MUT ZU SCHREIBEN…

es gehört viel mut dazu zu schreiben. auch zu schreiben, wenn es eigentlich gar nicht schreiben will. es schreibt, oder es schreibt nicht.
dieses es, es macht mir klar, wie abhängig ich von ihm bin, wie ich ohne dieses es den ton nicht treffen kann. ich kann schreiben, aber es ist wie eine mahlzeit, die ich nicht essen will. ich zwinge mich. muss mich zwingen, wenn ich sagen will, ich schreibe. etwas in mir ist dann nicht mit im spiel. etwas im text ist so, als würde die tiefe echtheit fehlen. so aufgesetzt, fällt er leicht in sich zusammen. lacht mich hämisch an, ach so siehst du das. Continue reading

D E R K Ü N S T L E R . . .

‚ja, sein lebenswandel ist wie ein traum, und seine erscheinung ist wie ein rätsel.’ (robert walser)

ein rätsel bleibt uns jeder mensch – aber robert walsers rätsel ist unauflösbar.
man ordnet sein werk ein, von bodenlos erfolglos bis literarisch und sprachlich bedeutsam. seine art zu schreiben bezeichnet man als skurril, faszinierend, modern und noch mehr. man erklärt ihn und sein leben, als könne man auf den grund sehen und verliert sich in vermutungen, zuschreibungen, mal sachlich, mal leichtsinnig, mal unverschämt – aber immer irgendwie augenfällig daneben.
als könnte man einen menschen wie robert walser in einen rahmen zwingen, wo es sein höchstes ziel war frei zu sein, im räumlichen, wie im denken. einer, der in den ‚abgründen der mutlosigkeit’ das ‚beste’ gewinnt – ‚sich selbst’. dem würde man auch heute noch misstrauen. Continue reading

ES SCHNEIT, SCHNEIT…

‚es schneit, schneit, was vom himmel herunter mag, und es mag erkleckliches herunter.
das hört nicht auf, hat nicht anfang und nicht ende.
einen himmel gibt es nicht mehr, alles ist ein graues weisses schneien. eine luft gibt es auch nicht mehr, sie ist voll von schnee.
eine erde gibt es auch nicht mehr, sie ist mit schnee und wieder mit schnee zugedeckt.’

robert walser (1878-1956), schneien

und wie es schneit, und wie es schneit, die ganze zeit.
ja, ein bisschen schneien, ein paar schneeflocken, das stünde einem
5. april wohl an und zu, aber in der von robert walser beschriebenen weise und so zutreffend, das nimmt mir niemand ab, fällt unter die kategorie des aprilscherzens. Continue reading

ROBERT WALSER

als mir vor vielen jahren ein text von robert walser in die hände fiel, der mich tief beeindruckte , hatte ich von ihm noch nie gehört.
‚GRÜN’ – er schildert darin ein totales überwältigtsein und wie das grün alles überwuchert.
ich habe mit dem grün meine eigenen erfahrungen, die dem sehr nahe kommen, und war deshalb so angerührt. ich fotografierte das ausbrechende grün im park und band die fotos mit dem grün-text in ein bändchen. es bedeutete mir etwas. ( text siehe anhang)

seit einigen jahren lebe ich in der schweiz. es war ein verschneiter wintertag, der 25. dezember. dass das datum von bedeutung war, erfuhr ich erst später. ich stampfte durch den schnee und fand ihn auch, den robert-walser-weg. Continue reading

DER ENTSCHLUSS…

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das schloss zu kaufen
es steht noch nicht fest

morbides gebilde
das was lockt stösst auch ab
wald wasser wiese
einschmeichelndes ambiente
regen und sonne
sich unterscheidende bilder
jedes reizend auf seine art

das schloss
fantasmen der kindheit
fern jeglicher realität
ebenso wie gegenwärtig
schlossfantasien
schleichend und sich aufbäumend
einem drachen gleich Continue reading

wenn der drache die sonne frisst…

wenn es tagsüber vorübergehend dunkel wurde, glaubten die menschen im alten china, ein drache habe die sonne verschlungen. mit lautem gerassel, trommelschlägen und schrillem gesang versuchten sie das untier so zu erschrecken, daß es die sonne wieder ausspie, was glücklicherweise auch immer gelang.

in der hinduistischen mythologie wird die sonne während einer sonnenfinsternis vom körperlosen kopf eines dämons verschluckt, der seine beute aber immer wieder verliert, da er keinen körper hat. und so jagt er der sonne nach, verschluckt sie und verliert sie wieder. Continue reading