäonien alles freude und leichtigkeit ist. sie strahlen förmlich und zu sommerbeginn ist das ein schönes. viel schönes wünscht man sich für den sommer, viel schönes von allem. überfluss pur.
auch die päonien fliessen über – ihre blütenblätter gelangen am schluss in einen blütenfluss, fliessen zur erde zu einem blütenmeer. man muss es zusammen schauen – das blühen und welken. erst diese zusammenschau vermittelt ein gesamtbild von der päonie. das bild vom leben und sterben wird so zum gleichnis, man kann es leichter annehmen.
die farben sind betörend und es gibt kaum eine farbe, welche der pfingstrose nicht zueigen wäre. nach dem verblühen zeigt sich ein fruchtstand mit balgfrüchten, die, oft rötlich gefärbt, einen eigenen reiz besitzen. sie sitzen auf kronblättern, da liegt es nahe, die im rund angeordneten balgfrüchte als krone zu sehen.
hier im botanischen garten stehen sie im rund um einen rasenplatz, der mitten gemäht ist und drumherum ein wildwachsendes blütenband aus gras und margeriten hat. erhöht der bepflanzte teil mit den päonien. in der mitte die geballte energie, welche die ausstrahlung noch verstärkt. eine gelungene komposition.