BRIEF VON KURT…

und meine antwort darauf:

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grüss dich rosadora,
ich bin zwar fast jeden tag irgendwo unterwegs und doch gibt es nicht viel zu erzählen, weil selten etwas ungewöhnliches passiert. deshalb bin ich froh, wenn ich ab und zu auf ein buch stosse, das mich anspricht. idealerweise gibt es darin sätze, bei denen ich stutze.

‚DER GLÜCKLICHE’
heisst die novelle. hansjörg schertenleib hat die novelle geschrieben.

‚wir haben ein bild von uns, das auch die anderen von uns haben sollen. wir wollen gefallen, ankommen.“
das ist ein so eine passage, die mir aufgefallen ist, und mit der ich übereinstimme.
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AUS DEM SCHATTEN GESCHÄLT DEIN GESICHT

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aus dem schatten geschält dein gesicht, nicht gemeiselt, nicht geformt – geschält. dabei die vorsicht walten lassen, nicht zu viel heraus zu schälen – keine schicht zu viel, keine zu wenig. dein gesicht sehen, so wie es ist. die schälung kommt einer häutung gleich. die häutung ist ein innerer, selbstgewählter vorgang, während die schälung durch ausseneinwirkung passieren muss – muss, damit du heraus kommst. und du willst doch herauskommen. oder will ich, dass du heraus kommst? gibt es da einen unterschied? im einen fall würdest du dich sehen wollen, im anderen ich. ich möchte dich sehen, dein gesicht möchte ich sehen, damit ich dich erkennen kann, damit ich weiss, welche du bist. Continue reading

DENKEN HEISST LIEBEN…

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denken heisst lieben,
mich befassen mit der welt, den menschen und den dingen. sie in mich hereinholen, zu einem teil von mir selbst werden lassen; mich in sie einfühlen, um zu verstehen, sie zu studieren, um von ihnen zu wissen. wenn ich von den menschen und den dingen etwas weiss, brauche ich nicht zu vermuten, wenn ich verstehe, brauche ich nicht zu verurteilen. es ist eine menschenpflicht, sich zu öffnen für das, was ist, für das, was geschieht, sich gedanken zu machen, die eine verbindung, eine verknüpfung zu den menschen und den dingen herstellt. wir sagen so gern: alles ist mit allem verbunden – alles ist eins. diese allumfassende vereinnahmung verpflichtet auch. wo ich zugehörig bin, habe ich auch eine verpflichtung. Continue reading

ALLE WEGE …

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auch der weg in einem kreis ist gerade, wenn der kreis gross genug ist.

nichts ist so entmutigend, wie ein gerader weg. du denkst, du hast das ziel vor dir, und siehst doch nur den horizont. bei einem geraden weg verlierst du schneller die geduld, deinem ziel näher zu kommen – näher, aber nie nah genug. es ist sehr ermüdend, einen geraden weg zu gehen. die gefahr, von einem geraden weg abzukommen, ist gross. du hältst die monotonie nicht aus, nichts ist da, das dich ablenkt, erheiter, hoffnungen in dir weckt. immer siehst du das scheinbare ziel vor augen und kommst ihm nicht näher. manch einer gibt auf, bevor er das ziel erreichen konnte… Continue reading

DU BIST EINE HEXE…

du bist eine hexe, sagt rosavita zu mir, rosadora.
sie hebt die hände, spreizt die finger und bewegt sich auf mich zu wie eine katze. ich fühle mich als oberhexe und sage das auch, da ich so viel älter bin als sie. wir verstehen uns, wissen, was wir meinen. ich besuche einen malkurs bei ihr.
anna, die so alt ist wie ich, 67, sagt: nein sie ist doch keine hexe und meint, das den gesprächen beim mittagessen entnommen zu haben. sie zieht ein gesicht und schüttelt den kopf und denkt vielleicht, sie könne eine beleidigende benennung von mir abwenden. Sie ist doch keine böse. Continue reading

R O S E N – MEINE LEIDENSCHAFT…

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rose
venusmund
ihr teilt euch die schönheit
das geheimnis auch
und die liebe
venusliebe
rosenliebe
liebesliebe
rose
du

rosadora

EIN TAG MIT ROSAVITA IM MALATELIER…
eine rose – ich schaue sie an, fotografiere, beschreibe, besinge sie und vieles mehr – achja, und ich male sie. das ist neu – ganz neu und eine ganz neue erfahrung. es ist, als müsse ich sie in meinem inneren gebären, bevor ich auch nur ein zipfelchen eines blütenblattes aufs malpapier hauchen kann – hinhauchen mit kreide. nein, ich lasse es unter meinen fingern entstehen. das gespür dafür muss ich erst noch entwickeln. kreide – in die poren des blattes hineinreiben, zart verreiben und sehr langsam, mit engelsgeduld. das ist nur der grund. der grund einer rose. Continue reading