E V A A E P P L I ….

E V A    A E P P L I…
retrospektive – ausstellungsbesuch im tinguely-museum basel – 01.03.2006
rosadora g. trümper tuschick

der tod und das leben, das kraftlose und das kraftvolle – es ist alles da. es herauszufinden und es sichtbar machen im bild, das ist meine anstrengung.
dieses herausfiltern zu erlangen – es kommt mir vor, als sei es anstrengender als die figuren entstehen zu lassen. stich für stich, genäht, geformt in pose gesetzt auch und geschmückt – ich rücke nah an sie heran, um die nähte zu studieren, um ihre bedeutung zu erkennen und hervorzuheben.

erst einmal sehe ich nur finger, spindeldürre finger. sie haben einen reiz auf mich – aber ich sehe auch, dass sie nicht nach mir greifen. kraftlos liegen sie im schoss oder hängen am leib herunter. es verwirren die doppelten botschaften. die puppen – sie leben, obwohl sie tot sind – sie sind tot und lebendig.
kraftvoll sind sie in ihrem sosein. sie sprechen ihre eigene sprache, obwohl sie nicht reden. sie verschaffen sich gehör auf ihre weise. der sinn bleibt verborgen, ich behelfe mich mit meinen eigenen auslegungen. sie stimmen und sie stimmen nicht. ich weiss nichts von ihrer herkunft. jede vermutung wäre völlig falsch, also eine zumutung. umsomehr, als ich sie nicht mitteile und sie sich so nicht wehren können. in ihrer anonymität liegt ihre ganze kraft. ich trete wieder zurück und bin voller bewunderung für diese wesen, die so wesenlosen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


zuden‚rosenfrauen’ geselle ich mich einen moment hinzu. ich belausche sie in ihrem schweigen, schaue sie an in ihrem so sicheren minenspiel. ich kann keine unsicherheiten entdecken. sie sind wie sie sind, sie waren so und werden so bleiben. sie werden uns überdauern. wir zerfallen zu staub, sie sind und bleiben eine noch viel längere zeit als wir. sie überdauern mich schon jetzt fast an jahren. sie haben sich erstaunlich gut gehalten.
ich habe respekt vor ihnen. ich sage, dass ich sie erkenne – da lachen sie sich eins ins fäustchen. ich weiss nicht, ob es ihnen etwas bedeutet, wenn ich ihnen gestehe, dass es mir peinlich ist. ich bin ihnen viel zu nahe getreten.
sie sind leicht und locker gekleidet. das gewebe ihrer gewänder in kostbarster, handgewebter seide. ihren müttern und grossmütern war diese handwerkliche tätigkeit noch bekannt. zur kostbarkeit gewordenes durch vernachlässigte handfertigkeiten der modernen menschen.


die fünf schwarzen witwen – sie scheinen zwillinge zu sein – hat alle das gleiche los ereilt. welches, das verbergen sie hinter ihrer hohen stirn, die sie etwas eitel erscheinen lässt. gepflegt sehen sie aus und so, als wollten sie in ihrer trauer aufgehen. zusammensitzend, doch jede in sich verschlossen, ertragen sie ihr schicksal ergeben. nur die mittlere traut sich, ihre
gefühle etwas zu zeigen. als einzige hat sie die linke hand über die rechte gelegt.

den mund zusammengekniffen, die augen geschlossen und geschwollen vom weinen in der nacht, getragen von einem energischen kinn, versucht sie aus der grossen kraft der trauer neues leben zu gewinnen.


honorè
er scheint die ganze szene zu bedauern, oder schaut er teilnahmslos und lässt alles, wie es ist? erhaben schaut er und sitzt fest an seinem platz. seine gewänder verleihen ihm etwas weibisches, was ihn mir sympathisch macht.
lange schleiche ich um ihn herum und versuche zu ergründen, was er denn erblickt, worauf er so konzentriert schaut. das konzentrierte enthält etwas eingeschränktes. ob seine position seine blicke umherschweifen lässt, trotzalledem? ich werde ihn befragen, wenn er es zulässt. auf seine antworten bin ich sehr gespannt.
in ‚la table’ erkennen die menschen eindeutig das abendmahl. die verwirrungen halten an. abendmahl mit frauen, oder ist auch das eine täuschung? die 13 ist eine kraftzahl. das rätsel ist komplett.
rücke ich näher, wird aus der annonymen szene etwas sehr individuelles. jede figur ein starker ausdruck. ich nehme die vielheit in der einheit wahr. schaue in jedes einzelne gesicht mit grosser neugier.


