lass deinen flügel
mich sehn
ein wenig
damit ich glauben kann
dass es dich gibt
lass deinen flügel
damit ich kindhaft
wende mich an dich
in schlechten tagen
die mir verwehn
wie dunkle regenwolken
am nächtlichen himmel
gib einen streich mir
an meiner wange
und einen hauch
in mein gesicht
von deinem flug
dem ich nachschaue
während du dich
entfernst von mir
so nah warst du
heute bist du sanft…
heute
bist du sanft
du trägst mich
durch die zeit
gedrängt nicht und gestossen
vertrau ich
diesem sanften schweben
wohin du mich auch fliegst
mein einverständnis
bereit
dir zu folgen
hekate…
hekate, die dreiwegegöttin, hatte sie gerufen. eine nach der anderen. erst die jüngste. sie war weiss gekleidet und schön wie eine aufblühende rose. leichten fusses, etwas tänzerisches war in ihrem gang, näherte sie sich der wegkreuzung.
hekate winkte sie zu sich. was sind in deinem leben die drei wichtigsten dinge?
die junge war ganz überrascht über die frage und musste überlegen. drei dinge, das müsste ich überlegen. wenn sie dir wichtig wären, würdest du sie wissen. Continue reading
in den säumen…
in den säumen
ihrer gewänder
tragen sie träume für uns
aus fernen wirklichkeiten
nacht für nacht
fliegen sie
durch unseren schlaf
tag für tag
gehen sie
durch unsere gedanken
sie sind bei uns
tag für tag
nacht für nacht
auf erden
wie im himmel
sätze, wie blitze…
ettore sottsass sagte heute in ‚sternstunden’ (SF), als er von seiner arbeit erzählte, ‚ich muss aus mir ausbrechen, um herauszufinden, ob das staunen noch funktioniert’.
der satz fand so sehr meine übereinstimmung, dass er mir in mein hirn einschlug. ich schrieb den satz auf, um ihn nicht zu vergessen und um später sagen zu können, dass mir das staunen noch nicht abhanden gekommen ist und wie überlebenswichtig mir das ist. aber damit es abhanden kommen kann, muss es ja erst einmal da gewesen sein. Continue reading
ich schreibe, weil ich…
schreiben wollen und nicht können – das ist schlimmer, als arbeiten können und nicht wollen. ungeduld und unzufriedenheit gehören zum wesen des menschen. sie stellen sich ein wie von selbst. für zufriedenheit und geduld muss mensch sich anstrengen, etwas tun, was ihn zufrieden macht, nichts tun, damit die geduld sich einüben lässt. es gibt so schlauberger, die sagen, einfach anfangen, einfach das weisse blatt nehmen und drauf los schreiben, egal, was kommt. sie vergessen ganz, dass kaum noch jemand vor einem ‚weissen blatt’ sitzt. Continue reading
zuletzt immer…
zuletzt immer
setzen sich
trauervögel nieder
nach vergangenem schönen
breiten
die riesigen schwingen aus
wie segel
die blutkanäle hinunter
gewinnen an fahrt
dass es rauscht
in den ohren
vernehm ichs
und machen sich langsam
nur langsam davon
tanzende füsse…
tanzende füsse
sind mehr
als bewegung im raum
sind begleiter in die freude
in die glückseligkeit
tanzende füsse
sind das wesen des menschen
verborgenes glück
sind auch träger des schweren
beweger von leid
verwandeln und wandeln
das leben
ins menschlich erträgliche
tanzen ist leben
tanzen ist freude
die gestalt des menschen
in göttlichem licht
tanzen ist leben
tanzen ist leid
die seele des menschen
gehalten im ursprung
tanzende füsse
im wandel der zeit
die räume aufreissen…
die räume aufreissen
die ich durchmesse
im wort
den geheimen satz
an die wand singen
hören
wie er tönt
und ob er sich
neu erschliesst
so hinausgeschleudert
im raumklang
sich wieder verliert
und zurück findet
in mein herz
so entblösst
mein haar wird grau…
mein haar wird grau
angesichts
dass die blätter fallen und
angesichts
dass mein haar wird grau
sehe ich
dass wir sterben müssen
mitten im leben
begegnet es uns
lassen müssen wir
ganz leicht werden
noch in dieser zeit
damit einst
unsere seele steigen kann
sich hindurchschlängeln kann
auf den sternenbahnen
auf unserer reise
zur grossen mutter
der zeit
zur zeitlosen moira
die schicksal gibt
und schicksal nimmt.
ganz wie ich will