URWALDSTÜRME IM URWALD II …

M A R G A R E T E . . .

12.07.2016
so sah sie vor drei jahren aus – die margarete – so, als könne ihr nichts und niemand etwas anhaben.

dann dies – eine ganze flanke – würde man bei einem tier sagen – ist heraus gerissen. eine große wunde klafft an ihrer südwest-seite. ein großer teil von ihr ist herausgerissen und ich glaube, ihren stillen schrei zu hören. bei einem menschen wüßte ich zu trösten – bei einem baum aber ist das gar keine option. sie, die margareta, wird nie mehr gesunden. ihr werdegang geht nur in eine richtung. viele jahre habe ich sie besucht und oft – wie auch heute – zu ihren wurzeln gesessel und zugehört. ausgeruht habe ich mich auf ihren grünen ausläufern und ihr zugeschaut.
ich kenne sie gut und immer kam sie mir groß und stark und unverwundbar vor. aber das war natürlich schon lange nicht mehr so. in ihrem inneren passierten für mich unvorstellbare dinge.
die wasserleitungen waren lange schon gekappt und die baumin verdurstete sozusagen. der verwandlungsprozess hat erdartiges – eine humusartige trockenmasse – hervorgebracht.

sie ist für einige wenige menschen berühmt wegen folgender geschichte –

‚Der Sage nach hat in dem Gemäuer der Sababurg einst, so heißt es, ein despotischer Riese geherrscht. Mehrmals hat er seiner Tochter Margarete verboten, sich mit dem Nachbarssohn Kuno zu treffen. Doch die Liebe der verzweifelten Riesentochter ist so stark, dass sie alle Warnungen ihres wütenden Vaters ignoriert – eine Entscheidung mit fatalen Folgen.
Eine verzauberte Prinzessin…
Als Margarete wieder einmal heimlich aus der Burg flüchtet, nimmt das Unheil seinen Lauf. Der Riese verwandelt Kuno, den Liebhaber, in eine Eiche. Und auch Margarete bleibt nicht verschont. Zu unbeweglichem Holz verzaubert ist die Prinzessin bis heute.’
diese geschichte hat mir jupp rapp übermittelt. so ganz schlüssig und vollständig scheint sie mir nicht. aber ich kann sie nirgends finden. und wieso gibt es eine verwandelte riesentochter – eine verzauberte prinzessin und wo steckt der verwandelte liebhaber fest. bis heute ist er mir nicht begegnet…

URWALDSTÜRME…

DIE WAPPENEICHE IM URWALD…

dieses bild habe ich am 30. oktober 2013 aufgenommen. die wappeneiche bestand da aus einem müden und einem lebendigen teil.
ich bewunderte ihre tat- oder triebkraft. fast sah es aus, als wären es zwei bäume in verschiedenen lebensphasen.
bis vor ein paar wochen noch – also sechs jahre später – hat sie diesen zu- oder aufstand halten können.

Hoher Baumnun ist es vorbei. einsam steht der baum in seiner halbheit und ich bin mir unsicher, wie ich ihm zukünftig begegnen soll. vielleicht entschließt er sich, seinem grünling zu folgen. alt genug wäre er ja. und welchen grund sollte er haben, aufrechtstehend sein vergehen zu ertragen.
mir würde er fehlen – auch in seiner halbheit, in der er immer noch die von mir viel umworbene eiche ist. kürzlich erst sass ich unter ihr – der ganzen eiche und ahnte nicht, wie nah sein schicksal bevor stand.

text von vor sechs jahren, als die eiche noch zweiteilig war:

eine eiche in dem alter hat einen ungeheuren ausschlag. ich sitze lange dicht bei ihr – lausche, was sie sagt, was sie singt, rieche den einmaligen eichenbaumduft, betaste und begrüße sie, schaue, wo sie sich regt, sich verändert und wie sie der erde und dem himmel verbunden ist und ich mit ihnen.

sie stellt mir wichtige fragen – fragen die das sein betreffen – das leben – das sterben auch. oder stelle ich sie ihr. unsere zwiegespräche ziehen sich heute in die länge. es ist ein gemisch von mich ruhigstellen und aufgewühltsein. die antworten kommen oft viel später – heute besonders.