an der tafel des todes zu sitzen – was muss das für ein gefühl sein. die anwesenden scheinen darüber keine auskunft zu geben. sie brauchen nichts zu sagen. ihre gesichter sprechen bände. von angst bis gelassenheit – die ganze palette. der rote lebensfluss fliesst noch vorbei. es kann nicht mehr dauern, bis er die farbe wechselt. einer scheint schon die verfärbungen wahrzunehmen. er ist nicht der nächste, der vorüberwandelt, aber das weiss er noch nicht.
ich spürte wirklich keine anwandlungen, an der tafel platz zu nehmen.


dieweltenrichter – sie sitzen nicht mit den intelligentesten gesichtern zu rate.
was ihnen wohl einfällt? es scheint ihnen die entschlusskraft zu fehlen, die energie, den verlauf zu ändern. geduldig sitzen sie da, ohne geduld zu haben.
die beine zusammengekniffen – also, nicht auf dem sprunge. das geduldige sitzen täuscht etwas vor, das nicht vorhanden ist. keine grösseren veränderungen zu erwarten in nächster zeit. vielleicht sollen sie ja nicht ändern, sondern urteilen und weiter nichts. zu sagen, was recht ist und was nicht, ist immer einfacher als es auch zu tun.
lassen wir sie ihren gedanken nachhängen, oder so tun als ob…


group 48
sie sind in der überzahl – der chor der toten. sie singen. ich kann den ton fast vernehmen, aber nicht aufnehmen. es ist, als läge ihre ganze kraft in dem gemeinsamen dastehen. einem tut sein rotes füsschen seine dienste nicht mehr und er schwenkt um auf den rechten. ein anderer hat sich abgewendet, schaut in die entgegengesetzte richtung. oder ist er der massgebende und alle anderen wissen nicht. wohin es gehen soll? wenn alle in eine richtung gehen, heisst das ja nicht, dass sie in die richtige gehen.
gedrängt worden – in die falsche richtung – sind sie schon einmal, in die sie nicht wollten. daher nun die geschlossenheit, die streng nach unten weisenden hände, die erhobenen häupter zeigen ihre entschlossenheit.
es wird ihnen nicht wieder vorkommen…


Lippe wusste. Lippe weiss.
Lippe schweigt es zu Ende.
celan

bella,
sie sitzt im rollstuhl. die hände spastisch verkrampft oder fast geschlungen zum gebet? ihre augen – zur erde – gen himmel – den mund leicht geöffnet. sie sammelt kraft, oder hat sie alle kraft verloren? im rollstuhl sinniert – hier oder dort? ich gehe wieder und wieder zu ihr hin, aber nicht im ansinnen ihr zu helfen. vielleicht hilft sie mir. sie hat eine enorme ausstrahlung und anziehungskraft. in ihrem morbiden sosein fasziniert sie mich fast.

LA LUPA: VOLO E MI RICORDO….

Im Flug erinnere ich mich….

Mit „Vogelliedern“ lockt sie uns diesmal so echt und wahrhaftig wie sie ist. Wiederum ent- deckt La Lupa das Thema zu ihrem Theaterabend in ihren persönlichen Erfahrungen und wieder packt sie uns damit, weil sie ahnt dass das, was sie uns mitteilt, auch uns betrifft. Ihre persönlichen „Erinnerungen“ drückt sie mit Texten, alten Liedern und Gedichten aus, unter anderem von Federico Garcia Lorca, Fritjof Capra, Pablo Neruda, Fernando Pessoa, Hildegard von Bingen und Dante. In diesen künden die verschiedensten „Vögel“ von der Sehnsucht nach Liebe, vom Aufstieg zum Geliebten, vom bezirzen der Angehimmelten, von Leidenschaft und Eifersucht und immer wieder -wie wir alle- von der Suche nach dem verlorenen Paradies.

