MUTTER – TOCHTER-TALENTE…

kürzlich sagte meine freundin brigitte – ich kenne niemanden, der mit so vielen talenten gesegnet ist wie du – wir kennen uns seit 60 jahren…

dieses geschick und meine talente habe ich einzig meiner mutter ANNA ELISABETH zu verdanken. noch mit 90 wollte sie mir beim wändestreichen helfen. ICH KANN DAS war ein gängiges wort von ihr – und irgendwie habe ich es auch von ihr übernommen.

im krieg, als wir evakuiert waren in einem kleinsten kuhdorf, hat sie trotzalledem versucht, uns das leben mit den ihr zur verfügung stehenden talenten vorstellig und lebenswert werden zu lassen.

das ICH KANN DAS hat sie da wohl auch erst für sich entdeckt – entdecken müssen. und alles, das ist nicht übertrieben – es war noch viel viel mehr – sie hat genäht gehäkelt schuhe erstellt aus autoreifen und ähnlichem und vieles mehr – einfach alles konnte sie. das hinterläßt eindrücke und spuren.  zwei gärten hatten wir mindestens immer gleichzeitig. anna elisabeth half den bauern bei der feldarbeit, wo ich mich ebenfalls einklinkte.

es ergäbe mindestens ein ganzes buch, würde ich über die kriegsjahre berichten. aber – und das prägt mein leben heute noch – ES WAREN DIE SCHÖNSTEN JAHRE MEINES LEBENS – wenn ich davon erzähle, gerade ich in begeisterung – leuchten meine augen. und ……..was meine KUNST beflügelt hat und das, was ich heute lebe (und erlebe) ist das aufscheinen meiner kindheitserlebnisse und -erfahrungen – das leben – über 7 jahre hin -in dem kleinen dorf DORLA mit ANNA ELISABETH. DANKE…

rosadora

ROGER WILLEMSEN…

„die herausforderung besteht nicht darin zurechtzukommen, sondern nicht zurechtzukommen, d. h. jeden weg allein zu gehen, jeden massstab selbst zu gewinnen, jeden wert selbst zu erschaffen.“

aus 
deutschlandreise 
roger willemsen

warum mir gerade heute dieser satz in den sinn kommt… allein und immer alleiner …
mit jedem neuen tag die bestätigung. was du allein geschafft hast in deinem leben –
nur das ist es – war es, um was es geht im leben.
als kleines kind hast du noch diesen ehrgeiz, etwas alleine zu schaffen –
vielleicht die treppen hochsteigen – ganz alleine. und wie stolz du warst.
später dann haben immer mehr menschen versucht, etwas besonderes aus dir zu machen.
in der schule z. b., deine eltern z.b. und wie viele andere auch noch…
sie vermittelten dir, was richtig ist und was falsch. sie hatten nicht das vertrauen,
es dir selbst zu überlassen. und du verlorst das vertrauen in dich auch.

heute weiß ich, dass mein quergeist – und mein SO NICHT – mich gerettet haben.
mißtrauisch geworden für das versprechen anderer zählt nur das, was ich selbst erlebt,
was ich selbst begriffen (also angefasst habe) zu dem zählt, was mich ausmacht.
u. a. ist mein haptisches erfassen unendlich wichtiger für meinen geist und seele,
als alles einstudierte und etwa bücherwissen.

einmaligkeit – das muß frau ertragen können. aber kopieen sind einfach uninteressant………

