die wortfenster
öffnen
wintersätze
hinaushängen
den frühlingswind
hindurchpusten lassen
damit sie sich läutern
und leichter werden
immer leichter
wortzwillinge…
überdachen
überdachen
die wortzwillinge
trennen
sie nicht
zusammenschweissen
in der hitze
des geredes
ein jedes
in seiner eigenen
bedeutung
nicht plätschern…
die worthohleräume
füllen
einen punkt
setzen
hier und dort
damit es
nicht plätscher
wie der
alte mühlbach
immer feiner…
die satzmühle drehen
klein kriegen die wörter
immer feiner und feiner
bis sie
zu staub zerfallen
abspringen…
dem worttier
gehorchen
das sprachgitter
erklimmen
abspringen
am höchsten punkt
nicht wissen
wohin
‚KLEINE SACHEN AUS BROT…‘
‚da hab ich angefangen, aus brot kleine sachen zu formen.’
LOUISE BOURGEOIS
bei den ‚kleinen sachen’ ist sie nicht geblieben. sie hat sich herausgewickelt aus dem pausenlosen reden des vaters, der sie nicht nur mit seinen worten verletzte. sie lenkte sich ab und formte diese ‚kleinen sachen aus brot’.
brot, dieses wichtig nahrungsmittel, wurde zu ihrem ersten baustoff.
aus ‚stoff’ waren auch die wandteppiche, die sie mit ihrer mutter ausbesserte. da war sie acht jahre alt. Continue reading
RICHARD SERRA
RICHARD SERRA ist davon überzeugt, dass
‚die skulptur die einzigartige fähigkeit besitzt, ihren eigenen ort und ihren eigenen raum zu schaffen.‘
‚bewegung des betrachters hat durch verschiedene erscheinungsformen bewegung der skulptur zur folge. schritt für schritt modifiziert sich die auffassung von der skulptur.‘
TRUNK
1987 – d 8 – in kassel
2006 – in st. gallen
ANNÄHERUNG UND WIEDERBEGEGNUNG
NACH 19 JAHREN
kein einziges mal kann ich an ihr vorbei, der skulptur ‚trunk‘ von richard serra, am rande des stadtparks in st. gallen. wie ein tor, eine schleuse, ist sie ein durchgang, den ich wie eine chance nutze. ein umgehen mit der plastik eröffnet ungeahnte geistige, meditative und auch lustvolle möglichkeiten. würde ich sie umgehen, wüsste
ich nicht um diese. Continue reading
träumerei des weges…
es gibt eine ‚träumerei des schreitenden menschen, eine träumerei des weges’ und ich könnte hinzufügen, eine träumerei des fotografierenden menschen. in kontakt mit den dingen sprechen sie zu ihm. sie sprechen aus ihren verschiedensten formen und so wir dem vollen wert beimessen, erreicht es uns in unseren tiefen. wir sind beglückt, uns in den bildern, die wir uns von den dingen machen, wiederzuerkennen. und wir erkennen dinge wieder, die uns in unserem tiefsten inneren anrühren. alten bildern neue hinzuzufügen heisst nicht, sie zu tilgen, sondern sie durch neue zu ergänzen, unsere sichtweisen und einbildungskräfte zu erweitern. es ist unvorhersehbar, was wir erblicken. auch wenn wir in uns bekannte gegenden laufen, sehen wir die dinge immer wieder neu. offenen auges und mit erwachender wahrnehmung verändert sich die uns bekannte welt. dadurch, dass etwas in uns anklingt und einen widerhall erzeugt, eignen wir es uns an. dieses anklingen verändert uns durch seine fülle.
formen und linien finden in mir einen starken anklang. henry moore, der mit seinen geschwungenen figuren 1964 auf der documenta starke denkanstösse lieferte, konnte mich mit seinen warmen, weichen linien auf anhieb begeistern. Continue reading
scheinsonne…
ich dachte, etwas unbesonnen,
die sonne hätt vielleicht geschonnen.
doch war es möglich, dass sie scheinte,
nur weil für mich sich’s beinah reimte?
ferdinand c. hoermann
gestern war so ein sonnenblauer himmel, fast nicht zum aushalten – und es war wie immer – dass ich dachte, es ginge immer so weiter. es drängt hinaus und ich verschiebe es. auch wie immer ist, dass am nächsten tag, also heute, die sonne zu wünschen übrig lässt. wie immer, Continue reading
frühlingsbeginn…
es streitet die sonne mit dem schnee.
am ende des winters hat sie eine schlechte lage,
die weisse pracht. sie gerät ins rutschen, ins laufen,
verschwindet zuletzt. ist nicht mehr das, was sie war.
der temperaturwechsel bringt einen farbwechsel in gang.
das grün löst das weiss ab und Continue reading