erinnern ist etwas langweiliges, ist etwas, das ich schon kenne, ist etwas trügerisches. es geht um erlebtes, etwas, das sich durch erinnern verändert, in die eine oder andere richtung– jenachdem. dramatisches wird gern noch dramatischer, schönes wird verklärt oder aber herabgemildert. erinnerungen sind nichts wirklich wertvolles. sie sind nicht subjektiv. das subjektive, das sich selbst belügt. es belügt sich in dem falle durch neuerlich erlebtes, das das alte überlagert, verzerrt. gefühle lassen sich täuschen. gefühle täuschen mich.
trotzdem erinnere ich mich. Continue reading
meine linke hand…
‚gib das schöne händchen’ sagte meine mutter zu mir, wenn ich jemanden begrüssen musste. dass ich eigentlich gar kein händchen geben wollte, störte sie nicht.
heute musst du gar keine hand mehr geben und wenn, kannst du frei wählen, ob links oder rechts. niemand sagt mehr etwas vom ‚schönen händchen’.
wieso soll ein händchen auch schöner sein als das andere. früher mussten die kinder mit rechts schreiben, unbedingt. Continue reading
vergriffen…
manchmal kommt mir ein begriff, den ich nicht eindeutig einordnen kann, so jetzt gerade dieses ‚vergriffen’.
ein buch ist vergriffen – das ist ein buch, das nicht mehr zu haben ist, aus, weg. und ich hätte es so gerne gehabt. und wie alles, was man nicht haben kann, hinterlässt es eine lücke und einen schmerz, als hätte man etwas verloren.
heute kann man Continue reading
über allem das weiss…
die weisse seite – es ist ja nicht mehr das weisse blatt vor mir – also, die weisse seite vor mir – immer ist es fraglich ob und mit was sie sich füllt. und immer die angst, dass sie sich nicht füllen könnte. da hilft der rat, erstmal mit einem wort, einem satz zu beginnen, gar nicht. denn wenn sie sich nicht füllt, dann auch nicht mit einem wort oder satz. die worte verweigern sich mir. ich kann sie nicht zwingen. jedes zwingen würde man ihnen ansehen. sie zeigten schwachstellen, sie sähen gequetscht aus und ohne jegliche kraftvolle intention. sie wären schal, schneller als ein bier es sein kann. Continue reading
Die Sprache ist das Licht der Welt
hans georg gadamer
„Immer geht ein Meinen, ein Intendieren über das hinaus, an dem vorbei, was wirklich in Sprache, in Worte gefaßt den anderen erreicht. Ein ungestilltes Verlangen nach dem treffenden Wort – das ist es wohl, was das eigentliche Leben und Wesen der Sprache ausmacht.“
‚…Ein ungestilltes Verlangen nach dem treffenden Wort – das ist es wohl, was das eigentliche Leben und Wesen der Sprache ausmacht.’
immer geht mit diesem verlangen einher, das, Continue reading
E V A A E P P L I
retrospektive – ausstellungsbesuch im tinguely-museum basel – 01.03.2006
der tod und das leben, das kraftlose und das kraftvolle – es ist alles da. es herauszufinden und es sichtbar machen im bild, das ist meine anstrengung.
dieses herausfiltern zu erlangen – es kommt mir vor, als sei es anstrengender als die figuren entstehen zu lassen. stich für stich, genäht, geformt in pose gesetzt auch und geschmückt – ich rücke nah an sie heran, um die nähte zu studieren, um ihre bedeutung zu erkennen und hervorzuheben. Continue reading
sieben schleier…
‚einmal wollte ich ‚ich’ schreiben…’ das frauenich noch nicht lang genug auf der welt, um es ohne bedenken herauszusagen. ich bin ich – obwohl – ich es noch nicht lange genug weiss.
ich verberge mich hinter meinen sieben schleiern, wohlwissend, dass alle versuche, sie mir zu entreissen, nichts gebracht haben. Continue reading
HILDE DOMIN 27.07.1909 – 23.02.2006
alle spiegel so klar…
rosadora g. trümper tuschick
da ist es gerissen ‚das goldene seil’ – ‚da wird schon der name gerufen’ – ‚hinweg aus der….welt, …unter die alles vermengende erde.’
‚ich komme wieder’, hatte sie noch gesagt, ‚wenn ich hundert bin’. die worte sind noch in meinem ohr, ich habe mir nicht träumen lassen, dass sie das nicht wahr machen würde, diese kleine resolute person mit den grossen worten. da war sie neunzig. kraftvoll formte sie silbe für silbe, ihr sprechen hatte einen harten ton.
der ‚böse löffel’ des ‚vergessens’ fiel nun – fast unerwartet – in die ‚schale aus schatten’. unerwartet, weil fast ein hauch ewigkeit mit der person hilde domin verbunden ist. sie war schon zu lebzeiten eine legende. da will man nicht wahrhaben, dass sie eines tage nur noch legende sein wird.
‚…die pause ist vorbei.’
‚stehenbleiben und sich umdrehen hilft nicht. Continue reading
Ü B E R L E B E N
‚das bunte, vielfältige, das mannigfaltige ist auf alle fälle besser als das graue, das durchschnittsgrau.
nur wer schöpferisch denkt und lebt, wird überleben im diesseits und im jenseits’.
friedensreich hundertwasser
dass farben einen grossen einfluss auf unser seelenleben haben, ist mittlerweile bekannt und erwiesen. warum, ach warum spricht sich dies dann nicht schneller herum, besonders bei denen, die für das häusermachen zuständig sind. allein das ‚machen’ der häuser wäre so viel lustbetonter, als mit maschinen betonteilchen auf betonteilchen zu hieven, die sie nach ein paar jahren wieder abreissen müssen, weil sie baufällig geworden sind. wo bleibt der kreative teil?
offensichtlich hat hundertwasser einen so grossen farbsprung Continue reading
mond um mond…
am mond festgemacht das jahr
am mond spüren höhen und tiefen
monden das jahr
mondschein mondschatten
die vorgegebenen muster wechseln
mondjahr
immer ziehst du vorbei
wir wollen beständigkeit
mondbesehen
rosadora
vollmond, 13.02.06 _ 5 uhr 44