URWALD – URALT …

ALTWERDEN – WIE DER WALD…

JETZT GEHT ES WIEDER LOS…

wenn ich auf meinem sofa liege, formuliere ich ganze ergüsse über das alt- und älterwerden,
und wenn ich an meinem mac sitze und sie aufzeichnen will, lassen sie sich nicht mehr sehen. ich weiß nicht, wo sie sich verbergen. mein gehirn wird mir mit zunehmendem alter schleierhafter – im wahrsten sinne des wortes. und so zwinge ich heraus, was ich im geheimsten winkel meines gehirns noch herauskratzen kann.
mit sechszig habe ich noch locker geschrieben über das älterwerden. aber je älter ich werde – und das ging in meiner erinnerung rasend schnell – dass ich nicht nachkommen konnte mit meinen gedanken. rasend schnell geht jetzt das älterwerden und es ist gleichermaßen eine freude, einen tag und noch einen erleben zu können, und adererseits eine große trauer darin, die dinge nicht mehr so handhaben zu können, wie es vor noch etwa zwanzig jahren gegangen ist.
aus diesem gewesenen heute zu schöpfen, reicht einfach nicht aus und erreicht die fülle des erlebten nicht annähernd. da ich den grad meiner erinnerungen immer klein gehalten habe, sind die letzten jahre besonders present, und ich laufe quer durch den urwald und die orte, an denen ich mich so lebendig fühlte, falle und stehe wieder auf, fotografiere und erblicke schon das nächste bild, gelange tiefer und tiefer in den wald hinein und bin ganz wald, ganz baum, ganz moos, ganz licht, ganz sonne. alles ist um mich und ich bin in dem alles, bin alles und nichts.
und noch einmal mensch werde ich des nachts, wenn ich an die orte zurückkehre und die bilder noch einmal vor mir auftauchen und mich aufs neue fesseln. ich werde ganz wald und die nacht wird ganz wald. er begleitet mich in meinem schlaf und die träume werden grün – sehr grün.
all das geht nun nicht mehr. ich kann nicht mehr – ich kann nicht mehr durch den wald springen, bin den bäumen und pflanze nur noch gedanklich nahe. und oft denke ich, wenigstens das, wenigstens durfte ich ihre bekanntschaft machen und oft mehr. ihre nähe zu mir, meine nähe zu ihnen – es war und ist ein fast unvorstellbares erleben.
und ich sah sie noch fallen, sah, wie das alter auch ihnen zusetzte – fast synchron mit meinem zerfall. es macht mich traurig, das mitzuerleben und es tröstet mich gleichzeitig. würdevoll nehmen sie ihr schicksal an, majestätisch fallen sie in sich zusammen und bleiben noch lange an ihrem ort.
das alter bei menschen und bäumen ist ein so sehr unterschiedliches, dass ich an ihr langes leben und damit erleben, an ihre weisheiten und handlungen einsichten zu erkennen glaube, die mir bei meinem älterwerden hilfreich sein können.
die krankheiten und damit einschränkungen, die bäume im laufe ihres lebens hinnehmen, machen es oft für menschen nicht unbedingt sichtbar und lange noch ist ein ablebender baum für mich noch baum, und tröstet bis zuletzt und oft noch darüber hinaus.
einen baum besuche ich regelmäßig, so wie man vielleicht ein grab eines menschen besucht, und ich habe mit ihm so unwahrscheinliches erlebt, dass es mir für mein sterben ausreichend trost geben müßte. aber ich bin ein mensch und kein baum – und das trennt uns wieder. das verbindende ist auch gleichzeitig das trennende. das muß erst mal in mein kleines menschenhirn hinein.
ich konnte zuletzt durch meinen baum hindurchkriechen und nun ist er anfang diesen jahres ganz zusammengebrochen. nach dem tod kommt das vergehen.
wir menschen begegnen unserem vergehen, indem wir es durch das feuer beschleunigen und vorwegnehmen. mein baum, wartet die zeit seines vergehens unwahrscheinlich geduldig ab. und noch immer ist er mein baum. wenn ich mein baum sage, meine ich nicht den, der er einmal war, aufrecht und stolz, sondern wie er nicht versucht, seinem wedegang mit anfang und ende zu entgehen und vielleicht sehnsüchtig darauf wartet, erde, wieder erde zu werden, aus der er hervorging. auch ich möchte zu erde werden und ihm in dem seinszustand begegnen und ihm sagen, dass er mir hilfe und trost war.
und DAMIT HÖRT ES WIEDER AUF. – obwohl es noch nicht zuende ist…

rosadora
15. juli 2021

INITIIERT UND DURCHGESTANDEN…

MEIN BAUM – URWALD SABABURG…

URWALD MIT SYLVIA_INITIATION_IV_06.054

URWALD MIT SYLVIA_INITIATION_III_06.055

URWALD MIT SYLVIA_INITIATION_I_06.057URWALD MIT SYLVIA_INITIATION_II_06.056nun ist die initiation durchgestanden – abgerundet sozusagen. nun kann ich andere einweihen in meine geheimnisse. bisher habe ich sie immer für mich behalten – meine kraftorte. es ist ein sehr bewusster akt. ich werde wählerisch sein wen ich da herein lasse.
sylvia war die erste. sie hat auch die fotos gemacht. wie sehr sie begeistert und ergriffen war kann ich an der anzahl der fotos erkennen…
ich denke dass sie den AKT für sich entschlüsseln konnte – dass der einstieg in den wald für sie gelungen ist – schließlich heißt sylvia die waldfrau – das erschließt unweigerlich – und verpflichtet…

mir war dieses immer wieder neu geborenwerden diesmal beschwerlich. die kraft reichte heute nicht für den ganzen geburtskanal. bei meiner ersten geburt bin ich wohl hinausgesprungen oder geflutscht in dieses leben. da muß ich die fehlenden anstrengungen jeweils nachholen und je älter und unbeweglicher mein körper wird desto schwerer fällt der äußere akt. gedanklich und seelisch flutscht es noch sehr gut…
danke sylvia dass du dich so eingefügt hast. es war nie sperrig und wir hatten freude und guten austausch. danke.

fotos: sylvia hagenbach

 

DER BESONDERE RAUM…

IM ZOLLBAHNHOF…
dass er besonders war der raum, konnten nur die eingeweihten wissen. die eingeweihten, das waren künstlerinnen und künstler, die hier ihre kunstpause einrichteten. es waren gemietete räume, die ihnen weggenommen wurden, weil der bahnhof für andere zwecke gebraucht wurde. andere zwecke, die der stadt geld einbrachten und nicht wenig.


