irgend etwas unter meinen füßen ist ungewohnt weich – wie ein dicker wollteppich. doch was sich hier ausgebreitet hat ist kein teppich, sondern ein ganzer baum in seinem vergehen. ich muss erst genau schauen ehe ich begreife, was da vor mir liegt wie ein wesen, das arme und beine von sich gestreckt hat. ganz entspannt weich und warm liegt es vor mir.
und wieder einmal darf ich teilhaben an dem vorgang des sich auflösens eines ehemals grossen starken baumes und wie er sich in die erde hineinbemüht oder gezogen wird ohne widerstand – darf ich erfahren was es heißt von einem zustand in einen anderen zu wechseln.
als ich weitergehe ist es, als schaue er mir nach, als wolle er mir sagen, schön dass du da warst, danke dass du mir deine aufmerksamkeit geschenkt hast, wunderbar dass du mich erkannt hast. und ich sage, es war mir eine große ehre – ich komme wieder…
IM URWALD
2011 fand ich sie und nahm sie als eine der gestalten in mein buch
DIE DUNKLE SCHÖNE UND IHRE URWALDWESEN
nannte sie FLOOR
in der zwischenzeit ist sie mir nur ein mal begegnet
und
und
heute
fand ich sie wieder
und sie ist schöner denn je und was ich noch entdeckt habe
sie ist die verbindung zwischen zwei bäumen
hainbuchen
wie eine brücke
eine liebesbrücke
neigt sie sich ist vermittlerin
ist energiespenderin
solange lebt sie nun schon und ich fand
dass ihr flügel gewachsen sind
oder einer
o diese entdeckerinnenfreude
heute nacht dachte ich
es sind siamesische zwillinge – die beiden bäume
und floor hat es nicht geschafft
hat sich nicht ausbilden können zum drilling
siamesische drillinge – wären eine besonderheit
und sind es schon so
man muss es nur sehen können
auf jeden fall ist sie kein totholz
sie ist angebunden an den baumkreislauf
der siamesischen baumzwillinge
daher ihr überleben über die jahre in meiner geschichte im buch
hat sie vom der welt der menschen geträumt
da ist sie wohl hängen geblieben
in ihrem starken wünschen
und hat es sich dann anders überlegt
sie kommt mir fast schwesterlich vor
wie eine schwester
in die ich mich nun hineinzudenken habe
das ist nicht leicht und ich versuche
wenigstens ein bisschen baum zu sein
Liebe Rosadora,
erneut ein wunderbarer Beweis dafür, was der Urwald den unterschiedlichsten Besucheranprüchen bieten kann. Gerade diese ungeheure Formenvielfalt ist beeindruckend. Der Eine betrachtet sie aus botoanischer Sicht, der Andere lässt die Fantasie und die Gedanken springen. Wie oft habe ich das schon bei den Gästen erlebt. Gerade die Ecke, in der Du die Fotos gemacht hast, ist das Mekka dieser Baumfantasien.
Und dabei spielen die rund 200 Jahre alten Hainbuchen eine besondere Rolle. Sie sind am Ende ihrer physiologischen Leistungskraft, schauen dem Tod ins Auge. Die schönste von ihnen ist vor ein paar Jahren auseinandergebrochen. Sie ist zigmal fotografiert worden und in zahlreichen Veröffentlichungen zu finden. Die skurilen Baumformen kommen daher, dass ihre Bedeutung weniger in der Holzproduktion lag. Es waren Schneitelhainbuchen, also Bäume, deren Äste in gut 2 Metern Höhe regelmäßig geschnitten (geschneitelt) wurden, um daraus Strohersatz für die Ställe zu machen und um an den Ästen das Laub abzustreifen, das dann Laubheu ergab. Eine wichtige Nutzungsform des Waldes, die sich auch im wiss. Namen der Hainbuche – Carpinus betulus – findet. Schließlich kommt Carpinus von carpere (rupfen, reißen, pflücken, nutzen). Man denkt dabei auch an Carpe Diem – nutze den Tag!
jupp
mein baum – ich besuche ihn seit er stirbt regelmäßig. er – der so viele tode stirbt – konfrontiert mich mit meinem eigenen sterben. einmal habe ich gedacht, dass ich in ihm sterben möchte. aber jetzt, da ich mich in sein inneres gewagen habe, sage ich zu ihm – heute aber bitte nicht.
