LEBEN GEHT…

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am kummer sollst du wachsen
den tiefen gefühlen nicht widerstehn
du kennst den urgrund der brunnen
du weisst
dort müssen wir hin
tief tief liegt verborgen
was uns trägt
tief ist alles
was leben ausmacht
wer in den höhen sich bewegt
wird von der sonne verbrannt
wird zur aschewolke
fliegt fliegt fliegt

rosadora

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ein boot
es fährt in leichter sonne
es ist gut ausgestattet
es wird gut getragen
es nimmt sich alle zeit
es grundet tief
dort
wo alles leben endet
wo alles leben beginnt
wo ein kleines licht
für uns aufgespart ist
für heute und morgen
für allezeit
das
ist unser trost

ASTERN IM REGEN…

Gottfried Benn

Astern – schwälende Tage,
alte Beschwörung, Bann,
die Götter halten die Waage
eine zögernde Stunde an.

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Noch einmal die goldenen Herden,
der Himmel, das Licht, der Flor,
was brütet das alte Werden
unter den sterbenden Flügeln vor?

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Noch einmal das Ersehnte,
den Rausch, der Rosen Du –
der Sommer stand und lehnte
und sah den Schwalben zu,

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Noch einmal ein Vermuten,
wo längst Gewissheit wacht:
Die Schwalben streifen die Fluten
und trinken Fahrt und Nacht.

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W E L K E N . . .

KAPUZINERKRESSE…

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immer ist in der natur das wachsen blühen und vergehen das thema
das blühen wird bewundert das vergehen weniger

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die kapuzinerkresse ist vom frost gebeutelt und ist in die kniee gegangen die blätter hängen herunter wie wäsche von der leine
die regentropfen liefern die trauer und fangen reste des lichtes dadurch ergeben sich wunderbare bilder
was sieht sie denn da
drei ältere frauen kommen ins heilpflanzenhexagramm und meinen mich eine jedenfalls die diese frage stellt
als sie näher kommt erkläre ich dass die welken blätter der kapuzinerkresse wunderschöne kunstwerke abgeben und dass ich als fotografin diese morbiden bilder liebe und ich nicht nur das blühen sondern jeden ausdruck der pflanze anschaue
und dass es doch ein sichtbarer vergleich ist mit unserem eigenen leben

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schnell schwingt die frau sich ein – davon spricht man ja nicht gern
und sie spricht dann doch davon und wissen sie mein mann ist dement er ist 84 und sie klingt weinerlich und achgottachgott das ist so furchtbar heute hat er telefoniert und mich ans telefon gerufen er hielt eine serviette an sein ohr

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und da ist doch die verbindung von den pflanzen zu den menschen und es geht ums hinschauen um zu verstehen
ich fotografiere wie angestochen kniee auf der erde und verändere meine sicht durch standortwechsel als müsse ich mich beeilen
dass ich richtig geahnt habe zeigen mir heute einen tag später die pflanzen die auf dem boden liegen eben wie wäsche aber diesmal als seien sie von der leine gefallen
kapuzinerkresse ist sehr frostempfindlich

alles kann man wiederholen ober nichts ist wiederholbar

EXPLOSION AUF DEM ESSTISCH…

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ich sammele samen wo immer ich gehe aber explodiert sind mir noch keine
von der seidenblume habe ich berichtet und wie ihr name so gar nicht zu ihrem auftreten passt
die samenhüllen sind bis zu 10 cm lang und lassen erstmal von den samen nichts erkennen sie schaut eher aus wie die frucht einer essbaren pflanze
eine hatte ich aus neugier entwendet auf jedenfall war sie in meiner jackentasche gelandet
ihren platz hatte sie wochenlang auf dem esstisch weil ich sie fotografieren wollte

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gestern dann gab es einen wirklichen anlass dies zu tun ohne jegliches geräusch war die samenhülle explodiert und weil der wind fehlte waren die samen nicht weggeflogen sondern hockten wie seidenblasen nebeneinander

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es war ein wunderschöner anblick und die seidigen fasern an denen kleine samenblättchen hingen hielten fest aneinander als wäre diese nun bequemere lage ihr innigster wunsch oder war es nur meiner sicher war ihr auftrag ja in die welt hinein zu fliegen um sich zu mehren dies habe ich nun verhindert sei denn ich trüge sie wieder hinaus ins freie