La Lupa steht ganze allein und ohne musikalische Begleitung auf der Bühne und sagt: „Im Flug erinnere ich mich!“ Geht es um den alten Menschentraum vom Fliegen? La Lupa bleibt auf der Erde, lässt statt dessen die Vögel aufsteigen. Auf der Reise durchs Leben sei letztlich jeder allein, erklärt sie. „Ich verlasse mich auf die Vögel, die sich frei und unbe- schwert in die Lüfte schwingen,“ und dabei fordert sie uns alle zum Fliegen auf, mit alten Mustern zu brechen und leichten Herzens Abschied zu nehmen.

Packend und wahr öffnet sie uns wiederum ihre Welt, die auch die unsrige ist, fremd viel- leicht im Moment und uns doch so vertraut mit der Zeit. Bloss hinhören müssen wir. Jetzt begleitet der Ruf des Zaubervogels die Künstlerin durch ihr Soloprogramm. Dort breitet sie Ihre Flügel für uns aus, verzaubert und umfängt uns und lässt uns mit ihr fliegen.

und noch ein wunderbarer beitrag

unbedingt ansehen

TERZETTE von ELSBETH MAAG…

Dreizeiler von ELSBETH MAAG, die ein guter Bekannter romanischer Herkunft ins romanische Idiom Sursilvan übersetzt hat…

 

Wasserglöcklein im Ohr
unter meinen Füssen
muss eine Quelle sein

bransins d’aua ell’ureglia
sut mes peis
sto ei esser ina fontauna

ich bin deine Sonne
sagte der Mond zum
Nachtwanderkäfer

jeu sun tiu sulegl
ha la glina detg
al bau da notg migront

Silhouette
unterm gestirnten Himmel wandern Bäume
von Hügel zu Hügel

siluettassut
il tschiel stelliu caminan plontas
da collina tier collina

 

und rosadora

das wasserglöcklein im ohr
es wird mir zum tinnitus
zum rauschenden fall

der mond
das bin ich
du wandelst in meinem licht

mit den bäumen
schreite ich des nachts
am tag bin ich blind

 

´HERZ, DU VERLIERST SEHR VIEL, WENN DU NICHTS AUSHÄLTST´…

BRIEF AN EINE FREUNDIN…
am frühen morgen schon

das herz wird schwächer mit den jahren
und meinem kann ich sagen
dass es viel verliert
aber es stört sich nicht daran
es pocht und pocht in seinem eigenen takt
und läßt sich nicht beirren

herzen sind überhaupt etwas sehr eigenes
nicht dein eigenes
sondern ihr eigenes
das muß frau fein auseinander halten

du kannst mit ganzem herzen bei etwas dabei sein
oder eben nicht
dann hüpft dein herz aus der reihe – sozusagen

meins wurde wieder auf linie gesetzt
aber so ganz ist es nicht wieder dabei
es läßt mich bangen
tags – nachts
und wenn ich es grad nicht will

herz ist was sehr sehr eigenes
jede erregung zeigt es an
schlechte laune etwa
gute, das ist eher die ausnahme
in letzter zeit

und mein herz
es spricht zu deinem
ob es das bemerkt
ich meine – dein herz

sonst habe ich keine herzleitungen
nicht – dass ich wüßte

es ist etwas aussergewöhnlich
am frühen morgen
so über mein/dein herz zu sprechen
aber ständig liegt es mir in den ohren
ob dieser tinni unterstützt oder schwächt
ich weiß es nicht zu sagen
auf jeden fall mischt er kräftig mit

das hört nicht so schnell auf zu schlagen
sagt mein dok
und beruhigt mich damit kein bißchen
und was, wenn doch
naja, das merke ich dann ja nicht mehr
oder…
rosadora

´herz, du verlierst sehr viel, wenn du nichts aushältst.´ florence nightingal

ALLES VORBEI T…

ERGÄNZUNG ZU – WENN ICH EINST ALT BIN…………
die frommen wünsche von vor 10 jahren
kann ich nun nicht mehr erfüllen
die enkel sind groß
selbst das heu gefährlich
wie sollte ich da denn hinein kommen….
das alter ist näher
das alter ist nah – verdammt
und barfuß ins grab
ich las vorsichtshalber
vom gras
der sturz wäre gewaltig
den tod könnte ich nicht becircen
und nicht ausschalten
was aber dann
das bild ist bedrohlich
das dazwischen ist das schlimmste
das mohnrot
will ich nochmal ausgraben
aus meinem kleiderschrank
dem übervollen
und was mir sonst noch
in die quere kommt
naja – viel darfs nicht sein
alles zu viel
alles zu viel erinnerung
die zeit rennt
mir davon
die zeit bleibt stehn
ich eile hinterher
ich bleibe stehn mit ihr
rosadora

WELTFRAUENTAG 2020…

W E L T F R A U E N T A G . . .