woher kam der mut mich so zusammengekauert hindurchzuzwängen. ich spürte einfach nur den drang es zu tun. ihn umgab ein riesiges anemonenfeld – da wo sonst der adlerfarn jegliches durchkommen zu ihm versperrt – diese ungeheure blühkraft machte meinen sinn leicht – frühlingsleicht – eben leichtsinnig.
es gab keinerlei widerstände – ich schlüpfte einfach hindurch – fühlte mich geborgen – embrionale vorstellungen. das neu- geborenwerden erwartete mich. aber viel zu schnell entschwand der augenblick des entlassenwerdens in ein neues. aber ging nicht meine geburt in diese welt ebenso schnell vorüber – vielleicht vorbei – um immer wieder erinnert werden zu müssen….
ich vergass zu singen – die anstrengung war groß – es knickten mir die beine weg und ich musste geduldig verharren und abwarten.
nur mein baum ist zeuge, dass ich mich in seinem inneren aufgehalten habe.
ein neuanfang steht an – vier tage habe ich zeit um klar zu sehen, worin dieses neue anfangen besteht, und ich sollte mich möglichst viel im freien aufhalten. ich bin neugierig und ganz offen. vielleicht bringt mir ein traum gewissheit. in den vergangenen nächten träumte ich ungeheuer intensiv. ich muss einfach nur besser aufpassen, was sie mir sagen, meine träume. immer waren sie angenehm und am liebsten wäre ich gern in sie zurückgeschlüpft. dem neuen brauche ich also nicht mit angst zu begegnen – ausserdem bin ich viel zu neugierig…
in der karlsaue ich erkenne sie an den langherabhängenden flügelnüsschen am band. vom vergangenen jahr sind noch ein paar übrig – mal mit mal ohne nüsschen – ein bisschen wie an einem weihnachtsbaum. dieser baum ist gewaltig und ausschweifend. er lädt ein zum drauf- sitzen zum miteinanderreden und fachsimpeln. karola ist mit mo aus china unterwegs. ich beobachte sie erst von weitem und freue mich wie sie den baum umkreisen und rätseln. wir kommen dann ins gespräch und die flügelnüsschen die restlichen begeistern. karola spricht vom basteln ich überlege sie in erde zu stecken um sie wachsen zu sehn.
die flügelnuss hat männliche und weibliche blüten. sie in dem stadium auseinanderzuhalten ist für mich fast unmöglich.
auf der seite
Bochumer Botanischer Verein e. V. – Bilder/Pictures
Gehölze mit roten bis orangen Blüten
sind sie schön aufgeführt und ausführlich erklärt. und viele viele andere ebenso.
im versteck solange kindern so etwas noch einfällt ist nichts verloren. ein thron – umkränzt von farnwedeln – gepolstert mit tannengrün – ein baumstamm als tisch und größere überschwemmungen abwendend eine ablaufrinne aus baumrinde.
gleich daneben ein kleiner ahorn – sichtbar gemacht durch ein astdreieck damit ihm nichts geschehen kann.
ich bin gerührt frage mich ob ich es wagen darf einen moment zu verweilen. ich nehme platz und genieße die stille und geborgenheit im schatten. so ein versteck aber auch. die vögel geben ein konzert dazu. eine geschenkte weile – ein kleines glück.
ich hinterlasse einen dank ein pfand sozusagen. lege einen blitzblanken cent in die mitte des baumtisches und umgrenze ihn ebenfalls mit einem rindendreieck – bezeuge damit dass ich hier war.
rhabarber rhababer –
ein zwischenrufen bei unverständnissen aus kindertagen…
palavern eben die pflanzen wagen sich hervor – schon. die späten nachtfröste die sicher noch kommen könnten ihnen schaden. eigentlich sollten sie von april bis mai mit einem gewächshaus aus folie umbaut sein.
in ihrem hervorbrechen aus dem laubbett bringen sie grazile gebilde hervor. sie verzaubern mich immer wieder – dieser widerspruch von gebrechlich und riesenhaft hat einen besonderen reiz. dieses zurschaustellen der geheimsten vorgänge die bei kleineren pflanzen verborgen bleiben ob der winzigkeit.
im herbst konnte ich zusehen wie er verpackt wurde – dieser riesenrhabarber. gestern fand ich ihn beim entblättern und seiner befreiung aus der herbstblätterumarmung. grünkraft in großer form.
