ÜBER DIE FROSTGRENZE…

COVER FROSTGRENZE_

bei Books on Demand

immer ist in der natur das wachsen blühen und vergehen das thema
das blühen wird bewundert das vergehen weniger

die kapuzinerkresse ist vom frost gebeutelt und in die kniee gegangen – in die kniee gehe ich nun auch
die blätter hängen herunter wie wäsche von der leine 
die regentropfen liefern die trauer und fangen reste des lichtes – dadurch ergeben sich wunderschöne bilder
die welken blätter der kapuzinerkresse zeigen sich in kleinen kunstwerken
ich liebe diese morbiden bilder und nicht nur das blühen fange ich ein sondern schaue jeden ausdruck der pflanzen an – ein sichtbarer vergleich mit unserem eigenen leben
es geht mir um die verbindung zwischen den pflanzen und den menschen – ums hinschauen um zu verstehen

ich fotografiere wie getrieben – hocke auf der erde und verändere meine sicht durch standortwechsel als müsse ich mich beeilen -
dass ich richtig geahnt habe zeigen mir einen tag später die pflanzen die auf dem boden liegen – eben wie wäsche aber diesmal als seien sie von der leine gefallen
kapuzinerkresse ist sehr frostempfindlich

alles kann man wiederholen aber nichts ist wiederholbar

rosadora
oktober 2013

HERBSTFLÜSTERN…

COVER_Herbstflüstern

bei Books on Demand

erst ist da das frühjahr mit seinen zarten farben – der sommer bringt es schon kräftiger hervor.
aber der herbst mit seinen farbenfrohen warmen farben überwältigt sie alle.

so reich und prall und ausgefallen einzigartig ist auch ein menschenleben, nur können wir es nicht immer sehen, weil es sich nicht im aussen abspielt.

die pflanzen geben ein eindrucksvolles spiegelbild. die bilder fange ich ein, sammle sie, mache sie zu begleiterinnen meines lebens.

hier ist es der alant im herbst – eine heilpflanze, die schon im sommer seine kräfte in erscheinung bringt, aber nun sich in sein neues dasein hineinwindet.

im frühling und sommer strebt er dem himmel, dem licht, entgegen,
im herbst und winter der erde.
zwischen himmel und erde tanz er seinen tanz – spielt er sein staudenspiel durch das jahr.

EINEN SOMMER LANG…

COVER EINEN SOMMER LANG_

bei Books on Demand

BLÜHEN UND WELKEN – LEBEN UND STERBEN

immer mehr brauchen wir lebensräume, in denen unser geist sich ausruhen unsere seele sich nähren kann.
gärten mit ihren blühpflanzen und düften halten dies für uns in ihren grossen geheimnissen bereit.
jede stunde, in der ich zwischen den farben und düften gehen kann, betrachte ich als grosses geschenk.

in diesem jahr war der BOTANISCHER GARTEN besonders prachtvoll. sehr häufig war ich dort, habe bilder eingefangen vom blühen und welken, damit sie mich durch den winter tragen.

vielen menschen bin ich begegnet und habe das gefühl, dass sie in dieser umgebung besonders aufgeschlossen sind, besonders jetzt im herbst, wo das welken nahe legt, dass es an das sterben der menschen anschliesst. sie reden nicht gern vom sterben, aber tun es dann doch. mit meinen überlegungen zu den schönen gesten der welkenden pflanzen öffnet sich bei ihnen eine tür, die in ihrer vollkommenheit und schönheit mut macht sie genauer zu betrachten.
mit dem mutigen anschauen erfolgt der schritt des offenen redens.
das erleichtert und mir scheint, dass in diesem heilkräuter hexagramm die menschen so duftend umgeben eine erleichterung erfahren.

SCHLITZBLÄTTRIGE BUCHE …

schlitzblättrige buche im bergpark wilhelmshöhe

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diese buche von der ich bisher dachte dass es ein schlitzblättriger ahorn sei
bewundere ich jedesmal wenn ich an ihr vorbei komme
gestern hatte ich angst dass sie von den umfangreichen bauarbeiten am schlosshotel gefährdet sein könnte
noch sitzt mir der schock von der dez-buche in den knochen
sie leuchtet auch wenn die blätter alle am boden liegen hat sie diese grosse ausstrahlung
die so altehrwürdige bäume haben