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in kleinen dingen ist oft grosses verborgen in meiner neugier wage ich mich oft nah heran und die überraschungen sind oft frappierend

seidenblume – der name ist treffend wenn es auch über monate nicht ersichtlich ist weshalb diese ziemlich grob und plump daherkommende pflanze so heisst und das geheimnis in ihren samensäckchen versteckt ist

ROTE DAHLIEN…

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der ansporn sie zu fotografieren
die nochroten dahlien
entsprang mir aus einer zeile des gedichtes von rainer maria rilke
BLAUE HORTENSIE

‚Verwaschenes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragenes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze‘.

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wenn es in dem gedicht auch das blaue ist das so verwaschen sich zeigt
so schien es mir auf das rote ebenso zu passen
das rote – es geht – wie das blaue
der herbst bringt farben und nimmt sie auch wieder

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KRANICHE AM SONNTAG…

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kraniche ziehen durchs land
die glücksvögel machen sich vom acker
suchen unter anderen himmeln ihr glück

sonntagskraniche
erst hör ich sie schreien
eine frau sagt KRANICHE – da sind sie –
ich schaue – richte meine kamera –
sie fliegen sehr hoch
sonnenschein und blauester himmel
so viele kraniche auf einmal – ich zähle an die 200 vögel
und das sooo früh im herbst
der mann sagt – das gibt einen frühen kalten winter
jemand sagt noch GLÜCKSVÖGEL

sie sind unterwegs – meine lieblingsvögel
sie sammeln den frühling ein und bringen ihn uns zurück
ich denke an den langen weg den sie zurücklegen
und an die leistung die sie immerwieder vollbringen
etwas wehmütig schaue ich ihnen hinterher

kassel botanischer garten so gegen 16 uhr

BOTANISCHER GARTEN VI

spätsommerfreuden

es sind immer die menschen die diesen gang zwischen den blumen bereichern
ein älteres ehepaar – kann man hier auch rein gehen – ja man kann
wir plaudern und scherzen – jetzt haben wir heute doch mal so richtig gelacht sagt der mann das ist doch was

eine junge fotografin hat ein fotoshouting ich tippe auf hochzeit ist es dann doch nicht
nina – die auch kim kennt – eine ebenfalls junge fotografin die ich im tegut kennengelernt habe wir tauschen unsere visitenkarten

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die karden im lehrgarten haben es mir wieder angetan mit ihren bizarren formen
sie sind in starre gefallen und würden so den winter überstehen vorausgesetzt man entfernt sie nicht vorher

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im stauden garten dann die kugeldisteln
sie sehen etwas zerzaust und spitzbübisch aus streuen ihre samen nur zaghaft in die gegend

die gräser die wogenden zarten werden mit jedem tag schöner und erstaunen mich mit ihrer vielfalt

ein schwatz mit einer ganzen familie und einem riesenschäferhund das gespräch geht über sicherheit die durch so einem grossen hund gegeben ist

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über die echinacea komme ich mit ehepaar klein ins gespräch von motivsuche bis nennung der kameras herr klein fotografiert eifrig und ich auch frau klein schaut zu

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dann eine begegnung mit einem springinsfeld einer grünen heuschrecke familie mit zwei kindern das dauert etwas ich fotografiere begeistert so einen grossen habe ich in unserer gegend noch nie gesehen er will nicht wegspringen der schreck wir beraten was zu machen ist ja was frisst er den wir nehmen ihn mit nachhause sagt das mädchen und setzen ihn in ein terrarium der knabe äussert bedenken der schreck sitzt jetzt bei ihm auf der hand auf seinem rücken und dann auf meinem er will und will nicht flieghüpfen
ich verspreche nachzuschauen was er denn im winter macht
er stirbt schlechtweg das weibchen legt vorher eier in die erde aus denen larven hervorschlüpfen im nächsten jahr und in drei verschiedenen stufen zum grünen heuschreck bzw. heupferd werden sie sind nützlich für die gärtnerin und den gärtner sie fressen ein vieles an schädlingen von dem was die marienkäfer verspeisen grünzeug fressen sie auch aber sie werden dadurch nicht zur plage
eine weile später treffen wir uns wieder bei der wildäpfelbaumwiese
der heuschreck ist immer noch nicht fort er weiss wohl um sein schicksal will noch etwas wärme und nähe geniessen dann wird er in der wiese abgesetzt und das kleine mädchen sagt da sind noch andere ich ab sie gehört