ich höre sie schlürfen – die bäume. dieser sturmfreie bäume und pflanzen erquickende regen. man kann förmlich zuschauen wie alles wächst. die vielen verschiedenen grüntöne, die forschen blüten und die folgenden blätter die sich eben hervor wagen – es ist zum jubeln.
hier im park sind eine große anzahl hainbuchen. alle haben sie eine ganz eigene form – oft muß ich genau schauen und rätseln. sie machen es mir nicht einfach – aber es ist spannend. die ganz geraden sind selten – die knorrigen haben meine vorliebe. sie fantasieren sich in die unvorstellbarsten gestalten.
hinter dem betriebshof steht eine hainbuchenriesin. sie hat einen guten platz und viel raum. sie konnte sich ausdehnen ganz nach ihren vorstellungen. und heute sehe ich sie strotzen in ihrer ganzen kraft. ich besuche sie hin und wieder und nun werfe ich auch noch ein besonderes auge auf sie – schaue nach was die jahreszeiten mit ihr machen.
ich fädele mich durch eine ganze reihe von hainbuchen – größer und kleinerer art – hin bis zum basin. da sitzen die sonnenanbeter/innen und haben nicht die geringste ahnung von dem, was sich hier rings um sie herum im geheimen tut.
es wird mir schwer werden sie in zukunft zu ignorieren – immer sind sie da und überall – die hainbuchen…
,jetzt müssen sie sich aber beeilen‘ sagt ein ehepaar zu mir und meint dass die bäume nun ausschlagen wie verrückt und ich mit dem fotografieren nicht hinterher komme. lange reden wir – der kandelaberbaum – wie ich ihn vorläufig nenne – ist ihnen auch schon aufgefallen. kandelaber war er im herbst und ändert nun seine gestalt völlig. die blühkätzchen helfen uns nicht weiter. der mann macht mich aufmerksam dass immer drei blättchen auf einer stelle zusammenstehn – sonst hat das blatt ähnlichkeiten mit einem buchenblatt.
ich frage t. von der MHK. er kann es mir nicht sagen und will ihn sich anschaun. vielleicht fällt ihm was dazu ein. immer denke ich, es müsste doch ein kataster geben von den älteren bäumen…
ganz eifrig dabei sind die hainbuchen – groß und klein – egal welcher standort auch immer – sie stehen überall im park – haben sozusagen die oberhand.
die sonbe macht die menschen gesprächiger. das schlimme ist, jemand den oder die ich schon mal getroffen habe erkenne ich nicht wieder weil sie immer eine dicke schwarze sonnenbrille tragen. dahinter versteckt sich mir ein ganzes gesicht und ich erkenne die menschen nun am gesicht und nicht an ihrem gelben anorak.
bei den bäumen muss ich mir die merkmal mit denen sie sich mir zu erkennen geben mühsam erarbeiten. sie wachsen schnell ändern damit ihre gestalt und zu jeder jahreszeit außerdem. nicht immer kann ich sie mir über das internet aneignen. oft gibt es sie da nicht – sie kommen von weit her und sind zahlreich und sooo verschieden.
ein neues baumverzeichnis erarbeitet t. und wird in ein zwei jahren erstellt sein.
ARDEIDAE bisher dachte ich dass der von mir erwählte seeadler mein tier sei – er ist über erde und wasser in der luft unterwegs – dem feuer kann er entkommen – also ein tier der vier elemente. tiefe gedanken habe ich mir nie zu ihm gemacht. doch heute weiß ich dass das nicht stimmt.
am sonntag ist mir der reiher am teich im botanischen garten begegnet und immer mal schon vorher. am wassergraben um die insel siebenbergen folgt er mir oft am gegenüberliegenden ufer wenn ich fotografiere – und heute kommt er direkt zu mir und landet auf dem giebel des daches gegenüber.
er gefällt mir mit seiner gelassenheit in die ich mich einschwingen kann – grazil schwebt er durch die lüfte mit eingezogenem hals. er ist ein guter beobachter – mit seinem langen schnabel kann er blitzschnell zupacken. er hat große geduld und entscheidet forsch.
auch er ist an land im wasser und in der luft zuhause – wie eigentlich die meisten vögel.
ich entscheide dass er für eine weile mein tier ist. dein besuch hat mich erregt und erfreut – danke.