dass man dieses kunstwerk nicht gerettet hat, ist unverzeihlich. andere verdienen damit 20 bis 30.ooo us-dollar
z.b. jean-michel, rinso, 1983-2001

diesen nenne ich packo

und diesen hier picko oder sollte er tarek heißen…

zwei fesche kerle, die gut für ein comic herhalten würden. sicher verstecken sich noch andere geheimnisse auf dem kunstwerk. da wäre das herz, der fick und der fuck, der batteriepack und einiges mehr. sehr schade, dass es diesen raum nicht mehr gibt. er war voller ideen und wäre mit den jahren sicher noch gewachsen. das unermessliche war hier nicht weit…
den satz muß ich unbedingt hinzufügen
es betrifft den inhalt meines gesamten tuns
danke hermann

Halo Rosadora,
es gibt den satz
‚ich sehe das besondere auch im banalen‘
tausendmal gehört
und mich tausendmal peinlich berührt
abgewendet

‚ich sehe das banale im banalen
und wende mich nicht ab
sondern schaue weiter…
…bis zur faszination‘

das scheint die wirkliche kunst zu sein.
Deine kunst
H.

08.03.2008 – 08.03.2021 – ANNA ELISABETH – MEINE MUTTER…

heute jährt sich zum 13. mal der tag, an dem mutter starb. auf diesem bild ist sie 90 jahre.

die geburtstagsrosen von brigitte sind noch frisch. einen tag danach habe ich sie ins krankenhaus gebracht. an sterben hat sie dabei nicht gedacht.
sie sang noch aus ihrem bett heraus in den himmel hinein: über den wolken muß das glück grenzenlos sein… da, aber nur da – und selbst das können wir nicht mit gewißheit sagen.
13 jahre – und es ist, als wäre es gestern gewesen. sie war keine emanze, aber von ihr habe ich dinge gelernt, die mich für mein leben befähigt haben und emanzipierter waren, als dass man es auf anhieb hätte annehmen können. es bringt mich heute zum schmunzeln, wie man dinge erst spät erkennt…
danke – ANNA ELISABETH.

RUCKEDIKUUU….

RINGELTAUBE IM BAUM….

stundenlang sitzt sie da. ich fotografiere durch die scheibe, damit ich sie nicht aufschrecke. die ringeltauben sind dauergäste bei mir – ich füttere – obs schneit, oder die sonne scheint. sie danken es mir  mit ihrem guruu guruu. findeli scherzt manchmal mit den vöggeli, dann klappert er mit den zähnen. sehr zutraulich sind sie nicht – irgendwie gehen katzen und vögel nicht zusammen. doch ich habe besondere freude an meinen vöggeli und an meinem kater.

SCHWEIZ: ALTER SYLVESTER – 13. JANUAR

UMZUG DER SYLVESTERCHLÄUSE…. nach dem julianischen Kalender am 13. Januar (Alter Silvester).

es ist sicher kein vergleich, die chläuse im film zu sehen mit dem, sie erlebt zu haben. und das konnte ich vor jahren. auch schien mir, da war alles noch nicht so im digitalen verfolgtsein. auch die chlausen schienen mir ursprünglicher und echter. ganz dicht konnte ich sie erleben, aber fast scheint mir, dass mir der klang der “zäuerli“ heute mehr unter die haut geht. erst war ich sehr gerührt, dass mir die tränen liefen, nach aufmerk-samerem hinhören konnte ich fast mitsingen. eine stimmliche wucht, egal ob von jung – also fast noch klein – bis alt vorgetragen mit glocken und gebimmel untermalt. schön, dass diese tradition so lange überlebt.

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NEUES JAHR….

EIN JAHR UND NOCH EIN JAHR…

das jahr beginnt – das jahr endet. erst ist es neu, dann ist es alt.
 das alte ist vorbei, das neue beginnt. diese lineare historische zeitidee reisst mir alles auseinander. 
zyklische zeit lässt nichts heraus fallen, nichts ist wirklich vorbei. alles ist in mir und dann liegt es nicht hinter mir, sondern vor mir. ich kann es anschauen. das was kommt, ist nicht sichtbar. 
in amarete in den anden, bolivien, sehen die menschen die zukunft hinter sich, weil sie diese ja noch nicht sehen können und die vergangenheit liegt vor ihnen. (ina rösing kennt sich da genauer aus).
von was soll ich mich da am ende eines jahres verabschieden, wenn es doch in mir bleibt. und ein jahr neu beginnen hiesse, es schon gut vor mir sehen zu können, was nicht so ist. von dingen kann ich lassen, von orten schon eher nicht. immer wird ein ort mit den menschen in mir gegenwärtig sein, mit dem erlebten, mit dem erlernten auch. und meine spur kann ich nicht irgendwann abtrennen, wenn es mir nicht mehr passt. meine spur beginnt mit meiner geburt und endet mit meinem tot und vielleicht darüber hinaus – wer weiss… vielleicht sind ein paar knoten drin, vielleicht auch erinnere ich mich nicht an die ganze strecke meiner spur, doch sie bleibt teil von mir, vielleicht bin ich auch die spur.