ich bewundere ihre ausdauer. viele jahre schon suche ich den kontakt zu ihr. immer denke ich sie müßte in sich zusammenbrechen. dass sie es nicht tut und sogar noch mit blattaustreibungen beschäftigt ist, erstaunt mich sehr. frisches junges grün an der einen seite bis hin zum knorrig vergehenden holz in den erstaunlichsten farben zeigen mir einen eichenlebenskalender. und wenn sie den regen einsaugt ist es, als würde sie sich noch einmal aufbäumen – schmückt sie sich mit eichenbaumnotationen, die ich in ihren veränderungen immer wieder einfange.
es ist das, was wir sehen, an das wir unser herz binden, was uns die besonderen ereignisse schenkt, was uns in erstaunen versetzt, wovon wir lernen.

BIOTOP BAHNHOF…

AUFSTIEG UND NIEDERGANG…

vor wochen noch dachte ich, dass ein erquickender regen den königskerzen zur pracht verhelfen würde. nun kam regen, aber nicht genug. der anblick dieser großen pflanzen, die sich solche mühe gegeben haben hell auf zu leuchten, erschüttern mein herz. so verkrampft haben sie sich vor der heißen sonne, so in sich selbst zurückgezogen, dass ich weinen könnte. was so gut angelegt war, vertrocknet, ehe es seinem namen gerecht werden konnte. sie so leiden zu sehen, trifft mich mitten ins herz.

den sommerflieder hat es nicht ganz so arg getroffen – mit ausnahmen – er kommt aus gegenden, wo abartige wetter nicht so selten sind. aber je nach dem – der eine treibt weißeste blüten, den anderen hats auch trocken erwischt.
disteln verschweigen wie es ihnen geht – sind voller samen. rainfarn, goldregen und kleinste astern (berufkraut?) halten sich wacker.

KÖNIGSKERZEN – GIGANTISCHE AUSMAßE…

BIOTOP BAHNHOF…

KÖNIGSKERZE
VERBASCUM GIGANTEUM

weil es so viele arten der königskerze gibt, nenne ich meine GIGANTEUM. ich beobachte sie von anfang an und in diesem jahr nimmt sie gigantische ausmaße an. an länge überragt sie mich und ihr kräftiger wuchs macht mich staunen. gab es doch im vergangenen jahr auf dem grundstück zwei oder drei mickrige mutterpflanzen, von denen die diesjährigen ja wohl ihren ausgangspunkt haben…

die blütenstände waren kompliziert und sicher gefaltet. es sah aus, als wollten sie sich quer auslegen – haben sie ja vielleicht auch, um sich dann aufzurichten. und wollig umschützt vor kälte und sonne, vor sonne, die zur zeit schon absurd heiß brennt, da braucht es schutz.

wenn sie dicht beisammen stehn und ich zwischendurch schlüpfe, streicheln mich die wollblätter zärtlich. überhaupt sind sich viele der pflanzen zärtlich zugewendet. wenn zwei dicht beieinander stehn und die eine sich über die andere wie schützend beugt, sehen sie aus wie ein liebespaar. es gibt sie – die liebe – überall, auch im pflanzen- und tierreich, auch wenn wir denken mögen, dass sie nur uns zugehörig ist.

BEUYS BÄUME UMBLÜHT…

HINTER DEM ALTEN BAHNHOF…

gerade zeigen sich die beuys-bäume hinter dem alten bahnhof, u. a. in der clara immerwahr strasse, umrandet von beginnender blumenpracht, und ich habe angst, dass diese pracht in den nächsten tagen, ehe es so richtig zur pracht kommen könnte, abgemäht wird, dass es trotz klimabedenken den ordnungsliebenden gartenbefugten einfallen könnte, alles abzumähen, wie im vergangenen jahr. da hatte es von mohn über , margeriten, wiesenknöpfen, schafgarbe, versch. kleesorten, flockenblumen, oranges habichtskraut und einige mehr hervorgebracht.


ich hoffe, ich hoffe, dass es in diesem jahr wachsen darf. ich werde es anregen.

wo die vielen beuys steine und bäume im nachhinein noch aufgetaucht sind, weiß ich nicht. aber sie sind da, dass sie in dieser noch trostlosen gegend an bedeutung gewinnen könnten, müssen wir abwarten. vielleicht, wenn fraunhofer dem ganzen eine angemessene sicht zukommen läßt…

dass mir diese neue art baum – säuleneiche – gefallen würde, kann ich nicht sagen. sie sieht sehr gezwungen aus und hält angeblich kalten wintern stand (aber ob es die hier noch mal gibt).