SCHLITZBL. BUCHE_

sie stammt aus europa und gehört in die familie der buchengewächse
viele bäume aus der halben welt und aus dem östlichen nordamerika waren hier zu finden
noch immer wird der erhaltenswerte alte gehölzbestand gefördert und junge gehölze gepflanzt
leider ist das vorhandene büchlein BÄUME UND STRÄUCHER aus dem jahre 1978 noch nicht ersetzt worden so gibt es viele verzeichnete bäume nicht mehr und neuere sind nicht verzeichnet immer wieder werde ich danach gefragt und kann keine bessere auskunft geben
ich lerne
es gibt nicht die buche sondern eine ganze familie von buchengewächsen
ebenso beim ahorn es gibt 60 verschiedene arten
meine ist mir besonders und jedesmal wenn ich im bergpark bin ziehe ich einen kreis um sie die umrundung ist ein ritual geworden…

DER FLIEGENPILZ…

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diesmal reicht das knieen nicht
heute muss ich mich ganz flach auf die erde legen
ich muss mich
auf gleiche ebene bewegen mit dem prachtvollen fliegenpilz
von oben herab kann ich ihm unmöglich begegnen
er flösst mir ehrfurcht ein in seiner vollkommenheit
so einen wunderschönen fliegenpilz habe ich noch nie gesehen

ich finde auch heraus
dass er keinesfalls so giftig ist
wie ihm nachgesagt wird
auch dass er sogar essbar ist
wenn man die art der zubereitung berücksichtigt

FLIEGENPILZ_

als glückspilz ziert er postkarten

in vielen schamanischen kulturen zählen pilze zu den heiligen pflanzen
priester der maya benutzten pilze als rauschmittel um visionen von den göttern zu erhalten

dass er mit hexen in verbindung gebracht wird verwundert mich nicht
in der legende vom fliegenpilz aus der altnordischen sagenwelt
wird gesagt, dass die berserker sich mit kleinen fliegenpilzmengen betäubten, damit sie im kampf keinen schmerz spürten.

wie er also zum glückspilz wurde
ist mir noch unerklärt…

ANDACHT FÜR EINE BLUTBUCHE…

vor ein paar wochen wurde die schöne grosse blutbuche einfach abgeholzt weil sie einen pilz an ihren wurzeln barg oder verbarg und sie angeblich eine gefahr für die menschen und autos darstellte

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abgeholzt im wahrsten sinne denn man hat den ganzen baum entsorgt – wohin bloss

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dicht an dicht gedrängt haben sich nun pflanzen um die wurzel der alten blutbuche versammelt unkräuter wie wir zu sagen pflegen
angeführt vom ackersenf nehmen sie den platz um die baumwurzel ein im kreis stehen sie als wollten sie eine andacht halten und im gedenken verweilen
für einen moment geselle ich mich hinzu – ein rührender augenblick für mich
die vielfalt der pflanzen von der mariendistel dem gundermann dem löwenzahn der vogelmiere dem schöllkraut dem wilden meerettich dem wermut den dicken fetten pilzgruppen und dem gras

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der baum scheint noch so viel energie angesammelt zu haben dass sie alle davon profitieren

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ehrengäste gab es auch
diese kleine herzige gruppe von zarten pilzen zum beispiel
sie gefielen mir ausnehmend gut
die absicht einer feier ist ihnen sicher nicht gekommen reicht ja auch wenn ich das so sehen kann

leuchtend stand sie im im herbst diese wundervolle blutbuche nie konnte ich einfach so daran vorbeifahren
oft habe ich fotos gemacht und behalte sie in guter erinnerung

BOTANISCHER GARTEN KASSEL…

DAS DUFTGEHEIMNIS
ich bin im botanischen garten
wieder einmal bin ich an dem ort wo es so betörend gut duftet
als würde hier gelee gekocht
kürzlich fragte mich eine frau ob ich denn wüsste woher der duft komme
nein – weiss ich nicht
heute beschliesse ich den grund ausfindig zu machen
es lockt mich eine riesenfläche mit pilzen unter einem baum
und da ist er – der duft
ich kreise herum und schnuppere
es ist dieser baum unter dem die pilze stehen

EISENHOLZBAUM – PARROTIA PERSICA
ZAUBERNUSSGEWÄCHS
Collagen43

und noch ein stück weiter noch einer und noch einer
es ist wie ein zauber ein richtiger kleiner zauberwald
ich lese auf dem schild ZAUBERNUSSGEWÄCHS
und ich gehe wie betört und betäubt umher
nur was den duft ausmacht kann ich noch immer nicht sagen
und blüten sind keine zu erkennen
ich lese nach
der EISENHOLZBAUM blüht von januar bis märz
wieso er einen namen so ganz ohne zauber trägt
ist mir unerklärlich
die blätter sind jetzt mitte oktober goldenleuchtend
den stamm werde ich mir näher anschauen müssen
vielleicht verbirgt sich da das geheimnis des dauerduftes
oder doch an der wurzel…