‚frauen, die nichts fordern, werden beim wort genommen – sie bekommen nichts.‘     simone de beauvoir

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2011 – der blick ist der gleiche…

rosa_frauen-gegen-gewalt_300.jpg  ohne worte – 2009

08.03.2008 todestag
heute vor 12 jahren machte sie sich auf den weg – mit all den frauen – in eine bessere zukunft, obwohl sie mit ihnen nie etwas gemeinsam hatte. schlau gemacht…

03.02.08_annaelisabeth v., 061_ausschn_bearbeitet-1ANNA ELISABETH TRÜMPER geb. LÖFFELHOLZ – 19.01.1918 – 08.03.2008

img006_emilie_300EMILIE LÖFFELHOLZ geb. RÖNSCH – 27.6.1875 – 1963

ein Europaabgeordneter hat gerade gesagt, dass Frauen weniger verdienen sollen, weil sie „schwächer, kleiner und weniger intelligent” seien! –  und das, nachdem er schon Migranten mit „Exkrementen“ verglichen und im Plenum den Hitler-Gruß gezeigt hat. Es reicht!

sie sind immer noch da – denen es an intelligenz und rücksichtnahme fehlt. ihnen sollte das wort gar nicht erst erteilt werden, sonst könnten andere fauldenker auf die idee kommen, er könnte recht haben. der, der vor hat, bundeskanzler zu werden, macht auch solche schmährufe zur afd…
daher ist der frauentag wichtiger denn je.
die angriffe gegen frauen laufen nur auf anderer ebene,  und erdogan will vergewaltiger unbestraft davonkommen lassen, wenn der die frau, die er vergewaltigt hat, heiratet. auch vergewaltigung in einer ehe gehört bestraft…
die liste der gründe, weshalb der frauentag noch nicht zuendegedacht ist, ist lang, aber lassen wir uns nicht abschrecken…

T R Ä U M E . . .

DIESER BEITRAG IST VON 2006…

gedanken von heute würden etwas anders ausfallen. seinerzeit beschäftigte ich mich  mehr mit texten – heute mehr mit fotoprojekten…

t r ä u m e
nicht alles, was verträumt dreinschaut, träumt. heute morgen umgibt mich eine träge schwere masse, dem traumzustand ähnlich, aber weit davon entfernt. sie hält mich nieder – innen wie aussen – und verhindert das flexibele denken und gehen. das wetter, das gestern zu hell war, ist heute zu dunkel – immer diese extreme. vielleicht ist es das spiegelbild des lebens, wechselt wie es von hier nach dort, mal auf, mal ab und ist doch nicht seine eigene gestalterin. es geht dem wetter, wie den träumen – sie kommen und gehen und wissen nicht woher und wohin. wie sollten wir da immer genau unsere wege deffinieren können. aber ausser uns selbst will ja auch kaum jemand den genauen verlauf erfahren. so erfahren auch wir uns erst beim gehen – manchmal mit, manchmal ohne ziel. ob wir dabei etwas gewinnen oder verlieren ist unsichtbares sein.

dieses unsichtbare sein, das wir tod nennen – macht es uns nicht deshalb angst, weil es sich unseren vorstellungen entzieht, weil unsere vorstellungen nicht ausreichen für eine ewigkeit, in die wir einzugehen hoffen? und geht unsere sehnen nicht trotz unserer ängste dahin, endlich eins zu werden mit dem weltall, mit einer weltenseele, die wir annehmen, und der sich alles erschliesst und unserem nichtwissen ein ende bereitet?
diesem unsichtbaren sein, dessen wesen unzerstörbar und unvergänglich ist, gehörten wir ihm nicht zu von anbeginn, bevor wir in diese welt hineigeboren wurden – und also auch über diese kleine zeitspanne unseres lebens hinaus?
wir vertrauen der ewigen bewegung der sternengebilde, die uns den fortbestand der ewigkeit garantieren. wir lassen horoskope erstellen und lesen aus den konstellationen der himmelsbilder, welche voraussetzungen für unser leben – das vergangene und das zukünftige auf dieser welt – gegeben sind. es entzieht sich uns also nicht nur die vorstellung von einem zukünftigem, sondern auch von unserem jetzigen leben. die frage, woher wir kommen, zieht die frage nach sich, wer wir sind. nur in teilen können wir es erfassen, und auch nur dann, wenn wir uns diesem prozess bewusst werden, der das ganze leben durchzieht. bewusste menschen werden wir durch die verwandlung von lebensprozessen in bewusstseinsinhalte. dieses ständige verwandeln, das wir leben nennen, ist der sinn unseres sterbens. lebens- oder todesprozess – alles ist einunddasselbe, alles ist eins. wir gehören ihm an – diesem grossen einen – ob wir leben oder sterben. der tod erst lässt aus dem vergänglichen sein der seele das bewusstsein vom ewigen hervorgehen. ‚leben und tod ist in unserem leben ebenso wie in unserem sterben‘. (heraklit)

