der uru hat für heute das sagen im urwald. seine langen fühler hat er ausgestreckt, schaut, wer da sein terrain betritt. er ist wachsam und gutmütig. ich strecke ihm meine hand hin. er leckt daran wie ein hund. geschnüffelt und akzeptiert. na, da bin ich aber froh. ich bin ihm auch hold gesonnen, finde, dass er ein ganz passables wesen ist. sein langgereckter hals sagt mir, dass ihm nichts entgeht, dass er ein neugieriger kobold ist. heute ist ausgezeichnet gutes wetter, aber auch bei schlechtem wetter ist seine aufmerksame art nicht eingeschränkt.
seinen mossnacken finde ich besonders. sein gefleckter hals macht es mir schwer, ihn in irgendeine waldwesenart einzuordnen. das würde er sicher auch nicht wollen. einzig zu sein ist sein ganzer stolz.
sein betragen ist angenehm. er schnappt nicht nach meinen händen und zu dem ihm gebotenen leckerbissen lächelt er nur und lehnt dankend ab. ein bisschen wasser aus meiner hohlen hand, das schleckt er und nickt mit dem kopf. das kommt ihm bei dem warmen wetter recht. in der nacht hat es zwar geregnet, aber die sonne ist so gierig und schwupp hat sie alle regentropfen wieder weggeleckt.
ich widme ihm eine kleine strecke meiner zeit. ich weiss nicht, ob es ihn beeindruckt.
ein portrait möchte ich noch von ihm, den ich uru nenne. er gewährt es mir.
ich ziehe weiter durch den grünen, grünen adlerfarn-urwald, ganz neugierig, wem ich noch begegnen werde.
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DEN KOPF IN DEN WOLKEN…
SABABURG, MÄRCHENSTRASSE
den kopf in den wolken
die beine abhängen
fliegen ist angesagt
steigen
den wolkendunst durchstossen
hören
was auf höherer ebene sich tut
wenn alle stricke reissen
den mut haben
und dich fallen lassen
dieser komisch hockenden figur mit dem langen zopf begegne ich immer wieder. ich frage mich, weshalb sie sich ausgerechnet an dieser kurve niedergelassen hat. ein besuch an offener strasse ist fast unmöglich. sie sitzt mit dem rücken zum licht, schaut gen norden, schaut also in die völlig falsche richtung. schlossbewacherin kann sie nicht sein. dazu ist ihre stellung zu gediegen, zu gefesselt. sie sitzt an der märchenstrasse. dass sie eine märchenfigur sein könnte, diese idee ist mir noch nicht gekommen.
heute betrachte ich sie aus geringer entfernung. aber näher ist sie mir dadurch nicht. ich werde, trotz aller gefahren, sie nächstens nach ihrer bestimmung befragen.
AUFKLÄRUNG
die aus Holz gefertigte Statue, die Riesin „Saba“, gilt als Namensgeberin der SABABURG. Sie war eine Schwester der Riesin „Trendula“ (von der benachbarten Burg Trendelburg), die der Sage nach von einem Blitz auf freiem Feld erschlagen wurde, nachdem sie ihren Schwestern „Saba“ und „Brama“ (von der Bramburg) stark zugesetzt hatte. Alle drei sollen im übrigen von der nahegelegenen Burg des Riesen Kruko, der Krukenburg stammen.
URWALDWASSER…
regen
aufgespart
für heisse tage
urwaldwasser
kostbar
und ehrlich
und kühlend
regen
im urwaldbaumbecken
WALDWIRBEL…
den wald durchstreift
die äste verwirbelt
in bildern gefangen
sonst frei
zum leben und
zum sterben
waldwirbelfröhlichkeit
WAWUSCHELKOBI…
FÜR REBECCA UND MARC
der wawuschelkobi brachte mich zum lachen – wie er da hockte, zwischen all dem geäst.
die haare leicht zu berge. ein beatlchen, oder wawuschel eben.
er hats nicht leicht. es gibt einiges getier, das ihm die haare vom kopf fressen könnte.
in seiner erstarrung kann er sich schlecht wegducken.
dem nachtregen ist er dankbar, der erhält seine haarpracht.
von den hexen und anderen kobolden hat er noch nie gehört.
es ist, als sässe er hier in einer talsohle fest.
er hört es manchmal heulen und juchzen.
er denkt sich nichts dabei. er weiss ja nicht, was es ist,
das ihn da beunruhigen könnte.
er fühlt sich geschmeichelt, weil ich ihm meine aufmerksamkeit schenke.
das ist ihm in seinem ganzen leben noch nicht untergekommen.
neulich kam so ein schwarzer geier, jedenfalls war er so gross, angeflogen.
der wollte an seiner haarpracht zurren.
den hat er angebrüllt, sag ich dir, wie ein wildschein.
der geier flog weg. der hat sich so erschrocken und nicht geahnt,
was dem wawuschelkobi möglich sein würde. er sitzt geschickt
auf einem langen baumteil, so etwas wie ein ast – war es einmal.
da könnte man leicht denken, seine gestalt nähme gar kein ende.
naja, sollen sie mal denken.