die geschichte nimmt einen total anderen verlauf
am nächsten tag bringe ich kakteenfotos zu magdalene ins kakteenhaus
sie hat viele jahre den bauerngarten gepflegt
nun – fast 90 jährig – betreut sie am freitag und samstag die kakteen
vom vorigen tag und meinen erfahrungen mit den zaubernussbäumen
hatte ich ihr nichts erzählt
da reicht sie mir einen grossen plastikbeutel und sagt – riech mal
da ist er der geruch den ich nicht definieren kann
es sind die blätter des judasbaumes
du musst die blätter auf die heizung stellen und sie ab und zu befeuchten
dann duften sie wunderbar
und sie beschreibt wo ich den baum finde nr. 23
ich bin beglückt und gehe nun um den richtigen duftbaum in augenschein zu nehmen
er ist riesig und alle blätter liegen wie ein teppich ausgebreitet unter dem baum
JUDASBAUM_DSC_9061
JUDASBAUM
CERCIDIPHYLLUM JAPONICUM
oder
BROTBAUM
Collagen42
es liegen einige bunten ahornblätter darüber – deshalb nicht gleich auffindbar
also wurzel war schon ganz nahe dran – aber eben der falsche baum…
JUDASBAUM_2013-10-19
im netz finde ich beschrieben dass er BROTBAUM genannt wird
weil er den duft von lebkuchen ausströmt

LEBEN GEHT…

STILLES BILD_DSC_8570

am kummer sollst du wachsen
den tiefen gefühlen nicht widerstehn
du kennst den urgrund der brunnen
du weisst
dort müssen wir hin
tief tief liegt verborgen
was uns trägt
tief ist alles
was leben ausmacht
wer in den höhen sich bewegt
wird von der sonne verbrannt
wird zur aschewolke
fliegt fliegt fliegt

rosadora

STILLES BILD I_DSC_8571

ein boot
es fährt in leichter sonne
es ist gut ausgestattet
es wird gut getragen
es nimmt sich alle zeit
es grundet tief
dort
wo alles leben endet
wo alles leben beginnt
wo ein kleines licht
für uns aufgespart ist
für heute und morgen
für allezeit
das
ist unser trost

OKTOBERPILZE IM KOMPOSTLOCH…

PILZE IM KOMPOSTLOCH II_

ich weiss dass alles immer wieder neu ist
aber dann überrascht es mich eben doch
ich will nicht sagen dass ich meine runde ohne erwartung mache
aber ich erwarte eben nichts bestimmtes

PILZE IM KOMPOSTLOCH III_

diesmal sind es pilze in grosser verschiedenheit
ich weiss nicht welche man verspeisen kann und welche nicht
ich lasse sie sowieso allesamt stehen und erfreue mich an ihrer schönheit
die form die farbe die oft seltsam gewählte lage der ort
und allesamt am 13. oktober wo andernorts schon schnee gefallen ist

PILZE IM KOMPOSTLOCH_

PILZANSAMMLUNG_DSC_8518_bearbeitet-1

PILZE EN MAS_DSC_8512_bearbeitet-2

der tag ist heute ausgesprochen mild und damit angenehm zum fotoschlendern
regentage gingen voraus und im kompostloch sammelt sich das wasser in riesigen pfützen ja fast seen – ganz zu meiner freude
das licht verändert sich auffallend von tag zu tag

TANNENSPIEGELUNG_DSC_8476

die tannenspiegelung von meinem letzten besuch schaut heute ganz anders aus
eindrucksvoller plastischer und was sollte mich abhalten dasselbe also das was nicht mehr dasselbe ist noch einmal zu fotografieren – ein bisschen anders geguckt ein wenig anderer standort
mit meinen trittsicheren stiefeln kann ich durch flache wasser und den matsch waten – das macht spass – ganz wie in kindertagen

DAS NEUE GRÜN_DSC_8489

neues grün macht sich breit schafft neuer bilder in meinem gedächtnis
hoffnung auf immer neues

ASTERN IM REGEN…

Gottfried Benn

Astern – schwälende Tage,
alte Beschwörung, Bann,
die Götter halten die Waage
eine zögernde Stunde an.

REGENASTER WEISS_DSC_8194

Noch einmal die goldenen Herden,
der Himmel, das Licht, der Flor,
was brütet das alte Werden
unter den sterbenden Flügeln vor?

REGENASTER WEISS_DSC_8204

Noch einmal das Ersehnte,
den Rausch, der Rosen Du –
der Sommer stand und lehnte
und sah den Schwalben zu,

REGENASTER WEISS_DSC_8207

Noch einmal ein Vermuten,
wo längst Gewissheit wacht:
Die Schwalben streifen die Fluten
und trinken Fahrt und Nacht.

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