MAKELLOS BLAUER HIMMEL NICHT…

WILH._06.05.06256_04.jpg

makelos blauer himmel
nicht
durchkreuzt gekreuzigt
im kondenz
streifenfrei
nicht
flugrouten ablesbar
9 uhr 37 – 1. mai
menschenmassen
abwegig gen süden

ich gen norden
autobahnreisend
dem grün hinterher
oder voraus
mal so mal so
die mitte grüner
der süden noch nicht so weit
der norden dazwischen
leiseste angrünung
das bräunliche über weiss zum grünlichen
das grüne grün bricht hervor
das linde in schwindelnden höhen
das satte grün am boden
begeisterung ohneende
faszination ohnegleichen
staunen wie beim ersten mal
aufsaugen
erquicken
sattsehen
vollgesogen
bis zu den haarspitzen

ermatten
wie nach einem völlereiessen
müdegeschaut
aufnahmestopp
wiederso
auchso
schongesehn
nichtnocheinmal

die gedanken schweifen ab.
nach dem vorsatz, alles festzuhalten, nun keine worte dafür.
für soviel zartes, soviel unbeirrbares auch, für ein sich immerwiederholendes, das es nicht zulässt so kitschig benannt zu werden.
es schleicht hervor, es bricht heraus, es ist plötzlich da.
und obwohl sehnlichst erwartet, wird es so schnell, wie es erschienen ist, zur gewissheit, zur gewohnheit auch.
ja, fast zum quälenden dauerzustand, der so garnichts faszinierendes mehr hervorzaubert.
wie dumpfes einerlei, später schmutziger überdruss.
dass der wilhelmshöher park noch nicht gänzlich eingegrünt ist, wünsche ich mir. fotos machen, fotos für robert walsers grün – noch einmal und immer nocheinmal.
ich fahre gemächlich erst, dem erstaunen gemäss, dann beeile ich mich.
kassel, ja kassel.
da sind mir die grünen plätze so bekannt.
das gesehene nicht wirklich speichern können, es bestaunen und festhalten wollen im gedächtnis.
zu viel die unterschiedlichen stufungen des grüns, zu zart das bizarre, um es wirklich begreifen zu können, so hoch und luftig umweht das zarteste, zaghafte grünbegehren, so frech das fette, saftige wiesengrün.
schon leise gelbanklänge – schlüsselblumen, scharbockskraut und auf den mittag zu löwenzahn kurz vor der vollen blüte.
und immer wieder erinnern an vergangene jahre.
das herumrollen mit enkel paul im löwenzahnfeld, löwenzahnbekränzt omma rosa im appenzellerland, gelbe freuden, löwenzahnjuchzen und alles noch einmal.

verkehr kommt auf.
pkws vor allem.
aber auch ausländerpkws, die den lastwagenfreien 1. mai ignorieren, oder haben sie eine erlaubnis.
wenig drängler, das fahren bei 130 eher eingependelt.
die benzinpreise zwingen zur sparsamkeit.
ich spare auch.
mache eine pause im riedener wald.
das restaurant neu renoviert.
mein pausenbrot habe ich dabei und frischgepressten orangensaft,
rechne nicht aus wieviel ich spare, weil ich nicht eingekehrt bin.
viele andere haben die zeichen der zeit erkannt, sitzen im auto und essen,
laufen ein stückchen umher und verzehren ihr mitgebrachtes.
vollgepackte picknickkörbe.
erinnern mich an meine kindheit.
sonntags liefen wir eine weite strecke bis zur roten katze,
liessen unseren muckefuck aufbrühen und assen unsere stullen dazu.
das kostete ein paar pfennige.
nicht nur die benzinpreise sind gestiegen.

die restlichen 200 kilometer fliege ich.
Kassel – es will genommen werden.
keine detailierten beobachtungen mehr.
grosszügiges schauen.
plötzlich ist das grün weg.
ich sinniere, weshalb es einen landstrich gibt, indem sich der frühling zurückhält.
danach wieder aufkeimendes, mich beruhigendes grün.
das radio spielt ´komm lieber mai und mache die bäume wieder grün…´
es ist mozartjahr und das lied – es war mir unbekannt – ist von mozart.
so sagt und behauptet die stimme.
ich werde es nachprüfen.

meine freundin brigitte erwartet mich.
nicht ganz – sie telefoniert.
sie telefoniert immer, sie telefoniert pausenlos, so kommt es mir vor.
sie telefoniert mit lecce in italien.
aber da ich fast zum inventar gehöre – wir kennnen uns seit über vierzig jahren – stört sie das nicht.
wir drücken uns, als hätten wir uns gestern das letzte mal gesehen,
dabei liegt ein halbes jahr dazwischen und die veränderungen zeichnen sich schneller ab als früher,
nur nehmen wir es diesmal nicht zur kenntnis und tun als ob…
wir essen und trinken und quatschen, schauen fotos an.
mir brummt der kopf.
der tag war anstrengend und voll mit fremden nachrichten.
angekommen in kassel.

rosadora

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