jetzt durch den staudengarten in richtung ausgang
aber fast schon am auto ein ehepaar welches sich erkundigt ob man im schlösschen kaffee trinken kann – nein kann man nicht – ich nenne den gegenüberliegenden werkhof und dann folgt ein längeres gespräch und austausch von gemeinsamen erinnerungen
sie sind aus koblenz und er ist aus kassel will hier seine jugenderinnerungen auffrischen tanzen im schlösschen und dann nachts heim durch den dunklen park…
wir sind fast derselbe jahrgang und haben gemeinsame tanzerinnerung – haus der jugend und sind uns wahrscheinlich auch seinerzeit häufiger dort begegnet
sie kommen von einer familienfeier die anstrengend war und müssen noch nach koblenz
viel war es und völlig unerwartetes – ein wunderbarer spätsommertag

SONNENBLUMENCHARME…

blume der sonnengöttin
windgeprägt zerzaust
als würde sie in einem cabrio sitzen
und ihr gesicht dem wind engegen halten

ich erwischte sie gerade noch
zwischen all den anderen blumen
eine wespe kitzelte sie wohl zu sehr in ihrem gesicht
das liess sie erzittern und ganz starr werden

sonnenblumen
– kerne
– oel
wir kennen viele verwendugnszwecke
aber die ergriffenheit
die uns überkommt beim anblick
dieser stolzen pflanze
ist das grösste geschenk

BOTANISCHER GARTEN V

SEIDENBLUME…

die seidenblume verrät durch nichts so schnell weshalb sie den namen trägt
erstmal erkannte ich sie nicht weil ich auf sie im vergangenen jahr durch ihre balgfrüchte aufmerksam geworden war

die blätter sind lederartig erinnern an gummibaumblätter
die blüten kugelförmig – d. h. viele kleine blüten stehen zu einer kugel zusammen
als sie dann welkte hing sie schlapp herunter und verriet nichts

erst als sich die balgfrüchte zeigte ging mir ein licht auf
nochmal suchte ich nach dem namensschild und fand auch eines – seidenblume also
ich erinnere den platz vom vergangenen jahr
dass die aufgeplatzten früchte dann das seidige offenbaren
konnte ich an den pflanzen nicht nachvollziehen
die balgfrüchte wurden schon vorher entwendet


wikipedia

aber auf einem foto bei wikipedia fand ich die herrliche seidenpracht
wie der schleier einer fee – leicht gewillt zu fliegen
und die samen dem wind preiszugeben

SOMMERAUSKLANG…

….
Hat je ein Duft wie Abendphlox geduftet?
Blaut´ je ein Tag so tief wie Eisenhut?
Sind nun die Sinne wurzelhaft entgruftet
Und trinken, vollmondgleich, aus reifster Flut?

Erfüllte Zeit! Wir opfern deiner Fülle,
Die uns mit Nächten ohne Stern umschwarzt.
Doch bald macht uns des Herbstes große Stille
Um so viel reicher, als du ärmer wardst.

(Carl Zuckmayer. In “Und strömt und ruht”. Gedichte und Bilder. Heinrich Pleticha. Daniela Kulot. Thienemann Verlag)
heute gefunden bei sonja
http://wildgans.wordpress.com/


WEISNICH

der ausklingende sommer bringt noch einmal eine unverschämt farbenprächtige seite von sich zum ausdruck
jetzt wo es nicht mehr so heiss ist
umschmeicheln mich die unterschiedlichsten düfte
war es bei der hitze nur ein einziger dumpfsüsser duftschwall
kann ich sie jetzt differenzierter wahrnehmen
der phloxduft in seiner süsse
die tomaten sehr viel herber
dill und kamille schleichen sich ein
ich sitze auf einer taunassen bank und geniesse

und das gras nicht vergessen
zauberhaft in jeder form und seinen poetischen bildern