UNTER FREIEM HIMMEL…

UNMITTELBAR NEBEN FRAUNHOFER BAUGRUNDSTÜCK…

hier liegt der hund begraben…

denke ich. doch einen schritt weiter läd mich eine handgezimmerte bank zum sitzen ein. wunderbar, und einen tisch, wie eine ablage so groß oder klein, gibt es auch.

ich nehme platz

und umgeben von robinien und heckenrosen duftet es betörend. ich genieße in vollen zügen – alles ist immer bereitet, du darfst es nur nicht zu oft erwarten.

sogar einen blumenkübel – mitten in der wildwiese – gibt es. dabei muß sich jemand etwas gedacht haben – balkon- oder gartengefühle mit einer eingepflanzten gerbera. ich staune…

als es zu regnen beginnt, stelle ich mich unter einen eisenvierbeiner, von dem ich nicht weiß, was er für einen zweck erfüllt. meinen erfüllt er jetzt – er schützt mich vor dem regen, der vorüber zieht. der ausblick ist phänomenal und einzig, nicht zu toppen. es gibt ihn kein zweites mal. ich weiß ihn zu würdigen und danke dem eisenvierbeiner.

fraunhofer weiß gar nicht, in welch außergewöhnlicher umgebung sie steckt. eine wetterecke – allemal. wenn es windet, dann richtig und wenn die sonne scheint, dann brennt sie.

aber nicht nur wetterecke – auch naturpark mit wunderbar blühender blumenwiese. kamille, die heilende, sorgt für gesundheit und wohlbefinden – klatschmohn – erhellt die seele und erfreut das auge – und pflanzen, deren namen ich nicht kenne und erst nachschlagen müßte. auf jeden fall ist es eine parkwiese und eine durch und durch blühende und so ganz anders als im vergangenen jahr.

sogar einer hummel begegne ich – zwar nur einer einzigen, aber immerhin. sie labt sich an dem nektar der robinien.

MAIBIOTOP…

BIOTOP BAHNHOF – EHEMALS LADESTRASSE…

schon beim letzten fototermin war zu erkennen, dass sich die königskerze hier wohlfühlt. sie hat sich stark ausgebreitet und auch ihr wuchs ist königlich. kein nachtfrost wird ihr noch etwas anhaben können – und mit der sonne, der sie erbarmungslos ausgesetzt ist, ist sie eh befreundet.
das stein-sand-erdgemisch scheint eine gute grundlage für die hier ansässigen pflanzen zu sein. nur, woher sie kommen, bleibt mir ein geheimnis. sie sind ja nicht ausgesät worden, wie eine spaziergängerin vermutete.
was mit diesem teilgrundstück der bahn weiterhin werden soll, weiß ich nicht. noch ist es eingezäunt und ein café in nachbarschaft von dem fraunhoferinstitut ist unter den 4 hochspannungsmasten schlecht denkbar. ich werde mal nachfragen.

 

 

 

 

 

 

 

WOLKENSCHÄUMCHEN…

LÖWENZAHNWIESE…


so weiß – so weich wie wolkenschäumchen…

wie in einem versteck, geheim auch – eine ungemähte löwenzahnwiese.
hineinlaufen möchte ich, wie in kindertagen, mich drehen und wenden, mich mit den löwenwölkchen verbinden. das hineinlaufen fällt schwer und erst recht das drehen. also bleibt mir nur eines, den traum im foto festzuhalten.
eine ungemähte wiese, das macht freude, das zeigt mitdenken.