mehr menschen, als wir ahnen, haben mindestens eine so grosse angst vor dem leben wie vor dem tod. die uneinsichtigkeit, die unmöglichkeit, es in unserem sinne zu lenken und zu beeinflussen, bestimmt ihre vorstellungen und vorahnungen. in dem lebensraum und der lebenszeit, in dem sich sichtbares mit unsichtbarem vermischen, liegen alle möglichkeiten und unmöglichkeiten eines menschenlebens verborgen. zweifel haben darin ebenso cviel platz wie hoffnungen, demzufolge wir weder tot noch lebendig sind. worte, wie tod und zeit und ewigkeit sind nur versuche zu erklären, wo wir uns befinden – hier wie dort – sind oft ungenügende verständigungsmöglichkeiten und den individuellen vorstellungen eines jeden unterlegen. so fühlen wir uns allein – auch ganz zuletzt und von hier aus gesehen. vielleicht ist das unsere todesangst, zu erkennen – zu erkennen, dass wir – bis zuende gedacht – allein sind, und in allem – im leben wie im tod. aus diesem grund suchen wir die gesellschaft von menschen – im grossen wie im kleinen. tief in unserer natur sind wir gruppenmenschen, um diesem leiden an der einsamkeit zu entkommen. wir könnten nicht leben ohne die anderen und ohne sie wäre ein erkennen nicht möglich. in jedem menschen, in all meinem tun, kann ich mich erkennen, spiegelt sich, wer ich bin. mein name macht mich unverwechselbar. auf meinem grabstein wird er eingemeiselt sein, und eine weile noch wird man mich finden auf dem grossen warteplatz für die ewigkeit. dann wird auch er mit mir fallen in das ewige nichts, in dem alles schwingt und alles in sich selber doppelt ist, wo sich die bewegungen von geburt und tod immer wieder neu vollziehen. unangetastet wird sie bleiben – unsere seele, aufgehoben in der grösse und weite der weltenseele. nicht so genau zu sagen. manchmal ist verlust ein gewinn und ein gewinn unser untergang. erhebe sich unser geist an der richtigen stelle und zur richtigen zeit, um dies entscheiden zu können. ein auto ist schön, wenn ich es geschenkt bekomme, aber es ist teufelswerk, wenn ich damit in einem unfall ums leben komme. die relativität ist dehnbar, aber manchmal für persönliches empfinden erschreckend deutlich. es ist relativ früh im jahr, aber relativ spät in meinem leben. es liegt noch relativ viel zeit vor mir, um sie schreibend zu deffinieren, aber wenn ich morgen sterbe, habe ich mich geirrt. es ist glück oder auch unglück, dass wir nicht alles wissen. im nichtwissen unserer zeit liegt auch ein grosses hoffen. mit der genauigkeit ginge dieses hoffen verloren, könnte sogar zur verzweiflung umschlagen, weil wir diese gewissheit unbedingt füllen müssten.
leben wir also mit unseren träumen, leicht oder schwer, mit den relativitäten, so oder auch so. lass uns die zeit einteilen, lass sie uns verschwenden – ganz, wie uns zumute ist und wie wir es vermögen. verzweifeln tue ich manchmal an meinem vermögen, zeit zu füllen mit sinnvollem und daran, dass es mir nicht gelingt, dies auszudrücken. so hoffe ich, dass ich die hoffnung nicht aufgebe, dass mir dies in kleinen ansätzen doch noch gelingen möge.
viele grüsse – oder stossgebet am morgen…
rosadora